Italien-Rundreise

Emilia-Romagna, Ligurien, Lombardei, Piemont und vieles mehr -
Vernazza / Cinque Terre / Ligurien
Juni 2000

Ligurien

Emilia-Romagna

Piemont

Lombardei


03.06.2000 Vals – Ascona – Riomaggiore/Cinque Terre

Nach dem Frühstück geht es nun endlich nach Italien. Zunächst müssen wir natürlich die beschwerliche Strecke durch das Carreratal zurückfahren. Bei Reichenau haben wir einen schönen Blick in die Rheinschlucht bevor es ins Piemont zum Lago Maggiore geht. Einen Zwischenstopp legen wir im modänen Badeort Ascona ein. Die Promenade mit Blick auf den Lago Maggiore ist sehr einladend. Ein schöner kleiner Badeort. Nach einer kleinen Erfrischung geht es für uns jedoch weiter. Zunächst fahren wir entlang des Lago Maggiore durch viele kleine am See gelegene Städtchen. Dieser Streckenabschnitt ist etwas nervig, da wir nicht wirklich vorwärts kommen. Mit Erreichen der Autobahn in Richtung Genua wird es besser. Die Strecke führt durch Genua hindurch und weiter an der Riviera di Levante nach La Spezia (90 km, ca. 50 Tunnel -die Italiener sind offensichtlich Meister im Tunnelbau- entfernt). Die Strecke bis Cinque Terre zieht sich noch etwas hin und ist nicht gekennzeichnet durch zu viele Ausschilderungen. Dennoch erreichen wir am frühen Abend unser Ziel.

Die Küste Liguriens teilt sich in zwei Abschnitte auf: östlich von Genua liegt die felsige und oft steile Riviera di Levante, westlich von Genua die dichter besiedelte Riviera di Ponente, die bis an die französische Küste reicht.

Unesco WeltkulturerbeEiner der schönsten Küstenflecken Liguriens sind die unter dem Namen Cinque Terre bekannten fünf Fischerdörfer, die hoch auf den Klippen vor steilen Felswänden liegen. Das heute unter dem Schutz der UNESCO stehende Weltkulturerbe war einst ein Piratennest und hat eine 1.000jährige Besiedlungsgeschichte.

Riomaggiore / Cinque Terre / Ligurien In Riomaggiore haben wir für eine Woche ein kleines Appartment gemietet. Der Ort ist wie alle fünf Cinque Terre-Orte autofrei, so dass die Anmietung einer Garage für Anreisende mit dem Pkw Pflicht ist. Am Ortseingang angekommen müssen wir zunächst unseren Vermieter kontakten, der uns an der Schranke abholt und uns zur Garage bringt. Vorsorglich hatten wir die wichtigsten Lebensmittel noch vorher eingekauft. Eine blöde Idee, wie sich herausstellt – die Lebensmittelgeschäfte haben bis spät abends auf. Glücklicherweise wird unser Gepäck mit einem Elektrowagen zumindest zum unteren Ortskern gefahren. Die letzten 100 Meter müssen wir dann leider doch zu Fuß zurücklegen und fühlen uns wie Packesel.

Das angemietete Apartment liegt in einem Haus, indem ansonsten nur Einheimische wohnen. Es ist sehr einfach ausgestattet, dafür ist die Lage im ältesten Ortskern umso schöner. Von unserem kleinen Balkon aus blicken wir direkt auf den kleinen Hafen und auf das Meer. Wie die Wände einer Schlucht fallen die drei- und vierstöckigen Häuser zum Hafen hin ab. Die Fassaden sind in gedeckten Farben gestrichen: Cremebeige, Altrosa, Terrakottabraun, Magentarot. Nichts Grelles knallt vorlaut dazwischen. Doch von machen Mauern platzt passend der Putz. Dazu die bunten Boote, die kieloben auf der Mole lagern. Riomaggiore verkörpert die Prachtausgabe eines italienischen Dorfes längst vergangener Jahrzehnte. Wir genießen das Abendessen auf den Balkon und wandern anschließend durch die Dunkelheit zur Felsenbucht um den Wellen zu lauschen. zurueck

 

04.06.2000 Cinque Terre: Riomaggiore - Manarola

Unesco WeltkulturerbeDas Frühstück wollen wir natürlich wieder auf dem Balkon einnehmen. Leider wird über uns ein Geländer Blau gestrichen was uns nach Drinnen vertreibt. Heute erkunden wir erst einmal den Ort, der durch verwinkelte Gassen und viele (ungleichmäßige) Treppenstufen gekennzeichnet ist. Ein Labyrinth aus schattigen Gassen, Torbögen, Treppen und Balustraden. Auf den Bänken sitzen stoppelbärtige, alte Männer, die plaudernd vollkommen unbeeindruckt Touristen beschauen.

Riomaggiore ist mit 1.400 Einwohnern der älteste Cinque Terre-Ort (8. Jh.) und wurde von einer Gruppe griechischer Flüchtlinge gegründet. Der Ort liegt im schmalen Tal des Rio Major (unterirdisch) und ist nach diesem benannt. Wir besichtigen die Ruine einer Genueser Burg (16. Jh.) sowie die Chiesa San Giovanni Battista aus dem 14. Jh., im 19. Jh. neugotisch aufpoliert.

Manarola / Cinque Terre / Ligurien Anschließend steht ein 15-minütiger Spaziergang über die Via dell’ Amore -Italiens berühmtester Spazierweg- zum Nachbarort Manarola an. Die Via dell’ Amore wurde 1928 als Zugang zu zwei Pulverdepots. Die für den Ausbau der Bahnstrecke benötigt wurden, in den Felsen gesprengt. Bald darauf hatten die jungen Leute aus beiden Dörfern den Pfad mit seinen lauschigen Winkeln für verschwiegene Stelldicheins entdeckt. Nach einem Erdrutsch vor ein paar Jahren wurde sie neu befestigt. Am Hang entlang zieht ein breiter, bequemer Weg, streckenweise gepflastert, überdacht und an den Wänden bepinselt mit bonbonfarbenen Porträts berühmter Liebespaare: eine Freiluftgalerie mit dem Charme einer Bahnhofshalle. In den steilen Hangterrassen sind teilweise Weinberge angelegt.

Manarola ist in eine Flussmündung gebaut. Auf den vorgelagerten Felsen veranstalten Jugendliche Ihre Springübungen ins Wasser. Der Ort selber zeichnet sich -ähnlich wie Riomaggiore- durch viele schmale Gassen mit bunt bemalten Häusern aus. Jeder Zentimeter Baugrund scheint optimal genutzt worden zu sein.

