Grand Circle Tour
Utah - Arizona - New Mexico - Colorado - Nevada
Zum sogenannten. „Grand Circle" gehören Regionen der Bundesstaaten Arizona, New Mexico, Colorado, Utah und Nevada. Die Landschaft des Grand Circle zählt zu den beeindruckendsten geologischen Landschaften der Vereinigten Staaten; hier findet der Besucher die höchste Konzentration an Nationalparks der USA. Verbunden werden die Attraktionen des Grand Circle durch 29 "Scenic Byways", bei denen es sich um vom Verkehrsministerium der USA ausgewiesene eher wenig befahrene Straßen handelt, die Sehenswürdigkeiten von herausragender Bedeutung verbinden und durch besonders sehenswerte Landschaften führen.
Montag, 20.09.2004 Valley of Fire State Park - Lake Mead - Springdale (Zion National Park)
Das Wochenende haben wir in Las Vegas verbracht. Nach einem frühen (7:30 h) Starbucks-Frühstück geht es nun endlich in die Natur. Die Interstate 15 fahren wir in Richtung Salt Lake City. Von der Wüstenlandschaft und den im Hintergrund auftauchenden Gebirgszügen sind wir nach dem ganzen Las Vegas-Rummel ganz begeistert. Nach etwa 50 Meilen führt der Highway 169 zum Valley of Fire State Park.
Das Wetter könnte nicht schöner sein. Schon am Parkeingang leuchten uns die roten Felsformationen des Piano Rock entgegen, die mit dem blauen Himmel kontrastieren. An der West Entrance Station müssen wir uns selber eine Permit ausstellen, wofür es vorbereitete Umschläge gibt, auf denen man Datum und Nummernschild des Fahrzeugs einträgt, 6$ hineinsteckt, einen Schnipsel (der ins Auto gelegt wird) abtrennt und den verschlossenen Umschlag einwirft.
Nachdem wir den Piano Rock von Nahem betrachtet haben geht es weiter zum „Arch Rock“, dessen pittoreske Gesteinsformationen herrlich von der Sonne angestrahlt werden und rot leuchten. Den Felsen darf man besteigen um zum Arch zu gelangen – dieses Fotomotiv lassen wir natürlich nicht aus. Weiter geht es zum Atlatl Rock, wo es indianische Felsmalereien, sogenannte „Petroglyphs“, zu sehen gibt. Am „White Domes“ lohnt sich ein kurzer Abstieg, das Farbspiel der Felsformationen, das von weiß über gelb bis hin zu rot reicht, diente schon häufig als Filmkulisse – die Reste einer mexikanischen Hacienda sind hiervon noch übrig geblieben. Besonders spektakuläre Blicke bietet die Strecke zwischen White Domes und Rainbow Vista.
Das Valley of Fire hat sich vor über 150 Mio. Jahren aus großen Sanddünen gebildet. Durch starke Erosion sind die interessanten Felsformationen entstanden. Im Visitor Center gibt es weitere Informationen über die Entstehung des Feuertals, dass vor Urzeiten mal ein Meer war. Empfehlenswert ist ein Besuch im frühen oder späten Sonnenlicht, da die pittoresken Gesteinsformationen dann leuchtend rot reflektieren. Achtung, im Park gibt es keinerlei Verpflegung zu kaufen, nicht einmal Wasser!
Wir machen einen kleinen Abstecher nach Overton Beach am Lake Mead. Gut Situierte haben hier ihre Luxusyachten liegen, natürlich mit überdachten Liegeplätzen. Das Wasser des Lake Mead, der durch den ca. 60 km entfernten Hoover Dam gestaut wird, leuchtet türkis vor den ihn umgebenden Felsformationen. Am heutigen Montag ist hier gar nichts los.
Über den Highway 169 fahren wir weiter in Richtung Overton und gelangen später zurück auf die Interstate 15. Nachdem wir einen kleinen Zipfel von Arizona durchquert haben, erreichen wir nach Utah.
In St. George machen wir unsere erste Tankerfahrung (an zahlreichen Zapfsäulen muss noch ein „nozzle“ nach oben gestellt werden, bevor das Tanken möglich ist!) und kaufen Lebensmittel ein. Das Angebot ist im Supermarkt erwartungsgemäß riesig, dennoch ist es nicht ganz einfach, unserem europäisch geprägten Geschmack Genüge zu tun.
Am späten Nachmittag erreichen wir Springdale, ein kleiner Ort direkt vor dem Eingang zum Zion National Park. Das im Reiseführer empfohlene Cliffrose Lodges & Garden Motel (www.cliffroselodge.com) hat noch ein schönes wenn auch nicht ganz günstiges Zimmer mit Blick auf den Watchman frei, eine Felsformation des Zion National Park. Leider kühlt es abends derart ab, dass wir nicht mehr (entspannt) auf dem Balkon sitzen können - aber den Blick können wir natürlich auch aus dem Zimmer genießen.
Dienstag, 21.09.2004 Zion National Park
An diesem Morgen werden wir erneut früh wach und können noch den tollen Sternenhimmel bewundern, bevor es langsam hell wird. Nach Kaffee und Muffins geht es los. Das Wetter könnte nicht besser sein!
Der Parkeingang liegt nur 200 m entfernt. Zunächst kaufen wir für 50$ den National Park Pass, der ein Jahr gültig ist und für alle National Parks in den USA gilt. Außerdem gilt er pro Fahrzeug und nicht pro Person, so dass sich diese Investition schnell bezahlt macht.
Den 1919 gegründeten Zion National Park zeichnen hohe Canyon-Wände und massive Monolithen aus, die durch den Virgin River gebildet wurden. Am Lake Mead trifft der Virgin River mit dem Colorado River zusammen. Da jährlich über 2,5 Mio. Besucher in den Zion National Park kommen, hat man vor einigen Jahren die Einfahrt mit dem eigenen Auto von April bis Oktober untersagt. Stattdessen gibt es einen gut organisierten, kostenlosen Shuttle-Bus-Service, mit dem wir bis zum Weeping Rock fahren.
Ausgestattet mit reichlich Wasser und Verpflegung starten wir eine 8 Meilen (knapp 13 km, für Hin- und Rückweg) lange Wanderung zum Observation Point. Um 8:00 h morgens hat die Sonne das Tal noch nicht erreicht. Lediglich einige Gipfel werden angestrahlt, was uns für den 650m hohen Aufstieg sehr entgegenkommt. Der gut ausgebaute Weg führt in Serpentinen hinauf und bietet ständig aufs Neue schöne Blicke in die zunehmend angestrahlte Zion-Landschaft. Nach gut zwei Stunden erreichen wir den Observation Point und werden mit einem atemberaubenden Blick in den gesamten Zion Canyon belohnt. Inzwischen steht die Sonne so hoch, dass auch das Tal erleuchtet wird. Mit dem Fernglas können wir die Angels Landing-Besteiger beobachten, die die zwar etwas kürzere, dafür aber wohl schwierigere Wanderung gewählt haben.
Bei einem kleinen Picknick genießen wir den wunderbaren Ausblick, für uns einer der schönsten Blicke, die man sich vorstellen kann und natürlich auf keinem Foto auch nur annähernd einzufangen. Die Felsen werden nun von der Sonne angestrahlt und bieten uns für den Rückweg viele Fotomotive.
Wieder unten angekommen gehen wir noch zum 400 m entfernten Weeping Rock, ein steinerner Alkoven (Grotte) mit tropfenden Quellen und daraus hervorgehenden hängenden Gärten.
