Marokko
Marokko-Rundreise
Casablanca - Rabat - Chefchaouen - Moulay Idriss - Volubilis -
Meknès - Fès - Ifrane - Midelt - Errachidia - Rissani -
Merzouga - Erg Chebbi - Tinerhir - Todra-Tal - Dades-Schlucht -
Ait Ben Haddou - Marrakesch
Freitag, 22.03.2024: Anreise - Marrakesch/Casablanca
Erstmalig haben wir eine organisierte Rundreise „Marokko aktiv“ in einer Kleingruppe über Ikarus Tours gebucht. Nach einem gut dreistündigen Flug erreichen wir Marrakesch. Von hier geht es per Bus-Transfer direkt weiter nach Casablanca. Angesichts des hektischen Verkehrs sind wir zunächst froh, nicht selber fahren zu müssen. Unser erster Eindruck ist, dass die Stadt außerhalb der Innenstadt mit vielen uns bekannten Markenläden (McDonalds, Starbucks, IKEA) einer westlichen Großstadt gleicht.
Doch das Bild ändert sich. Nachdem wir den hektischen Verkehr in Marrakesch hinter uns gelassen haben, fahren wir durch eine karge, ockerfarbene, flache Landschaft, aus der ab und an grüne Oasen (dank Brunnenbewässerung) oder Olivenhaine hervorstechen. Auf halber Strecke wird es zunehmend hügeliger. Die Fahrt nach Casablanca über die gut ausgebaute mautpflichtige Autobahn dauert etwa drei Stunden.
Schon aus der Ferne kündigen die im Dunst liegenden Silhouetten der Hochhäuser die größte und wirtschaftlich bedeutendste Stadt Marokkos an. Doch zunächst passieren wir die ärmlichen Außenbezirke.
Bei Dämmerung erreichen wir das Stadtzentrum. Es herrscht relativ wenig Verkehr und wir müssen feststellen, dass viele Geschäfte geschlossen haben. Ein typisches Zeichen dafür, dass wir während des Ramadans unterwegs sind und dass das heutige Fastenbrechen begonnen hat.
Das Hotel Idou Anfa liegt am Boulevard d’Anfa im relativ wohlhabenden Villenviertel Anfa, wo sich ebenfalls zahlreiche Konsulate und Luxushotels befinden.
Erstaunlicherweise ist das Hotel ausgebucht. Offensichtlich treffen sich hier zahlreiche arabische Familien zum gemeinsamen Fastenbrechen nach Einbruch der Dunkelheit. Das Panorama-Restaurant im 16. Stock ist zumindest hierfür reserviert.
Wir haben angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit keine Lust mehr, außerhalb des Hotels ein Restaurant aufzusuchen und begnügen uns mit dem Angebot des Hotels; immerhin können wir aus drei Speisekarten wählen.
Samstag, 23.03.2024 Casablanca - Rabat - Chefchaouen
Der Tag beginnt mit einer kurzen Stadtrundfahrt durch Casablanca.
Die bedeutende und durchaus beeindruckende Moschee Hassan II (die größte Moschee Marokkos) sehen wir leider nur von außen, obwohl dies eine der ganz wenigen Moscheen in Marokko ist, die auch für Nicht-Muslime zur Besichtigung offen ist. Im Stadtzentrum findet man wenige Beispiele an Art-Deco-Gebäuden, aber ansonsten ist die Stadt eher uninteressant.
Auf der langen Fahrt nach Chefchaouen machen wir einen längeren Zwischenstopp in Rabat (ca. 620.000 Einwohner). Die Hauptstadt Marokkos liegt am Atlantischen Ozean.
In der Neustadt befindet sich der gut bewachte Königspalast, der aus zahlreichen niedrigen Gebäuden im maurischen Stil besteht, die wir leider mur von Außen besichtigen können.
Viel beeindruckender sind der Hassan-Turm und das direkt gegenüber liegende Mausoleum Mohammed V. Das Mausoleum wurde aus Carrara-Marmor errichtet und ist auch im Inneren aufwändig verziert. Hier haben wir endlich mal eine halbe Stunde Zeit, um uns in Ruhe umzuschauen.
Die Medina (Altstadt) wird von einer mächtigen Mauer umschlossen, aber auch diese besichtigen wir nicht, um statt dessen mit der Gruppe zu einem schlechten Restaurant zum Mittagessen zu fahren. Vorher haben wir aber noch die Gelegenheit, durch die Festungsanlage Kasbah des Oudaias, die aus der Berber-Ära stammt, zu bummeln.
In den engen Gassen gibt es ein paar kleine Geschäfte. Sehr schön sind der andalusische Garten sowie das kleine Terrassencafé Maure, wo sehr leckere Backwaren angeboten werden.
Nach dieser kurzen Stippvisite verlassen wir die städtische Infrastruktur. Damit hat auch der Wohlstand ein Ende. Die Außenbezirke sind ärmlich.
Weiter nördlich ändert sich das Landschaftsbild. Das Land ist fruchtbarer und wird landwirtschaftlich genutzt. Die Felder werden überwiegend von Hand bestellt. Esel dienen als Lasttiere. Auf der Fahrt durch das zerklüftete Rif-Gebirge werden wir ordentlich durchgeschüttelt und kommen leider nur langsam voran.
Chefchaouen begrüßt uns in der Dämmerung mit seinen blauen Häusern, die sich malerisch an den Berghang schmiegen.
Hier beziehen wir im charmanten Riad-Hotel Dar Echchaouen unser Zimmer, das liebevoll eingerichtet ist. Ein wunderschöner Patio und kleine Sitznischen würden zum Verweilen einladen, wenn es etwas wärmer wäre.
