Südgeorgien

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Sonntag, 31.01.2016 Südgeorgien - Bay of Isles: Salisbury Plain - Prion Island

Temperatur 8° C, morgens zunächst sonnig, später leicht bewölkt

Zum Sonnenaufgang erreichen wir die geschütztere Nord-Ost-Küste Südgeorgiens. Wir haben Glück - obwohl es an 200 Tagen im Jahr Niederschlag geben soll, haben wir Sonnenschein und bleiben somit auch von Stürmen verschont. Die eisfreien Flächen sind von Flechten und Moosen überzogen oder mit Tussockgras-Gras bewachsen und geben einen farbenfrohen Kontrast.

Suedgeorgien - Bay of Isles - Salisbury Plain
Bay of Isles - Salisbury Plain

Wir gehen vor Salisbury Plain in der Bay of Isles auf Reede. Hier gibt es die zweitgrößte Königspinguin-Kolonie mit etwa 250.000 Tieren. Voller Erwartung beobachten wir, wie die Zodiacs zu Wasser gelassen und die Anlandung vorbereitet wird. Mit dem ersten Boot werden wir übergesetzt. Im Wasser tummeln sich bereits etliche Pinguine und auch ein paar Pelzrobben ziehen ihre Bahnen. An Land warten bereits Hunderte Ķönigspinguine.

Königspinguine
Königspinguin in Salisbury Plain

Es ist kaum möglich, immer den empfohlenen Mindestabstand von fünf Metern einzuhalten. Auch einige Robbenjunge kommen neugierig auf uns zu. Hier ist allerdings mehr Vorsicht insbesondere vor den Alttieren geboten, die durchaus angreifen und beißen können, wenn sie sich bedroht fühlen.

Pelzrobben - Seebären - Junge
Pelzrobben - Seebären

Am Strand stehen die Pinguine noch einzeln bzw. in kleinen Gruppen. An einem 500 Meter entfernten Hügel stehen die Tiere dicht an dicht. Ein Wirrwarr aus Köpfen und Schnäbeln und zwischendrin die plüschigen Jungtiere im Flaumgefieder. Diese haben zum Teil schon ihren braunen Flaummantel abgelegt und sehen etwas zerzaust aus. Auch bei den Altvögeln findet ein Fellwechsel statt. Die noch in der Mauser befindlichen Tiere sehen etwa struppig aus.

Koenigspinguin-Kolonie
Königspinguin-Kolonie

Südgeorgien ist ein britisches Überseegebiet im Südatlantik und gehört mit einer Fläche von 3.755 qkm (170 km lang, 30 km breit) zu den größten der subantarktischen Inseln.

Die gebirgige, zerklüftete und größtenteils von Eis bedeckte Landschaft macht die Insel nur eingeschränkt bewohnbar. Der höchste Berg, Mount Paget, ist 2.934 m hoch. Es gibt über 160 Gletscher, die teilweise bis ins Meer reichen. Doch auch hier ist ein merklicher Rückzug zu verzeichnen.

Königspinguine - Küken & Altvogel
Königspinguine: "Kaffeewärmer" ( Küken) & Altvogel

Südgeorgien ist ein wahres Tierparadies. Etwa 250.000 Königspinguine, viele Pelzrobben, Goldschopfpinguine und See-Elefanten bevölkern die Insel.

Am frühen Nachmittag erfolgt eine weitere Anlandung in der Bay of Isles. Prion Island ist nur 1 km lang und 0,5 km breit. Ein Holzsteg führt 50 Höhenmeter auf den Inselkamm hinauf. Die Besichtigung erfolgt in Etappen, denn es dürfen zur gleichen Zeit nur 50 Personen die kleine Insel betreten. Da die Pelzrobben ebenfalls gerne den komfortableren Holzweg nutzen, sind die begleitenden Experten oft damit beschäftigt, die Tiere sanft zu vertreiben. Auf dem Kamm gibt es mehrere Plattformen zum Beobachten der Wanderalbatrosse. Auf der Insel brüten aktuell 30 Paare. Zusammengerollt liegen die Weibchen auf dem Nest und brüten die Eier aus. Ab und zu fliegt ein Albatros über uns hinweg und erzeugt einen hörbaren Luftstrom. Auch einige Riesensturmvögel sind zu sehen.

