Sri Lanka
Sri Lanka - Perle im Indischen Ozean
Juni 1992
Purer Zufall und ein Last Minute-Ticket hat uns 1992 - ohne große Vorbereitung - auf diese wunderschöne Insel gebracht. Den deutschsprachigen Reiseführer haben wir bereits in den ersten Tagen in einem Restaurant in Colombo liegen gelassen. Internet gab es seinerzeit noch nicht. So finden wir erst jetzt, 29 Jahre später, die Muße, die Reise anhand von Fotos und einigen Reisenotizen zu rekonstruieren. Hierbei hat natürlich das Internet geholfen, um diesen Reisebericht mit einigen Hintergrundinformationen anzureichern.
Am Sonntag, den 14. Juni 1992 sind wir von Frankfurt nach Colombo geflogen, der Hauptstadt Sri Lankas. Dort angekommen stockte uns erst einmal den Atem, aber nicht aufgrund der faszinierenden Schönheit der Insel. Das klimatisierte Flugzeug verlassend, machte uns das tropisch-warme Klima mit einer gefühlt 100%igen Luftfeuchtigkeit das Atmen schwer.
Mit dem Bus ging es weiter nach Negombo an der Westküste Sri Lankas, etwa 40 km nördlich der Hauptstadt Colombo. Das "Golden Star Beach Hotel", wo wir uns für zwei Wochen eingemietet hatten, gibt es noch heute und erfreulicherweise (wie Bilder im Internet zeigen) noch im gleichen Stil. Die gepflegte Anlage liegt direkt am breiten Sandstrand.
Noch gut erinnere ich mich an die langen Strandspaziergänge, die wir (nachdem wir uns halbwegs akklimatisiert hatten) unternommen haben. Es war unsere erste Reise in ein Dritte-Welt-Land. Der Tourismus war zu der Zeit noch nicht so stark ausgeprägt, spielte aber dennoch bereits eine Rolle. Sehr unangenehm fanden wir damals die vielen bettelnden Kinder, die uns am Strand hinterher liefen. Erwachsene waren keine zu sehen, doch klar war, dass die angestrebten Einnahmen das Familieneinkommen aufbessern sollten. Schon damals galt für uns die Devise, nicht nachzugeben. Kinder, die beim Betteln zu erfolgreich sind, wurden schon damals absichtlich verstümmelt und hatten damit keine Chance, aus dieser Spirale jemals herauszukommen.
Negombo wirkte seinerzeit auf uns auf eine für ein Entwicklungsland typische Art quirlig. Insbesondere die bunten Märkte mit ihrem reichen Angebot an Früchten und Gewürzen habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Die für unser Empfinden sehr hübschen Menschen waren ausgesprochen freundlich und lachten viel. Auch wurde uns durchweg freundlich begegnet. Ein schönes Erlebnis hatten wir, als uns auf dem Rückweg zum Hotel ein Wolkenbruch überraschte. Von jetzt auf gleich wären wir klatschnass geworden, hätten uns nicht Einheimische eingeladen, sich bei ihnen unterzustellen. Auf Englisch haben wir uns gut unterhalten und den nur einige Minuten andauernden Regenschauer abgewartet.
Ein besonderes Erlebnis war es, mit dem Zug in die Hauptstadt Colombo zu fahren. Die Sitzbänke waren so angeordnet, dass man sich gegenüber saß. Auf der Fahrt gingen immer wieder Musiker durch das Abteil oder diverse Waren wurden angeboten. Doch die eigentlich Attraktion schienen wir zu sein. Mit unserer hellen Haut und sonne gebleichten dunkelblonden Haaren fielen wir neben den schwarzhaarigen, dunkelbraunen Menschen ziemlich auf.
Jami Ul-Alfar Moschee
Colombo wirkte auf uns hektisch. Hier herrschte viel Verkehr und Gewusel auf den Straßen. Mit kleinen überfüllten Bussen (die Menschen hingen auch draußen an den Bussen), Motorrädern, Fahrrädern, Tuk Tuks oder natürlich zu Fuß, wuselten die Menschen durch die Straßen. Nachdem wir ein wenig durch die Straßen gelaufen waren und in einem Restaurant gespeist haben, ging es per Tuk Tuk wieder zurück nach Negombo.