Nach dem Abendessen drehen wir noch eine kleine Runde durch die engen Altstadtgässchen und freuen uns darauf, diese bei Tageslicht zu erkunden.
Sonntag, 24.03.2024 Chefchaouen
Der Tag beginnt mit einer Wanderung durch die Gebirgslandschaft und bietet schöne Ausblicke auf Chefchaouen und die über der Stadt thronende Festungsmauer. Allerdings wandern wir nicht wie geplant nach Azilane, weil aufgrund des Ramadan das dort geplante Mittagessen bei einer einheimischen Familie ausfällt, sondern wir wandern einfach einen Berg hinauf und wieder hinunter.
Auf dem fruchtbaren Boden wird Landwirtschaft betrieben. Beim Anblick der Ackerlandbestellung mit Pferden und Pflug fühlt man sich zeitlich um Jahrhunderte zurückversetzt. Und auch die Ziegenhirten scheinen aus einer anderen Zeit zu stammen. Für das spätere Mittagessen musste unser Reiseleiter improvisieren, aber auf dem Rückweg werden wir in einer kleinen Pension passabel mit zwei frischen Hühnern, selbst angebautem Biogemüse und selbst gebackenem Brot verköstigt, dargereicht in der für Marokko typischen Tajine (ein spezieller Tontopf).
Rechtzeitig vor Ausbruch des nächsten Regenschauers erreichen wir wieder das Hotel. Bei einem marokkanischen Tee machen wir eine Siesta und warten das Ende des Regens ab. Anschließend erkunden wir ausgiebig die Altstadt. Diese hat durch die blau getünchten Häuser einen ganz besonderen Charme.
Die Häuser sind zum Teil mit schönen Türen und Fenstern verziert. Viele Treppenstufen führen durch die engen, verwinkelten Gassen. In winzig kleinen Läden wird traditionelles Handwerk betrieben, Schuhe werden besohlt, Uhren repariert, Schmuck gefertigt und vieles mehr. Vor einem weiteren Regenschauer suchen wir Zuflucht in einem Café. In den verwinkelten Gassen kann man sich durchaus verlaufen. Doch schon bald haben wir uns wieder orientiert. Auf uns wartet das Abendessen im Hotel.
Montag, 25.03.1967 Moulay Idriss - Volubilis - Meknès
Auf dem Weg nach Meknès fahren wir erneut durch die fruchtbare Landschaft des Rif-Gebirges. Am frühen Nachmittag erreichen wir die kleine, aber „heilige Stadt“ Moulay Idriss (12.000 Einwohner). Sie ist benannt nach dem ersten Herrscher eines unabhängigen marokkanischen Reiches. Die Grabstätte von Moulay Idriss befindet sich in einem großen Komplex mit einer Freitagsmoschee, mehreren Innenhöfen und Koranschulen und macht sie zum bedeutendsten Wallfahrtsort Marokkos, aber auch hier ist wieder nur Fassadentourismus möglich. Die "heilige Stadt" durfte bis zum Beginn des französischen Protektorats von Nicht-Muslimen nicht betreten werden.
Zentraler Platz des Ortes ist der Sahat Massira el-Khadra, der von arkadengesäumten Geschäftshäusern, Cafés und Restaurants eingerahmt wird. Doch auch hier gibt es während des Ramadans nur wenig zu entdecken. Die Cafés und Geschäfte sind weitestgehend geschlossen. Auf dem kleinen Souk werden Obst, Gemüse und Fleisch (tot und lebendig) angeboten.
Anschließend fahren wir nach Volubilis. Diese antike Stätte aus der Römerzeit gehört seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe. Bei den Ruinen handelt es sich um die am besten erhaltenen Monumente der römischen Antike in Marokko.
Nachdem die Römer Nordafrika im 5. Jahrhundert an die Vandalen verloren hatten, wurde Volubilis zunächst weiter genutzt, geriet dann aber in Vergessenheit. Später wurde ein Teil des Marmors für die Prachtbauten im nahen Meknès verwendet und auch das schwere Erdbeben 1755 hat die Ruinen in Mitleidenschaft gezogen.
Im Jahr 1915 begannen französische Archäologen mit ersten Ausgrabungen. 1997 wurde Volubilis als erste vor-islamische marokkanische Kulturstätte als Weltkulturerbe anerkannt. Auf der Besichtigung, die wir lieber ohne die Gruppe für uns machen, erhält man einen schönen Eindruck. Allerdings werden die verbliebenen Mosaikböden nicht besonders geschützt. Auch wurden viele Monumente abgebaut und sind weltweit in Museen zu sehen.
Nachmittags erreichen wir die Königsstadt Meknès (etwa 750.000 Einwohner). Heraus sticht die pompöse Palast- und Festungsarchitektur. Schier endlose Mauern mit einigen imposanten Stadttoren kennzeichnen die Stadt.
Das Hotel Palais Didi hat wieder einmal einen ganz besonderen Charme. Das Palais aus dem 17. Jahrhundert ist im typischen marokkanischen Stil gestaltet und befindet sich direkt in der Altstadt.
Von hier wagen wir (ohne Guide) eine Tour durch die Altstadt. Es ist nicht ganz einfach, sich in dem Gewirr von engen, verwinkelten Gassen zu orientieren. So erhalten wir nur einen kleinen Eindruck der Medina, in der so kurz vor dem Fastenbrechen das Leben zu erwachen scheint. Offensichtlich machen wir einen etwas hilfsbedürftigen Eindruck, denn häufig wird uns Hilfe angeboten. Zum Schluss geleitet uns ein Polizist zum nächsten Stadttor, von dem aus wir zum Hotel zurückfinden.