Wieder zurück in Riomaggiore kaufen wir noch schnell ein paar Leckereien ein. Für uns gibt es heute etwas zu feiern, so dass wir uns ein Festmahl zubereiten wollen. Leider stellt sich heraus, dass unser Gasvorrat hierfür nicht ausreicht. Wir disponieren um und machen stattdessen ein Picknick in der Felsbucht mit Blick auf die langsam untergehende Sonne. Das Picknick fällt mit Brot und Käse etwas einfacher aus, dafür gönnen wir uns immerhin eine Flasche Ferrari Reserva Sekt. zurueck

 

05.06.2000 Portovenere

Unesco WeltkulturerbeHeute steht eine Küstenwanderung nach Portovenere (ca. 13 km) auf unserem Programm. Der Weg beginnt am Bahnhof, die Hauptstraße hoch bis zu den letzten Häusern des Ortes. Beim Croce Bianca beginnt der eigentliche Wanderweg. Entlang des kleinen Wildbaches Maggiore führt der Pfad zwischen Kulturen, Trockenmauern und Bauernhöfen stetig bergan. Plastikschläuche auf dem Weg leiten Wasser zu den vereinzelten Bauernhäusern. Der Weg zur auf 340 m über dem Meeresspiegel liegende Kirche Santurio di Montenero ist gleichzeitig ein Wallfahrtsweg. Auf dem Plateau hat man eine herrliche Sicht runter auf Riomaggiore und auf den Küstenbogen der Cinque Terre. Westlich reicht der Blick bis zur Westspitze der Steilküste hinter Monterosso (Punta Mesco) und nach Osten sieht man die Felseninseln von Portovenere.

Der weitere Weg, der an Weinterrassen vorbeiführt, ist teilweise sehr schmal und steinig. Uns fällt das Schienensystem der Lastenlifte auf, das den Hügel säumt. Hiermit wird den Bewohnern und den Weinanbauern die mühsame Arbeit auf dem Berg etwas erleichtert. Wir streifen die Überreste der verlassene Siedlung Lemmen und gehen vorbei an der Chiesa San Antonio.

In dem kleinen Ort Campiglia, der auf 570 m ü.d.M. liegt (zum Glück der höchste Punkt unserer Wanderung) legen wir eine kleine Rast ein. Portovenere / Cinque Terre / Ligurien Der weitere Weg nach Portovenere beschert uns tolle Panoramablicke und führt uns langsam wieder hinab. Der Pfad über die Felsenabstürze zwischen Campiglia und Portovenere ist atemberaubend und sehr spektakulär. Grau, grün, schroff und steil stürzen zerklüftete Felsen ab ins Meer. Das letzte Streckenstück besteht aus nicht enden wollenden Treppenstufen. Nach dieser viereinhalb stündigen Wanderung – einem Überraschungs-Parcours über zernarbtem Gestein und durch Pinienwälder erreichen wir unser Ziel.

Hafen von Portovenere / Cinque Terre / Ligurien Portovenere -Hafen der Venus- ist der südlichste Ort der Riviera de Levante und liegt auf einer Halbinsel, die den Golf vom offenen Meer abschirmt. Der mittelalterliche Ort wird vom großen Castello überragt; der Rest einer imposanten Befestigungsanlage zeugt davon, dass das Hafenstädtchen einst wichtiger war als La Spezia. Die Chiesa San Pietro, eine gotische “Streifenkirche” liegt traumhaft auf der äußersten Felspitze der Halbinsel. Der mittelalterlicher Ortskern von Portovenere ist sehr finster und gekennzeichnet von engen Gassen.

An der Hauptpiazza Bastreri gibt es ein noch intakten Stadttor sowie einen restaurierten Wehrturm zu besichtigen. Der kleine Hafen wird von vielen bunt bemalten Häusern umrandet. Nachdem wir uns am Doria Kai mit Blick auf den Golf de la Spezia (Golfo di Poetri) einen Cocktail gegönnt haben, geht es per Schiff zurück nach Riomaggiore. Vom Wasser aus blicken wir auf die grünen Felsküste, die wir morgens noch erwandert haben.

Das gestrige Picknick hat uns so gut gefallen, dass wir es abends gleich wiederholen. zurueck

 

06.06.2000 Genua

Die Zugfahrt von Riomaggiore nach Genua dauert ca. eineinhalb Stunden. Die einst reichste europäische Weltstadt hat heute noch ca. 780.000 Einwohner. Am Stazione Brignole kommen wir an und wollen zunächst den Mercato orientale aufsuchen, eine Markthalle in einem ehemaligen Klosterkreuzgang. Der Markt gehört zu den beliebtesten in der Stadt. Von Tintenfisch bis Trüffel - je nach Saison - ist hier alles zu haben. Was sich vielversprechend anhört, wirkt auf uns eher enttäuschend. Vom Scham des ursprünglichen Klosters ist nicht viel übrig geblieben.

Ebenfalls schade, dass die Via XX Settembre eine vierspurig Straße ist. Dieser beidseitig von Kolonnaden umgebene monumentale Flanierboulevard hat ansonsten einiges zu bieten. Wir erreichen die Piazza de Ferrari, die von schönen Gebäuden umgeben ist: dem Palazzo Ducale, der Kunstakademie, dem Teatro Carlo Felice (Architekt: Aldo Rossi 1987 - 1991, der Zuschauerraum gleicht angeblich einer mittelalterlichen Piazza), die Börse sowie einige Bankhäuser.

Genua Unser nächstes Ziel ist der Hafen. Im Porto Vecchio ist ein Nachbau der spanische Galeone “Neptune”, mit der Kolumbus zur Entdeckung Amerikas aufgebrochen ist, zu besichtigen. Bigo, der für die Expo errichtetet „Monster-Kran“ mit Festzelt und Panoranaglasaufzug, sticht ins Auge.

Im angrenzenden Quartiere del porto vecchio - dem alten und ehemals sehr angesagten Hafenviertel - ist das Rotlichtmillieu sowie ein hoher Ausländeranteil nicht zu übersehen.

An der Piazza Acquaverde steht das Kolumbusdenkmal. Gut gefällt uns die Via Balbi, eine Barock-Prachtstraße des 17. Jh. Auch die städt. Palazzoarchitektur in der Via Garibaldi und der Strada Nuova sagt uns sehr zu. In diesen Renaissance-Prachtstraßen des 16. Jh. war der Stadtadel ansässig.