Brütender Wanderalbatross auf Prion Island
Brütender Wanderalbatross auf Prion Island

Das hohe Tussockgras ist sehr beliebt bei den Pelzrobben. Die Tiere liegen im Gras oder tapsen herum. Die etwa 40 bis 50 cm großen Jungtiere sind besonders niedlich anzuschauen.

Pelzrobben (Seebären) im Tussockgras
Pelzrobben (Seebären) im Tussockgras

Fast wie Felsen anmutend liegen einige etwa vier Meter lange See-Elefanten-Jungtiere am Rande des Strandes. Diese wechseln aktuell ebenfalls ihr Fell und sehen etwas gescheckt und zerfleddert aus.

Seeelefanten in der Mauser
Seeelefanten in der Mauser

Am Strand und im Wasser tummeln sich Robben und Pinguine. Neben einigen Königspinguinen sehen wir auch kleinere Eselspinguine.

Eselspinguine
Eselspinguine

Nach 50 Minuten müssen wir die Insel leider schon wieder verlassen, damit weitere Mitreisende in den Genuss kommen. Wir nutzen den Nachmittag, um im Fitnessraum ein paar Kalorien zu verbrennen und anschließend ein Bad im heute auf 31° C temperierten Meerwasser-Pool zu nehmen.

Vor dem Abendessen werden wir mit den Aktivitäten des nächsten Tages vertraut gemacht.

Die MS Bremen nimmt Kurs auf unser nächstes Ziel auf Südgeorgien. Nach 32 Seemeilen (59 km) gehen wir vor Stromness auf Reede.

Montag, 01.02.2016 Südgeorgien: Stromness - Grytviken

Temperatur 2 - 9° C, morgens sonnig, später leicht bewölkt

Bereits um kurz vor 6 Uhr am Morgen wird der Anker eingeholt und wir fahren einige Meilen in die Stromness Bay hinein. Im Hintergrund sind einige Gletscher zu erkennen und die Bergspitzen sind schneebedeckt. Bei strahlendem Sonnenschein beginnen um 7 Uhr die ersten Anlandungen.

Stromness Bay - Südgeorgien
Stromness Bay

Gerade auf Südgeorgien wurde in einem Ausmaß Walfang betrieben, dass die einst reichen Bestände auf wenige Hundert dezimiert wurden. Ähnlich erging es den Pelzrobben, deren Bestände sich dank rechtzeitiger Schutzmaßnahmen regeneriert haben.

Stromness Bay - Walfangstation auf Südgeorgien
Stromness Bay - Ruine einer Walfangstation

In Stromness wurde 1907 eine Walfangstation gegründet und später zu einer Walverarbeitungsstation ausgebaut. Die asbestverseuchte Ruine der 1961 geschlossenen Station verrottet am Strand und kann nur aus der Ferne besichtigt werden. In Stromness fand der Abenteurer Shackleton die ersehnte Hilfe, nachdem er an der Westseite angekommen, den etwa 300 m hohen Bergsattel überwunden und den vereisten Wasserfall heruntergerutscht war.

Der Strand ist übersät von Pelzrobben, die uns immer wieder mit Scheinangriffen attackieren. Vereinzelt gibt es Pinguine - einige Eselpinguine.

Pelzrobbe am Strannd
Pelzrobbe am Strand

Die geplante Anlandung in Maiviken muss aufgrund aufkommender stürmischer Winde abgebrochen werden.

Stattdessen fahren wir weiter nach Grytviken. Die "Topfbucht" bietet mehr Schutz. Der Name bezieht sich auf die Töpfe, die in der ehemaligen 1904 gegründeten norwegischen Walfangstation für das Trankochen verwendet wurden.