Um Ankes Geburtstag zu feiern haben wir uns das Restaurant Collier de la Colombe im dazugehörigen ***Restaurant ausgesucht. Mit etwas Mühe, Unterstützung durch Einheimische und völlig durchnässt finden wir das Restaurant und genießen ein schönes Abendessen und einen leckeren marokkanischen Rotwein. Alkohol ist in marrokanischen Restaurants selten zu finden und entsprechend teuer. Aber der Rotwein ist wirklich gut.
Dienstag, 26.03.2024 Meknès - Fes
Heftige Regenschauer machen die Erkundung der ehemaligen Königsstadt Meknès praktisch unmöglich. Das Alternativ-Programm wäre die Besichtigung des Museums Dar Jamai (marokkanische Volkskunst), doch auch hier macht uns der Ramadan einen Strich durch die Rechnung. So steuern wir zunächst ein französisches Einkaufszentrum an, wo vor 11 Uhr jedoch lediglich der Supermarkt geöffnet ist. Schirmlos führt uns der Guide zu einem Souk in der Medina, aber geschlossene Läden in einem baulich heruntergekommenen Souk sind wenig interessant. Erwartungsgemäß hat auch das Mausoleum geschlossen. Kurzerhand brechen wir den Stadtrundgang ab.
Aus dem Bus heraus erhaschen wir einen noch kleinen Eindruck der imposanten Stadttore. Nach einem diesmal erfolgreichen Stopp im Einkaufszentrum verlassen wir beschirmt die Königsstadt.
Ein spannendes Erlebnis ist die Weinprobe bei der Domaine de la Zouina. Dieses Weingut ist im Besitz von zwei französischen Weingütern aus dem Bordeaux, die entsprechend auch die Kellertechnik importiert haben.
Auf einer Führung erhalten wir einen informativen Eindruck der Produktion bis hin zur Abfüllung und Etikettierung. Neben Stahltanks und Holzfässern experimentiert man mit Amphoren aus Ton. Auf der anschließenden Weinprobe probieren wir zwei passable Rosé-Weine und einen sehr guten Cabernet Sauvignon, eine Flasche des Topweines nehmen wir für 30 Euro mit nach Hause.
Anschließend geht es weiter nach Fès. Mit etwa 1,1 Mio. Einwohner ist es die drittgrößte Stadt Marokkos. Das Riad-Hotel Palais d‘Hotes Suites & Spa liegt im Altstadtviertel Fès El Bali. Von außen lässt sich nicht vermuten, welch prächtige Palast sich hier befindet. Alles ist aufwändig mit Marmor und Mosaik verziert und von der Dachterrasse hat man einen tollen Ausblick auf die Altstadt.
Wagemutig und ausgestattet mit einem Stadtplan trauen wir uns nachmittags ohne Guide in die Altstadt. So finden wir auch einen Souk, der gleich hinter dem Stadttor Bab Boujeloud beginnt.
Hier scheinen weitestgehend nur Einheimische einzukaufen. So laufen wir durch die engen Gassen und schauen uns das Warenangebot an. Unmissverständlich wird uns später mitgeteilt, dass das angesteuerte Tor aktuell nur von Moslems passiert werden kann und wir uns in einer Sackgasse befinden. Die nicht ganz detaillierte Karte gibt nur einen Anhaltspunkt an Orientierung. Doch wieder einmal gibt es hilfsbereite Menschen, die uns aus dem Gewirr an Gassen heraus leiten. Auch wenn wir diesen mit Skepsis begegnen, werden wir zuverlässig geführt.
Zurück im Hotel nehmen wir gerne das gastronomische Angebot in Anspruch. Auf der geschützten Dachterrasse dinieren wir und genießen den Blick auf die Lichter der Altstadt.
Mittwoch, 27.03.2024 Fes
Auf dem Weg zum Töpferviertel haben wir einen schönen Panoramablick auf die Festung Borj Sud.
In einer Töpferei in der Nähe von Fès erhalten wir eine Einführung in das hiesige Töpferhandwerk und können bei den zahlreichen Arbeitsschritten der Mosaikherstellung zusehen. Hier werden beispielsweise die Tajine Töpfe angeboten und verschiedenes Geschirr in wunderschönen Mustern.
Am ehemaligen Sultanspalast (heute Königspalast) im Altstadtviertel Fès El Djedid werden wir anschließend wieder abgesetzt.
Nachdem wir das Eingangsportal des Palastes bewundert haben, bummeln wir durch das renovierte jüdische Viertel. Auf den monumentalen Stadtmauern haben Störche ihre Nester gebaut.
Der Guide führt uns durch die labyrinthartigen Gassen zum Souk, der hier zum Teil mit wunderschönen Mosaikböden und Wänden dekoriert ist. In schmalen Geschäften bieten die Händler ihre Waren an. Es gibt zahlreiche Gewürz- und Parfümhändler oder auch Stoffe und Kleidung, wie beispielsweise die langen Kapuzenmäntel Djelkaba Gandoura, die in Marokko von Männern über der normalen Kleidung getragen werden.
Schmieden, Tischlern, Schustern, Schneidern und anderen Handwerkern können wir bei der Arbeit zusehen und erhalten in einer kleineren Weberei eine Führung. Bei der al-Qarawiyin-Moschee erhaschen wir einen Blick in den Innenhof, wo aktuell gebetet wird.