Genua - über den Dächern, Dachterasse des Palazzo Spinola Eher zufällig kommen wir zum Palazzo Spinola an der Piazza Pellicceria I. Der vollständig möblierte Palast der Familie Grimaldi vermittelt einen Eindruck vom prunkvollen, adligen Lebensstil. Ob Salons mit Fresken und Gemälden, ein Hausaltar oder die Küche, alles ist originalgetreu ausgestattet. Von der Dachterrasse aus hat man einen schönen Blick über die Dächer von Genua.

Genua - Romengo Konfisserie Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen zu Romanego, der berühmtesten Konfiserie der Schokoladenstadt zu gehen. Die Ladenausstattung ist aus dem 18. Jh. Frische Pralinen, kandierte Veilchen, glasierte Kastanien, Karamelkonfekt - alles was der süße Gaumen begehrt.

Die Kathedrale San Lorenzo hat eine schwarzweiß gestreifte Fassade und besitzt einen wertvollen Reliquienschatz. Die Chiesa San Matteo war die Hauskapelle der Prinzen Doria. Sie liegt an einem kleinen Platz, umrahmt von fünf Palazzi der Familie. Sehenswert ist der Kreuzgang links hinter der fast 900 Jahre alten Kirche. Ein Teil der alten Befestigungsanlage Porta Soprana ist ebenfalls noch zu besichtigen.

Ein Tag reicht, um einen schönen Einblick in die Stadt zu bekommen und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Mit dem Zug fahren wir wieder zurück in unser Urlaubsdomizil. Auf unserem Balkon wollen wir das Abendessen - mit traumhaft leckerem Cinque Terre-Pesto - einnehmen. Diesmal ist es der Regen der uns nach Drinnen vertreibt. Nachts gibt es Gewitter. zurueck

zurueck 07.06.2000 Parma

Das Wetter ist leider nicht besonders gut. Wir beschließen, mit dem Auto nach Parma zu fahren. Der wohlhabende Ort hat ca. 190.000 Einwohner und liegt an der einstigen römischen und heute noch wichtigen Transportader Via Aemilia.

Die Stadt ist nicht nur durch den gleichnamigen Schinken bekannt geworden, auch der Nudelhersteller Barilla hat hier seinen Sitz. Im einstigen Herzogtum herrschten die Fürstenfamilie Farnese und ab 1816 bis zur Nationalstaatseinigung im Jahre1871 die Habsburgerin Maria Luisa. Wir parken unser Auto in einer Seitenstraße nahe dem Palazzo Ducale.

Durch den frequentierten Parco Ducale erreichen wir den Palazzo Ducale. Über die Ponte Verdi geht es weiter zum Palazzo della Pilotta. Dieser Palast wurde niemals fertiggestellt und – nachdem er im 2. Weltkrieg zerstört wurde – schnörkellos wieder aufgebaut. Absolut beeindruckend ist allerdings das Teatro Farnese. 1618 wurde dieses im Palazzo untergebrachte Theater anlässlich des Medici-Besuchs errichtet. Trotz der kurzen nur einige Monate andauernden Bauzeit trifft man ein sehr großzügiges Theater mit großzügiger Bühne, Holzvertäfelungen und aufwändiger Rang-Bestuhlung an. Natürlich wurde auch an einige Logen gedacht.

Parma - Bapttisterium Weiter geht es zur Piazza Duomo. Das romanisch-gotische Battisterio des Architekten und Bildhauers Benedetto Antelami (Baubeginn 1196) ist beeindruckend. Aus Veroneser Rosa Marmor erstrahlt der achteckige Bau. Die Symbolik des Grundrisses soll symbolisch Erde und Himmel vereinen (Erde: Quadrat, Himmel: Kreis). Die Taufkirche hat drei Portale, die für Dreifaltigkeit stehen. Interessant ist der Bau ebenfalls von Innen. Die Kuppel erscheint sechszehnseckig und wird von einem schönen Deckenfresko geschmückt. Auch einige sehr schöne Skulpturen und Reliefs von Antelami sind zu bewundern.

Der Dom (romanischen Pfleilerbasilika mit gotischem Campanile) ist ebenfalls absolut sehenswert. Der lokale Meister Antonio Allegri Corregio erhielt 1530 den Auftrag, die Kuppel zu freskieren. Selbst Tizian soll von dem Ergebnis begeistert gewesen sein. Rechts im Querschiff ist das Relief „Kreuzabnahme“ des Künstlers Benedetto Antelami zu bewundern. In der Krypta sind noch Reste eines Mosaikfußbodens erhalten.

Das Kloster San Giovanni Evangelista sollte man auf keinen Fall auslassen. In dem Renaissancebau mit Barockfassade leben noch heute etwas 20 Benediktiner-Mönche. In einer original eingerichtetenn historischen Apotheke - die 1201 von den Benediktinern gegründet wurde - wird noch heute selbst produziertes angeboten. Wir erstehen ein Glas Aprikosen-Jam. In dem Kloster gibt es vier Kreuzgänge. Die Kirche ist mit Fresken von Corregio und Parmigianino ausgestattet. Besonders sehenswert: das Kuppelfresko von Corregio.

Mittags folgen wir einem Geheimtipp und suchen die Trattoria Corriero auf. Nur wenige Touristen verlaufen sich hierher. Die traditionelle Küche genießen beinahe ausschließlich Einheimische. In mehreren Gasträumen wird die göttliche Pasta serviert. Nach Pasta et Vino Frizzante wieder gestärkt geht es weiter zur bekannten Via Garibaldi. In der Salumeria Garibaldi erstehen wir ein Stück Proscuitto di Parma bevor wir die Stadt wieder verlassen.

Im Reiseführer lesen wir, dass der echte Parmaschinken aus Langhirano stammt und in den Riviera-Winden getrocknet wird. Kurzerhand legen wir auf der Rückfahrt einen kleinen Abstecher in Langhirano ein. Die Stadt ist klein und unscheinbar. Das protzige Fontanellato (eine Wasserburg) ist leider nur von Außen zu besichtigen. Nachdem wir ein kleines Eis genossen haben, fahren wir endgültig zurück nach Riomaggiore. zurueck


08.06.2000 Cinque Terre-Küstenwanderung: Riomaggiore – Manarola – Corniglia – Vernazza – Monterosso del Mare

Unesco WeltkulturerbeDie Cinque Terre - dass sind fünf Dörfer an der ligurischen Küste südöstlich von Genua, mit den wohlklingenden Namen Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore - ist ein Wanderparadies. Gerade mal neu Kilometer Bahnstrecke liegen zwischen dem ersten und dem letzten, zwölf Kilometer Fußweg oder fühnzehn Kilometer Küstenlinie.