Sri Lankas Kulturdreieck
Das besondere Highlight des Urlaubs war eine dreitägige Rundreise in das Kulturdreieck im Herzen der Insel. Bereits auf der Fahrt hatten wir wunderschöne Impressionen der Insel.
So fuhren wir an grün leuchtenden Reisfeldern vorbei. Auf Sri Lanka erfolgt die Kultivierung vor allem auf der Grundlage der altbewährten, schon aus der frühen singhalesischen Königszeit stammenden Stauteich ("Tank")-Bewässerung. Der Reisanbau ist der wichtigste Zweig der Landwirtschaft, der schon seit Jahrhunderten in bäuerlichen Klein- und Familienbetrieben betrieben wird.
Von der Bewirtschaftung der Äcker erhielten wir ebenfalls einen Eindruck. Es wurde mit vollem Körpereinsatz gearbeitet. Zur Unterstützung wurden Rinder eingespannt, von moderner Technik keine Spur.
Kokospalmen spielen eine wichtige Rolle im Export. Viele Straßenstände bieten hoch aufgetürmt ihre Kokosnüsse oder Jackfrüchte an. Ein typisches Getränk auf der Insel ist die Milch der frischen King Coconut ("Thambili"), die gleich aus der aufgeschlagenen Schale getrunken wird.
Auf Sri Lanka begegnet man immer wieder den vier Weltreligionen: Buddhismus, Hinduismus, Islam und Christentum. Da alle Religionen von außen nach Sri Lanka getragen worden sind, spiegeln sie auch die großen Epochen der Besiedlungsgeschichte und die Einflüsse der Kolonialmächte wider.
Elefanten, die als Arbeitstiere eingesetzt werden, waren kein seltenes Bild. Immer in Begleitung eines Führers laufen Sie auf der Straße.
Dambulla-Höhlentempel
Zunächst besichtigen den Dambulla-Höhlentempel (auch als Goldener Tempel von Dambulla bekannt). Er gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist einer der am besten erhaltenen Orte von Höhlenkunst weltweit.
Es gibt mehr als 80 Höhlen sowie 5 Haupthöhlen, in denen sich die buddhistischen Schreine befinden. Die Höhlen beherbergen über 150 Buddha Statuen. Dieser Höhlenkomplex befindet sich 160 Meter über dem Boden in der Mitte eines riesigen Felsblocks.
Polonnaruwa - zweitälteste Stadt Sri Lankas
Unser nächstes Ziel war Polonnaruwa. Die antike mittelalterliche Stadt wurde ebenfalls von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und ist die zweitheiligste Stadt Sri Lankas. Rund 500 Jahre lang war Polonnaruwa vom Dschungel überwuchert, da die tropische Natur sich auf Sri Lanka schnell wieder ihren Platz zurückerobert. Deshalb ist der heutige Anblick von Polonnaruwa umso eindrucksvoller und es ist teilweise erstaunlich, wie gut die einzelnen Gebäude noch erhalten sind.
Vom 11. bis zum 13. Jahrhundert war Polonnaruwa die Hauptstadt des singhalesischen Reiches.
Zu sehen gibt es die Reste des alten Königspalastes, Stupas, Tempel und herrliche Parkund Palastanlagen. Die Parkanlagen im archäologischen Park sind gut erhalten und gepflegt und laden zu einem Bummel durch die üppige Natur ein.
Bemerkenswert ist der Felsentempel Gal Vihara, den riesige, bis zu 14 m hohe Buddhafiguren schmücken. Großartig ist der riesige liegende Buddha.
