Vancouver

Fortsetzung Rocky Mountains-Reisebericht USA / Kanada im September 2008

Dienstag, 09.09.2008 Vancouver

Früh brechen wir auf, bis nach Vancouver sind es noch etwa 350 km. Leider verschlechtert sich das Wetter zusehends. Als wir die größte Stadt British Columbias erreichen, ist es zwar trocken, aber grau in grau – von den Einheimischen als Permagrey bezeichnet. Vancouver liegt direkt am Meer und wird von Bergen eingerahmt.

Vancouver - Steam Clock - GastownNachdem wir uns einigermaßen orientiert haben, fahren wir nach Gastown. Nur eine Ecke vorher werden wir gleich mit den Schattenseiten der Stadt konfrontiert. Auf einem Platz lungern jede Menge Obdachlose und ziemlich schräge Typen herum. Auch der mysteriöse Austausch von Bargeld gegen kleine Päckchen weißen Pulvers bleibt uns nicht verborgen.

Mit einem leicht unwohlen Gefühl schlendern wir die Water Street entlang. Historische Gebäude, die farbenfroh renoviert wurden und alte Gaslaternen säumen die Straße. Es gibt eine Menge an kleinen, originellen Läden und witzigen Restaurants / Bars. Das Highlight ist eine dampfbetriebene Uhr, die an der Ecke Cambie Street steht. Alle 15 Minuten findet eine Dampfexplosion statt, die Dampfpfeifen lassen den berühmten Westminster-Glockenschlag erkennen.

Am Canada Place ragt das Wahrzeichen der statt in den Himmel. Das in der Anmutung weißer Segel gestaltete Gebäude wurde als kanadischer Pavillon zur Weltausstellung 1986 erbaut. Seinerzeit diente es als Kongresszentrum, wird aber derzeit um das benachbarte Burrand Landing erweitert, um zukünftig als Vancouver Trade und Convention Centre genutzt zu werden. Unter anderem befindet sich ein IMAX-Kino im Gebäude, wo wir uns kurzentschlossen einen Film über Wale und Delfine ansehen.

Canada Place - Vancouver
Canada Place

Als wir das Kino verlassen, scheint erfreulicherweise die Sonne. Wir schlendern noch etwas durch den Heritage District. Hier sind insbesondere viele Designer Läden angesiedelt haben. Derzeit gibt es eine Menge Baustellen, alles scheint sich auf die 2010 hier stattfindenden olympischen Winterspiele vorzubereiten.

Vancouver Skyline
Vancouver Skyline

Über die Howe Street fahren wir durch das Hochhäuser-Meer zur English Bay. Die Beach Ave. führt am Sunset Beach entlang. In der Denman Street finden wir ein von außen nicht besonders schönes, dafür aber bezahlbares Hotel. Die Zimmer im English Bay Hotel sind sauber und eine Parkmöglichkeit gibt es ebenfalls. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Stanley Park. Eigentlich hatten wir vor, für die Erkundung Fahrräder auszuleihen, finden aber keinen Anbieter im Park.

Der Stanley Park gilt als besonderes Highlight der Stadt, uns wundert nur, dass man diesen mit dem Auto durchfahren kann; sogar der Highway an die Nordküste verläuft hier durch. Einen schönen Blick auf die Wolkenkratzer-Skyline hat man vom Aussichtspunkt an der Lion’s Gate Bridge.

Lions Bay Bridge
Lions Bay Bridge

Im östlichen Zipfel des Park sehen wir uns die skurrilen, bunten Totem Poles an, wobei es sich um eine Sammlung echter Totempfähle der Kwagiulth Indianer handelt, die früher hier lebten. Entlang der Seawall Promenade hat man eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt und das herausragende Canada Place-Gebäude. Auf dem Wasser heben immer wieder Wasserflugzeuge zu Rundflügen ab. Insgesamt herrscht reges Treiben im Park. Viele Walker, Jogger und Radfahrer sind unterwegs und natürlich jede Menge Touristen.

Totem Pole
Totem Pole

Zum Sonnenuntergang setzen wir uns an den English Bay Beach. Die Sonne geht hinter den Bergen vor einer Kulisse aus Booten unter. Auch hier ist wird wieder die Schattenseite der Großstadt deutlich, am Strand lungern einige Obdachlose herum.

Anschließend schlendern wir die angesagte Denman-Street entlang. Hier gibt es alle möglichen witzigen Läden und ausreichend Gastronomie. Uns spricht besonders das japanische Restaurant Kingyo an, wo wir vorzuzüglich speisen. Unter anderem gibt es eins der edelsten Rindfleischsorten (Kobe-Beef) zu probieren und jede Menge Sushi. Auch bei Japanern ist das Restaurant ziemlich angesagt.

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Mittwoch, 10.09.2008 Vancouver Island – Duncan – Victoria

Nach einem kurzen Starbucks-Frühstück machen wir uns auf nach Horseshoe Bay. Leider verpassen wir die Fähre nach Vancouver Island nur um wenige Minuten und haben zwei Stunden Wartezeit, die wir uns im Horseshoe Bay Park vertreiben.

Die Überfahrt nach Nanamo dauert etwa 1 ½ Stunden. Vancouver Island ist die größte Insel im Nordpazifik und liegt direkt vor der Küste British Columbias. Auf der 450 km langen Insel gibt es ein imposanten Gebirgsmassiv, schneebedeckte Gipfel sowie zahlreiche Flüsse und Seen. Doch auf den ersten Blick erschließt sich die landschaftliche Schönheit nicht, zumindest nicht, wenn man den breit ausgebauten Island Highway nach Victoria, was ca. 120 km weiter südlich liegt, fährt. Wir hatten eine ruhige, weniger dicht besiedelte Insel erwartet. Stattdessen ist es rechts und links des Highways fast durchgängig besiedelt oder wurde von großen Einkaufszentren eingenommen. Im Norden der Insel soll dies anders sein, aber das werden wir bei unserem kurzen Stopover nicht erkunden können.

Das kleine Städtchen Duncan, auch als „Stadt der Totempfähle“ bekannt, sehen wir uns näher an. Ein markierter Fußweg führt an den etwa 80 Pfählen, mit denen sich die Stadt schmückt, vorbei. 4.500 Jahre hatte der indianische Stamm der Cowichan in diesem Gebiet gelebt und eine vielseitige Kunst entwickelt. Als Erinnerung an die indianische Vergangenheit wurden Künstler mit der Erstellung der Totempfähle beauftragt.

Duncan - Totem Poles
Duncan - Totem Poles

Um wenigstens noch etwas von der Landschaft zu sehen, fahren wir zum Cowichen Lake. Als wir diesen nach 30 km erreichen stellt sich schnell heraus, dass wir uns den Umweg hätten sparen können, da es eigentlich nur ein gut erschlossener Bade- und Wassersport-See ist.

In Victoria angekommen erkundigen wir uns im Besucherzentrum nach einem Quartier und entscheiden uns für ein ruhig gelegene B & B (Shakespeare House), etwas abseits des Zentrums.

Das 300.000 Einwohner Städtchen gefällt uns sehr gut. Hier tickt das Leben deutlich langsamer als in Vancouver. Es macht Spaß, am Hafen entlang zu schlendern. Dahinter ragt das riesige Gebäude des Fairmont Express Hotel auf. Dieses wurde 1908 erreichtet. Ein kurzer Blick in das Hotel, das man als Nichtgast nur durch den Seiteneingang betreten darf – lohnt sich; das pompöse Innere lässt uns staunen.

Fairmont Express Hotel
Fairmont Express Hotel

Schräg gegenüber steht das vom selben Architekten erbaute Parlamentsgebäude, das abends kitschig beleuchtet wird. Auch einen Bummel durch die Altstadt mit vielen gut restaurierten Fassaden und einer angenehm belebten Atmosphäre sollte man sich nicht entgehen lassen.

Altstadt Victoria
Altstadt von Victoria auf Vancouver Island

Rund um den Hafen gibt es jede Menge kleiner Läden und viele Restaurants und Pubs. Momentan ist Lachsfang-Saison, aber auch andere Fisch- und Meeresfrüchte-Gerichte werden in fast jedem Restaurant frisch zubereitet.

 

Donnerstag, 11.09.2008 Vancouver Island

Nachdem wir in unserem Bed & Breakfast ein leckeres Frühstück mit frischen Muffins genossen haben, fahren wir zum Inner Harbour, um die für Morgen geplante Fährüberfahrt zu organisieren. Da wir den Mietwagen nicht in Kanada zurückgeben können, müssen wir nach Seattle, sparen uns aber immerhin die Fahrstrecke zurück nach Denver. Andernfalls wäre es einfacher, von Vancouver direkt nach Deutschland zu fliegen. Die direkte Autofähre nach Seattle fährt zu dieser Jahreszeit leider nicht, so dass wir nach Port Angeles übersetzen müssen. Bedauerlicherweise erfahren wir, dass keine Reservierungen mehr angenommen werden, wir jedoch das Auto schon abends abstellen können, um sicherzustellen, dass wir auch mitkommen.

Für 12:00 h haben wir eine Whale Watching-Tour gebucht, bis diese beginnt, verbleiben noch zwei Stunden Zeit. Kurzentschlossen entscheiden wir uns für einen Besuch des Royal British Columbia Museums, das meistbesuchte Kanadas. Anschaulich wird die Geschichte British Columbias vermittelt und teilweise durch Gerüche und Geräusche untermalt. Die Ausstellungsstücke wirken sehr lebensecht, wie beispielsweise ein Mammut aus der Eiszeit oder Behausungen und Artefakte der Ureinwohner.

Mammut - Royal British Columbia Museum
Mammut - Royal British Columbia Museum in Victoria

Für unsere Walbeobachtungstour mit einem Zodiac werden wir erst einmal eingekleidet und erhalten einen wasserdichten Overall mit integrierter Schwimmweste. Langsam fahren wir aus dem Hafen heraus. Anschließend geht es zügig weiter aufs offene Meer. Vor uns sehen wir bereits die Bergsilhouette der USA mit teilweise schneebedeckten Gipfeln.

Zodiac - Whale Watching - Walbeobachtung
Zodiac - Whale Watching - Walbeobachtung

Nach 20 Minuten sichten wir die ersten Wale, die langsam an uns vorbei ziehen und zum Atmen kurz Auftauchen. In dieser Region gibt es 80 Killerwale (Orca), die sich ständig hier aufhalten, einige Exemplare werden auf ein Alter von über 100 Jahre geschätzt. Eigentlich handelt es sich bei den Orcas im engeren Sinne um Delfine. Ihren Namen haben sie, weil diese Walart als Einzige nicht nur Fische und Pflanzen, sondern auch Säugetiere, also Delfine, Robben und sogar andere Wale angreifen und fressen.

Killerwal - Orca
Killerwal - Orca

Die Tiere können Boote schon weit im Voraus orten und bis zu 15 Minuten unter Wasser bleiben. Mittels eines Hydraphones (ein Unterwasser-Mikrofon) können wir die Töne hören, die die Wale untereinander abgeben. Zweimal haben wir sogar das Glück einen Wal springen zu sehen, meistens tauchen diese jedoch nur kurz auf um zu Atmen und eine Wasserfontäne auszustoßen.

Killerwal - Orca
Killerwal - Orca

Wir fahren zu einer vorgelagerten kleinen Insel, auf der ein noch betriebener Leuchtturm steht. Die Felseninsel wird von zahlreichen Seelöwen, Seehunden und Möwen umlagert, entsprechend ist der Gestank.

Seehunde

Auf der Weiterfahrt sehen wir noch etliche Wale, zum Schluss können wir rund um das Boot immer wieder Tiere auftauchen sehen. Wir schätzen an die 30 – 40 Tiere gesehen zu haben und sind absolut begeistert. Natürlich macht auch die Fahrt mit dem Zodiac eine Menge Spaß. Bei entsprechender Geschwindigkeit hüpft man regelrecht über die Wellen.

Nachmittags fahren wir zu den etwa 20 km nördlich von Victoria gelegenen Butchart Gardens und besichtigen eine der schönsten Gartenanlagen, die wir bisher gesehen haben. Die 22 ha große Anlage ist überaus gepflegt und sehr liebevoll angelegt. Überall blüht es in voller Pracht. Kleine Teiche und Wasserfontänen runden das Bild ab. Besonders schön ist der Rosengarten, mit Rosenarten aus aller Welt, sowie der verspielt angelegte japanische Garten. Ein schöner Rundweg führt an den schönen Rabatten vorbei. Der Besuch ist sehr empfehlenswert.

Butchart Gardens Vancouver Island
Butchart Gardens auf Vancouver Island bei Victoria

Nachdem wir im B&B unsere Koffer schon einmal zusammengepackt haben, fahren wir diese mit dem Auto zum Fähranleger um sicherzustellen, die 10:30 h-Fähre am nächsten Morgen zu erreichen. Wir sind das 2. Auto, das dürfte kein Problem sein. Anschließend schlendern wir durch Downtown und speisen im Restaurant Sauce.

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Freitag, 12.09.2008 Port Angeles – Seattle

Nach dem Frühstück laufen wir zum Fähranleger. Der Parkplatz ist um 9:00 h bereits gut gefüllt. Anderthalb Stunden vergehen mit Einreiseformalitäten und Fahrzeugkontrollen, bevor wir auf das Schiff fahren dürfen. Letztes Ziel unseres Urlaubs ist Seattle - Washington.


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Letzte Aktualisierung: Oktober 2008 – © Anke Schlingemann und Detlef Hälker