Ein Netz von Wanderwegen erstreckt sich an den Hängen zwischen diesen Dörfern. Auf und ab kurven die Wege, laufen um Kuppen und über Kämme, durch Olivenhaine und von Efeu überwucherte Schluchten und tauchen wieder auf aus dem Schatten von Kastanien- und Steineichenwäldern. Sie sind ausgezeichnet markiert und so gut instand gehalten, dass sich niemand verläuft. Und doch rau und ursprünglich genug, dass dem Wanderer das Gefühl bleibt, nicht gerade auf einem Spazierpfad unterwegs zu sein.

Das Wetter spielt heute mal wieder mit. Wir starten die ca. 12 km lange Wanderung in Riomaggiore. Über die bereits bekannte Via dell’ Amore geht es nach Manarola. Corniglia / Cinque Terre / Ligurien Von dort aus führt fast auf Meereshöhe ein schöner Wanderweg (ca. 1 h) nach Corniglia - 100 Meter oder 377 Stufen hoch auf einem Fels gelegen. Nach dem wir den Bahnhof am Strand erreicht haben, führt das letzte Stück über serpentinenförmig angelegten Treppen den Felsen hinauf. Nach dieser anstrengenden Etappe entschädigt der Blick auf Corniglia, dem einzigen Cinque Terre-Ort, der nicht direkt am Meer liegt, für die Strapazen. Zunächst einmal genehmigen wir uns ein kühles Getränk mit Blick auf das Meer. Nachdem uns die Bedienung die Getränke serviert hat, wart sie nicht mehr gesehen. Als diese nach einigen ungeduldigen Minuten nicht zurückkehrt und wir leider kein Kleingeld haben, müssen wir -wohl oder übel- die Zeche prellen.

Corniglia ist mit 300 Einwohnern am ehesten Dorf geblieben. Doch auch hier finden in der Saison tausende Touristen ihren Schlafplatz. Von Corniglia aus gilt es erneut, 150 Höhenmeter zu überwinden, um nach Vernazza zu komnen. Für den 4 km langen Weg benötigen wir ca. 1,5 h.

Vernazza / Cinque Terre / Ligurien Vernazza, der kleinste (und hübscheste) Cinque Terre-Ort, liegt in einen engen zum Meer hinab führenden Tal. Vom wieder aufgebauten Festungsturm hat man einen schönen Blick auf den feinen Ort. Die Besichtigung (und den Eintritt) des Castello Doria sparen wir uns. Von dem schönen Ausblick angetan, entscheiden wir uns statt dessen für ein Mittagessen in der Trattoria La Torre, bevor wir den Ort erkunden.

Vernazza / Cinque Terre / Ligurien Vernazza ist sehr reizvoll. Im kleinen Hafen kontrastieren bunte Sonnenschirmen und in Dreierreihen liegende Fischerboote sehr schön mit dem türkisen Wasser. Am winzigen Sandstrand, direkt vor der Piazza, plantschen nicht nur kleine Kinder im Wasser. Vier-, fünfmal am Tag schwappt die Fähre neue Touristenscharen in die engen Gassen. Auf der einladenden Hafen-Piazza spielt sich das Leben ab.

Die letzte Etappe des Tages ist mit 1,5 Std. angegeben. Durch terrassenartig angelegte Wein- und Olivengärten führt ein teilweise äußerst schmaler und immer mal wieder steiler Weg nach Monterosso. Auch diesen Ort erreicht man nur, in dem man eine Vielzahl von Treppen hinab steigt.

Monterosso al Mare ist der Hauptort und das touristisches Zentrum der Cinque Terre, was man den Ort auch schnell ansieht. Montorosso / Cinque Terre / Ligurien Verglichen mit den anderen Orten wirkt Monterosso al Mare, im breiten Bett eines Bergbachs angesiedelt, mit 1700 Einwohnern und zahlreichen Hotels schon beinahe mondän. Am relativ breiten Sandstrand räkeln sich bronze glänzende Ölgötzen und auf der Promenade tummeln sich schöne und reiche Italiener, gemischt von vielen Touristen.

Zurück nach Riomaggiore geht es mal wieder per Schiff. Vom Wasser aus genießen wir noch einmal den Blick auf die schön gelegene Wanderstrecke, die uns –trotz aller Strapazen- tolle Ausblicke beschert hat. Auf unserem Apartment-Balkon lassen wir den Tag bei Pasta mit Ganberoni und einem Fläschchen Rotwein gemütlich ausklingen. zurueck

 

09.06.2000 Portofino

Das zeitige Aufstehen wird leider durch einen nicht kommenden Zug wieder zunichte gemacht. Die Bigletteria macht auch erst um 9:30 h auf nach einem halbstündigen Warten entscheiden wir uns schließlich, mit dem Auto zu fahren. Der Reiseführer hat uns zwar vor Staus und dem ewigen Parkplatzmangel gewarnt, doch lange Wartezeiten zählen nicht zu unseren präferierten Tätigkeiten. Über die Autobahn geht es bis Rapallo, dann weiter über St. Magaretha nach Portofino. Glücklicherweise bleiben uns Staus erspart und es gibt noch einen Stellplatz im Parkhaus (für nur 28.000 Lira ein wahres Schnäppchen!!!). Portofino - Abtei St. Fruttuosa / Ligurien

Zunächst wollen wir zur Abtei St. Fruttuosa, die wir mit einem Schiff ansteuern. Die Besichtigung der Abtei ist schnell erledigt – dafür kann man sich diesen Touristenmagnet sparen. Auch das Mittagessen, das uns in dem einzigen hier gelegenen Restaurant angeboten wird, ist eher als Frechheit, denn als Gourmetgenuss zu bezeichnen. Der Blick auf die kleine Bucht entschädigt uns für trockenes Brot und schlecht zubereitete Pasta zu überzogenen Preisen. Lange halten wir uns hier nicht auf. Anders als viele andere Touristen wollen wir uns den Rückweg erlaufen.