Walfangboote in der Bucht von Grytviken - Südgeorgien
Walfangboote in der Bucht von Grytviken

Das Scout-Zodiac fährt zunächst an Land, um drei Museums-Mitarbeiter abzuholen. Mit den ersten Schiffen kamen auch Ratten nach Südgeorgien und fanden hier paradiesische Zustände vor. Einheimische Bodenbrüter hatten den sich schnell vermehrenden Nagetieren nichts entgegenzusetzen und waren vom Aussterben bedroht. Die Museums-Mitarbeiter berichten über ein bisher einmaliges Projekt, die unbeliebten Ratten auszurotten. Mittels Hubschraubern wurden auf der Insel vergiftete Köder ausgelegt, die weitestgehend nur von Ratten gefressen werden. Das Projekt scheint von Erfolg gekrönt, was aber erst abschließend im Jahre 2017 festgestellt werden kann. Ebenso hat man die von Norwegern eingeführten Rentiere inzwischen abgeschossen, da diese der heimischen Flora ebenfalls großen Schaden zugeführt haben.

Nachdem die Behörden vor Ort die Genehmigung erteilt haben, erfolgt die Zodiac-Ausbootung.

An Land müssen wir uns vorsichtig den Weg durch die Pelzrobben bahnen. Die auch als Seebären bekannten Tiere sind teilweise angriffslustig, es bleibt erfreulicherweise bei Scheinangriffen. Die Empfehlung stehen zu bleiben und die Arme zu heben um sich groß zu machen, scheint bei den Tieren zu wirken.

Pelzrobben / Seebären

Auf dem kleinen Friedhof liegt das Grab von Sir Ernest Shackleton. Wir erklimmen einen Hügel und entgehen zum einen den Robben, zum anderen erreichen wir den Stausee und haben einen tollen Blick auf die Bucht und die ehemalige Walfangstation.

Anschließend besichtigen wir die 1913 errichtete Holzkirche, die im Stil einer typischen norwegischen Landkirche ähnelt. Mangels Nachfrage verließ der Pfarrer schon nach kurzer Zeit diesen unmenschlichen Ort. Als Shackelton beerdigt werden sollte, musste das inzwischen als Kartoffellager benutzte Gotteshaus zunächst geräumt und gereinigt werden.

Kirche in Grytviken - Südgeorgien
Kirche in Grytviken

Bis die Station 1964 geschlossen wurde, wurden allein hier 54.000 Wale verarbeitet. Der Zerlegungsprozess wurde so optimiert, dass hierfür pro Wal nur 20 Minuten benötigt wurden. Die Wale wurden komplett verwertet. Selbst die Knochen, die etwa ein Drittel des Ölanteils ausmachen, wurden zerkleinert und ausgekocht. Zu Beginn der Industrialisierung wurde das Öl zur Beleuchtung und für den Betrieb von Maschinen dringend benötigt, so dass der Marktpreis entsprechend hoch und der Walfang ein lukratives Geschäft war.

Über 400 Menschen lebten in der Saison in Grytviken, im Winter mussten noch etwa 90 Männern die Stellung halten und die Anlage betreuen. In der Saison wurde zwölf Stunden täglich an sieben Tagen die Woche gearbeitet. Zusätzliche gut bezahlte Überstunden waren normal und wurden gerne absolviert. Die Bezahlung war so gut, dass zwei bis drei Saisons ausreichten, um sich in der Heimat eine eigene Existenz aufzubauen und beispielsweise eine Farm zu erwerben. Viel Geld konnte in dem kleinen Shop, der natürlich vom Arbeitgeber betrieben wurde, ohnehin nicht ausgegeben werden.

Die wenige Freizeit wurde beispielsweise mit Sport vertrieben. Besonders angesagt war der Wintersport, es wurde sogar eine Ski-Schanze errichtet, um neben Lang- und Abfahrtsläufen auch Skispringen auszuüben. Alkohol gab es offiziell nicht. Mit viel Erfindungsreichtum wurde aus Trockenfrüchten oder Schuhcreme (die Art der Umsetzung bleibt uns ein Rätsel) Alkohol gebrannt, wenn es schnell gehen musste tat es auch Parfüm oder medizinischer Alkohol.

Im Museum und bei einer Führung erfahren wir einiges über den Walfang und das Leben auf Südgeorgien. Der Filmprojektor des südlichsten Kinos der Welt ist ausgestellt. Martialische Waffen und Werkzeuge wurden für den Walfang benutzt.

Ein Nachbau des Schiffs, mit dem Shackelton die lebensrettende Fahrt hierher meisterte, ist ebenfalls ausgestellt.

Am späten Abend sticht die MS Bremen erneut in See.

 

Dienstag. 02.02.2016 Südgeorgien: Gold Harbour - Cooper Bay

Temperatur 2° - 4°C, Regen / Schnee

Gegen 7 Uhr gehen wir vor Gold Harbour auf Reede. Gold Harbour liegt am Fuße der Salvesen-Gebirgskette. Vor der Kulisse der bizarren Berge und des Bertrab-Gletschers liegt ein weiterer Sandstrand.

Trotz Regen beginnt eine halbe Stunde später die Ausbootung mit den Zodiacs. Am Strand liegen einige See-Elefanten und warten auf den Abschluss ihres Fellwechsels. Natürlich sind auch wieder viele Pelzrobben zu finden, die sich insbesondere im Tussockgras-Gras und im Wasser tummeln. Auch einige Eselspinguine watscheln durch den Sand und es gibt auch einige Seevögel.

Das Besondere ist die große Königspinguin-Kolonie mit über 25.000 Brutpaaren, die sich an einem Bach entlangzieht. Das Balzverhalten und auch Paarungen können wir beobachten. Einige Pinguine brüten. Das Ei liegt auf den Füßen und wird unter der Bauchfalte gewärmt. Andere Pinguine versuchen den Bach zu überwinden und stapfen schwerfällig durch tiefen Morast.

Königspinguine in Gold Harbour
Königspinguin-Kolonie

Anschließend steuert die MS Bremen unsere letzte Destination auf Südgeorgien an. Weitere 20 Seemeilen sind bis zur Cooper Bay zurückzulegen.

Wir ankern in Cooper Bay. Der Niederschlag fällt inzwischen als Schnee. Trotz verhaltener Nachfrage werden die Zodiacs zu Wasser gelassen. Regenfest eingekleidet nehmen wir an der 45minütigen Tour durch die Bucht teil. Aufgrund einer grassierenden Vogelgrippe ist keine Anlandung möglich. Doch das Zodiac fährt nah an der Küste entlang und wir können sehr gut die nur hier lebenden Goldschopfpinguine und einige Zügelpinguine beobachten. Auch bei Regen bzw. Schnee genießen wir die Fahrt mit den Tierbeobachtungen, auch wenn selbst den geübten Zodiac-Fahrern die herrschende Dünung etwas zu schaffen macht.

Goldschopfpinguine - Cooper Bay - Südgeorgien
Goldschopfpinguine in der Cooper Bay

Die Kleidung hat den Wasserfestigkeitstest erfreulicherweise gut gemeistert und auch die Kamera (das Fotografieren war eine kleine Herausforderung) hat dank entsprechender Vorsichtsmaßnahmen den Ausflug gut überlebt.

Die MS Bremen nimmt Kurs auf die Antarktische Halbinsel. Zwei Seetage liegen vor uns. Bei stürmischer See (Windstärke 6 - 7 nach Beaufort-Skala) wird nun erstmals unsere Seetauglichkeit getestet. Beim Abendessen bleiben einige Plätze unbesetzt.

Abends wird uns noch ein Klavierkonzert mit Tango Antarctico geboten. Auch hier ist die Nachfrage heute sehr verhalten.

 

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