Falklandinseln
Mit MS BREMEN von Ushuaia nach Ushuaia
In Ushuaia sind wir an Bord gegangen. Gegen 22 Uhr laufen wir aus mit Kurs auf die Falklandinseln. Die Expedition beginnt!
Dienstag, 26.01.2016 Seetag mit Kurs auf die Falklandinseln
Am frühen Morgen haben wir den Beagle Kanal durchfahren und befinden uns auf offener See. Von einem leichten Schaukeln werden wir geweckt. Beim Aufstehen stellt sich ein leichtes Unwohlsein ein. Trotz ruhiger See kommt es zu rollenden Bewegungen, an die sich der Körper erst noch gewöhnen muss. Nach dem Frühstück geht es erstaunlicherweise besser.
Die Expedition wird von sechs Wissenschaftlern begleitet. Mit zwei Vorträgen über die Geschichte, Natur und Geologie der Falklandinseln, einer Zodiac-Einweisung und der Parka- und Gummistiefel-Ausgabe sind wir tagsüber gut beschäftigt. Bei klarer Sicht genießen wir die Fahrt auf dem Lido Deck. Dank der Heizstrahler kann man es hier trotz des Windes aushalten. Die MS Bremen wird ständig von Seevögeln begleitet, die ein beliebtes Fotomotiv bieten.
Beim abendlichen Cocktail-Empfang stellen sich Kapitän Jörn Gottschalk und seine Crew im lockeren Plauderton vor - insgesamt sorgen sich 107 Crew-Mitglieder um unser Wohlergehen und einen reibungslosen Ablauf.
Mittwoch, 27.01.2016 Westfalklandinseln: New Island - Westpoint Island
Temperatur tagsüber ca. 11° Celsius
Bereits morgens sonnig, am späten Nachmittag zunehmende Bewölkung
Nach 372 Seemeilen (689 km) erreichen wir gegen 7 Uhr am heutigen Morgen die vor der Westfalklandinsel gelegene Insel New Island und setzen den Anker.
Sonnenaufgang über den Falklandinseln
Die Falklandinseln (Malwinen) liegen 500 km vor der südamerikanischen Küste, 1.200 km von der antarktischen Halbinsel entfernt und sind seit 1833 eine britische Kronkolonie. Neben den zwei Hauptinseln gibt es mehr als 700 teils sehr kleine Inseln, die Gesamtfläche beträgt 12.173 qkm.
Geografisch liegen die Falklandinseln auf demselben Breitengrad wie Norddeutschland. Im Sommer liegen die Durchschnittstemperaturen bei 8,3° C, im Winter bei 2,6° C. An etwa 250 Tagen regnet es, die Niederschlagsmenge ist mit 500 - 700 mm im Jahr geringer als in Deutschland.
Die Zodiacs werden erstmals zu Wasser gelassen. Während das Scout-Team die Anlandebedingungen in Coffin's Harbour prüft und die Landestelle vorbereitet, statten wir uns mit Parka, Regenhose, Gummistiefeln und Schwimmweste für die Zodiac-Überfahrt aus. Es wird eine nasse Anlandung, d. h. dass wir die letzten Meter durchs Wasser waten müssen.
Schiffswrack in Coffin's Bay - New Island
New Island gehört dem New Island Conversation Trust. Vor der sandigen Küste rottet ein Wrack eines alten Robbenfängers vor sich hin. Zwergsträucher und Gräser überziehen die flache, leicht hügelige Landschaft. Das sogenannte Tussockgras wächst zum Teil zwei bis drei Meter hoch und zog sich früher wie ein Gürtel um jede Insel. Zäune erinnern an die ehemalige Schafzucht, die hier betrieben wurde und u.a. die Vegetation stark beeinflusst hat.
New Island
Eine zwanzigminütige Wanderung führt zu einer Klippe mit einer großen Felsenpinguin-Kolonie, die hier ihren Brutplatz hat. Auch gibt es zahlreiche Schwarzbrauenalbatrosse und Königskormorane, die ebenfalls mit der Aufzucht der Jungen beschäftigt sind.
Felsenpinguine - Rockhoppers
An den Gestank dieser Vogelkolonie haben wir uns schnell gewöhnt, wird man doch mit tollen Tierbeobachtungen aus nächster Nähe verwöhnt. Während die Kormorane eher unter sich bleiben, mischen sich die Pinguine und Albatrosse. Die 45 - 55 cm großen Felsenpinguine können aus dem Stand bis 55 cm (ihre eigene Körpergröße) hoch springen. Tapsig versuchen die etwa 4 - 6 Wochen alten Küken ihre ersten Sprungversuche oder warten dicht aneinander gedrängt in regelrechten „Kindergärten“ auf die nächste Fütterung.
Schwarzbrauenalbatrosse
Die Gruppenbildung schützt die Tiere vor Skuas (Raubmöwen) oder Karakara-Angriffen, während die meisten Alttiere im Meer auf Futtersuche sind. Die hellgrauen, plüschigen Albatros-Jungen liegen, an Wollknäuel erinnernd, zusammengerollt in ihren Nestern. Dieses wunderschöne Naturschauspiel wird noch etwa vier Wochen mit Pinguinen zu beobachten sein, dann werden die Jungen groß genug sein und die Brutkolonie wird aufgegeben. Die Albatrosse (werden bis zu 70 Jahre alt) Kormorane (werden etwa 20 Jahre alt) bleiben noch bis Ende März in der Kolonie und halten sich dann weitestgehend auf dem Wasser auf.
Ein kurzer Blick ins Inselmuseum ist durchaus lohnenswert. Hier wird insbesondere über den früheren Walfang berichtet.
Nachdem alle Passagiere wieder an Bord sind, steuert die MS Bremen die nächste Insel an.
Etwa vier Stunden später erreichen wir durch die Westpoint Passage Westpoint Island. Die 12,5 qkm große Insel wurde etwa 1860 besiedelt. Neben Schafzucht wurden im 19. Jahrhundert Pinguine und Seelöwen für die Ölgewinnung gejagt.
Westpoint Island
Eine zwei Kilometer lange Wanderung führt uns zu einer Vogelkolonie bei Devil's Nose. Auch hier gibt es Felsenpinguine, Schwarzbrauen-Albatrosse und Kormorane. Sehr schön können wir beobachten, wie die Pinguine im Wasser schwimmen und anschließend auf die Klippe hochspringen. Auch einen Magellanpinguin bekommen wir zu Gesicht.
Magellanpinguin
Nach der Wanderung sind wir bei Thies und Kicki zu Kaffee, Tee und Kuchen eingeladen. Die beiden verwalten im Sommer das Anwesen, bevor sie mit ihrem Segelboot wieder in See stechen. Ein unerwartet bunt blühender Garten umgibt das Wohnhaus.
Vor der Küste liegt die Wanderer III. Mit diesem knapp 10 Meter langen Segelboot wurde angeblich bislang 27-mal die Welt umsegelt. Der Deutsche Thies Matzen und seine schwedische Lebensgefährtin Kicki Ericson haben zuletzt die Antarktis besegelt, worüber sie in dem tollen Bildband "Antarktische Wildnis" anschaulich berichten. Die nächste Reise durch die Antarktis bis nach Australien wird bereits vorbereitet.
Segelboot Wanderer III - 27 Weltumsegelungen
Gegen 19 Uhr stechen wir mit Kurs auf Stanley auf der Ostfalklandinsel wieder in See.
Donnerstag, 28.01.2016 Ostfalklandinsel - Stanley
Temperatur: 12 - 20° Celsius.
Frühmorgens stark bewölkt, mittags blauer Himmel, nachmittags erneut bewölkt
Gegen 7:30 Uhr passieren wir die nur 300 m (Fahrrinne 100 m) breite Durchfahrt zum Stanley Harbour. Zuvor wurde sichergestellt, dass zeitgleich kein anderes Schiff die enge Passage passiert. Als wir gegen 8 Uhr in der Bucht von Stanley auf Reede gehen, liegen 142 Seemeilen hinter uns.
Ein langer Fjord teilt die Ostinsel beinahe in zwei Hälften. Die Mehrzahl der etwa 2.500 Inselbewohner lebt auf der Ostinsel in Stanley. Die Bevölkerung stammt überwiegend von Einwanderern der Britischen Inseln ab, die in den 1830er Jahren kamen und für das britische Flair und den Linksverkehr verantwortlich sind. Nachdem Großbritannien im Falklandkrieg 1982 die Inseln von den argentinischen Besatzern zurückeroberten, sind heute über 1.000 Soldaten hier stationiert.
Stanley
Die Siedlung wurde 1843 gegründet. 1845 wurde Stanley zur Hauptstadt und ist heute Regierungssitz der Falklandinseln. Mit dem Falkland-Pfund (FKP, Kurs wie das britische Pfund) haben die Inseln eine eigene Währung, aber auch US$ und € werden akzeptiert.
Die morgendliche Wolkendecke nimmt zusehends ab und schon bald haben wir strahlend blauen Himmel. Mit den Zodiacs werden wir zur Public Jetty übergesetzt und erkunden die Stadt.
Jubilee Villas
An der Pier stehen einige Häuser im viktorianischen Stil (Jubilee Villas). Der Turm der südlichsten anglikanischen Kirche namens Christ Church (neugotisch) erhebt sich aus der Stadtsilhouette. Daneben findet man ein Monument aus Unterkieferknochen von zwei Blauwalen. Selbstverständlich gibt es eine eigene Post (mit eigenen Briefmarkensätzen) und eine Gendarmerie.
Christ Church
Als Bunkerhafen wurde Stanley seinerzeit vor und nach der Kap Hoorn Umrundung oft angelaufen. In der Bucht liegen einige Wracks aus der Zeit der Großsegler und Dampfschiffe.
Bei dem zweitsüdlichsten Golfplatz der Welt (nach Ushuaia) handelt es sich immerhin um einen 18-Loch-Platz. Zur Entrichtung der mit 5 FKP angegebenen Greenfee steht eine Honesty Box bereit. Schläger kann man sich allerdings keine ausleihen.
In der Pioneer Road stehen zwei Cottages der ersten Siedler. Sehenswert ist das sogenannte Whalebone Display. In einem Vorgarten liegen aufbereitete Skelette von unterschiedlichen Walarten oder auch das Gebiss eines Killerwals.
Nicht auslassen sollte man einen Besuch in der Globe Bar, um ein Ale und Fish and Chips zu sich zu nehmen. Mit einer Besichtigung des Friedhofs beenden wir unseren Stadtrundgang.
Zurück an Bord laden die inzwischen 20° C zu einer Siesta auf dem Sonnendeck und einem Bad im beheizten Meerwasserpool ein.
Gegen 18 Uhr wird der Anker eingeholt und die MS Bremen nimmt Kurs auf Südgeorgien. Etwa 766 Seemeilen (1.418 km) liegen vor uns.
Sturmvogel
Beim heutigen Talk im Club stellt der Proviantmeister sein Arbeitsfeld vor und wir erhalten einen kleinen Einblick davon, was von uns unbemerkt hinter den Kulissen passiert.
Die Vollverpflegung der MS Bremen erfolgt alle paar Wochen von Hamburg aus per Container. Frischware wird bei Gelegenheit jeweils vor Ort zugekauft. Eine logistische Meisterleistung. Engpässe kann es bei der Zollabfertigung geben.
Für unsere Tour wurden allein 10.000 Eier geliefert. Der tägliche Lebensmittelverbrauch kann beispielsweise wie folgt beziffert werden: 80 kg Fleisch, 25 kg Wurst, 25 kg Käse, 50 kg Mehl, 60 l Milch oder 560 Eier.