Hafen von Portofino / LigurienZunächst gilt es, 250 Höhenmeter zu überwinden. Die 1,5 h Wanderung nach Portofino ist sehr empfehlenswert. Vom Höhenweg hat man tolle Panoramablicke auf die hier sehr grüne Küstenlandschaft, die mit dem blauen Meer kontrastiert.

Portofino ist ein Nobelbadeort der Cremè de la Cremè. Schöne (und teure) Villen und Sternehotels haben sich angesiedelt. Auch hier ist der Hafen von kleinen bunten Häusern umgeben. Allerdings liegen hier neben den bunten Fischerboote die teuren (und häufig bewachten) Yachten der „besseren Gesellschaft“.

Wieder zurück in Riomaggiore zieht es uns abends erneut zu unserem beliebten Picknickplatz auf den Felsen. Die morgige Abschiednahme von Riomaggiore fällt, angesichts eines schönen Sonnenuntergangs, sehr schwer. zurueck

 

10.06.2000 Ravenna

Unesco WeltkulturerbeBasilika Sant’ Apollinaire / Classe / RavennaViel zu schnell ging die erste Urlaubswoche herum. Unser nächstes Ziel ist Ravenna – die Stadt der Mosaiken. Zunächst sehen wir uns in Classe -5 km südlich von Ravenna- die Basilika Sant’ Apollinaire aus dem 6. Jh. an. Phantastische Mosaiken beeindrucken uns und stimmen uns auf Ravenna ein.

Leider geraten wird kurz darauf in einen Stau - viele Italiener suchen zum Wochenende die Küstenregion auf. Auch ein Quartier am Meer ist nicht zu finden, so dass wir beschließen, unser Glück direkt in Ravenna zu versuchen. Hier haben wir mehr Glück und finden ein Hotel in City, in der Nähe der Piazza del Popolo.

San Vitale, Ravenna Einst lag Ravenna -genau wie Venedig- am Meer. Von der Lagunenstadt ist heute nichts mehr übrig. Das Meer zog sich zurück. Heute schafft ein 10 km langer Kanal die Verbindung. Die Stadt (137.000 Einwohner) birgt großartige Zeugnisse frühchristlicher Kultur, denn ab dem 5. Jh. war sie für 300 Jahre -aufgrund der Auflösung des römischen Imperiums- Zentrum der Macht.

Mosaik - Ravenna, San Vitale Zeugnisse dieser Zeit sind sicherlich die herrlichen mittelalterliche Mosaiken des Baptisteriums (Battistero Neoniano), der Kirche San Vitale und des Mausoleums der Galla Placidia. Vor lauter Staunen vergessen wir doch glatt unser Stativ im Battistero. Als wir es bemerken hat dieses leider schon geschlossen. In der Sorbetteria degli Escarchi trösten wir uns bei einem göttlichen Eis für unser Mißgeschick. Nach einer kleinen Siesta suchen wir für das Abendessen eine typische italienische Trattoria auf und werden nicht enttäuscht. Die meisten Gäste sind Italiener, was für eine gute Qualität spricht. zurueck

 

 

11.06.2000 Ravenna - Dozza - Rocca - Bologna

In der Hoffnung, unser Stativ wieder zu bekommen, gehen wir zunächst wieder zum Battistero. Wir haben Glück, das Stativ wird uns überreicht. Nun sind wir wieder bestens ausgerüstet, um weitere Mosaiken aufzuspüren.

Wir besichtigen die Kirche San Francesco – besonders bemerkenswert, da die Krypta unter Wasser steht. In der Kirche Sant’ Apollinaire Nuovo erwarten uns erneut wunderschöne Mosaiken. Im Battistero degli Ariaini wurde das Kuppelmosaik nach dem Vorbild des Battistero erstellt und hebt sich nur in kleinen Details von diesem ab. Nachdem wir noch kurz das erzbischöfliche Museum mit der Andrea Kapelle aufgesucht haben, verlassen wir Ravenna.

Dozza - von Künstlern bemalte Häuser Unser nächstes Ziel ist das kleine Bergdorf Dozza. Bereits seit 1965 werden hier die Wohnhäuser von Künstlern aus aller Welt bemalt. Ein lohnenswerter Abstecher.

Einen weiteren Halt machen wir in Rocca. In der Enoteca Regionale dell’ Emigliana Romagna werden wir inspiriert und decken uns mit Wein und Grappa für daheim ein.

Endziel des heutigen Tages ist das bekannte Städtchen Bologna (490.000 Einwohner). In der Altstadt finden wir in der Nähe der Piazza Maggiore ein schönes Hotel (Due Torri). Auf einem Stadtrundgang erkunden wir erst einmal die Stadt. Leider ist das Wetter nicht besonderes gut, doch die Stadt ist mit 32 km Arkadengängen ausgestattet, so dass man dem Regen leicht entkommen kann. Im Schutz von Arkaden genießen wir am Piazza Maggiore einen Kaffee und beobachten das hektische Treiben und Kleinkämpfe mit Regenschirmen. Der weiträumige, fast quadratische Piazza wird von der Fassade der gotischen Kirche S. Petronio beherrscht. Die älteste Pfarrkirche der Welt ist ansonsten unvollendet geblieben, denn der Papst ließ damals den Bau stoppen, da diese -wie die Pläne es vorsahen- größer als der Petersdom in Rom werden sollte. Das zentrale Eingangstor ist ein Meisterwerk des Jacopo della Quericia (15. Jh.). Im gestrengen Innern fällt durch ein Loch im Kirchendach die Sonne gezielt auf einen Meridian. Begeisterst sind wir vom Neptunbrunnen (Fontana del Nettuno), gestaltet von Jean de Boulogne (Giambologna). Der Barockbrunnen erstrahlt in seinem frisch restaurierten Glanz. Die Blösse der dargestellten Figuren wurde jedoch schon im 15. Jh. durch Feigenblätter bedeckt.

Besonders gefällt uns die dreieckige Piazza San Stefano, auf dem ein Flohmarkt stattfindet. Der angrenzende Kirchenkomplex, in dem vier, ursprünglich sogar sieben Kirchen aus dem 5. bis 14. Jh. ineinander verschachtelt stehen, weist eine Backsteinvielfalt auf. Ebenfalls zu sehen ist eine Jesusfigur von Mattei, die nach wissenschaftlichen Untersuchungen angeblich dem Aussehen Jesus entspricht.