Zum UNESCO Weltkulturerbe gehört auch die ehemalige Koranschule Attarin-Medrese, die wir erfreulicherweise besichtigen können. Der fast quadratische Innenhof ist mit Stuck- und Holzarbeiten reich verziert.
Ein besonderes Erlebnis ist die Besichtigung des Gerber-Viertels. Von einer Aussichtsterrasse beobachten wir, wie die gereinigten und enthaarten Tierfelle in steinernen Bottichen eingefärbt werden. Die Arbeiter ziehen zum Teil ungeschützt die Lederhäute durch die Farben. In den riesigen Verkaufsräumen werden Lederbekleidung, Taschen und Schuhe angeboten.
Abends speisen wir erneut im Riad.
Donnerstag, 28.03.2024 Fes - Ifrane - Azrou - Midelt - Errachidia
Heute steht ein Fahrtag durch das mittlere Atlasgebirge an. Dieses trennt den Norden vom Süden Marokkos.
Erfreulicherweise scheint heute die Sonne. Schon bald ändert sich das Landschaftsbild. Zedernwälder und kleine Schneefelder kommen in Sicht. Der erst kürzlich gefallene Schnee ist aber schon fast wieder weggeschmolzen.
Etwa 70 Kilometer von Fès entfernt erreichen wir auf etwa 1.650 m Höhe Ifrane, der als mondäner Wintersportort gilt, für uns aber keinen Charme hat. Bekannt ist der Ort auch für seine private Elite-Universität al Akhawain, die jedoch nur einem dem König nahestehendem Kreis offensteht.
Später fahren wir durch den Berberort Azrou und sehen ein paar Berber-Affen (Paviane). Immer wieder können wir Schafhirten beim Hüten ihrer Herde beobachten.
Auf den Gipfeln des knapp 4.200 m hohen Atlasgebirges, die in der Ferne zu sehen sind, liegt noch Schnee.
Wir fahren durch das trockene Hochplateau und den Col du Zad (2.180 m hoch). Das Landschaftsbild wird zusehends steiniger und im Hintergrund erheben sich die Schneebedeckten Gipfel des Atlas.
Bei einer Pause etwa 30 Kilometer vor Midelt wird leider festgestellt, dass unser Kleinbus (mit mehr als 320.000 km auf dem Tacho) viel Öl verliert. Während wir im Hotel-Restaurant Les Meteorites in Boulajoul unsere Pause ausdehnen, sucht der Fahrer eine Werkstatt auf. Mit eineinhalb Stunden Verzögerung und ausgewechseltem Öl-Filter setzen wir die Fahrt durch das karge Gebirge fort.
Auf der Gebirgsstraße kommt der Kleinbus nun an seine Grenzen und aus dem Auspuff kommt schwarzer Rauch. Mit letzter Kraft und vermutlich auf nur einem oder zwei Zylindern überwinden wir im Schritttempo den Tizi'n Talrhemt (2.260 m) und kommen bergab etwas zügiger voran. Bei nächster Gelegenheit wird erneut Öl nachgefüllt.
Nachdem wir die grünen Oasen der malerischen Ziz-Schlucht passiert haben (für eine Stopp bleibt leider keine Zeit) muss sich der Bus erneut den Berg hinauf quälen. Rechts und links von uns erstreckt sich eine schier endlos wirkende Steinwüste im Dunst und der vom Fluss Ziz gespeiste große Stausee Al Hassan Addakhil taucht auf. Trotz des Sahara-Sandes in der Luft leuchtet das Wasser türkis und wird von mondähnlich anmutenden Felsen eingerahmt.
Durch die Wüstenlandschaft überwinden wir die letzten Kilometer bis nach Errachidia. Froh, doch noch angekommen zu sein, beziehen wir unser Zimmer im Hotel Le Riad. Doch auf das Abendessen müssen wir noch warten, denn die Sonne ist bereits untergegangen und erst einmal werden die Fastenbrecher versorgt.
Freitag, 29.03.2024 Errachidia - Rissani - Merzouga
Erfreulicherweise steht morgens ein neues Fahrzeug für uns vor dem Hotel. Leider ist es heute extrem stürmisch und entsprechend ist die Luft vom Wüstensand diesig.
Wir fahren durch die Wüste. Wunderschön ist das fruchtbare, palmenumsäumte Tafilalet-Tal. In der Oase liegt die Wüstenstadt Erfoud. Die Häuser erinnern zum Teil ein wenig an Sandburgen. Drum herum gibt es Dreschplätze. Hier lebt man von Dattelpalmen und auch Weizen wird angebaut.
Die Regionen ist bekannt für Fossilien und Mineralien. Wir besichtigen die Morabit Marbre Fossils und erhalten eine kurze Einführung zu den hier vorkommenden Fossilien.
Nachdem wir in Rissani das große Stadttor angesehen haben, laufen wir durch einen Souk. Viele Touristen scheinen hier nicht her zu kommen und auch Einheimische sind kaum zu finden. Scheint mal wieder am Ramadan zu liegen. Während der Guide in der Moschee an einer Zeremonie teilnimmt, haben wir die Gelegenheit, den schön angelegten Innenhof der zum Ali Cherif Mausoleum gehörenden Anlage zu erkunden.
Leider wird es noch stürmischer, die Städte sind von Dunst überzogen. In dem kleinen Ort Merzouga (ca. 500 Einwohner) kämpfen wir uns durch den Sandsturm und genießen im Café Noir eine traditionelle "Berber-Pizza", eine Art gefülltes Fladenbrot - eine halbwegs wohlschmeckende Abwechslung zu den Tajinen.
Den Sandsturm überbrücken wir mit einem Konzert im Dorf Khamliya. Hier werden uns die Klänge der traditionellen Gnaoua-Musik vorgeführt, die in unseren Ohren aber weniger wie Musik erschallt.
Anschließend fahren wir zur Unterkunft Les Portes du Desert in Merzouga. Zu weiteren Aktivitäten lädt das stürmische Wetter nicht ein, auch wenn hinter der Anlage bereits die Dünen zu sehen.
Samstag, 30.03.2024: Merzouga - Erg Chebbi Dünen - Wüstencamp
Hurra, der Wind hat sich gelegt! Ein strahlend blauer Himmel erwartet uns. Heute erkunden wir die bis zu 150 m hohen Dünen der Erg Chebbi Wüste. Auf einer Länge von 22 Kilometern erstreckt sich diese bis zu fünf Kilometer breit.
Auf das vorgesehene Kamel-(bzw. Dromedar-)Trekking zum Wüstencamp haben wir nicht so richtig Lust. Erfreulicherweise gibt es einen Quad-Anbieter, bei dem wir eine einstündige geführte Tour buchen können. Natürlich one-way zum Wüstencamp Nomad. Während die restliche Gruppe als Karawane durch die Wüste reitet, ziehen wir lärmend unsere Runden über die Dünen.
Allerdings dürfen wir nur im ersten Gang fahren und kommen ohne ausreichend Anlauf nicht auf jede Düne auf Anhieb hinauf. Von der höchsten Düne hat man einen wunderbaren Panoramablick. An den Ausläufern der Dünen liegen zahlreiche Wüstencamps. Zugegebenermaßen ist an meditativer Stille bei dem Motorenlärm nicht zu denken, aber der Spaßfaktor ist hoch.
Im Wüstencamp werden wir mit einer leckeren Tajine verwöhnt, die ausnahmsweise mal gut gewürzt ist. Anschließend erkunden wir zu Fuß die beeindruckende Dünenlandschaft. Erfreulicherweise sind am frühen Nachmittag keine Quads unterwegs;-). So lassen wir die Sandwüste auf uns wirken. Am späten Nachmittag wird es wieder windig und der aufgewirbelte Sand unangenehm. Zurück im Camp finden wir Schutz.
Zum Sonnenuntergang macht sich dennoch alles auf den Weg in die Dünen. So lärmen erneut die Quads und die Karawanen erklimmen mit Touristen bepackt die Dünen. Doch der traumhafte Sonnenuntergang wird uns aufgrund der sandhaltigen Luft nicht geboten.
In der Küche des Camps wird für uns ein leckeres Abendessen mit selbst gebackenem Brot zubereitet.
Erfreulicherweise hat es sich nach Sonnenuntergang wieder abgekühlt, denn tagsüber sind die Schlafzelte unerträglich warm. Bei Windgeräuschen und Gnaoua-Musik aus dem Nachbarcamp versuchen wir später Schlaf zu finden.
Sonntag, 31.03.2024 Tinerhir - Todra-Schlucht
Das frühe Aufstehen wird mit einem fantastischen Farbenspiel der Dünen durch die aufgehende Sonne belohnt. Eine wunderbare Stimmung.
Zwei Jeeps holen uns nach dem Frühstück vom Wüstencamp ab. Erneut fahren wir in das Atlasgebirge. Doch zunächst ist die Wüstenlandschaft noch flach. Ab und an ragt eine Siedlung heraus. Dank Bewässerung gibt es die ein oder andere Oase. Im Hintergrund tauchen die zum Teil schneebedeckten Gipfel des Atlasgebirges auf.
Auf etwa 800 m Höhe liegt der Ort Arfoud (30.000 Einwohner). Hier haben wir die Gelegenheit, einen traditionellen Viehmarkt zu besuchen. Nutztiere wie beispielsweise Ziegen, Esel oder Kühe werden feilgeboten.
Im nebenstehenden Souk schlachtet man Geflügel eher rabiat von Hand. Es ist der wichtigste Marktort der Region. Die Einheimischen decken sich am heutigen Sonntag auf dem Markt mit Lebensmitteln und Haushaltswaren ein und bieten uns ein authentisches Erlebnis.
Nicht weit entfernt gibt es ein ehemaliges traditionelles Bewässerungssystem. Unter der Erde sind lange Stollen ausgehoben worden. Oberirdisch wurden Brunnenschächte gebaut, um das Wasser abzugreifen.
Ein Gefälle sorgte zusätzlich für die Wasserverteilung. Leider funktioniert dieses ausgeklügelte System aufgrund der zunehmenden Trockenheit heute nicht mehr. Es fällt nicht mehr genug Schnee.
Der bis zu 4.167m (Jabal Toubkal) hohe Gebirgszug des Hohe Atlas erstreckt sich in leichtem Bogen über rund 800 km von Südwesten nach Nordosten. Langsam erklimmen wir das Gebirge bei der Berberstadt Tinerhir im Süden des Hohen Atlas. Die Stadt (ca. 45.000 Einwohner ) liegt auf einem 1.342 m hohen Plateau.
Ein Touareg führt uns durch die Ruinen einer ehemaligen Kasbah. Die Festungsstadt wurde leider bei einem Erdbeben zerstört. In den verbliebenen Ruinen haben sich einige Flüchtlingsfamilien angesiedelt. Leider endet der Rundgang in einer Tapisserie. Bei einem Tee wird uns das zugegebenermaßen hochwertig verarbeitete Handwerk vorgestellt. Allerdings entsprechen die Teppiche nicht unserem Geschmack.
In der Oase Tinerhir (Tinghir) beziehen wir im Hotel Dar Ayour unser Zimmer. Anschließend werden wir durch die engen Gassen zu einer lokalen Familie geführt, die uns ein traditionell zubereitetes (verspätetes) Mittagessen serviert.
Das Hotel liegt direkt am Eingang der Todra-Schlucht oberhalb der schönen Palmengärten. Die grüne Oase wird über ein Bewässerungssystem von der Todra-Quelle gespeist. Auf einem etwas abenteuerlichen Weg durch private Nutzgärten und Wasserläufen werden wir zu den Felswänden geführt.
Auf einer Höhe von etwa 1.400 m hat der Fluss Qued Todra in Tausenden von Jahren eine fantastische Schlucht erschaffen. Die rötlichen, schroffen Felswände sind bis zu 300 m hoch und die Schlucht ist zum Teil nur 10 m breit. Die Händler, die auf den ersten paar hundert Metern ihre Waren anbieten, lassen wir hinter uns und folgen der (leider asphaltierten) Straße in die Schlucht. Aktuell ist kein Wasser im Flussbett. Die Felsformationen bieten ein beeindruckendes Naturschauspiel, einige Kletterer sind auch unterwegs. Im Tal werden Ziegen gehütet und offensichtlich scheinen auch einige Menschen in Felshöhlen zu wohnen.
Abends essen wir einmal wieder Geflügel-Tajine im Hotel.
Montag, 01.04.2024 Dades-Schlucht
Heute geht es durch eine schöne Gebirgslandschaft nach Dades. Auf den Berghängen liegen einige Lehmsiedlungen und erneut sehen wir in der Ferne schneebedeckte Berggipfel.
Sehr schön ist eine kleine Wanderung durch eine Oase bei Tamellalt. Die Mandelbäume blühen und im Hintergrund erhebt sich die farbenfrohe, schroffe Felslandschaft. Besonders schön ist die Felsformation Monkey Fingers.
Der Guide führt uns noch zu einer bekannten marokkanischen Künstlerin, die zudem als Soziologin mehrere Bücher publiziert hat. Fatema Mernisse stammt aus einer alten Berberfamilie, hat sich jedoch lieber der Kunst als dem Teppichhandwerk gewidmet. Wir haben Gelegenheit, das Atelier zu sehen und die Kunstwerke zu bewundern. Auf der Dachterrasse wird uns Tee serviert und wir genießen einen grandiosen Ausblick auf die Felslandschaft.
Das Ende der Dades-Schlucht ist über eine Serpentinenstraße zu erreichen und bietet fantastische Impressionen auf die schroffen Felsen. Für eine längere Wanderung ist es inzwischen zu heiß. So machen wir eine Erfrischungspause. Die letzte Etappe zum Hotel führt noch einmal über die Serpentinen.
Das Hotel Ksar Sultan in Dades liegt ziemlich abseits, bietet aber eine wunderschöne Wohlfühloase mit Sonnenterrasse und Pool. Auch das Abendessen ist überraschend gut, während der Rest unserer Gruppe
Dienstag, 02.04.2024 Dades - Ait Ben Haddou - Marrakesch
Heute steht eine längere Fahrtstrecke nach Marrakesch an. Auf der Fahrt genießen wir erneut wunderschöne Landschaftseindrücke. Auf der Strecke kommen wir an zahlreichen Kasbahs in mehr oder weniger gutem Zustand vorbei.
In Ouarzazate nehmen wir an einer Führung durch das Atlas-Filmstudio teil.
Zu sehen sind verschiedene Filmsets wie das tibetische Mönchskloster aus "Kundun", der F-16-Kampfjet aus "Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil" oder der ägyptischen Tempel aus der deutsch-französischen Großproduktion "Asterix & Obelix: Mission Kleopatra". UNs war nicht klar, wie viele filmische Großproduktionen hier in Marokko entstanden sind.
Etwa 30 Kilometer von den Studios entfernt liegt der Ksar Aït-Ben-Haddou. Die befestigte Lehmstadt (ksar) am Fuße des Hohen Atlas wurde 1987 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes als Beispiel für typische Kasbah-Architektur in Marokko anerkannt.
Auf einem Hügel sind gleich sechs Kasbahs zu einer trutzig aufragenden Wohnburg verschmolzen. Mit einer Finanzspritze von 350 Mio. Euro wurde der komplette alte Ortskern saniert. Leider ist davon heute nicht mehr viel zu sehen. Bedauerlicherweise scheint die Lehmfestung zu zerfallen, was sicherlich auch am Massentourismus liegt. Das Baumaterial aus Lehm und Stroh ist nicht besonders witterungsfest. Die Festungsstadt hat bereits diversen Filmproduktionen als Kulisse gedient, so zum Beispiel 1962 für "Lawrence von Arabien". Für die Produktion des Films "Gladiator" wurde sogar extra ein Stadttor errichtet.
Die letzte Etappe führt durch das Gebirge des Hohen Atlas. Wir werden zwar ziemlich durchgeschüttelt, genießen aber die tolle Gebirgslandschaft.
Über den Tizi n'Tichka-Pass passieren wir auf 2.260 m Höhe das Atlas-Gebirge. Hier kontrastiert farbenfrohes Gestein schön mit einigen sattgrünen Feldern, die auf über 2.000 m Höhe bewirtschaftet werden.
Langsam nähern wir uns Marrakesch (etwa eine Mio. Einwohner). Entsprechend nimmt das Verkehrsaufkommen zu.
Unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte liegt direkt am el-Badi-Palast. Wieder einmal ist von außen nicht zu erkennen, welches Juwel sich dahinter befindet. Das Riad Aladdin ist nett dekoriert und mit alten Möbeln ausgestattet. Die Zimmer sind zwar klein, aber dafür gibt es wunderschöne Patios und eine großzügige Dachterrasse.
Im Restaurant Tanjia, das uns vom Hotel empfohlen wird, speisen wir in durchaus stilvollem Ambiente. Auch hier ist die Speisekarte nicht abwechslungsreicher als bisher, aber gegen Ende des Abendessens werden wir von einer interessanten Bauchtanzaufführung überrascht.
Mittwoch, 03.04.2024 Marrakesch
Nach dem Frühstück starten wir unseren Rundgang durch die Medina (UNESCO Weltkulturerbe) von Marrakesch.
Ein wahres Juwel ist der Bahia-Palast mit wunderschönen Innenhöfen. Der Palast erstreckt sich auf mehr als 8.000 m² Grundfläche und verfügte einst über etwa 160 Räume, Riads und Innenhöfe. Ein Teil der Räume wurde von einem Erdbeben im September 2023 in Mitleidenschaft gezogen und sind entsprechend nicht mehr zu besichtigen. Das Foto suggeriert nur wenige Besucher, tatsächlich waren aber hunderte Touristen schon am Morgen unterwegs.
Auch an der Koutoubia-Moschee sind deutlich die Auswirkungen des Erdbebens vom letzten Jahr zu sehen. Die Außenmauern werden zusätzlich abgestützt.
Eine Besichtigung der Saadier-Gräber, einer Nekropole einer Großfamilie mit wunderschön dekorierten Grabstätten, die erst 1917 wiederentdeckt wurden, ist überaus lohnenswert, auch wenn man hier eine halbe Stunde anstehen muss, um für wenige Sekunden einen Blick auf das Kunstwerk zu erhaschen. Auch die Ben Youssef-Koranschule schauen wir uns an, die ebenfalls im arabischen Stil toll dekoriert ist.
Anschließend geht es einmal wieder durch die Souks. Das farbenfrohe Angebot ist riesig und es gibt viel zu sehen, auch wenn das Warenangebot mittlerweile überwiegend Touristen-Nippes offeriert. Sehr interessant ist die Besichtigung der Herboristerie Bab Agnaou. In dem Kräuterladen werden Heilpflanzen und verwandte Produkte wie Gewürze, ätherische Öle, Blütenessenzen, Tinkturen und Elixiere angeboten. Auf einer Vorführung erfahren wir viel über die heilenden Kräfte der Natur. Insbesondere zu Arganöl, Pomeranzenöl und dem trendigen Kaktusfeigen-Öl (als äußerlich aufzutragendes Botox-Mittel) gibt es viele Informationen. Natürlich werden auch die Heilkräfte der Gewürze wie beispielsweise Kurkuma, Kardamom oder Schwarzkümmel (deren ätherischen Öle helfen bei Erkältung) erläutert. Zu europäischen Preisen darf man die Produkte auch kaufen.
Nachdem wir von einer Dachterrasse dem bunten Treiben auf dem Djemaa el Fna-Platz zugesehen haben, finden wir im Le Jardin Secret eine kleine Ruheoase. Ein Film veranschaulicht, wie dieser vor etwa 10 Jahren eröffnete Garten mit Bewässerungssystem aufwändig angelegt wurde.
Anschließend besuchen wir das Museum Moussasin oder auch Musée de la Musique. Hier gibt es eine Ausstellung traditioneller Musikinstrumente. Für das später stattfindende traditionelle Konzert haben wir uns angemeldet. Aber zunächst widmen wir unsere Aufmerksamkeit den Ausstellungsstücken und dem wunderschönen Palast. Eine Besonderheit des Gebäudes sind Reste einiger Silos, die vom Sultan einst zur Vorratshaltung für Getreide und Saatgut angelegt wurden.
Das anschließende Konzert bietet eine schöne Abwechslung. Auf der Dachterrasse werden wir anschließend mit Tee versorgt und können über die Dächer der Altstadt blicken.
Etwas anstrengend ist der Weg zurück zum Hotel. Kurz vor dem Fastenbrechen suchen sich Mopeds und Karren einen schnellen Weg durch die engen Gassen.
Im Hotel bewundern wir den rötlich gefärbten Abendhimmel von der Dachterrasse bevor es abends zum Restaurant Ksar El Hamra geht. Dieses ist in einem schönen Palast mit begrüntem Innenhof untergebracht. Es gibt zwar nur verschiedene Menüs, die Qualität des traditionellen Essens ist aber passabel. So genießen wir das schöne Ambiente und die traditionelle Life-Musik. Später hat auch noch eine peinlich übergewichtige Bauchtänzerin ihren Auftritt.
Noch einmal bummeln wir zum Djemaa el Fna-Platz. Abends ist dieser ausgesprochen lebhaft. Es gibt diverse Essensstände, die insbesondere von der einheimischen Bevölkerung gut genutzt werden. Das Angebot an Entertainment ist groß. Es wird viel musiziert und es gibt etliche Angebote für Henna-Verzierungen. An den Verkaufsständen werden nun ebenfalls Leuchtartikel und bunte Lampen angeboten.
Wir haben bald genug von dem Trubel und gehen zurück zum Hotel.
Donnerstag, 04.04.2024 Marrakesch
Für mittags haben wir online Tickets für den Jardin Majorelle gebucht. Erneut schlendern wir durch die Altstadt und machen anschließend einen Abstecher zum Stadtviertel Gueliz.
Die Neustadt wurde seit 1916 von den Franzosen angelegt und stellt mit vielen modernen Wohnblöcken, verspiegelten Fassaden und modernen Geschäften einen Kontrast zur Altstadt dar. Das Leben ist ähnlich hektisch, aber in Gueliz eher durch den Autoverkehr. Ein wenig fragen wir uns, wer hier einkauft. Zumindest uns bekannte Markenprodukte sind ähnlich teuer wie in Deutschland.
Im Norden der Neustadt liegt der botanische Garten Jardin Majorelle. Der Modeschöpfer Yves Saint Laurent hat den Garten und das Atelier des französisch französischen Malers Jacques Majorelle vor dem Verfall bewahrt und einen fantastischen arabischen Garten geschaffen.
Zugegebenermaßen wirkt der Menschenandrang etwas abschreckend. Mit der Einlasskontrolle nach Zeitfenstern ist es im Garten letztendlich aber einigermaßen erträglich, auch wenn man wie in einer Karawane hindurchgeführt wird. Der Garten ist in einem tadellos gepflegten Zustand und einfach nur fantastisch. Überall blüht es, es gibt ausgefallene Kakteen, schön gewachsene Palmen und stilvoll angelegte Wasserbecken. Die Gebäude und Verzierungen leuchten farbenfroh blau/gelb. Sehr interessant ist auch die Ausstellung im dazugehörigen Berbermuseum.
Bei heute weit über 30°C wird es uns langsam zu heiß. Mit einem klapprigen Dacia Taxi lassen wir uns durch den hektischen Verkehr zurück zum Hotel bringen, wo wir nachmittags ausgiebig die Dachterrasse nutzen.
Abends gibt es ein schlechtes gemeinsames Abschieds-Abendessen in einem Berber Restaurant in der Nähe unseres Hotels.
Freitag, 05.04.2024 Marrakesch - Rückflug
Bevor wir unseren Rückflug antreten, bleibt noch etwas Zeit. Gleich hinter dem Hotel liegt hinter hohen Mauern der el-Badi-Palast.
Wir betreten einen riesigen Innenhof mit Wasserbecken, Mosaik-Böden und schattenspendenden Gärten. Eine Treppe führt hinunter zu den Kellergewölben. Wo einst Angestellte und Sklaven lebten, gibt es heute Informationen zur Geschichte der Anlage. Sehr gut gefällt uns der Film, der die rekonstruierte Anlage zeigt. Auch wenn nur noch Reste des Palastes zu sehen sind, so gibt er uns einen guten Eindruck, wie hier früher reiche Familie abgeschottet von den Massen lebten.
Anschließend bummeln wir zurück zum Hotel und werden schon bald zum Flughafen gefahren. Noch einmal fahren wir durch die Neustadt, vorbei am modernen Bahnhofsgebäude und dem Opernhaus zum ebenfalls sehr modernen Flughafengebäude. Eine spannende Reise geht zu Ende.
Resümee
Marokko ist ein schönes und überaus vielseitiges Reiseland. Wunderschön waren die tollen Landschaftseindrücke. Die zum Teil schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas kontrastieren mit grünen Wäldern. Aus Wüstenregionen mit Lehmsiedlungen stechen grün Oasen hervor. Wild zerklüftete Felsformationen und tiefe Schluchten gibt es in der Gebirgslandschaft des Atlas und Rif-Gebirges zu bewundern. Von der Küste haben wir wenig gesehen, dafür durften wir die fantastische Dünenlandschaft genießen.
Das Land ist etwa doppelt so groß wie Deutschland (wenn man die umstrittene Westsahara mitrechnet) und dabei nur mit etwa halb so vielen Einwohnern (etwa 35,7 Mio.) besiedelt.
Viel Prunk bieten die Königsstädte. Auf dem Lande ist das Leben von Armut geprägt, bezogen auf das ganze Land liegt das durchschnittliche Jahreseinkommen bei etwa 3.500 € pro Person. Entsprechend können sich nur wenige ein komfortables Leben in den Städten leisten. Das Schulsystem scheint immerhin zu funktionieren, dennoch liegt die Jugendarbeitslosigkeit bedauerlicherweise bei etwa 30 %. Aber der König ist einer reichsten Menschen der Welt.
Marokko stand im 20. Jahrhundert zeitweise unter französischem und spanischem Protektorat. Seit 1956 ist es wieder unabhängig und seit 1992 eine konstitutionelle Monarchie. Trotz leichter Fortschritte bei den Menschen- und Bürgerrechten während der 2010er Jahre beherrscht der König das Land weiterhin autoritär. So ist vor allem die Meinungsfreiheit bis heute stark eingeschränkt, was eine Erklärung dafür sein könnte, dass unser Guide sehr zurückhaltend bei seinen Äußerungen war.
Marokko hat uns mit seiner Vielfalt sehr gut gefallen. Normalerweise sind wir ja meistens für uns alleine unterwegs. Insofern war die Gruppenreise eine neue Erfahrung. Die Vorteile waren, dass wir nicht selbst fahren mussten, besonders in den größeren Städten und zu allen Sehenswürdigkeiten bequem hingeführt wurden. Der Nachteil war ein starres zeitliches Korsett und ein manchmal nerviger Reiseleiter, dem man während der zwei Wochen nicht wirklich entkommen konnte.
Alles in allem hat uns die Reise sehr gut gefallen und wir sind mit vielen schönen Impressionen zurück gekommen.