Die Frischwasser Aufbereitung findet bevorzugt an Bord in einem geschlossenen System statt. So kann auch Meerwasser aufbereitet werden. Sollte wider Erwarten Wasser zugeladen werden müssen, wird das Wasser zunächst mittels Umkehrosmose gereinigt und aufbereitet. Zusätzlich wird es auf Keime untersucht. Allein für die etwa 600 kg Wäsche, die täglich anfallen, wird einiges an Wasser benötigt.
An Bord gibt es ebenfalls eine Müllverbrennungsanlage für leicht brennbare Materialien wie beispielsweise Papier und ein vollbiologisches Klärsystem. Essensreste werden geschreddert und mit Wasser versetzt nach strengen Vorschriften auf hoher See abgelassen. Der übrige Müll wird sortiert und komprimiert eingelagert. Dosen und Kunststoffflaschen werden zusammengedrückt und Glas ebenfalls geschreddert.
An einem Seetag werden etwa 70.000 Liter Dieselöl verbraucht. Und auch wenn das Schiff auf Reede liegt, laufen die Motoren, um die Stromversorgung zu sichern.
Freitag, 29.01.2016 Seetag mit Kurs auf Südgeorgien
Temperatur 9° Celsius, bewölkt
Die heutige Wolkendecke stört uns nicht wirklich. Es gibt einige interessante Experten-Vorträge über Flora und Fauna sowie über den Walfang. Ansonsten vertreiben wir uns die Zeit mit Lesen sowie einem Besuch im Fitnesscenter. Bei den vielen kulinarischen Verführungen an Bord, macht sich ein Bewegungsdrang bemerkbar.
Um Beute kämpfende Sturmvögel
Abends wird der Film "The Endurance - Verschollen im Packeis" über Shackletons legendäre Expedition in die Antarktis gezeigt. Ein beeindruckender Film, der verdeutlicht, unter welchen harten Bedingungen 1914 versucht wurde, den "Südpol" zu erobern.
Samstag, 30.01.2016 Seetag - Kurs auf Südgeorgien, Salisbury Plain
Temperatur 5° C, meist bedeckt
Der heutige Seetag ist erneut gut durchgeplant mit der Vorbereitung auf Südgeorgien. Zunächst werden wir in die IAATO Regeln für das Verhalten in der Antarktis eingewiesen. Anschließend folgt eine Biosecurity Inspektion. Oberbekleidung und Taschen werden auf organische Rückstände wie z.B. Erde, Samen oder Gräser überprüft und ggf. gesäubert. Es folgen weitere Experten-Vorträge über Vegetation und Ökologie.
Nachmittags sehen wir die ersten Eisberge und kurz darauf die Shag Rocks. Sechs felsige Inseln ragen bis zu 75 Meter hoch steil aus dem Wasser heraus, das erste Land, dass wir seit fast zwei Tagen Fahrt zu Gesicht bekommen. Wir befinden uns immer noch 250 km westlich von Südgeorgien. Die Felsen sind übersät von Kormoranen und Pinguinen und auch ein paar Robben haben sich hier niedergelassen. Einige Pinguine schwimmen dicht neben dem Schiff und springen hin und wieder aus dem Wasser. Ebenfalls können wir einige Robben im Wasser beobachten.
Shag Rocks
Wale werden gesichtet. Sie entpuppen sich als drei äußerst seltene Südliche Glattwale (Südkapern). Der Vortrag über Robben wird kurzerhand verschoben. Das Schiff reduziert die Fahrt und wendet, damit wir das Naturschauspiel noch länger beobachten können. Später zeigen sich auch noch ein paar Orkas.
Südlicher Glattwal - im Hintergrund "unsere 1. Eisberg-Sichtung"
Bald setzen wir unsere Fahrt fort und werden bei einer Vorschau auf unser nächstes Ziel eingestimmt. Voller Vorfreude lassen wir den Abend ausklingen.
Weitere Reiseberichte dieser fantastischen Reise:
- Buenos Aires
- Ushuaia - Feuerland (Feuerland)
- Südgeorgien
- Antarktische Halbinsel / Südlicher Ozean
- Südshetlandinseln