Felsentempel Gal Vihara - liegender Buddha
Felsenfestung Sigiriya - ein Monolith mit historischer Bedeutung
Nicht weit entfernt erwarteten uns als nächstes Highlight die Ruinen der historischen Felsenfestung Sigiriya. Sigiriya gilt als Asiens besterhaltene Stadt des ersten Jahrtausends. Hier hat seinerzeit eine komplexe Stadtplanung rund um den Felsgrund stattgefunden. Die Felsenfestung thront auf einem etwa 200 Meter hohen Monolithen und findet ihren Ursprung in einem Familienstreit der Königsfamilie im 5. Jahrhundert.
Kasyapa, Sohn einer königlichen Konkubine, ermordete seinen Vater und entriss seinem Halbbruder und rechtmäßigem Thronfolger Moggallana die Krone. Aus Schutz vor einem möglichen Krieg mit seinem Halbbruder erbaute Kasyapa in nur sieben Jahren die Festung Sigiriya. Imposante Bauten, hunderte von Stufen, Gängen und Ziegelmauern und eigene Wasserreservoire auf dem flachen Gipfel überziehen den Felsen. Der Name leitet sich von "Singha Giri" ab, was Löwenfelsen bedeutet. Hier verschanzt sich König Kasyapa mit seinen geraubten Schätzen. Seine Verblendung wird immer größer. Er hält sich für einen Gott, von bösen Mächten bedroht. Die Menschen haben Angst vor ihm, heißt es. Die Felsenburg in Form eines sprungbereiten Löwen wirkt gefährlich. Um diesen Eindruck zu verstärken und damit seinen Feinden Furcht einzuflößen, gestaltet Kasyapa den Eingangsbereich seiner Fluchtburg in Löwengestalt: Ein Löwenkopf, halb in den Fels gehauen, halb aus Ziegeln gemauert, mit Stuck modelliert und bemalt wie einst der ganze riesige Felsen. Durch seinen weit aufgerissenem Rachen führte einst ein Gang weiter in die Höhe.
Die Schreckensfigur hat die Zeit nicht überdauert, heute sind nur noch deutlich die mächtigen Tatzen zu erkennen. Von der Dschungellandschaft umgeben, regierte dieser 18 Jahre lang, ehe Moggallana sein Reich zurückeroberte und Anuradhapura erneut zur Hauptstadt Sri Lankas machte. Seit 1982 gehört Sigiriya zum UNESCO-Weltkulturerbe, auch wenn von den ehemals aus Holz gebauten Gebäuden nur noch wenig erkennbar ist.
Neben den Ruinen lassen sich auch einige über 1.500 Jahre alte Wandmalereien am Felsen entdecken. Überwiegend sind hier barbusige Frauen abgebildet, sogenannte "Wolkenmädchen", die vermutlich halb göttliche Wesen darstellen und denen der Fels als Palast dienen sollte.
Wolkenmädchen - Felsmalereien in Sigiriya
Kandy, die drittgrößte Stadt Sri Lankas
Unser nächstes Ziel ist Kandy. Kandy gilt auch als heilige Stadt und war die Hauptstadt des letzten singhalesischen Königs. Die Stadt liegt mit 500 Metern schon im zentralen Hochland von Sri Lanka.
Der heilige Zahntempel Sri Dalada Maligawa, ist einer der wichtigsten Tempel im Buddhismus von Sri Lanka. Hier befindet sich der linke Backenzahn von Buddha Siddartha Gautama aus dem 4. Jahrhundert. Der Eckzahn, der zuvor in der alten Königsstadt Polonnaruwa aufbewahrt wurde, wechselte mit dem jeweils amtierenden König die Stadt und landete schließlich nach einer Odysee in Kandy, wo der letzte König von Sri Lanka lebte, bis die Briten im frühen 19. Jahrhundert die Insel für sich einnahmen. Der Eckzahn von Buddha wird in einem Goldenen Schrein aufbewahrt. Während der Zeremonie wird für einen Augenblick das Fenster geöffnet und die Gläubigen können einen kurzen Blick auf die heilige Reliquie werfen.
Gleich neben dem Zahntempel liegt der wunderschöne Kandy Lake. Der letzte König von Sri Lanka, Vickrama Rajasinghe, ließ den See neben dem Zahntempel 1807 auf Reisfeldern künstlich errichten. In die Mitte baute er eine kleine Insel, die er zum Baden nutzte und um seinen Harem zu besuchen. Der mit den weißen Mauern umrundete See, sieht einfach malerisch aus.
Der Botanische Garten von Kandy gilt als einer der schönsten botanischen Gärten der Welt. Der Royal Botanical Garten wurde schon 1371 als Lustgarten vom König in Sri Lanka neben dessen Palast angelegt. Über 4.000 Pflanzenarten findet man in dem 80 Hektar großen Botanischen Garten, darunter Orchideen, Palmen und ayurvedische Heilpflanzen oder Gewürze und viele andere exotische Pflanzen. In den Bäumen hängen Flughunde. Sehr schön sind die Palmenalleen und Bambushaine. Bis zu 30 cm wächst die Bambusart pro Tag.
Zum Abschluss besuchten wir eine Folklore Show. Kandy Dances sind traditionelle Tanzveranstaltungen in traditionellen Kostümen. Ursprünglich stammen die Tänze aus dem Hochland um Kandy und sie dienen rituell der Götteranbetung oder Teufelsaustreibung. Im Anschluss an die Tanzveranstaltung findet im Innenhof noch eine Show mit Feuerschluckern statt.
Auf unserer Tour gehörte auch der Besuch einer Elefantenfarm zu unserem Programm. Hier durften wir die Borsten der kleinen Elefanten fühlen, ihnen die (überdimensionale) Flasche geben und zum Abschluss auf einem Elefanten reiten.
Fazit
Es war ein tolles Erlebnis, erstmals in diese für uns so andersartige Kultur einzutauchen. Insbesondere die kulturellen Erlebnisse waren beeindruckend. Leider waren wir damals weder mit einem geeigneten Reiseführer noch mit einer hochwertigen Kamera ausgestattet. Beim Schreiben hat sich der Wunsch gefestigt, dieses tolle Land noch einmal zu besuchen.
Allgemeines
Sri Lanka (knapp 22 Millionen Einwohner) ist ein kleiner Inselstaat im Indischen Ozean, südlich des indischen Subkontinents. Die kürzeste Entfernung zwischen Indien (Kodiyakkarai) und Sri Lanka beträgt 54,8 km.
Die früher unter dem Namen Ceylon bekannte Tropeninsel wurde 1972 in Sri Lanka (Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka) umbenannt. Sri Lanka gilt als die Perle des Indischen Ozeans. Die Übersetzung des Namens ist poetisch: „Sri" könnte mit „erhaben“ übersetzt werden, „Lanka“ mit „leuchtend“. Mir persönlich gefällt die Übersetzung mit „strahlend schönes Land“.
Durch ihre Lage bildete die Insel von der Antike bis zur Moderne einen strategischen Knotenpunkt für die Seefahrt zwischen Vorder- und Südostasien. Der Süden und die Gebiete um Anuradhapura waren Zentren des antiken Buddhismus, wohingegen im Norden und Osten hinduistische Tempelanlagen existierten.
Heute ist das Land eine multireligiöse und multiethnische Nation, in der neben dem Buddhismus und dem Hinduismus das Christentum und der Islam bedeutende Religionen sind. Die Singhalesen machen den größten Teil der Bevölkerung aus. Die Tamilen stellen die größte Minderheit.
Sri Lanka ist bekannt für die Produktion und den Export von Tee (Ceylon), Kaffee, Kautschuk und Kokosnüssen. Die Insel ist aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit und ihres reichen Kulturerbes ein beliebtes Touristenziel.
Sri Lanka wurde über zwei Jahrtausende von verschiedenen lokalen Königreichen regiert, bis im 16. Jahrhundert große Teile der Insel von den Portugiesen und danach von den Niederländern kolonisiert wurden. Nur das Königreich Kandy im Hochland der Insel konnte sich gegen die Kolonisatoren behaupten. 1815 jedoch wurde schließlich das ganze Land Teil des Britischen Weltreichs. Im Jahr 1948 wurde Sri Lanka nach friedlichen Verhandlungen von den Briten unabhängig.