Ferner sehen wir uns den spätgotischen Palazzo dei Notai, den Palazzo Conmunale mit der Bronzefigur von Papst Gregor XIII sowie Palazzo de Re Enzo -der sich durch viele Zinnen auszeichnet- an.

In Bologna gibt es die älteste Universität Europas, die in dem 1562/63 gebauten Renaissancepalast Archiginnasio an der Piazza Galvani untergebracht ist.

Die vielen Eindrücke lassen wir in einem ungewöhnlichen indischen Restaurant ausklingen. zurueck

 

12.06.2000 Bologna – Modena – Maranello - Mantua

Nachdem wir uns in Bologna die San Domenico mit dem wunderschönen Grabmal, das unter Mitwirkung von Michelangelo und Nicolo Pissano entstanden ist, angesehen haben, geht es weiter.

Modena – die Stadt des Aceto Balsamico liegt ganz in der Nähe von Bologna. Einen ersten Abstecher machen wir in Magreta. Unser Ziel ist die Azienda Agricola di Giovanni Leonardi -ein Geheimtipp für eine Balsamico-Degustation. Die Azienda war nicht ganz einfach zu finden, aber schließlich erreichen wir unser Ziel. Auf einer kleinen Privatführung lernen wir eine Menge über die Balsamico-Herstellung und dürfen die unterschiedlichsten Tropfen probieren. Ein 45 Jahre alter Balsamico (z.B. auf Eis mit Erdbeeren) – ein Genuss. Zugegeben, wir hätten vor der Degustation auch nicht geglaubt, das so etwas schmeckt. Doch auch wenn wir den Balsamico ohne die Süßspeise probiert haben, können wir uns dies jetzt gut vorstellen. Nach der interessanten Führung kommen wir nicht umhin, hier auch gute Tropfen für daheim zu erstehen.

Anschließend geht es weiter nach Modena. Leider erreichen wir die Stadt um die Mittagszeit. Der Dom, den wir gerne besichtigt hätten, ist geschlossen. Aber auch von Außen ist dieser absolut sehenswert. Ein Meisterwerk romanischer Architektur mit einer schönen Relief-Fassade.

Wenn wir schon in der Gegend sind, können wir Maranello -die Ferrari-Stadt- schlecht auslassen. Leider hat das Ferrari-Museum geschlossen und auch weiteres gibt es nicht zu besichtigen. Also geht es weiter zu unserem für heute letzten Ziel: Mantua.

Die Geburtsstadt Vergils hat 51.500 Einwohner und ist von drei Seen: Lago Superiore, Lago di Mezzo und Lago Inferiore umgeben. Eine Unterkunft zu finden gelingt uns heute besser. An der Piazza Sordello, direkt am Torbogen Arco di S. Pietro, finden wir ein kleines Hotel. Auf dem Piazza halten wir bei einem Gläschen kühlen Weißwein erst einmal Siesta. Abends unternehmen wir noch eine kleinen Stadtbummel und essen an der Piazza Erbe bei einem touristisch geprägtem Italiener mittelmäßige Pasta. zurueck


13.06.2000 Mantua – Piemont / Barolo

Mantua war einst Sitz des ehrgeizigen Herzogsgeschlechts der Gonzaga (von 1328 – 1708). Der Stadtkern entfaltet sich an drei aufeinanderfolgenden Plätzen:
Piazza Mantegna mit der Andreaskirche (Leon Battista Alberti)- Frührenaissance mit Barockelementen – in der das Grabmal Mategnas ist.
Piazza Erbe mit Uhrturm, einem romanischen Rundkirchlein, dem Palazzo del Podesta von 1227, dem Rathaus an dessen Außenfassade die Skulptur “Vergil auf den Lehrstuhl” zu sehen ist, die Rotonda San Lorenzo sowie dem Palazzo della Ragione, unter dessen Seitenarkaden man in mehreren „guten“ Restaurants essen kann. Mantua, Piazza Sordello - Palazzo Ducale

Piazza Sordello mit dem Dom im heutigen Barockgewand, dem Bischofspalast und dem mächtigen Palazzo Ducale, dahinter schließt das Palazzo Castiglioni (1281 erbaut) an. Der Palazzo Ducale von Giulio Romano ist der zweitgrößte Palast Italiens. Auf 34.000 qm sind in 500 Räumen und 15 Sälen einzigartige Kunstschätze untergebracht. Der Sala del Pisanello (Fürstensaal) ist mit Fresken von Pisanello (Ritterzeit, Sagenkreis König Artur) geschmückt. Im Trakt der Wandteppiche hängen 9 nach Entwürfen von Raffaello gewebte Wandteppiche. Besonders gefällt uns der Saal der Flüsse aus dem man einen schönen Blick in den Dachgarten (Hängende Gärten) hat. Weiterhin sehenswert: Camera degli Sposi - Hochzeitskammer mit der wunderbaren Freskenausmalung des Andrea Mategna (1474), das zur Anlage gehörende Schloss San Giorgio mit dem Trakt des Brautpaares, die Galleria della Mostra sowie ein schöner Spiegelsaal.

Das kleine Städtchen Mantua hat uns insgesamt sehr gut gefallen. Wir suchen noch das Vergil-Denkmal auf, dass auf der Piazza Virgiliani steht und machen uns auf den Weg ins Piemont.

Auf und ab schlängelt sich der Weg durch die sanften Hügel. Das Dorf, das den Geist eines der edelsten Weine Piemonts verkörpert, ist in der abwechslungsreichen Hügellandschaft der Langhe eingebettet. Rund 13 Kilometer südwestlich von Alba liegt der kleine Ort Barolo, der dem berühmten Wein seinen Namen gab. Das Ortsbild wird beherrscht von dem mächtigen Kastell, in dem die Geschichte des Barolo begann. Heute beherbergt das Kastell die regionale Enotheka.

Bis 1840 war der Ort Großgrundbesitz der Grafen Falletti, dann ging er an die Gonzaga und die Savoyer über. Barolo - Castello Falletti / Piemont Barolo ist ein kleines Dorf mit alten Häusern und engen Gassen. Die Ortschaft wird von dem Castello Falletti dominiert, das zu Beginn des 19. Jhs. umgebaut wurde. Nachdem wir ein Zimmer im einzigen Hotel des Dorfes (***Hotel Barolo, Via Lomondo, 2-12060 Barolo, www.hotelbarolo.it) bezogen haben, gehen wir zu Fuß zum Castello Falletti. In den mächtigen Gewölben des Kastells von Barolo lagern die wohl kostbarsten Weine des Piemont, denn neben dem Degustations- und Verkaufsraum ist dort auch ein Weinmuseum untergebracht. Die dort ausgestellten Tropfen umfassen die besten Jahrgänge und belegen die lange Geschichte erfolgreichen Weinbaus. Gleich nebenan kann man dann gegen einen geringen Obulus die aktuellen Weine probieren – was wir selbstverständlich machen.

Anschließend schlendern wir noch ein wenig durch die engen Gassen und halten Ausschau nach einem passenden Restaurant. Diese scheint es etwas häufiger als Hotels zu geben. Zunächst machen wir nun Siesta bevor wir uns gegen 20:00 Uhr auf dem Weg zu einem passenden Restaurant machen. Schnell müssen wir feststellen, dass die etwas netter aussehenden Restaurants ausgebucht sind. Mangels Alternativen entscheiden wir uns im zweiten Anlauf dann doch für ein kleines, unscheinbar wirkendes Restaurant, in dem lediglich ein Menü angeboten wird. Wir werden absolut positiv überrascht und erleben ein zauberhaftes Dinner. Das 5-Gänge-Menü wird eher zum 10-Gänge-Menü, da ständig neue Speisen zum probieren gereicht werden. Dazu trinken wir eine Flasche 1990er Marchesi di Barolo Reserva da casa und gehen rundum glücklich und zufrieden (leider viel zu satt) zurück zum Hotel. zurueck

 

14.06.2000 Piemont – Neivi – Comer See / Bellagio

Im Piemont liegen im Umkreis von wenigen Kilometern die meisten der Orte, die man gemeinhin mit der Region in Verbindung bringt. Von dem bekanntesten Piemont-Dorf Barolo verabschieden wir uns um auch noch andere hervorragende Tropfen der Region, wie Nebbiolo, Dolcetto und Barbera kennenzulernen. Die endlose Hügellandschaft aus Weinbergen und Feldern wird von zahlreichen Burgen und mittelalterlichen Türmen gekrönt. Viele der Burgen werden – ebenso wie in Barolo – als Enothekas benutzt. Dort werden alle Weine eines Anbaugebietes gelagert und man kann nach Lust und Laune die Weine probieren und zu günstigen Preisen kaufen. Wir steuern als nächstes die Enotheka in Rocca an. Für eine Weinprobe ist es uns allerdings noch zu früh, wir begnügen uns damit, das Angebot mit den Augen zu erfassen.

Unser nächstes Ziel ist das kleine Dorf Neivi. Nach einem kurzen Gang durch die kleine Altstadt fahren wir zum Weingut Bruno Giacosa (Via XX Settembre 52, 12507 Neive). Seit 1961 füllt Bruno Giacosa (heute 70 jährig) seine Wein-Monumente in Flaschen ab. Ein leidenschaftlicher Weinmacher –so ein Bericht im aktuellen Reisemagazin-, der die Tradition liebt und dabei den Fortschritt nicht aus den Augen verliert. Sowohl der Barolo als auch der Barbera des aktuellen Jahrgangs sind bereits ausverkauft. Wir entschließen uns zum Kauf der preisgünstigeren Weine: Barbera d’Alba und Dolcetto. Ein weiterer Geheimtipp ist die Destillerie Romano Levi – ein Grappa-Hersteller, der ebenfalls in der Via XX Settembre, schräg gegenüber von Bruno Giacosa, ansässig ist. Zum Glück haben wir die genaue Adresse, denn das Haus ist mehr als unscheinbar. Es gibt nicht einmal ein Namensschild. Zunächst zögern wir, doch so schnell geben wir nicht auf. Auf unser klingeln öffnet uns Romano Levi höchstpersönlich die Tür. Romano Levi destilliert mit zwei Helfern aus den gepressten Trauben der Region (Nebbiolo und Dolcetto) auf offenem Feuer seine Schnäpse, die anschließend in Fässern aus Eiche, Akazie oder Kastanienholz reifen. Wir werden in die kleine Destillerie geführt und dürfen einen Tropfen (das Glas wird an einem Band ins Fass hinab gelassen) probieren. In der altertümlichen Destille riecht es schwer nach vergorenen Trauben. Ein sehr edler Tropfen wird hier hergestellt, die 52 %gen Trester-Schnäpse mit derben, intensiven Geschmack sind berühmt und begehrt. Der Grappa-Brenner Romano Levi ist zudem eine kauzige Figur, zu dessen Leidenschaft ebenfalls das Etikettenzeichnen gehört. Jedes Flaschenetikett wird mit Tusche von Hand gezeichnet. Leider gelingt es uns nur, eine Flasche zu ergattern. Zum Preis von 35,- DM ein wahres Schnäppchen, doch der Vergabe ist limitiert. (In Deutschland finden wir den edlen Grappa z.B. im KaDeWe in Berlin - die Flasche kostet inzwischen an die 200,00 €)

Bellagio / Comer See Unsere letzten beiden Urlaubstage wollen wir am Comer See verbringen, einer der schönsten Voralpenseen in der Lombardei. An dessen Ufern wetteifern herrliche Villen und Gärten zusammen mit den Ortschafen. Die u.a. wegen dem schönen Dom berühmte Stadt Como wirkt auf uns aufgrund ihrer Größe weniger anziehend. Als "Perle des Comer Sees" gilt der Ort Bellagio. Er liegt an der äußersten Spitze einer Halbinsel, die den Comer See in seinem südlichen Bereich in zwei Arme (Lago die Como und Lago die Lecco) einteilt. Stilvolle Hotels und mondäne Cafés säumen die Uferpromenade. Zum mittelalterlich anmutenden Stadtbild gehören enge, verwinkelte Gassen und Treppenaufgänge, die sich an den Monte Garnasca schmiegen. Da das Wochenende bevor steht, merken wir schnell, dass der Ort auch bei Italienern sehr beliebt ist. Die Hotelsuche ist nicht ganz einfach. Schließlich finden wir ein kleines Hotel etwas abseits vom Ort: Albergo Silvio (www.bellagiosilvio.com). Mit dieser Unterkunft sind wir sehr zufrieden. Das Zimmer hat einen kleinen Balkon, der einen herrlichen Blick auf See bietet und zu einem kleinen Picknick einlädt. Anschließend beenden wir den eindrucksvollen Tag mit einem kleinen Spaziergang durch den Bellagio. zurueck

 

15.06.2000 Comer See - Bellagio - Tremezzo

Villa Charlotta / Tremezzo, Comer See Am gegenüber liegenden Ufer bei der Ortschaft Tremezzo leuchtet ein weißes Märchenschloss über den See. Es ist die Villa Charlotta, die der reiche Mailänder Bankier und lombardische Senatspräsident Marchese Giorgio Clerici 1747 erbauen ließ. Heute beherbergt die Anlage eine Kunstsammlung. Umgeben ist die Villa von einem Park, in dem im Frühling Hunderte von Azaleen und Rhododendren blühen. Mit dem Tragflächenboot setzen wir über und besichtigen die Villa Charlotta mit dem dazugehörigen schön angelegten botanischen Garten.

Die Uferstraße führt weiter nach Como, dem historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Region. Im 15. Jahrhundert begann der Aufstieg Comos zur Seidenstadt. Damals gab Lorenzo il Manificio, ein florentinischer Herrscher aus dem Hause der Medici, den Befehl zum Pflanzen von Maulbeerbäumen. Deren Blätter dienten als Futter für Seidenraupen. Auch wenn die Raupen nur bis zum zweiten Weltkrieg gezüchtet wurden, ist die Stadt bis heute europäisches Zentrum für die Verarbeitung der nunmehr importierten Seide. Zahlreiche elegante Geschäfte in den engen Gassen der weitgehend autofreien Innenstadt bieten Luxusgüter aus Seide an. Auf der Terrasse der Grand Hotels genießen wir einen Cafe Freddo während wird auf das Tragflächenboot warten, dass uns wieder zurück nach Bellagio bringt.

Wieder zurück in Bellagio machen wir einen kleinen Stadtbummel. Der ganze Ort ist über- und ineinander verschachtelt. Überall haben sich winzige Boutiquen oder Pensionen eingenistet, Restaurants und Cafés sind gut gefüllt. Das Klima in Bellagio ist so mild, dass subtropische Pflanzen prächtig gedeihen. In einem kleinen Straßencafi trinken wir einen kühlen Vino Serafino Roero Arneis DOC und beobachten das Treiben. Für abends haben wir einen Tisch im Hotel-Restaurant reserviert. Das Restaurant hat einen Feinschmecker-Stern - schon Pavarotti hat hier gespeist. Wir werden nicht enttäuscht. Das Essen ist gut, der 1993er Barbaresco Rufina mundet uns sehr. zurueck 

 

16.06.2000 Comer See - Varenna - Bellagio

Varenna, Comer See Mit einem der ersten Boote setzen wir über nach Varenna. Der kleine Ort zählt zu Recht zu den schönsten Dörfern Italiens. Wie ein Adlernest klebt das 800-Seelen-Dorf am Steilufer. Manche der verschachtelten Häuser scheinen regelrecht in den Berghang eingewachsen zu sein.

Am kleinen, unscheinbaren Hafen angekommen, wandern wir zunächst zum Castello di Vezio hoch und werden mit einem Atem beraubenden Ausblick belohnt. Wir sind die ersten Gäste, das Ticket-Häuschen wird gerade (von zwei ca. 14jährigen Jungen) eröffnet. Das Tor wird für uns aufgeschlossen und wie besichtigen in der Burg eine Eulen- und Fotoausstellung. Die Burg gehört nicht zu den größten und pompösesten, aber vom Turm aus (den man über Hängebrücken erreicht) hat man einen grandioser Blick auf den Comer See. Unterm Steilhang des Castello die Vezio entfaltet sich die Pracht der Palazzi und Gärten von Varenna. Nach dieser schönen Wanderung schlendern wir durch die Straßen, bevor wir uns am Hafen bei einem Kaffee niederlassen und das ruhige Treiben beobachten. Hektik scheint dieser kleine Ort nicht zu kennen – ein äußerst beruhigendes Gefühl.

Blick auf Bellagio und den Comer See von Brunate ausMit der Fähre geht es wieder zurück nach Bellagio. Direkt am Hafen liegt das Fünf-Sterne Grand Hotel. Wir schlendern durch den Hotel-Garten (Giardino di Grand Hotel) und schauen uns die Gäste an. Ein wahres Flitterwochen-Paradies wie uns scheint. Nachdem wir für unseren letzten Italien-Abend einen Tisch in einem Restaurant an der Promenade reserviert haben, fahren wir mit dem Auto zum Belvedere. Den besten Blick auf Como und den See hat man vom kleinen Ort Brunate. Weit unten liegen die Kirchtürme der Stadt, vom gegenüber liegenden Ufer leuchten die herrschaftlichen Villen, und aus der Ferne grüßen die schneebedeckten Gipfel der Alpen.

Im Uferpromenaden-Restaurant gibt man uns den Tavolo dell’ amore. Bei einem leicht überteuerten Essen (aufgrund der unangemessen hohen Weinpreise entscheiden wir uns für einen einfachen Lambrusco) lassen wir unseren letzten Urlaubsabend ausklingen. zurueck

 

 

17.06.2000 Schaffhausen - Hamburg

Rheinfall Schaffhausen Rheinfall Schaffhausen Heute geht es zurück in Richtung Heimat. Auf der Rückfahrt halten wir am Rheinfall in Schaffhausen.

Der Rheinfall ist der grösste Wasserfall Europas. Über eine Breite von 150 m und eine Höhe von 23 m stürzen bei mittlerer Wasserführung des Rheins 700 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die Felsen. Vom Rheinfallbecken aus kann man die ganze Wucht der Wassermassen auf sich wirken lassen. Lohnenswert ist auch eine Bootsfahrt zum mittleren Felsen, der bestiegen werden kann. Nach diesem kleinen Abstecher treten wir nun die letzte Etappe unserer Rückfahrt an.

 

Nachwort

In den zwei Wochen Italien sind wir (inkl. An- und Abreise) insgesamt 4.710 km gefahren. Zugegeben, man hätte einige Städte zielgerichteter Anfahren können. Wir haben uns hier nach unserer Stimmung und dem Wetter leiten lassen und einen wie wir finden schönen und runden Urlaub erlebt.

Wer nicht so gerne Auto fährt, kann insbesondere Cinque Terre auch prima mit der Bahn erreichen. In Cinque Terre ist kein Auto erforderlich und die Städte sind prima per Bahn oder Boot zu erreichen. Sollte man im Anschluss noch eine Auto-Rundreise planen, empfehlen wir den Autozug.

Letzte Aktualisierung: Juni 2002 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker