Lettland

Baltikum-Rundreise: Litauen - Lettland - Estland

Reiseziele Lettland im Mai 2005

Lettland-Karte

Von Litauen kommend passieren wir bei Rucava die Grenze. Etwa elf Kilometer hinter der Grenze führt eine kleine Straße zum Pape Seengebiet. Das 1995 gegründete über 50.000 ha große Naturreservat steht unter dem Schutz des WWF Dänemark. Ein WWF Nature House informiert über das Projekt. Von einem Aussichtsturm kann man Vögel beobachten. 271 Vogelarten (ca. 100.000 Exemplare) haben sich hier angesiedelt. Das Gepiepse ist dementsprechend laut aus dem Schilf zu vernehmen, doch abgesehen von ein paar kleinen Vögeln sehen wir (ohne Fernglas) hiervon nichts.

Pape Seengebiet

Eine 26 km lange Schotterpiste umrundet das Seengebiet. Wir begnügen uns mit einem kurzen Abstecher zum 1890 erbauten Leuchtturm, der einzige in Lettland, der so nah am Meer steht. Hier finden wir einen netten kleinen Picknickplatz.

Zurück auf der Hauptstrasse biegen wir nach einigen Kilometern nach Kalinski ab und erreichen das nördliche Ende des 8,3 km langen und bis zu 3,2 km breiten Sees, der allerdings durchschnittlich nur 30 cm tief ist. Um das Gebiet zu renaturieren und das ökologische Gleichgewicht wieder herzustellen, wurden 1999 im Rahmen eines WWF-Projektes 18 Wildpferde hierher gebracht. Diese sind ausschließlich mit geführten Touren zu beobachten. Wir werden bis auf 30m an eine Gruppe von etwa 20 Pferden herangeführt. Die Wildpferde sind nur 1,20 bis 1,30 m groß und haben ein graues Fell. Im April/Mai fohlen die elf Monate lang trächtigen Stuten. Einige fünf bis sechs Wochen alte Fohlen und sogar ein erst wenige Tage altes werden von der Herde beschützt. Die Pferde lassen sich durch uns kaum stören und kommen sogar etwas näher.

Das nächste Ziel ist das in unserem Reiseführer sehr gelobte Städtchen Kuldiga. Bemerkenswert ist der nur 2 m hohe, dafür aber 250 m lange und als S-Kurve verlaufende Wasserfall über den Fluss Venta. Ferner findet man hier den originalen russischen Pavillon der Weltausstellung 1900 in Paris. Ein lokaler Geschäftsmann hat diesen gekauft und aufwändig her transportieren lassen, um seiner Verlobten zu imponieren.

Kulanga - Wasserfall

Nach einem kurzen Stadtrundgang und einer sehr guten und preiswerten Stärkung treten wir unsere letzte Etappe an.

Unser Tagesziel ist der Sliteres Nationalpark. Viele Übernachtungsmöglichkeiten gibt es hier nicht, so dass wir telefonisch ein B&B in dem kleinen Fischerdorf Kosrag buchen.

Gegen 20:00 h erreichen wir das „Janntilmaci Guesthouse“. Unschön werden wir begrüßt von einer Mückeninvasion, die zunächst das Auto, später uns umzingelt. Glücklicherweise sind wir haben wir Mückenschutz dabei. Die Gästezimmer befinden sich in einem kleinen, zweckdienlich eingerichteten Holzhaus. Eine Wasserflasche ist ein Muss, denn aus dem Wasserhahn kommt nur braunes Wasser, das nicht zum Zähne putzen einlädt.

Trotz der Mückenplage wagen wir noch einen kurzen Ausflug an den 300m entfernt liegenden Strand.

Kosrag/Sliteres Nationalpark

Hier lassen die Plagegeister von uns ab und wir genießen die Abendstimmung bei einem kleinen Strandspaziergang. zurueck

 

Freitag 27.05.2005 Sliteres Nationalpark – Rundale

Das Frühstück steht in der nebenstehenden Sauna für uns bereit. Der B&B Betreiber, ein alleinstehender Rentner, leistet uns kurz Gesellschaft. Als Seemann ist er viel herum gekommen und spricht ein paar Brocken Deutsch. Radebrechend und ausgestattet mit einem Wörterbuch versucht er uns zwei Kosrag-Tassen zu verkaufen – ein wahrer Geschäftsmann.

Das Wetter hat sich verschlechtert. Neben Mückenschutz legen wir auch eine Regenjacke an und wagen uns an die Erkundung des Sliteres Nationalpark. Einen ersten Eindruck versuchen wir von dem an der Straße nach Sliteres gelegenen Aussichtsturm zu gewinnen. Leider ist es für eine gute Sicht zu diesig.

In Sliteres steuern wir den Leuchtturm an. Tagsüber diente dieser 100m über N.N. stehende Leuchtturm auf der Spitze des Blure Hügels den Schiffen als Landmarke. Früher gab es 20 Leuchttürme um das Kap Kolkas, die aufgrund neuer Techniken heute nicht mehr benötigt werden. Der 25m hohe Leuchtturm wurde 1850 fertig gestellt und liegt am weitesten von der Küste entfernt. Das heutige Museum informiert sehr anschaulich über die Geschichte der Küstenlinie. Hinter dem Leuchtturm beginnt ein 1,2 km langer Naturpfad. Ein sehr schön angelegter Weg, der durch die Natur belassene Küstenlandschaft führt.

Sliteres Leuchtturm

Im nächsten Ort Mazirbe befindet sich das Livu Kulturzentrum. Die Livu sind ein kleiner vom Aussterben bedrohter Volksstamm, der früher die kleinen Fischerdörfer der Region bewohnte. Ein weiteres Augenmerk gilt der kleinen Steinkirche in Mazirbe, auf deren Friedhof vereinzelte alte Kreuze neben modernen Garbanlagen etwas merkwürdig wirken.

Der Küstenstraße folgen wir weiter bis zu Kap. Kurz vorher zweigt ein kurzer Weg zum Kolkas raga priezu taka ab, wo wir dem 1,2 km langen Naturpfad folgen, der durch die Natur belassene, bewachsene Dünenlandschaft und den angrenzenden Kiefernwald verläuft. Ein Sturm hatte hier offenbar kurz vorher gewütet und einen Streifen des Waldes weggespült.

Dem Kap Kolka können wir nicht viel abgewinnen, was vielleicht auch an der heutigen schlechten Sicht liegen mag. Nur mit Mühe können wir den Kolka Leuchtturm sehen. Dieser wurde auf einer künstlich erschaffenen Insel, fünf Kilometer vor der Küste, errichtet. Auf dem Dach des Turms befindet sich sogar ein Hubschrauberlandeplatz.

Strand am Kap Kolka

Im Ort Kolka finden wir einen gut ausgestatteten Supermarkt. Für ein Picknick ausgerüstet fahren wir nach Evazi. Hier gibt es einen Naturpfad zur höchsten Sanddüne des Golf von Riga, was sich jedoch mit 15 m Höhe schnell relativiert. Das Picknick am Strand ist dafür sehr idyllisch

Landschaftlich ist der Sliteres Nationalpark sehr schön, doch aus unserer Sicht gehört er nicht unbedingt zu den Highlights einer Lettland-Tour. Vielleicht wäre unser Urteil ein anderes, wenn wir wenigstens einen der hier lebenden Elche gesehen hätten. Immerhin haben wir für wenige Sekunden ein Hinterteil gesehen, das stark nach einem Elch aussah (möglicherweise war es aber auch nur ein Hirsch.

Wir fahren weiter in Richtung Bauska. Etwa 13 km westlich der Stadt liegt mitten in einer ländlichen Region das barocke Schloss Rundale, das 1734 – 1740 von dem Architekten (Rastrelli) des Winterpalastes in St. Petersburg erbaut wurde.

Schloss Rundale

Eine Besichtigung ist sehr lohnenswert. 1972 wurde mit den Restaurierungsarbeiten des Klein-Versailles begonnen, die noch lange nicht abgeschlossen sind. So sind beispielsweise die Außenmauern nur an drei Seiten restauriert, an der unrestaurierten Seite kann man deutlich erkennen, wie hoch der erforderliche Aufwand ist. Ein großer Teil der 138 Räume ist zu besichtigen. Besonders gut gefällt uns der Empfangssaal mit vielen Dekorationen und Spiegeln, der Weiße Saal und der Toilettenraum der Herzogin.

Auf den Geschmack gekommen möchten wir ebenfalls königlich nächtigen. Einige Kilometer von hier entfernt (über Bauska zu erreichen) liegt in Mezotne Pils der neoklassizistische Mezotne Palast.

Mezotne Pils

Im zweiten Weltkrieg stark zerstört, wurde der am Ufer des Flusses Lielupe gelegene Palast restauriert und zu einem Hotel umgebaut. Von unserem geräumigen Zimmer (55 Lats/Nacht) haben wir einen wunderschönen Blick auf die Parkanlage. Schafe weiden auf der Wiese. Nachdem wir im Hotelrestaurant gut gespeist haben, spazieren wir durch den großzügigen, im englischen Stil angelegten Park. zurueck

Samstag, 28.05.2005 Riga

Nach einem anständigen Frühstück und einer kurzen Palastbesichtigung – herausragend ist der Kuppelsaal (angelehnt an das Pantheon in Rom) – machen wir uns auf den Weg nach Riga.

Wir parken direkt in der Altstadt. Die Parkgebühren für einen bewachten Parkplatz (0,70 – 1,00 Lats/Stunde) lassen bereits darauf schließen, dass Riga teurer ist, als wir das bisher in Lettland erlebt haben. Nahe der St. Peterkirche finden wir ein einfach ausgestattetes Hotel (Radi un Draugi, 46 Lats/Nacht).

Kleine und Große Gilde - Riga

UNESCO WeltkulturerbeDer historische Stadtkern von Riga wurde von der UNESCO 1997 auf die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Den Altstadtrundgang beginnen wir bei der 1973 wieder aufgebauten Petrikirche, eines der besten Beispiele gotischer Architektur im Baltikum. Lohnenswert ist es, mit dem Aufzug auf den 123m hohen Kirchturm zu fahren und von der Aussichtsplattform den Blick auf die Stadt zu genießen. Unser nächstes Ziel ist die Kathedrale – die größte des Baltikums. Mehrfach zerstört und wieder aufgebaut, sind viele Architekturstile zu entdecken. Neben der schönen Backsteinfassade ist die Orgel aus dem Jahre 1884 besonders erwähnenswert. Mit 6.718 Pfeifen ist die derzeit leider eingerüstete Orgel angabegemäß die viertgrößte der Welt.

Riga Petrikirche und Gildehaus

Auf dem Domplatz sitzend genießen wir bei strahlendem Sonnenschein einen Latte Macchiato. Anschließend geht es weiter zum Rathausplatz. Schon von weitem sticht uns das reichlich dekorierte, gotische ehemalige Gildehaus ins Auge. 2001 wieder aufgebaut beherbergt dieser schöne Bau heute die Touristeninfo. Vor dem Gebäude steht eine Rolandsstatue.

An der Petrikirche vorbei gehen in die Skarnu-Straße. Die St. George’s Kirche (heute Dekorationsmuseum) ist das älteste, erhaltene Steingebäude in Riga. Ein paar Gebäude weiter steht die St. John’s Kirche, die früher zur dahinter liegenden Klosteranlage gehörte.

Etwas weiter erreichen wir die nach Richard Wagner benannte Vagnera Straße. Zwei Jahre hat dieser hier gearbeitet, worauf ein Schild an der Wagner Konzerthalle hinweist.

Als nächstes erreichen wir den Liv-Platz, um den sich wunderschön restaurierte Gebäude, u.a. die Kleine und Große Gilde reihen. Am Katzenhaus – benannt nach einer auf dem Dach befindlichen schwarzen Katze – vorbei gelangen wir zum Pulverturm. Gleich dahinter stehen die sehr gut restaurierten Jakob’s Baracken. Gegenüber sind noch Reste der Stadtmauer zu erkennen, zu der auch der Pulverturm gehörte. Durch das Schwedische Tor (einst Stadttor) gelangen wir in die Aldaru Straße und biegen rechts ab in die Troksnu Straße. Malerisch reihen sich hier die restaurierten Bürgerhäuser aneinander.

Riga -

Wir erreichen Saeima, das Parlamentsgebäude im Renaissance-Stil. Weiter geht es zur ältesten Kirche der Stadt, der St. Jacob’s Kirche. Von hier ist es nicht mehr weit zu den „Drei Brüdern“, bestens erhaltene Beispiele mittelalterlicher Gebäude in Riga. Nach einem kurzen Blick auf die Burg, heute Sitz des Präsidenten, beenden wir unseren Altstadtrundgang. Die Fülle der bestens restaurierten Gebäude hat uns sehr beeindruckt und gefällt uns ausgesprochen gut. Natürlich gibt es auch immer wieder Reste sowjetischer Architektureinschläge zu entdecken.

Ein Straßencafe auf dem Liv Platz lädt uns zu einer Siesta ein. Ein sehr schöner Platz, um das bunte Treiben zu beobachten. Nach dieser Stärkung machen wir uns auf zur Erkundung des östlich der Altstadt gelegenen Art Nouveau-Viertels. Der Pilsetas Kanal, der von einem schönen Grüngürtel umgeben ist, trennt die Altstadt vom Jugendstilviertel.

Riga - Art Nouveau-Viertel

Auf dem Brivibas (Freiheits-) Boulevard erreichen wir die Freiheitsstatue. Stündlich (unser Timing ist genau richtig) findet hier ein Wachwechsel statt. Dem Boulevard folgend kommen wir an einer russisch-orthodoxen Kirche vorbei, die von Außen leider eingerüstet ist, innen jedoch schöne Dekorationen zu bieten hat. Als nächstes steuern wir die Gertrudiskirche an und befinden uns mitten im Jugendstilviertel. Die vielen aufwändig restaurierten Häuser begeistern uns. Als besonders schöne Straßenzüge sind die Albertastraße und die Elisabethstraße zu nennen. Wunderschöne Jugendstilfassaden gibt es zu bewundern, die man in der Vielfalt wohl kaum in Wien oder Paris finden kann. Obwohl es auch noch viele unrestaurierte Gebäude gibt, ist der Gesamteindruck grandios. Das Viertel ist der absolute Kontrast zur mittelalterlichen Altstadt und gefällt uns fast noch besser.

Abends essen wir gut im Restaurant Palete (hinter dem Kloster), auch wenn die Einrichtung etwas altbacken ist und die Lifemusik nicht ewig zu ertragen ist. Inzwischen ist auf dem Liv Platz die Hölle los. Viele Straßenkünstler bieten ihr Können an. Auffällig sind die vielen Männergruppen, die hier –leider nicht mehr alle gradlinig- unterwegs sind. Diversen Anzeigen konnten wir entnehmen, dass es zahlreiche Etablissements mit leicht bekleideten Damen gibt. Als wir nach einem Cocktail zurück zum Hotel gehen, müssen wir leider feststellen, dass es auch in dieser Straße Derartiges gibt. Die Bauchtänzerin, die ihre Reize spielen lässt, stört uns nicht weiter. Trommelschläge, mit dem ein Club Besucher anzuziehen versucht, hingegen schon. Leider liegt unser Zimmer zur Straßenseite, so dass wir noch einige Zeit das Trommeln ertragen müssen, das später von dem Gegröle Besoffener abgelöst wird. Dementsprechend haben wir eine nicht sehr schlafintensive Nacht. zurueck

 

Sonntag, 29.05.2005 Riga Motormuseum – Gauja Nationalpark

Verständlicherweise sind wir heute etwas neben der Spur. Nach dem Frühstück verlassen wir Riga. Wir besuchen noch das außerhalb der Stadt gelegene Motormuseum , das wir mangels Ausschilderung (ca. 9km auf der Brivibas-Straße biegt hinter einem großen Einkaufszentrum – hier endet gleichzeitig die Straßenbahn – die Smerla Straße ab, die später in die Eizensteina Straße abbiegt) erst im zweiten Anlauf finden. Die Ausstellung der vielen gut erhaltenen Oldtimer ist sehr interessant, u.a. sind Wagen zu sehen, die einmal Stalin, Breschnew oder Maxim Gorki gehört haben.

Etwa 50 km von Riga entfernt erreichen wir den Gauja Nationalpark, der sich zwischen Sigulda und Cesis malerisch in einem Tal entlang des Gauja Flusses erstreckt.

Zunächst steuern wir die Turaida an. Diese teilweise wieder aufgebaute Burganlage aus rotem Backstein liegt in einer kleinen Parkanlage. Die Burg als solches finden wir weniger sehenswert. Eine Ausstellung informiert über die Geschichte der Region.

Turaiga

Auch unser nächstes Ziel, die Naturpfade von Ligatne, haut uns nicht um. Dieser Wildpark ist zwar nett angelegt und führt auf 5,5 km langen Pfaden an den einzelnen Gehegen vorbei. Allerdings sehen wir nur wenige Tiere. Lediglich ein paar Rothirsche, drei Wildschweine, zwei Wölfe, ein Wisent, einen Braunbär sowie einen Iltis zeigen sich. Elche, Luchse oder Füchse lassen sich nicht blicken und ein Teil der Tiere wirkt etwas verhaltensgestört.

Bedauernswerterweise ist es uns heute zu schwül für eine längere Wanderung auf einem der schön angelegten Wanderwege im Nationalpark.

Cesis

Bevor wir den Park wieder verlassen sehen wir uns noch Cesis an. Der Ort wurde im Krieg und auch von den Sowjets kaum zerstört, so dass man hier schöne Beispiele an alten Holz- und Steinhäusern findet. Ferner gibt es eine alte Ordensburg zu sehen.

Heute Nacht wollen wir uns mal wieder etwas Gutes tun. Westlich von Valmiera in Dikli liegt das Schlosshotel Diklu Muiza eine wunderschön restaurierte Schlossanlage im neubarocken Stil, die nach unserer persönlichen Wertung ****Sterne verdient.

Schlosshotel Diklu Muiza

Die unterschiedlich eingerichteten Zimmer (umgerechnet rd. 36 – 68,00 €/DZ) sind teilweise mit antiken Möbeln ausgestattet. Das Hotel ist von einer sehr gepflegten Parkanlage umgeben. Abends nutzen wir gegen Entgelt den sehr schönen, großzügigen Wellnessbereich. zurueck

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Estland.

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Letzte Aktualisierung: Juni 2005 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker