Indien
Hindustan: Nordindien-Rundreise - Rajasthan
Reiseroute November 2015
- Delhi
- Sariska Nationalpark
- Haveli-Kultur in Mandawa - Nawalgarh
- Jaipur "The Pink City - Fort Amber
- Abhaneri: Treppenbrunnen
- Keoladeo Ghana Nationalpark
- Fatehpur Sikri -
- Agra - Taj Mahal - Rotes Fort
Allgemeines
Indien ist mit etwa 1,3 Milliarden Menschen das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. Indiens Hauptstadt Delhi spiegelt die rasante wirtschaftliche Entwicklung des Landes wider. 1911 verlegten die Engländer die Hauptstadt Britisch-Indiens von Kalkutta nach Delhi und errichteten das moderne koloniale Neu-Delhi. Mit über 18 Mio. Einwohnern ist Delhi nach Mumbai, wie Bombay seit 1996 heißt, die zweitgrößte Metropole Indiens. Seit der Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1947 ist Indien eine demokratische Bundesrepublik.
Das Land misst 3,3 Millionen qkm (Nord-Süd 3.200 km, Ost-West 3.000 km). Über 80 Prozent der Bevölkerung glauben an den Hinduismus, was sich auch im indischen Landesnamen Hindustan widerspiegelt.
Obwohl die Zahl der Millionäre in Indien siebenstellig ist und es 40 indische Milliardäre gibt, leben 300 - 400 Millionen Inder unterhalb der Armutsgrenze.
Montag, 02.11.2015: Delhi
Das Hotel Radisson Blue (Piccadilly, Paschim Vikar) liegt leider etwas außerhalb im Westen der Stadt. Im morgendlichen Berufsverkehr kommen wir nur langsam voran. Der Fahrer, den wir für den heutigen Tag engagiert haben, führt uns seine bemerkenswerten Fahrkünste vor und manövriert uns durch das Verkehrschaos. Es wird ständig gehupt. Egal ob Fahrrad, Rikscha, Motorrad, Tuk Tuk, Pkw oder Bus - jeder versucht voranzukommen. Stoßstange an Stoßstange oder Fahrradreifen. Mal siegt der stärkere, mal der geschicktere, der in die sich öffnende Lücke passt. Für uns kaum vorstellbar scheint dennoch der Verkehr weitgehend unfallfrei zu funktionieren.
Im Süden der Stadt liegt der Qutb-Komplex. Im 9. Jahrhundert gab es hier hinduistische Tempel, die mit der islamischen Herrschaftsübernahme im 12. Jahrhundert zerstört wurden. Für den Bau der Moschee wurden Säulen und Steine von 27 durch die Muslime zerstörte Hindutempel verwendet. Ein paar Säulengänge und Mauern erinnern mit ihren Verzierungen und kalligrafischen Schriftbändern hieran. Auch gibt es das noch recht gut erhaltene Grabmal von Ilutmish aus dem Jahre 1235 zu bewundern. Es ist nach drei Seiten offen und hat Gebetsnischen, die mit Koran-Inschriften verziert sind. Bemerkenswert ist ebenfalls eine nicht rostende Eisensäule aus dem 4. Jahrhundert.
Qutb-Komplex
Aus den Ruinen der ehemaligen Moschee ragt der 72 m hohe Qutb Minar hervor. Das Minarett ist ein Symbol für die einstige Macht der islamischen Herrscher. Der Sieges- und Wachturm gilt als frühes Meisterwerk der indo-islamischen Architektur und zählt immer noch zu den höchsten Turmbauten der islamischen Welt. An der Basis hat dieses Minarett rund 15 Meter Durchmesser, an der Spitze nur knapp drei. Seit 1993 ist das Qutb Minar als Teil des Weltkulturerbes der UNESCO anerkannt. Eine Besteigung ist für Besucher nicht mehr erlaubt, seit 1981 bei einem Stromausfall und einer nachfolgenden Massenpanik 45 Menschen starben.
Qutb Minar - UNESCO Weltkulturerbe
Das fünfstöckige Gebäude aus rotem Sandstein ist mit Ornamenten und Koranversen verziert. Runde und eckige Säulen wechseln sich ab. Blickt man direkt am Fuß stehend hinauf, erinnert die Säule an eine geschlossene Lotusblüte.
Auf der Weiterfahrt können wir einen kurzen Blick auf den Lotustempel werfen. Dieser moderne Bau hat die Form einer Lotusblüte. Er wurde 1996 von der Religionsgemeinschaft der Bahai eröffnet und symbolisiert die Einheit aller Religionen.
Lotustempel
Inmitten eines Parks liegt das Humayuns Mausoleum, ebenfalls eine UNESCO Welterbestätte. Das imposante rot-weiße Grabmal des zweiten Kaisers der Mogul-Dynastie soll angeblich dem Taj Mahal als Vorbild gedient haben. Mit dem Bau wurde 1562 auf Anweisung von Humayuns Witwe begonnen. Die Bauzeit erstreckte sich über acht Jahre.
Humayuns Tomb - Mausoleum
Der zentrale Grabbau steht auf einer etwa sieben Meter hohen durch Arkadenbögen aufgelockerten Plattform. Der zentrale Hauptbau wird von vier kleineren – an den Ecken abgeschrägten und ebenfalls mit Pavillons versehenen Bauten umgeben. Der sichtbare Baukörper besteht aus rotem und beigefarbenem Sandstein, die Verkleidung der Hauptkuppel sowie einige Wandapplikationen sind aus weißem Marmor gefertigt. Der sich über zwei Stockwerke öffnende achteckige Zentralraum ist im Innern dekorlos und erscheint in einem diffusen Licht. Er beherbergt ausschließlich den auf einer kleinen Plattform stehenden Kenotaph Humayuns (die eigentliche Grabstätte des Herrschers liegt unterhalb des Bodenniveaus). Die flach gehaltene Innenkuppel ist ebenfalls völlig dekorlos belassen.
In den doppelgeschossigen seitlichen Annexräumen befinden sich mehr als 150 Grabmale von Familienangehörigen und entfernten Nachfahren des Herrschers.
In der großzügigen Parkanlage gibt es neben der Hauptgrabstätte Humayuns ebenfalls noch andere Bauten und Grabmonumente der Mogularchitektur.
Eine Ruheoase bieten die Lodigärten. Dieser Stadtpark ist mit gepflegtem englischen Rasen angelegt. Hier gibt es zahlreiche Vögel und einen Bonsaigarten. Auch hier gibt es zwei Mausoleen.
Mit dem Bau des Regierungsviertels wurde begonnen, nachdem Anfang des 20. Jahrhunderts Delhi zur Britisch-Indischen Hauptstadt erklärt wurde. Hierfür musste mit Hilfe von 30.000 Arbeitern aus Nordindien das Gelände zunächst eingeebnet und Straßen sowie eine Kanalisation angelegt werden. Anschließend wurden die Regierungsgebäude und 4.000 Wohnungen errichtet. Die Eröffnung fand 1931 statt.
Palastanalge Rashtrapati Bhavan
Die riesige Palastanlage Rashtrapati Bhavan umfasst 19.000 qm, allein die Fassade ist 192 m lang und zählt über 300 Räume. Der Prachtbau dient heute dem indischen Staatspräsidenten als Residenz und kann nicht besichtigt werden.
Am östlichen Ende der Rajpath steht der 42 m hohe Triumphbogen des India Gate. Er wurde zum Gedenken an 90.000 indische Soldaten errichtet, die im 1. Weltkrieg fielen.
In der Nähe des heiligen Flusses Yamuna liegt Raj Ghat mit der Gedenkstätte von Mahatma Gandhi.
Raj Ghat - Gedenkstätte von Mahatma Gandhi.
Nach der Einäscherung wurde Gandhis Asche im Ganges verstreut. Zu seinen Ehren wurden ein Kenotaph (Scheingrab) errichtet. Ein mit frischen Blumen geschmückter schwarzer Marmorblock und ein ewiges Licht erinnern an den pazifistischen Freiheitskämpfer. Erstaunlicherweise war es ein Glaubensbruder, der Gandhi 1948 erschossen hat. Dieser fanatische Hindu warf Gandhi vor, Muslime unterstützt zu haben.
Zum Abschluss besichtigen wir den Sikh-Tempel Gurudwara Bangla Sahib.
Sikh-Tempel Gurudwara Bangla Sahib
Die Religionsgemeinschaft der Sikhs macht knapp zwei Prozent der indischen Bevölkerung aus. Sie fällt auf durch ihre Turbane und Vollbärte. Die im 16. Jahrhundert entstandene Religion verehrt nur einen Gott, glaubt an Reinkarnation und das Karma, lehnt jedoch das Kastensystem ab. Der Tempel ist bekannt für seine Armenspeisung. Jeder Besucher wird hier kostenlos verköstigt.
Dienstag, 03.11.2015 Delhi - Sariska (195 km)
Heute beginnt unsere gebuchte Nordindien-Busrundreise. Vom Bus aus hat man einen noch besseren Überblick auf das Verkehrschaos und kann auch die Slums sehen, die sich durch die ganze Stadt ziehen.
Verwinkelte Altstadt-Gassen und ein quirliges Treiben auf den Basaren erwarten uns in Alt-Delhi.
Die rotweiße Jami-Masjid-Moschee („Freitagsmoschee“), in der 25.000 Gläubige Platz finden, dominiert mit ihren drei schwarzweiß gestreiften Kuppeln und rotem Sandstein das Bild der Altstadt.
Jami-Masjid-Moschee („Freitagsmoschee“)
5.000 Arbeiter brauchten sechs Jahre, um die größte Moschee Indiens im Jahre 1658 fertigzustellen. Die Minarette aus weißem Marmor und rötlichem Sandstein ragen 40m hoch. Der große 100 mal 100 m messende Innenhof wird von vier Ecktürmen eingerahmt und ist über drei große Tore zugänglich.
Nach einem kurzen Stopp am Raj Gate haben wir noch einmal einen schönen Blick auf das India Gate. Durch das Regierungsviertel fahren wir zum Qutb Minar. Nach einer kurzen Besichtigung verlassen wir das quirlige Delhi. Wir müssen etliche Kilometer fahren, bevor der Verkehr endlich abnimmt.
Noch 50 km außerhalb der Hauptstadt entstehen große Wohnsiedlungen mit Eigentumswohnungen, die in der Stadt kaum erschwinglich wären
Der Straßenzustand wird zunehmend schlechter, erfreulicherweise gibt es aber einige mautpflichtige Straßen, auf denen man zügiger vorankommt. Zunehmend wird das Landschaftsbild ländlicher. Getreide und Gemüse wird auf kleinen Feldern angebaut. Auch Baumwolle ist zu sehen. Oft sieht man Kuhfladen, die zum Trocknen ausgelegt sind und zum Verheizen gedacht sind.
Wir befinden uns nun in Rajasthan, dem als "Land der Türme" bekannten größten Bundesstaat Indiens, der 27 Fürstentümer aufweist. Majestätische Burgen und Paläste zeugen vom luxuriösen Lebensstil der Jahrhunderte andauernden Rajas-Herrschaft.
Gegen sechs Uhr abends dämmert es. Es ist bereits dunkel, als wir das Hotel Alwar Bagh (***) erreichen.
Mittwoch: 04.11.2015: Sariska Nationalpark – Mandawa (ca. 216 km)
Früh morgens fahren wir zum Sariska Nationalpark. Auf einer dreistündigen Jeep-Safari erkunden wir den als Tigerreservat bekannten Park. Der 1955 zum Schutze der vom Aussterben bedrohten Tiger gegründete Nationalpark liegt in den Aravalli-Bergen. Das Glück, einen Tiger zu sehen, haben wir leider nicht.
Affen im Sariska Nationalpark
Neben einer schönen Landschaft sehen wir Sambars, Axis-Hirsche, Nilgai-Antilopen, Wildschweine, Wasserbüffel, Krokodile, Affen sowie viele Vogelarten - darunter auch den bunten King Fisher. Sariska hatte große Probleme mit der Wilderei, so dass der Park 2005 sogar ganz frei von Tigern war. Inzwischen wurden sie wieder angesiedelt - aktuell gibt es im 800 qkm großen Park neun Tiger.
Nach einem Brunch und einer kurzen Siesta fahren wir weiter nach Mandawa.
Wieder werden wir ordentlich durchgeschüttelt und lassen die von Landwirtschaft geprägte Landschaft an uns vorüberziehen. Abwechslung bieten die kleinen Orte, in denen ein farbenfrohes Treiben herrscht. Nicht nur Obst, Nüsse und Gemüse werden feilgeboten. So gibt es auch Möbel, Blumen, Haushaltswaren und andere Dinge des täglichen Bedarfs, Kleidung oder auch Spielzeug. In den kleinen Werkstätten wird ohne Sichtschutz geschweißt und wer mag, kann sich auf offener Straße rasieren lassen.
Nördlich von Jaipur erstreckt sich das Gebiet Shekhavati, in dem sich reiche Geschäftsleute (Marwaris) im 19. Jahrhundert prachtvolle Häuser bauten.
Unser Tagesziel ist das Hotel Udai Vilas in Mandawa.
Donnerstag, 05.11.2015: Mandawa – Nawalgarh - Jaipur (ca. 167 km)
In dem Ort Mandawa an der alten Seidenstraße, durch den früher die Karawanen zogen, findet man 92 zum Teil gut erhaltene Beispiele von Manwari-Landhäusern. Die sogenannten Havelis sind innen und außen bunt bemalt und teilweise mit Mosaiken verziert.
Havelis in Mandawa
Die mehrstöckigen Häuser haben mehrere Innenhöfe. Die Wandmalereien zeigen neben göttlichen Szenen des Hinduismus auch Abbildungen des weltlichen Lebens. So findet man Eisenbahnen, Autos oder auch Flugzeuge, die wohl kaum einer der damaligen Bewohner jemals zu Gesicht bekommen hat.
Weitere - angeblich die schönsten - Havelis findet man in Nawalgarh. Hier gibt es in einem Haveli auch ein sehr interessantes Museum zur Kultur Rajasthans sowie Palasthotels in ehemaligen Havelis.
Havelis in Nawalgarth
Am späten Nachmittag erreichen wir Jaipur, die Hauptstadt Rajasthans. Etwa 1,8 Mio. Menschen leben in der als „Pink City“ bezeichneten Stadt. Der Name bezieht sich auf die rosarot gestrichenen Gebäude im Altstadtviertel. Rosarot ist in Rajasthan traditionell die Farbe der Gastlichkeit.
Nachdem wir unsere Zimmer im Hotel Mansingh bezogen haben, besichtigen wir einen Tee- und Gewürzladen und werden mit den Einsatzzwecken der angebotenen Tees und Gewürzen vertraut gemacht. Anschließend besichtigen wir eine Edelsteinwerkstatt. Diese befindet sich in einem protzigen Palast. Ein Raum ist komplett mit Silber und Edelsteinen verziert. Das Angebot ist groß, doch weder geschmacklich noch preislich sprechen uns die Ausstellungsstücke an.
Zurück zum Hotel fahren wir mit Tuk Tuks. Die nächtliche Fahrt durch die turbulente Stadt ist ein Erlebnis. Doch so richtig entspannt sind wir erst wieder, als wir das laute und hektische Verkehrschaos, dem wir hautnah ausgesetzt waren, heil überstanden haben.
Freitag, 06.11.2015: Jaipur – Amber Fort
Jaipur bildet mit Delhi und Agra das "goldene Dreieck" Indiens.
Jaipur - Pink City - Stadttor
Große Maharadschapaläste, Bauwerke aus der Zeit der Rajputenherrscher, lachsfarbene Häuser in der Altstadt und quirlige Basare machen den besonderen Reiz von Jaipur aus. Eine zinnenbewehrte Stadtmauer mit sieben Toren rahmt die Altstadt ein.
Hawa Mahal - „Palast der Winde“
Hawa Mahal, der „Palast der Winde“, ist das Wahrzeichen der Stadt. Das beeindruckende, fünfstöckige Gebäude mit seiner wabenartigen Fassade besteht aus rotem und rosa Sandstein mit weißen Verzierungen. 1799 erbaut diente es dazu, den Haremsdamen den Ausblick auf die Straße zu ermöglichen, ohne selbst gesehen zu werden. Die Fassade zur Straße enthält über 900 kunstvoll gestaltete, kleine vergitterte Fenster, die eine ständige Luftzirkulation gewährleisten. Daher rührt der Name „Palast der Winde“.
Sieben Jahrhunderte lang war das 10 km von Jaipur entfernt liegende Amber die Hauptstadt Rajasthan. Auf dem Kamm einer Bergkette liegt das Fort Amber. Die im 16. Jahrhundert erbaute Festung beherrscht die Ebene und spiegelt sich mit seinen Türmen und Pavillons goldgelb im Wasser des Maota-Sagar-Sees.
Amber Fort
Stilvoll reiten wir auf einem bunt geschmückten Elefanten den Berg hinauf. Durch das Sonnentor Suraj Pol betritt man den Vorhof. Im darauffolgenden Innenhof steht der beeindruckende Audienzsaal Diwan-i-Am. Bemerkenswert ist ebenfalls der wunderschöne Spiegelpalast Shish Mahal, dessen Wände und Decken mit unzähligen kleinen Glas- und Spiegelmosaiken sowie floralen Motiven verziert sind.
Amber Fort - Spiegelpalast
Prächtig ist auch die Siegeshalle Jal Mandir. Weniger prunkvoll ist der dritte Hof, in dem die Frauen des Maharadscha wohnten.
Wasserpalast Jal Mahal im Man-Sagar-See
Ein kurzer Stopp gilt dem Wasserpalast Jal Mahal. Dieser liegt mitten im Man-Sagar-See. Darum tummeln sich hunderte Vögel wie etwa Kormorane und Fischreiher.
Das „Jantar Mantar“ des Hobbyastronomen Jai Singh II wurde 1728-34 erbaut und war einst eines der größten Observatorien der Welt. Allein die Größe einiger Messinstrumente zur Beobachtung der Gestirne ist bemerkenswert. So gibt es die größte Sonnenuhr der Welt mit einem 27 m langen senkrechten Zeiger und Instrumente zur genauen Bestimmung der Sternkreiszeichen. Absolut sehenswert und zu Recht UNESCO Welterbe.
Jantar Mantar: Sonnenuhr im Obeservatorium
Mitten in der Altstadt liegt der prächtige Stadtpalast. Noch heute bewohnen Nachfahren der Maharadschas das siebenstöckige Hauptgebäude Chandra Mahal. Man betritt den City Palast durch eines von zwei Toren und steht im ersten Innenhof, der vom eleganten Willkommenspalast Mubarak Mahal dominiert wird.
Stadtpalast - Citypalast
Zwei Elefanten flankieren das prächtige Rajendra Pol Tor aus Marmor, durch das man den zweiten Hof mit dem Diwan-i-Khas, der Empfangshalle, betritt. Bemerkenswert sind zwei Silbergefäße, mit je rund 340 kg Gewicht die angabegemäß größten der Welt. Neben opulenten Audienzsälen und einer Waffensammlung gibt es weitere Innenhöfe zu besichtigen. Besonders sehenswert ist der herrliche Pfauenhof mit vier schön geschmückten Portalen. Darüber erhebt sich das Chandra Mahal.
Detail des Pfauentors im Pfauenhof des Stadtpalastes
Anschließend haben wir die Gelegenheit, eine Textilmanufaktur zu besichtigen. Anschaulich wird die aufwändige Technik des farbenfrohen Stoffdrucks demonstriert.
Mit einer Fahrradrikscha lassen wir uns durch die bunten Basare Jaipurs fahren. Ein schönes Erlebnis, bei dem sich unser Fahrer ganz schön verausgaben muss.
Bei einer weiteren Besichtigung einer Teppich- und Textilmanufaktur haben wir Einblick in die hochwertige Teppich-Knüpfkunst und in die anschließende aufwändige Weiterverarbeitung wie Ausbürsten, Schneiden oder dem Ausbrennen der Rückseite.
Abends speisen wir im Garten des Diggi Palace im Herzen der Altstadt und können dabei eine typische Tanzaufführung genießen.
Samstag, 07.11.2015: Jaipur - Abhaneri - Bharatpur (ca. 176 km)
Auf dem Weg nach Bharatpur legen wir einen Stopp in dem kleinen Ort Abhaneri (3.000 Einwohner) ein. Neben einem kleinen Tempel gibt es einen Brunnen- bzw. Treppenpalast aus dem 8. Jahrhundert zu besichtigen. Ein absolut bemerkenswertes Bauwerk.
Abhaneri - Treppenpalast mit Brunnenanlage
Eingerahmt von einem ehemals reich geschmückten Säulengang führen mehrere Ebenen Treppen hinab zum Wasserbecken. An der Ostseite des Stufenbrunnens stehen tempelartigen Bauten. Die geometrisch abstrakt wirkende und prismenartige Einfassung des knapp 20 m tiefen Brunnenbeckens ist einer Erneuerungsmaßnahme des 16. Jahrhunderts zu verdanken, zu der auch mehrere gezackte Arkadenbögen des Ostteils sowie der gesamte obere Arkadenumgang gehören. Insgesamt besteht die Einfassung aus 13 Ebenen mit hunderten von Treppen und etwa 3.500 Stufen. In den Nischen der beiden mächtigen Pfeiler im unteren Teil des Brunnens befinden sich Götterbilder von Durga und Ganesha.
Bharatpur ist das östliche Tor Rajasthans. Hier liegt der Keoladeo-Ghana-Nationalpark, der zum UNESCO Welterbe zählt. Der ehemalige Maharadscha von Bharatpur ließ 1902 das Gebiet überfluten, um ein Jagdgebiet für die Entenjagd zu schaffen. Das 29 qkm große Sumpfgebiet ist heute ein Vogelschutzgebiet. Über 360 heimische Vogelarten wurden hier beobachtet, darunter Kiebitze, Rebhühner, Wachteln, Papageien, Ibisse, Marabus, Pfauen, Reiher, Kormorane und Buntstörche.
Buntstörche im Keoladeo Nationalpark - UNESCO Welterbe
Der Park ist ein Paradies für Wasservögel. Tausende Zugvögel kommen zum Überwintern hierher. Auch Hirsche, Antilopen, Schlangen, Eidechsen, Rhesusaffen und exotische Fische haben hier ihren Lebensraum. Der Park lässt sich wunderbar mit dem Fahrrad oder einer Fahrradrikscha erkunden. Ein Paradies für Ornithologen oder Naturfotografen. Ein besonders Bild geben die vielen Buntstörche, Kormorane oder auch Ibisse ab, die zu hunderten in den Bäumen sitzen.
Wir übernachten im Heritage-Hotel Laxmi Niwas Palace, dass in einem ehemaligen Palast untergebracht ist. Eine sehr schöne und großzügige Anlage mit diversen Innenhöfen und einer gepflegten Gartenanlage. Die Zimmer sind sehr großzügig ausgestattet. Nach einer Kochvorführung speisen wir im ebenfalls stilvoll dekorierten Restaurant.
Sonntag, 08.11.2015: Bharatpur – Fatehpur Sikri - Agra (ca. 54 km)
Nach einer halbstündigen Fahrt erreichen wir Fatehpur Sikri. Auf einem Hügel, 40 km westlich von Agra, liegt die verlassene Kaiserstadt. Die Stadt war im 16. Jahrhundert unter Großmogul Akbar Hauptstadt des Mogulreiches.
Fatehpur Sikri - ehemalige Kaiserstadt
Ein Eremit weissagte dem Mogul, der trotz seiner 300 Frauen kinderlos war, dass er bald einen Thronfolger zeugen würde. Als sich dies bewahrheitete, baute der Mogul aus Dankbarkeit die Residenzstadt Fatehpur. Aus Wassermangel verlegte er schon nach wenigen Jahren seine Hauptstadt nach Lahore. Die weitgehend verlassene Stadt gehört heute zum UNESCO Weltkulturerbe. Im Innern der Stadtmauern gibt es eine Palastanlage aus rotem Sandstein und weißem Marmor. Einzelne Gebäude und Symbole zeugen davon, dass Hindus, Jesuiten und auch Muslime in dieser Stadt lebten. Es fällt etwas schwer, sich in dem Labyrinth aus Säulengängen, Pavillons, Innenhöfen, Sälen, Lauben oder Gartenanlagen zurechtzufinden. Für den Harem gab es den fünfstöckigen Aussichtspavillon „Panch Mahal“. In einem der Palasthöfe ist im Boden ein riesiges pachisi-Spielbrett eingelegt. Für das Vorgänger-Spiel des uns bekannten Mensch-ärgere-dich-nicht wurden einst Sklaven als Spielfiguren verwendet.
Südwestlich des Palastes erreicht man durch das imposante Königstor die Moschee „Jami Masjid“ mit dem aus weißem Marmor erbauten Grab von Scheich Salim Chishti. Ein Pilgerort für Frauen mit Kinderwunsch.
Mehr als eineinhalb Jahrhunderte war Agra zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert Hauptstadt des Mogulreichs.
Höhepunkt unsere Nordindien-Reise ist das Taj Mahal in Agra, das ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Durch das stattliche Paradiestor aus rotem Sandstein betreten wir die großzügige Anlage. Die 22 kleinen Kuppeln des Tores stehen für die Anzahl der Jahre, die für den Bau notwendig waren.
Taj Mahal in Agra - UNESCO Weltkulturerbe
Symmetrie war das oberste Gebot bei der Planung der Anlage, dies findet sich ebenfalls in den aufwändig angelegten Ziergärten wieder.
Großmogul Shah Jahan hat dieses Gebäude nach dem Tod seiner Lieblingsfrau Mumtaz ab 1631 als Zeichen seiner ewigen Liebe erbaut. Untröstlich über ihren Tod ließ er auf einer großen Marmorplattform ein märchenhaftes kuppelgekröntes Mausoleum mit vier über 40 Meter hohen Minaretten an den Ecken der Umfassungsmauern errichten. Die zwiebelförmige Kuppel ist 74 m hoch.
Edelstein- und Marmor-Verzierungen am Taj Mahal
Die ausgewogenen Proportionen, die symmetrische Komposition und der leuchtend weiße Marmor, der je nach Lichteinfall in den unterschiedlichsten Farben erstrahlt, machen den besonderen Reiz aus. In 22 Jahren wurde diese märchenhafte Anlage errichtet. Die Terrasse über dem Yamuna-Fluss misst 100 mal 100 m.
Das Mausoleum ist ein oktogonaler Bau mit einer Seitenlänge von 56 m und einer Höhe von 58 m. In feinsten Einlegearbeiten wurden 28 verschiedene Arten von Edelsteinen und Halbedelsteinen in den Marmor eingefügt. Blumenornamente und Schriftzeichen schmücken die Fassade und die Innenwände. Marmorne Gitterfenster verdunkeln die Grabkammer und tauchen diese in ein diffuses Halbdunkel, das gerade noch die großartigen Ornamente an den Wänden erkennen lässt. Wie Schmuckkästen stehen hier die reich verzierten Grabmäler von Mumtaz und Shah Jahan - allerdings ohne die sterblichen Überreste.
Rechts und links wird das Taj Mahal von zwei identisch aussehenden Gebäuden flankiert, eines wird noch heute als Moschee genutzt, das andere diente als Gästehaus.
Taj Mahal - Gästehaus
Ebenfalls wurde ein großer Garten mit Zypressen und Teichen und einem Wasserbecken angelegt, das bei entsprechendem Licht das ganze Grabmal reflektiert.
Leider kann man dieses Meisterwerk an majestätischer Baukunst nicht alleine genießen. Die Menschenmassen muss man ausblenden und das beeindruckende Gebäude zum Beispiel von einer der vielen im Park aufgestellten Bänke auf sich wirken lassen.
Am Ufer des Yamuna liegt ebenfalls das Rote Fort. Mit dem Bau wurde 1565 auf den Ruinen eines Hindu-Bauwerks begonnen. Eine 21 m hohe und 2,5 km lange Mauer umgibt diese gigantische Festung, von der nur 25 Prozent zu besichtigen sind. Der übrige Teil wird vom Militär genutzt. Die halbkreisförmige Festungsanlage aus rotem Sandstein mit weißen Marmoreinlagen hat einen Durchmesser von über zwei Kilometern. Es gab ursprünglich etwa 500 Gebäude. Man betritt das Fort durch das pompöse Amar Singh Gate.
Rotes Fort in Agra - UNESCO Weltkulturerbe
Von dem sich nördlich an das Khas Mahal anschließenden achteckigen Turm (Mussaman Burj) hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Außenfassade des Forts, den Fluss und das Taj Mahal im Süden. Der Großmogul Shah Jahan verbrachte (mit ständigem Blick auf das Taj Mahal) hier in Gefangenschaft die letzten acht Jahre seines Lebens; sein Sohn hatte sich den Thron angeeignet und ihn in das Fort verbannt.
Edelstein-Intarsien am Agra Fort
Elegante Marmorpavillons mit goldenen Dächern, repräsentative Paläste, ein Spiegelpalast (Shish Mahal), Audienzhallen, großzügige Innenhöfe, mehrere Moscheen und Gärten gibt es zu besichtigen. Diese waren aus weißem Marmor mit Verzierungen aus Gold und Halbedelsteinen geschmückt, die zum Teil Plünderungen zum Opfer gefallen sind. Der Baustil vereint in harmonischer Weise Elemente islamischer und hinduistischer Baukunst.
Bevor wir die tolle Anlage wieder verlassen, gilt ein letzter Blick den weißen Kuppeln der sogenannten Perlenmoschee Moti Madjid, die leider nicht zugänglich ist.
Agra ist bekannt für seine Marmoreinlegearbeiten. Die Besichtigung einer nahe gelegenen Marmorwerkstatt ist sehr interessant. Passgenau werden die vielen kleinen Ornamente aus Millimeter dünnen Halbedelstein-Scheiben geschliffen und anschließend in die vorbereiteten Aussparungen der Marmorplatte eingefügt.
Heute übernachten wir im zentral gelegenen Hotel Mansingh in Agra.
Montag, 09.11.2015: Agra - Delhi (ca. 204 km)
Agra gilt eher als Provinzsiedlung, der man die 1,7 Mio. Einwohner kaum anmerkt. Vom Hotel aus starten wir eine kleine Besichtigungstour. Ist das Treiben auf der Hauptstraße wieder einmal laut und hektisch, findet man in den kleinen Nebenstraßen mehr Ruhe. Hier zeigt sich das wahre Gesicht Indiens. Die Menschen sind freundlich und freuen sich, wenn das zugerufene Hallo" erwidert wird. Hier leben Mensch und Tier zusammen. Kühe, Ziegen und streunende Hunde laufen durch die Straßen.
In Ermangelung einer funktionierenden, staatlich organisierten Müllentsorgung liegt in den Gassen viel Müll herum. Zwar können wir beobachten, dass der Wohnraum gesäubert wird und auch vor den Wohnungen gefegt wird, doch die zusammengefegten Haufen bleiben einfach liegen. Bei unserem Rundgang können wir den Menschen bei ihrer Arbeit zusehen. Gerne stellt man sich für ein Foto in Pose und lächelt uns freundlich zu (ohne wie an den Touristenmagneten als Gegenleistung Geld zu fordern).
Für indische Verhältnisse haben die Menschen hier ein wenig Wohlstand. Die Häuser sind farbenfroh gestrichen und erhalten teilweise einen neuen Anstrich. Jugendliche mit Smartphones sind hier kein seltenes Bild und genau wie wir es aus Deutschland kennen, starren sie ständig auf das Display. Kommt einem gerade noch eine der vielen freilaufenden Kühe entgegen, sieht man kurz darauf einen Kioskbesitzer mit seinem Mini-iPad spielen.
Haustempel in Agra
Immer wieder sieht man kleine Tempel oder Hausaltäre und an kaum einem Haus fehlen die religiösen Symbole.
Auf der Rückfahrt nach Delhi können wir erneut das landwirtschaftliche Treiben beobachten.
* * * * *
Eine interessante Rundreise geht zu Ende. Die Eindrücke sind sehr vielfältig. Indien hat sehr viel Kultur - zahlreiche UNESCO Welterbestätten - zu bieten. Beeindruckend ist auch, wenn man etwas hinter die Kulissen blickt, in welchem Ausmaß noch das Kastensystem mit seinen Regeln und Ritualen das Zusammenleben - vor allem außerhalb der großen Städte - bestimmt. Das Reisen auf den nicht immer gut ausgebauten Straßen ist etwas anstrengend und in den Städten herrscht absolutes Verkehrschaos. Gewöhnen muss man sich auch daran, dass man sehr viel Armut (insbesondere in den Slums von Delhi) und auch Müll zu sehen bekommt. Die Menschen sind, insbesondere etwas abseits der Hauptsehenswürdigkeiten, sehr freundlich und fröhlich. Die Frauen in ihren farbenfrohen Saris sind schön anzusehen.