Mit dem Shuttle-Bus fahren wir weiter zum Temple of Sinawawa, der Endstation des Busses. Unsere Energie reicht noch für einen kleinen Riverside Walk. Der Virgin River hat zur Zeit nicht viel Wasser, die am Ufer liegenden Felsen lassen seine sonstige Kraft jedoch vermuten. Nach 1,5 km machen wir wieder kehrt. Der Weg, der weiter zu den Narrows führt, bedarf erst einer Flussdurchquerung und soll im weiteren Verlauf sehr steinig und schwierig sein, wofür wir weder die nötige Ausstattung noch Energie haben.
Den verbleibenden Nachmittag verbringen wir am einladenden Hotel-Pool mit Blick auf die umliegenden Felsformationen. Im wohltemperierten Whirlpool pflegen wir unsere geschundenen Glieder, bevor wir abends einen kleinen Spaziergang nach Springdale machen. In der Zion Gallery sehen wir uns noch die unglaublich schönen Fotografien des Foto-Künstlers Michael Fatali (www.fatali.com) an, der traumhafte Naturaufnahmen (ohne Bildbearbeitung oder Filter) macht. Leider sind die Bilder mit rd. 1.500$ pro großformatigem Bild kein Schnäppchen.
Wir finden noch die Möglichkeit, ein Lebenszeichen per E-Mail in die Heimat zu verschicken, bevor wir es uns mit einer Flasche Wein und einem Becher Häagen Dasz-Eis ausgestattet im Hotel gemütlich machen und später vom Whirlpool aus den Sternenhimmel bewundern.
Mittwoch, 22.09.2004 Zion National Park – Coral Pink Sand Dunes State Park – Red Canyons – Bryce Canyon National Park
Bevor es heute weiter zum Bryce Canyon National Park geht wollen wir noch eine kleine Wanderung zu den Emerald Pools im Zion NP machen. Es verspricht wieder ein grandioser Tag zu werden, um 8:00h morgens ist kein Wölkchen am Himmel, auch wenn es trotzdem noch ziemlich kalt ist, denn die Sonne hat das Tal noch nicht erreicht. Der Lower Pool Trail führt uns zu einem derzeit sehr kleinen Pool.
An der dahinterliegenden steilen Felswand, die sich sehr schön im Wasser spiegelt, sieht man, wie in weniger trockenen Jahreszeiten das Wasser den Felsen herabstürzt. Der Upper Pool Trail ist etwas felsiger aber unproblematisch zu erwandern. Auch im auf einer Felsplattform gelegenen Upper Pool, der den darunter liegenden Lower Pool speist, ist kaum Wasser. Zurück gehen wir den Middle Pool Trail und haben noch einmal einen sehr schönen Blick auf die Felswand die mittlerweile komplett von der Sonne angestrahlt wird sowie in den Zion Canyon. Der Felsen des Observation Point sieht von hier aus gar nicht so hoch aus, wie aus der Nähe betrachtet. Mit unserem Fernglas erspähen wir, dass die ersten Wanderer Angels Landing bereits erreicht haben.
Zurück zur Zion Lodge gehen wir an der Straße entlang zum Court of the Patriarchs Viewpoint.
Leider haben wir die Entfernung zwischen den beiden Busstops unterschätzt, aber wir sind ja (noch) gut zu Fuß. Am Court of the Patriarchs führt der kürzeste Trail des Zion NP zu einer Aussichtsplattform, von wo aus man einen schönen Ausblick auf die drei Patriarchs-Felsformationen Abraham, Isaac und Jacob hat, die ebenfalls von der Sonne angestrahlt werden.
Für uns wird es leider Zeit zurück zu gehen, denn bis 11:00 h müssen wir auschecken. Der Zion NP hat uns ausgesprochen gut gefallen. Gerne hätten wir iauch noch den Kolob Arch gesehen, der mit einer Spannweite von 93 m zu den längsten freistehenden naturgeschaffenen Felsbögen der Welt gehört, doch dieser ist nur auf einer 14 Meilen langen Wanderung zu erreichen, für die uns keine Zeit bleibt.
Über den als Scenic Drive gekennzeichneten Zion-Mount Carmel Highway (No.9), der sich über Serpentinen hochschlängelt und durch einen eine Meile langen Tunnel (1930 fertig gestellt) führt, verlassen wir den Park und genießen noch ein paar wunderschöne Blicke auf die abwechslungsreichen, farbenfrohen Felsformationen. Leider verpassen wir hinter dem Tunnel den kurzen Canyon Overlook Trail, der einen schönen Blick auf den Great Arch versprochen hätte.
Angesichts der noch frühen Tageszeit entschließen wir uns an der Mount Carmel Junction, einen Abstecher zum Coral Pink Sand Dunes State Park zu machen. Die 5$ Eintritt (der NP-Pass gilt leider nicht in State Parks) sind hier gut angelegt.
Von der Aussichtsplattform haben wir bereits einen tollen Ausblick auf die einige Meilen lange Sandlandschaft. Durch Eisenoxid wurde der Sand rot gefärbt und leuchtet im Sonnenlicht. Ein Teil des Parks ist für OHV (Off Highway Vehicles) zugelassen, einige drehen bereits im Sand ihre Runden. Wir wandern in die Sandlandschaft, die von Gebirgszügen umgeben ist. Der Aufstieg auf die große, ca. 50 m hohe Düne ist mühsam aber absolut lohnenswert. Oben angekommen genießen wir den tollen Ausblick auf die weite Dünenlandschaft, die unwirklich wirkt. Etwa eine Stunde stapfen wir mühsam durch den Sand und finden eine Menge schöner Fotomotive von noch unberührten Sanddünen oder vereinzelt im Sand wachsenden Sträuchern.
Nun geht es auf dem Highway 89 weiter zum Bryce Canyon National Park. Die Landschaft hat sich inzwischen komplett verändert und zeigt sich jetzt als Prärie mit vereinzelt auftauchenden Felsformationen. Nachdem wir auf den Highway 12 abgebogen sind, erreichen wir nach wenigen Meilen unerwartet rot leuchtende Felsen – es sind die skurrilen Felsformationen der pittoresken Red Canyons, wie wir später nachlesen.
Angezogen von der Schönheit der Felsen nehmen wir den steilen Fototrail, von dem aus wir einen sehr schönen Ausblick auf die Formationen haben, die teilweise tiefrot sind. Der Abstieg ist etwas schwieriger, zumal wir keine Wanderschuhe an haben und der Weg über Schotter führt. Doch nach einigen kleinen Rutschern kommen wir heile unten an. Dieser kleine Vorgeschmack steigert unsere Vorfreude auf den nun nicht mehr weit entfernten Bryce Canyon Nationalpark.
Dort angekommen suchen wir zunächst ein Quartier, haben jedoch Pech, das kurz vor dem Park gelegene Bryce View Motel ist schon komplett ausgebucht. Da es in Bryce nur wenig Quartiere gibt entscheiden wir uns kurzerhand, die 10 Meilen nach Tropic zu fahren, wo wir uns bessere Chancen erhoffen. Nach drei Absagen finden wir endlich ein Zimmer in einem einfachen Motel (Country Inn Lodge).
Es ist 17:00 h und uns bleibt noch etwas Zeit für einen ersten Besuch im Bryce Canyon National Park. Wir wollen das „Pferd von hinten aufzäumen“ und steuern zunächst den letzten, 18 Meilen vom Parkeingang entfernten Aussichtspunkt, den Rainbow Point, an. Das erhoffte Abendlicht bleibt aus, denn die Sonne ist zu dieser Jahreszeit zu tief und strahlt nur noch ein paar wenige Felsen an. Der Ausblick, der sicherlich an die 100 Meilen weit reicht, ist dennoch sehr schön. Das gleiche Phänomen beobachten wir bei den anderen Viewpoints, so dass wir direkt den Sunset Point ansteuern, wo wir auch nicht mehr Glück haben.
Im Restaurant des Ruby’s Inn (Best Western) warten wir 10 Minuten auf einen Tisch und bekommen einen sehr netten in einer kleinen Nische zugewiesen, der die Massenabfertigung weniger stark sichtbar macht. Das Steak ist, abgesehen von den Beilagen, sehr gut. So gesättigt fahren wir zurück zu unserem Motel, um für die morgigen Aktivitäten fit zu sein.
Donnerstag, 23.09.2004 Bryce Canyon National Park - Tropic
Von der Dusche im Nebenzimmer werden wir sehr früh geweckt und machen uns leicht gerädert auf den Weg zum Bryce Canyon NP, wo wir den Sunrise Point ansteuern. Heute Morgen ist es kaum über 0°C, entsprechend statten wir uns mit Fleece und Jacke aus – Handschuhe wären auch nicht schlecht. Vom Aussichtspunkt genießen wir einen ersten Ausblick auf die Felsformationen, die angestrahlt jetzt etwas spektakulärer wirken als am Vorabend. Offensichtlich war unsere Erwartungshaltung zu groß, denn bislang können wir die Lobpreisungen nicht nachvollziehen. Dennoch rüsten wir uns für eine Wanderung, 200 Höhenmeter hinab in den Canyon.
Die Sonne steht inzwischen schon so hoch, dass nur noch wenige Schatten gebildet werden und schon nach kurzer Zeit erschließt sich uns der Canyon aus einer völlig neuen Perspektive. Was für ein Unterschied! Wie ein großer Skulpturenpark wirken die Felsformationen und ständig erschließen sich uns neue faszinierende Blicke auf die von der Sonne angestrahlten farbenfrohen, von tiefrot bis weiß reichenden, Steine – unseren ersten Eindruck revidieren wir erfreut und sind von dem Naturschauspiel mehr als begeistert; die bizarr-skurril erscheinenden Formationen erodierten Sandsteins sind atemberaubend schön.
Tausende von Spitzen, Pfeilern, Säulen und Felstempeln wurden zu einem großen Amphitheater aus roten Steinen arrangiert. Obwohl der Bryce Canyon 1923 bereits zum National Monument und 1928 zum National Park erklärt wurde, war dieser in den 20er und Anfang der 30er Jahre noch ziemlich unbekannt, was sich durch die Werbung der Union Pacific Railroad, die dort eine Lodge angelegt hat, schnell änderte.
Wir passieren den kurzen Queen’s Garden Trail, der seinen Namen einer Felsformation verdankt, die Ähnlichkeit mit Queen Victoria haben soll und nehmen den Abzweig zum Peekaboo Loop Trail, den wir im Uhrzeigersinn gehen. Zunächst ist dieser Trail weniger spektakulär, doch das ändert sich schon bald. Der Weg schlängelt sich im ewigen auf und ab durch die skurrile Landschaft. Zugegeben, der 3 Meilen lange Trail ist nicht ganz ohne, jedoch absolut empfehlenswert. Über den Navajo Loop Trail gelangen wir wieder hinaus zum Sunset Point. Der Weg führt durch den beeindruckenden Wall Street Slot Canyon.
Nach fünf Stunden Wanderung und knapp 12 km Strecke sind wir froh, dass wir nur noch einen kurzen Weg auf dem Rim (der Felskante) zum Sunrise Point vor uns haben und den weiteren Park per Auto erkunden können.
Der Zeitpunkt ist ideal, um den Arch am Natural Bridge Point von der Sonne angestrahlt zu erleben. Ein letztes Mal genießen wir die unglaubliche Fernsicht vom Far View Point aus und verlassen den Nationalpark.
Am kurz vor dem Park liegenden Fairyland Point halten wir noch einmal an und bekommen ein ähnliches, nicht minder spektakuläres, Bild geboten, wie im Nationalpark.
Der kleine Ort Bryce besteht hauptsächlich aus dem großzügig angelegten Ruby’s Inn, das ganz auf Bustourismus eingestellt ist, mit dazugehörigen Touri-Shops - im Western-Stil und aufgepäppelt durch einen alten Trabbi mit deutschem Kennzeichen und vielen Aufklebern.
Für heute merklich geschafft fahren wir zurück nach Tropic und genießen noch etwas die Sonne, bevor wir eine typische amerikanische -Hauptsache dick mit Käse belegte- Pizza essen. Kein Wunder, dass so viele Amerikaner so übergewichtig sind.
Freitag, 24.09.2004 Grand Staircase Escalante National Monument: Hole-in-the-Rock Road
Schon um 7:00 h machen wir uns auf den Weg zum Grand Staircase Escalante National Monument. An der Ranger Station erkundigen wir uns nach den Wetteraussichten und den aktuellen Straßenverhältnissen der Hole-in-the-rock-road – absolut unproblematisch. Wir suchen uns einen schönen Picknickplatz und funktionieren kurzerhand unseren Mietwagen zum Camper um, indem wir die Heckklappe als Sitz und Tisch verwenden – so schmecken auch die „puffigen“ Bagel.
Die Hole-in-the-rock Road ist eine unbefestigte Straße (dirt road), über die man nach 57 Meilen das besagte Hole erreicht. 1880 haben Mormonen eine Straße angelegt, um mit ihren Wagen den einzigen Einschnitt durch den Glen Canyon zum Colorado River (heute Lake Powell) passieren zu können. Die ersten Meilen bis zum Devils Garden sind sicher noch mit normalem Pkw befahrbar, danach empfehlen wir Allradantrieb (4WD) und mit hohen Bodenabstand (High Clearance).
In Devils Garden erwarten uns interessante Felsformationen, die wie Skulpturen wirken. Die sogenannten Hoodoos sind ausgesprochen farbenfroh und strahlen im Sonnenlicht. Hier sehen wir auch unseren ersten naturgeschaffenen Felsbogen, den Metate Arch. Hoodoos sind Felsen, die meist andersfarbige und anders geformte Felsen wie einen Deckel tragen. Warum das in der Übersetzung Unglücksbote heißt können wir nicht nachvollziehen.
Inzwischen haben wir den 4WD zugeschaltet und steuern den Dry Fork, an um die beiden Slot Canyons Spooky Gulch und Peek-A-Boo Gulch zu erkunden. An der Registration Box tragen wir uns ein und folgen - wie wir bis dahin annehmen - dem Trail, der stellenweise recht steil hinab führt. Wanderschuhe sind ein absolutes Muss!!! Da wir kein Kartenmaterial haben, folgen wir sicherheitshalber einem anderen Paar, dass einen gut orientierten Eindruck macht, müssen jedoch später feststellen, dass wir falsch gelotst wurden. Ein älterer Herr, der trotz (grober) Kartenkopie denselben Fehler gemacht hat, zeigt uns den weiteren Weg zum Spooky Gulch, den wir so auch finden.
Am Eingang des Spooky Gulch Slot Canyons sind wir von den hohen Felswänden begeistert und wandern hinein. Der Weg wird immer enger - den Trinkflaschengürtel müssen wir stellenweise abnehmen, um seitlich durch die Zwischenräume zu passen; dick darf man hierfür nicht sein. Bald erreichen wir die erste Stelle, die nur durch geschicktes Klettern zu meistern ist.
Der ältere Herr hat uns inzwischen wieder eingeholt und wir können uns revanchieren indem wir ihm helfen, ebenfalls die Kletterpartie zu meistern. Ganz sicher sind wir uns nicht mehr, dass unsere Information richtig war und man den Slot Canyon wirklich durchqueren kann. Detlef entscheidet sich, den Rückweg anzutreten, während Anke den Slot Canyon weiter erkunden möchte. Gefolgt von dem älteren Herrn geht der Weg weiter und hat noch einige klettertechnischen Herausforderungen zu bieten, die sich nur mit sehr viel Geschick meistern lassen. Entgegen dem älteren Herrn - der an einigen Stellen schon ein wenig Hilfe benötigt - wäre Anke hier nicht alleine durchgegangen.
Nach einem dennoch fantastischen und spektakulären Erlebnis erreichen wir den Ausgang des Canyons. Leider hat die Abstimmung zwischen uns nicht besonders funktioniert. Detlef, der den Canyon von Außen umrunden und zum Ausgang kommen wollte, ist nirgends zu sehen und es wird deutlich, dass der Ausgang ohne Kartenmaterial kaum zu finden sein wird. Auch von einem Aussichtspunkt aus ist niemand zu sehen und auf laute Pfiffe erfolgt keine Antwort. Was nun? Zum nächsten Slot Canyon wird er sicher nicht gegangen sein, also geht Anke zurück zum Eingang. Mit dem Gedanken, dass man eigentlich nicht viel blöder sein kann, zumal Anke die komplette Wasserversorgung hat, findet sie nach halbstündiger Suche (eher zufällig) den Eingang und dort glücklicherweise auch Detlef wieder. Dieser hatte tatsächlich einen Weg zum Ausgang gesucht, aber nicht direkt finden können, so dass er zum Eingang zurückgekehrt ist. Dort hatten sich inzwischen ein paar Touristen zum Picknicken niedergelassen. Nachdem er diese gefragt hat, ob sie den Canyon vom Ausgang aus durchquert und Anke gesehen hätten, schauen diese ihn nur unverständlich an. Deren Reiseführer berichtet, dass der Canyon nicht zu durchqueren ist, da teilweise große Steine den Weg versperren – das mit den Steinen stimmt!!! Um so besorgter geht Detlef immer wieder ein Stück in den Canyon hinein und antwortet auch mit Rufen auf die (eindeutig als Ankes identifizierten) Pfiffe, was der Canyon aber verschluckt. Derartige Abenteuer werden wir künftig bleiben lassen. Kein Spot kann so toll sein, dass man solche Risiken eingeht.
Wir machen uns auf den (vermuteten) Weg zum Peek-A-Boo Gulch. Den älteren Herrn treffen wir wieder und er schließt sich uns erneut an. Gemeinsam – immerhin mit einem groben Kartenausschnitt – suchen wir den zweiten Slot Canyon. Der ältere Herr zeigt uns stolz seine Gummischuhe, die er zusätzlich mitschleppt, denn der Canyon hat wohl einige feuchte Stellen und am Eingang ein großes Wasserloch, das kaum trockenen Fußes zu durchqueren ist.
Diesmal scheinen wir das Pferd von hinten aufzusäumen, denn wir erreichen zunächst den Ausgang. Auf den ersten Blick ist dieser Slot Canyon wesentlich weniger spektakulär, denn die Felswände sind – zumindest am Ausgang – nicht besonders hoch und nicht so eng. Das erste Stück lässt sich, abgesehen von kleinen Klettermanövern, schnell meistern. Doch dann folgt eine äußerst enge Stelle, die nur durch kletternd zu durchqueren ist und zu allem Überfluss auch noch eine Wasserloch aufweist. Anke versucht ihr Glück und „meistert“ mit einem Sprung diese Unwegsamkeit zwar trockenen Fußes, leider jedoch mit einer leichten Prellung. Es ist doch nicht so einfach, um die Ecke zu springen. Detlef entscheidet daher schnell, dass er das nicht braucht und will zurückgehen. Der ältere Herr geht natürlich weiter, doch leider nicht trockenen Fußes, sondern stapft mit seinen Wanderschuhen mitten in das Wasserloch.
Um das Abenteuer des vorherigen Slot Canyons nicht zu wiederholen entscheidet sich auch Anke für den Rückweg. Mit Detlefs Hilfe gelangt sie auch wieder trockenen Fußes zurück. Nachdam wir aus dem Canyon geklettert sind laufen wir außen herum zum Eingang, was hier leichter möglich ist als beim Spooky Gulch.
Der ältere Herr hat es tatsächlich geschafft, allerdings sieht er entsprechend aus, denn er hatte aufgrund der Enge leider keine Gelegenheit die Schuhe zu wechseln, so dass er jetzt entsprechend -inkl. seiner Hose- verschlammt ist. Wir haben uns also richtig entschieden! Vor dem Eingang ist eine große Pfütze, die man zum erkunden des Slot Canyons erst überwältigen muss. Noch schwieriger ist es, den Eingang zu erreichen, denn hierfür muss man erst ein paar Meter hoch klettern. Der ältere Herr ist nun ebenfalls der Meinung, dass dieser Aufwand für den nicht besonders spektakulären Slot Canyon nicht gerechtfertigt war.
Endlich finden wir den eigentlichen Trail und gelangen zurück zum Parkplatz. Eingestimmt auf einen kurzen Walk von nicht mehr als eineinhalb Stunden, haben wir insgesamt dreieinhalb Stunden gebraucht Eine weitere Erfahrung, dass man die unwegsame Natur, insbesondere die nur unzureichend ausgeschilderten Wege, nicht unterschätzen sollte.
Die Hole-in-the-rock Road fahren wir weiter bis zum Dance Hall Rock. Schon vom ersten Anblick aus der Ferne sind wir ganz begeistert. Rote Felsen ragen aus der ansonsten ebenen Landschaft und erinnern uns verdammt stark an die Olgas oder eine kleine Schwester des australischen Ayers Rock. Benannt wurden die Felsformationen nach den Mormonen, die während des Anlegens der Straße beim Tanzen ihre Inspiration für den weiteren Bau bekamen. Noch schöner werden die Felsen, wenn man sie erklettert. Einige potholes (Wasserlöcher) haben sich gebildet und sind teilweise mit Wasser gefüllt oder sogar mit Sträuchern und kleinen Bäumen bewachsen. Der Blick von oben ist klasse.
Bis zum „Hole-in-the-rock“ am Ende der 57 Meilen langen unbefestigten Straße ist es uns zu weit. Wir kehren um und fahren stattdessen den 10 Meilen langen Abstecher bis Eqypt. Die Strecke ist definitiv nur für 4WD geeignet. Unterwegs kommen wir an einigen beeindruckenden Schluchten vorbei. Am Ziel angekommen haben wir vom Plateau eine fantastische Aussicht auf die Waterpocket Fold des Capitol Reef National Park.
Die Fernsicht ist spitze, allein dafür hat sich die zusätzliche Fahrerei gelohnt. Von hier aus starten die in unseren Reiseunterlagen als sehr sehenswert aber schwierig empfohlenen Wanderungen zu den Neon Canyons mit Golden Cathedral und Fence Canyon. Schon allein der Hinweis, dass man zumindest GPS oder gutes Kartenmaterial und einen Kompass dabei haben sollte, schreckt uns ab. Außerdem ist es für heute ohnehin schon zu spät.
Auf dem Rückweg halten wir noch an einer Schlucht. Als wir herantreten können wir unseren Augen kaum trauen, denn auf den ersten Blick ist der Boden nicht zu erkennen. Wir schätzen die Schlucht auf über 100 m Tiefe, eingerahmt von steilen Felswänden. Nachdem wir einmal herum gegangen sind lässt sich das Ausmaß erahnen und wir haben einen weiten Blick in das sich anschließende Tal. Den Namen der Schlucht werden wir wohl nie erfahren, denn es gibt keine Ausschilderung.
Langsam wird es Zeit zurück zu fahren, denn wir müssen auch noch ein Quartier finden und nach knapp 100 Meilen dirt road sind wir merklich geschafft. In Escalante übernachten wir in einem einfachen Motel (Prospector Inn).
Samstag, 25.09.2004 Grand Staircase Escalante NM - Burr Trail Road - Capitol Reef National Park - Torrey
Leider ist Anke durch die gestrige Prellung in der Peek-A-Boo Gulch angeschlagener als erwartet, so dass wir (leider) den hoch gelobten Calf Creek Fall Trail auslassen müssen, denn 10 km Rundweg sind definitiv zu viel. Schade!!!
Nachdem wir unseren gestrigen Picknickplatz am Anfang der Hole-in-the-rock Road erneut angesteuert und unser improvisiertes Frühstück verspeist haben, fahren wir weiter bis Boulder, wo der Burr Trail abzweigt.
Die Burr Trail Road, ebenfalls eine unbefestigte Straße, führt zum Capitol Reef National Park. Schon nach kurzer Zeit ändert sich die Landschaft und die bis dahin gelb/weißen Felsformationen leuchten erneut rot. Am ersten Abzweig (rechte Seite nach etwa 10 Meilen) erreichen wir einen Trail, den wir auf der Suche nach dem Long Canyon entlang wandern.
Schon bald stellen wir fest, dass dies nicht besagter sein kann und müssen erneut die fehlende Ausschilderung bemängeln, mit der man wohl die Besucher etwas fern halten möchte. Nachdem wir im Reiseführer noch einmal nachgelesen haben, dass der Long Canyon auf der linken Seite liegt, erreichen wir diesen eine Meile weiter. Schon von der Straße aus kann man die wuchtigen, roten Felswände der engen Schlucht des Slot Canyons sehen. Es ist nur eine kurze Wanderung hinein in die enge Schlucht, die zur Zeit ziemlich ausgetrocknet ist. Als wir die Schlucht wieder verlassen wollen, werden wir von einem Studenten angesprochen, ob wir an einer Befragung zum Grand Straircase Escalante NM teilnehmen möchten, was wir gerne bejahen. Da er einige Jahre in Dresden und Leipzig studiert hat, versucht er die Befragung auf Deutsch durchzuführen, was ihm auch ganz gut gelingt. Es werden die üblichen Fragen gestellt, wie wir aufmerksam geworden sind, wie es uns gefällt, wie wir mit dem Visitor Service zufrieden sind, etc. Wir nutzen die Gelegenheit, um noch einmal deutlich herauszustellen, wie beeindruckend der Park ist, aber auch, dass wir uns ein paar mehr genauere Informationen zu Trails etc. wünschen würden.
Nach einigen weiteren Meilen auf dem Burr Trail erreichen wir den Abzweig zur Wolvertine Loop Road, die wir bis zum Abzweig zum Horse Trail fahren, wieder einmal eine empfehlenswerterweise nur mit 4WD befahrbare Strecke, die durch einen derzeit ausgetrockneten Flusslauf führt und uns den Blick in eine noch schönere Landschaft mit abwechslungsreichen Felsformationen eröffnet.
Wir könnten nun die Wolvertine Loop Road weiteren fahren, die nach einigen weiteren Meilen 4WD-Strecke zurück auf den Burr Trail führt, entscheiden uns jedoch, direkt zu diesem zurück zu fahren und den Scenic Drive fortzusetzen. Dieser verändert schon nach einigen Meilen erneut sein Gesicht und wir fahren durch eine flachere Prärie-Landschaft aus der dann wieder unerwartet Felsformationen herausragen, die ankündigen, dass wir uns dem Capitol Reef National Park nähern.
Von einem schönen Aussichtspunkt haben wir einen genialen Blick in die weite Felslandschaft der Harry Mountains – für uns ein perfekter Picknickplatz. Schon wieder sehen die Felsen ganz anders aus. Diesmal sind sie von Wellenlinien durchzogen und haben einen Hut aus schroffen Steinen auf. Die Farben erinnern an Eissorten, die von Pistazie über Vanille bis hin zu tief rotem Himbeere reichen. Auch die letzten Meilen auf dem Burr Trail bleiben spektakulär und setzen sich auf der Nottom Bullfrog Road fort, die uns zum Highway 24 zurück führen und auf der wir den Capitol Reef National Park erreichen.
Capitol Reef National Park
Zunächst beziehen wir im Best Western in Torrey unser Quartier. Vom Zimmer aus haben wir einen schönen Blick auf die inzwischen wieder roten getönten Felsformationen. Von soviel Steinen erst einmal genug haben, legen wir eine zweistündige Pool-Pause ein. Der Blick aus dem leider beinahe überheizten Whirlpool ist genial. Die Wärme scheint Ankes Bein gut getan zu haben.
Natürlich lassen wir den Tag noch nicht ausklingen, sondern fahren erholt zurück zum Capitol Reef NP und betrachten den Chimney Rock – ein gewaltiger roter Felsen – sowie The Castle – ein weißer Burg-ähnlicher Felsen, der auf einer roten Gesteinsformation thront.
Vom Aussichtspunkt des Gooseneck Point bietet sich uns ein genialer Blick auf die Flussschleife des Fremont Rivers, der von knapp 200 m hohen Felswänden eingefasst wird.
Wir fahren in den Nationalpark hinein und stellen nach einigen Meilen auf dem Scenic Drive fest, dass die Anfahrt zum Park über den Highway mindestens ebenso spektakulär war. Da die Sonne inzwischen so tief steht, dass die Felsen bald dunkel sein werden, fahren wir zum Sunset Point am Gooseneck Point zurück und genießen die schöne Aussicht auf die sich im Abendlicht verändernde Landschaft. Das rote Glühen der Felsen bleibt jedoch aus, aber das Erlebnis ist trotzdem schön, zum Schluss erstrahlt der Himmel leicht lila durchzogen hinter den erloschenen Felsen. Der zunehmende Mond rundet das Bild ab.
Uns verlangt es mal wieder nach einem ordentlichen Essen und wir steuern in Torrey das Capitol Reef Inn & Cafe an. Auch wenn der Service etwas überfordert und desorganisiert ist, das Steak ist (inkl. der Beilagen) hervorragend. Und das Restaurant hat mal etwas Ambiente. Zurück im Motel genießen wir den traumhaften Sternenhimmel vom heißen Whirlpool aus, bevor wir mal wieder todmüde ins Bett fallen.
Sonntag, 26.09.2004 Capitol Reef National Park – Moab – Arches National Park
Nach einem improvisierten Frühstück auf dem Zimmer mit Blick auf die sich langsam rot färbenden Felsen fahren wir erneut in den Capitol Reef National Park.
Da es Ankes Bein wieder etwas besser geht, entscheiden wir uns, den Grand Wash Trail zu erwandern, der zwischen Scenic Drive und Highway 24 liegt und one-way 2,5 Meilen lang ist, so dass zumindest die Option für Anke besteht, diesen nur one-way zu gehen und sich von Detlef am Highway 24 aufpicken zu lassen. Wir durchwandern "The Narrows" und kommen an über 200m hohen Felswänden vorbei, müssen jedoch feststellen, dass wir uns die Wanderung spektakulärer vorgestellt haben. Dennoch gehen wir zusammen wieder zurück zum Auto.
Wir ersparen es uns, den Scenic Drive noch weiter zu fahren und halten stattdessen an einem alten Farmhouse, kurz vor dem Parkende. Am Gooseneck Point legen wir einen kleinen Zwischenstopp ein, hier haben sich 6 Ford-Oldtimer wunderbar vor der Chimney Rock-Kulisse aufgereiht.
Zurück auf dem Highway 24 besichtigen wir das alte Schoolhouse, das von Ende des 19. Jh. bis in die 40er Jahre des 20. Jh. hinein in Betrieb war. Zwischen 8 und 26 Schüler wurden gleichzeitig in acht verschiedenen Klassen unterrichtet. Ein Ofen in der Mitte des kleinen Schulraums deutet darauf hin, dass es im Winter durchaus kalt werden kann.
Nachdem wir noch ein paar weniger spektakuläre Petroglyphs besichtigt haben beschließen wir, den Park zu verlassen und heute einen Fahrtag nach Moab einzulegen. Den Highway 24 fahren wir bis zur Interstate 70, der wir bis zur Crescent Junction folgen, bevor wir dann auf den Highway 191 abbiegen.
Arches National Park - Canyonlands National Park
In Moab finden wir ein günstiges Zimmer im Apache Motel, das etwas abseits von der Hauptstraße liegt. Hier hat schon John Wayne übernachtet, als er den Film „Rio Bravo“ gedreht hat. Es ist noch früher Nachmittag – eine gute Zeit um das schöne Sonnenlicht für einen ersten Besuch des Arches National Park zu nutzen. Anscheinend sind mit uns viele Wochenendtouristen unterwegs, denn vor der Parkeinfahrt hat sich eine kleine Schlange gebildet. Zugegebenermaßen haben wir uns auf den kleinsten Nationalpark der USA nicht besonders gut vorbereitet, erhalten jedoch das übliche ausführliche Karten- und Infomaterial und steuern die einzelnen Viewpoints an. Über 2000 katalogisierte Arches haben sich hier gebildet, neue entstehen durch Erosion und alte zerfallen mit der Zeit. Die Arches reichen von knapp einem Meter bis zu über 90m.
Wir sind ganz begeistert von diesem 1971 gegründete Nationalpark, der sich durch einzelne spektakuläre Felsformationen hervorhebt. Nirgends sonst auf der Welt sind so viele natürliche Steinbögen und ungewöhnliche Steinformationen zu sehen. Im Hintergrund runden die teilweise schneebedeckten La Sal Mountains, der zweithöchste Gebirgszug in den Staaten, das Bild ab.
Am Park Avenue Viewpoint genießen wir zunächst die Aussicht auf verschiedene Felsformationen, bevor wir weiter zum Balanced Rock fahren. Es ist unglaublich, wie sich ein dicker Felsbrocken auf einer dünnen Felsschicht hält, es sieht so aus, als müsste er jeden Moment herunter fallen.
In der Window Section folgen wir einem kurzen Trail zum North- und South Window - zwei große Arches - sowie ferner zum Turret Arch, der nicht minder spektakulär ist. Der nahe gelegene Double Arch ist leider im Schatten, so dass wir uns die Wanderung dahin ersparen. Stattdessen fahren wir zum Delicate Arch und folgen vom Viewpoint aus dem Upper Viewpoint Trail. Nur mit einer Kletterpartie erreichen wir den Aussichtspunkt auf den leider noch einige 100m Luftlinie entfernten knapp 14m hohen Arch, von dem wir durch eine tiefe Schlucht getrennt sind.
Den Arch selbst erreicht man nur über eine drei Meilen lange Wanderung, die einige Wanderer zum bevorstehenden Sonnenuntergang auf sich genommen haben. Das wäre auch die bessere Alternative gewesen, denn wir haben leider Gegenlicht.
Auf der Rückfahrt halten wir noch einmal am jetzt von der Sonne angestrahlten und glühend rot leuchtenden Balanced Rock. Der zunehmende Mond sorgt für eine abgerundete Sonnenuntergangsstimmung und leuchtet über den lila schimmernden inzwischen wolkenfreien La Sal Mountains.
Montag, 27.09.2004 Canyonlands National Park – Arches National Park - Moab
Im Visitor Center in Moab erkundigen wir uns nach den Straßenverhältnissen der Shafer Trail Road (4WD), bevor wir den Highway 191 bis zum Abzweig zum 1964 gegründeten Canyonlands National Park zurück fahren. Der größte National Park Utahs ist in drei Gebiete eingeteilt: Island in the Sky, Maze und Needles und wird durch den Green River und den Colorado River unterteilt.
Island in the Sky ist das höchste und nördlichste Gebiet, westlich vom Green und östlich vom Colorado River begrenzt. Den ersten Stopp machen wir am Shafer Trail Canyon Overlook. Von hier hat man einen fantastischen Blick in die tiefen, breiten, von schroffen Felswänden umgebenen Schluchten. Einige 4WD versuchen sich bereits an der Abfahrt der Shafer Trail Road, die wir uns für den Rückweg vorgenommen haben.
Am Mesa Arch folgen wir dem eine Meile langen Rundweg zum Arch. Dieser liegt wohl platziert direkt an der Felskante vor der tiefen Schlucht - man sollte also schwindelfrei sein, wenn man den Arch für ein tolles Photomotiv erklettern möchte.
Erst am Green River Overlook erschließt sich uns die spektakuläre Landschaft des Island in the Sky, das aufgrund der Flussverläufe wie ein „Y“ geformt ist. Vom Green River Overlook blickt man, 300 m über dem White Rim stehend, bis zu 100 Meilen weit.
Als White Rim wird die fast konstante weiße Sandstein-Kante bezeichnet, die die Konturen des dunklen von tiefen Schluchten durchzogenen Plateaus nachzeichnet – ein wunderschöner Kontrast. Der Ausblick ist magisch schön. Durch Wasser und Erosion haben sich tiefe, breite Felsspalten gebildet, aus denen noch vereinzelt stehen gebliebene Felsbrocken herausragen. Ein absolutes Highlight! Wir sind von dem Anblick ganz begeistert.
Der Upheaval Dome hält ebenfalls einen spektakulären Ausblick auf einen ca. 500 Meter tiefen Krater bereit. Vom ersten Aussichtspunkt hat man einen guten Blick auf die grünen Hügel, den Weg zum zweiten Aussichtspunkt brechen wir auf halber Strecke ab, weil es nach einem ziemlichen Geklettere aussieht. Zwei unterschiedliche Theorien versuchen dieses Naturphänomen zu erklären. Die erste geht von einem Meteoriteneinschlag vor ca. 60 Mio. Jahren aus, die zweite davon, dass sich Salzschichten im Boden gebildet haben, die nach oben gedrückt wurden – hört sich für uns wahrscheinlicher an.
Am Grand View Point Overlook erwartet uns das nächste Highlight. Ein beeindruckender Ausblick auf die sagenhafte Canyonlandschaft wird uns geboten – der ideale Picknickplatz. Von hier oben ist auch ein Teil der White Rim Road zu sehen, eine ca. 100 Meilen lange dirt road, die den Canyonlands National Park durchzieht, allerdings nur mit 4WD und Übernachtung im Canyon machbar ist. Anfang der 60 iger Jahre wurde Uranium entdeckt. Aus diesem Grunde wurden sehr viele dirt roads angelegt, die heute für die touristische Erschließung des Parks genutzt werden.
Wir entscheiden uns für die kürzere Shafer Trail Road, empfehlenswert auch nur mit 4WD. Das erste Stück ist besonders interessant, denn hier schlängelt sich die Straße steil und serpentinenförmig hinab in die Schlucht, ist aber sehr gut zu befahren. Am Dead Horse Point Overlook folgen wir dem Gooseneck Trail und haben einen tollen Blick auf die Schleife des Colorado Rivers, der grün leuchtet. Die weiterführende Potash Road führt an einer Saline vorbei. Nach etwa 15 Meilen dirt road freuen wir uns auf die dahinter wieder geteerte Straße, die sich direkt am Colorado entlang schlängelt.
Wir mussten festgestellen, dass wir noch nicht alle Highlights des Arches National Park nicht gesehen haben – hier waren wir wirklich schlecht vorbereitet. Also nutzen wir den verbliebenen Nachmittag zu einem erneuten Besuch.
Diesmal fahren wir direkt ans Ende des Parks zu Devils Garden. Ein 2,6 km langer Trail führt zum Landscape Arch, mit über 93 Meter Spannweite der größte Bogen in diesem Park.
Auf dem Weg legen wir noch einen kleinen Fotostopp am Tunnel Arch sowie am Pine Tree Arch ein. Leider haben wir die falsche Tageszeit erwischt, die Arches liegen im Schatten. Ebenso der Landscape Arch, der dennoch sehr beeindruckend ist. Dem Trail folgen wir noch weiter und passieren die weniger spektakulären Bögen Wall Arch und Navajo Arch – natürlich ebenfalls im Schatten. Der Double O Arch soll zwar noch in der Sonne sein und einen spektakulären Sonnenuntergang bieten, aber die weiteren 1,3 Meilen one-way sind uns dann doch zu viel und wir haben keine Lust, im dunklen zurückzuklettern. Als wir wieder am Auto ankommen ist es schon kurz vor sieben. Es sind einige Wolken aufgezogen, so dass der Sonnenuntergang heute sowieso nicht so spektakulär sein wird. Dafür haben wir auf der Rückfahrt einen schönen Blick auf den aufgehenden Vollmond, der den angesagten Wetterwechsel bestätigt. In Moab steuern wir das Slickrock Cafe an, erleben erwartungsgemäß jedoch keine positive Überraschung. Immerhin ist der Service nett und bringt anstandslos eine neue chicken breast, nachdem wir beim Umdrehen der ersten leider feststellen mussten, dass diese unappetitlich verbrannt war. Dafür ist das Cafe licensed, so dass wir sogar mal wieder Cocktails und Wein zum Dinner trinken können.
Zurück im Motel zappen wir durchs Fernsehprogramm und treffen zufällig auf die amerikanische Fassung von „Wer wird Millionär“. „Who wants to be a millionaire“ ist im Vergleich zur deutschen Version wesentlich schneller. Selbstverständlich scheitern wir schon bei den einfachsten Fragen.
Dienstag, 28.09.2004 Canyonlands National Park – Cortez
Für heute haben wir uns den südöstlichen Teil des Canyonlands National Parks – The Needles - vorgenommen. Die angekündigte Wetteränderung ist eingetreten, es ist ziemlich bewölkt, aber die Sonne scheint ab und zu - die letzten Tage waren wir ja auch mit Sonne und blauem Himmel sehr verwöhnt.
Wir verlassen Moab und fahren den Highway 191 in Richtung Monticello, um später auf den Highway 211 abzubiegen (nicht zu verfehlen, denn auf der linken Seite ist eine riesige Felsformation zu sehen, die einem französischen Brioche ähnelt), der uns zum südlichen Park-Eingang führt. Im Visitor Center erkundigen wir uns zunächst nach den Straßenverhältnissen. Die 4WD-Strecke zum Colorado River Overlook ist leider geschlossen. Die vom Elephant Hill abgehenden Dirt roads sind zwar zugänglich, aber wohl extrem schwer zu befahren und die in unserem Reiseführer angegebene Strecke zum Angel Arch gibt es gar nicht mehr. Hierdurch leicht demotiviert fahren wir in den Park hinein.
Der erste Stopp gilt dem Wodden Shoe Arch Overlook – die Ähnlichkeit mit einem Holzschuh können wir immerhin feststellen. Als nächstes steuern wir den Big Spring Canyon Overlook an. Hier gibt es leider derzeit Straßenarbeiten, so dass wir zunächst warten müssen, bis das Pilot Car zurück kommt und wir diesem folgen dürfen.
Der Overlook bietet einen Blick auf Island in the Sky in der Ferne, das von hier aus jedoch nicht so spektakulär wirkt. Von hier führt ein 5,5 Meilen langer Trail zum Confluence Overlook, an dem Green River und Colorado River zusammen treffen, doch die 11 Meilen Gesamtstrecke sind uns zuviel, zumal unser Fokus auf der Erkundung der Needles liegt.
Am Pothole Point folgen wir einem kurzen Trail zu den besagten Pothols, die teilweise mit Wasser gefüllt sind. Von hier haben wir einen schönen Blick auf die noch ziemlich weit entfernten Needles.
Am Elephant Hill angekommen versuchen wir uns selbstverständlich an der hier beginnenden 4WD-Strecke. Allerdings müssen wir schon nach wenigen Metern feststellen, das die Warnung im Visitor Center ernst zu nehmen war. Dicke Felsbrocken liegen auf der extrem steilen und engen Straße. Auf ein derartig riskantes Abenteuer, dass möglicherweise einen defekten Mietwagen zur Folge hat, haben wir dann doch keine Lust. Schon allein der Rückweg bedarf eines riskanten Wendemanövers, das den Adrenalinspiegel steigen lässt. Zurück auf dem Parkplatz ernten wir immerhin Applaus - es muss wohl von unten so ausgesehen haben, als wollten wir mit dem Auto direkt den Berg herunter fahren, dabei wollte nur der Rückwärtsgang nicht immer so, wie wir das wollten.
Damit bleiben uns leider die weiteren spektakulären Highlights des Parks verschlossen. Bedauernswerterweise wurde in unserem Reiseführer die 4WD-Strecke nicht als schwer dargestellt, denn dann hätten wir uns gleich auf eine Tageswanderung zu den Needles eingestellt. Vor Ort erfuhren wir dann, dass es sich um die schwerste Strecke in Utah handeln soll. Unser Fazit für diesen Teil des Parks ist: die spektakulären Sehenswürdigkeiten wie The Needles oder Confluence Overlook kann man sich nur erwandern. Bevor wir den Park wieder verlassen legen wir noch einen kleinen Stopp bei Cave Springs ein und besichtigen das unter einem Alkoven gelegene historische Cowboy Camp, das über Holzleitern zu erreichen ist, neben ein paar Pictographs aber nicht so viel zu bieten hat.
Noch schwerer zugänglich ist The Maze, der westlich gelegene, dritte Teil des Parks - er zählt zu den am schwersten zugänglichen Gebieten der USA.
Mesa Verde National Park
Den restlichen Tag nutzen wir, um in Richtung des Mesa Verde National Park zu fahren. In Cortez suchen wir uns ein Quartier (es gibt eine Fülle Motels) und gönnen uns noch eine kurze Auszeit. Abends raffen wir uns noch einmal auf, um zum Dry Dock Restaurant zu gehen, eine Empfehlung unseres Reiseführer. Die Qualität ist, abgesehen von den beim ersten Mal verbrannten Spare Ribs, erstaunlich gut. Unseren Spaß haben wir, als wir die zurückgegebenen verbrannten Ribs auf dem Teller eines Asiaten am Nebentisch eindeutig wieder erkennen. Es sieht zwar nicht nach genüsslichem Essen aus, aber offensichtlich reichen seine Englischkenntnisse nicht für eine Beschwerde aus, denn selbstverständlich wurde ihm mit der üblichen „everything ok“-Floskel die Möglichkeit hierzu gegeben und wir hatten auch das Gefühl, dass es ihm auf den Lippen lag – aber offensichtlich nicht in Englisch.
Mittwoch, 29.09.2004 Mesa Verde National Park – Chinle
Der erste wettermäßig schlechte Tag erwartet uns – über den Gipfeln des Mesa Verde hängen dicke Wolken und es regnet. Trotzdem machen wir uns auf den Weg zum Mesa Verde National Park (seit 1978 UNESCO Weltkulturerbe). Im Far View Visitor Center erfahren wir, dass die von Rangern geführten Touren trotz des schlechten Wetters stattfinden und wir erwerben für 2,75 $ pro Person ein Ticket für die 10:00 h Balcony House Tour. Vom Visitor Center sind es noch 10 Meilen zum Ausgangspunkt für die Tour. Zwischen den niedrig hängenden Wolken können wir die herbstlich eingefärbte Landschaft des grünen Plateaus erkennen und finden es sehr schade, dass die Sonne nicht scheint und der Blick durch tief hängende Regenwolken getrübt wird.
Die Balcony House Tour wird als nicht ganz einfach beschrieben, da man über mehrere Leitern und enge Durchgänge klettern muss. Bei den heutigen Wetterverhältnissen eine glitschige Angelegenheit, zu der wir uns regenfest ausstatten. Die Tour führt wie angekündigt über Leitern zum Balcony House, der letzten im Mesa Verde entstandenen Bebauung von ca. 1240. Erst im späten 19. Jh. wurden die Ruinen der Ancestral Puebloans wiederentdeckt. Ca. 600 Jahre lang lebten in dieser Gegend ehemalige Nomaden, die sich hier niedergelassen hatten und gegen Ende dieser Zeit aufgrund der Überbevölkerung nach und nach auf das Hochplateau zogen. Die Pueblos auf der Hochebene, sogenannte cliff dwellings, wurden unter Alkoven angelegt, um so vor Wetter und möglichen Feinden geschützt zu sein. Die Ruinen, die weitestgehend wie vorgefunden belassen wurden, geben ein wenig Einblick in die Kultur der Bewohner. Die Lebenserwartung lag, aufgrund der einseitigen Ernährung (hauptsächlich Mais mit hohem Zuckergehalt) bei nur ca. 35 Jahren.
Die etwa einstündige Tour ist, vielleicht aufgrund der kleinen Gruppe von nur fünf Teilnehmern (sonst bis zu 50) sehr informativ. Die Ruinen lassen ein wenig erkennen, wie die Anasazi genannten Indianer hier gelebt haben.
Aufgrund des schlechten Wetters machen wir keine weitere Führung zum Cliff Palace, der zweiten bedeutenden Alkovensiedlung des Parks. Stattdessen fahren wir den sechs Meilen langen Mesa Top Loop, der über die Besiedlung ab ca. 550 n. Chr. bis ca. 1300 n. Chr. sehr gut informiert. Aufgrund der vergleichsweise guten Lebensbedingungen vermehrten sich die Indianer hier relativ schnell, so dass zuletzt ca. 50.000 im Mesa Verde lebten. Während einer 23 jährigen Trockenzeit verließen die Bewohner etwas um 1300 das Mesa Verde, um am Rio Grande bessere Lebensumstände vorzufinden. Vom Square Tower House Overlook blicken wir auf ein weiteres cliff dwelling im Navajo Canyon – der Turm mit „Fenstern“ und „Türen“ ist hier einzigartig. An den weiteren Sehenswürdigkeiten des Mesa Top Loops – u.a. Pithouses & Early Pueblo Villages, first, second & third villages oder Sun Point Pueblo wird sehr informativ das Leben der Ancestral Puebloans dargestellt. Ferner hat man schöne Aussichtspunkte u.a. mit Blick auf Cliff Palace und weitere cliff dwellings. Ebenfalls sehr informativ ist das Chapin Mesa Museum - besonders empfehlenswert die halbstündig stattfindende Videovorführung. Vom Museum führt ein kurzer Trail zum Spruce Tree House, einer weiteren Pueblo-Ruine - eine vorgefundene Kiva-Ruine wurde wieder so hergestellt, wie sie seinerzeit aussah. Über eine Leiter kann man die Kiva von Innen besichtigen. Kivas nennt man die unterirdischen Gebetsstätten, in denen dem Glauben nach die Menschen aus einer tiefer gelegenen Welt aus einem Loch in der Kiva in die hiesige Welt emporgestiegen sind.
Für weitere Aussichtspunkte ist das Wetter zu schlecht, inzwischen schüttet es. Wir verlassen den Mesa Verde NP, um weiter nach Chinle zu fahren, einer Ortschaft am Eingang des Canyon de Chelly National Monuments. Über den Highway 160, an dem wird das Four Corners Monument passieren, ist es ziemlich trostlos. Das Grenzmonument der Bundesstaaten Utah, Colorado, Arizona und New Mexico wird im Reiseführer als wenig interessant beschrieben, lediglich vier Flaggen sind gehisst - ein beliebtes Fotomotiv, das wir getrost auslassen. Ansonsten ist die Landschaft flach, hin und wieder ragt ein Felsmonument heraus. Der kleine Ort Mexican Water scheint nur auf der Karte eingezeichnet zu sein, weil es ein Knotenpunkt des Highway 191 ist, ansonsten ist kaum mehr als eine Tankstelle zu sehen. Auf dem Highway 191 in Richtung Chinle wird es langsam spannender. Die Erde ist rot und riesige rote Felsformationen ragen heraus.
Canyon de Chelly National Monument
Das Canyon de Chelly National Monument liegt mitten im Navajoland. Die Hütten, die sich kurz vor Chinle vor uns auftun, wirken sehr ärmlich. 20 Meilen vor Chinle geraten wir in einen dicken Regenschauer, der in Hagel übergeht. Es dauert nicht lange und die Hütten und Zufahrtswege liegen im Matsch. Auch Chinle wirkt sehr ärmlich. Über der Stadt hängen dunkle Gewitterwolken aus denen teilweise Blitze erstrahlen. Belustigt beobachten wir, wie ein vor uns fahrendes Auto einer großen Pfütze nicht mehr ausweichen kann und eine am Straßenrand stehende Kuh von oben bis unten mit Schlamm bespritzt.
Wir nehmen uns ein Zimmer im Holiday Inn Hotel - durch den Reiseführer schon auf die verhältnismäßig hohen Übernachtungspreise eingestellt. Hier stellen wir erstmals fest, dass alles - so auch das Hotel - in der Hand der Navajo ist.
Das Canyon de Chelly National Monument kann man auf eigene Faust nur über die North Rim Road und die South Rim Road erforschen und von diversen Aussichtspunkten von oben in den Canyon schauen. Der White House Trail, der zu einer Ruine eines Anasazi-Pueblos führt, wird als einziger ohne Führung angeboten. Ansonsten kann man eine Jeep-Tour buchen, die – bei guten Wetterbedingungen – in den Canyon hinein fahren. Allerdings erscheinen uns diese ziemlich teuer, zumal der Jeep eher an einen Viehtransporter erinnert und wenig verlockend ist.
Auf unserer kleinen Einkaufstour suchen wir vergeblich nach Bier oder Wein für ein gemütliches Abendessen. Als wir versuchen, im Hotel eine Flasche Wein zu organisieren werden wir darüber aufgeklärt, dass wir uns in einem alkoholfreien Gebiet befinden und man weder Alkohol kaufen kann, noch es erlaubt ist, welchen mit sich zu führen – die Vermutung liegt nahe, dass einige Indianer in der Vergangenheit mit dem „Feuerwasser“ nicht umgehen konnten.
Donnerstag, 30.09.2004 Canyon de Chelly National Monument – Mexican Hat – Muley Point – Valley of Gods
Das Wetter ist heute Morgen wieder besser, nur ein paar Wolken sind noch zu sehen. Wir haben uns dazu entschieden, auf die wenig verlockende Jeep-Tour zu verzichten und stattdessen den Canyon auf eigene Faust zu erkunden. Unser Gepäck können wir an der Hotelrezeption abgeben, was uns ein besseres Gefühl gibt, denn es wird vor der Kriminalität, besonders an den Viewpoints der beiden Rim Drives gewarnt.
Auf den ersten Blick wirkt das Canyon de Chelly National Monument, auf einem flachen Plateau gelegen, wenig spektakulär. Erst als wir die ersten Viewpoints des North Rim Drive erreichen ändert sich dieser Eindruck. Vom Antelope House Overlook haben wir einen fantastischen Blick in das weite und unglaublich grüne Tal des Canyon del Muerto. Auch die Ruine des Antelope House lässt sich sehr gut erkennen. Der Talboden wird von Farmern bewirtschaftet, die in einfachen Hogans (6- bis 8-eckige Holzhütten mit Lehmdach und Feuerstelle bzw. Ofen) leben. Die weiteren Overlooks wie Mummy Cave oder Masacre Cave – dieser erinnert an ein Gemetzel aus dem Jahre 1805, bei dem über hundert Frauen, Kinder und ältere Menschen von einer spanischen Expeditionsgruppe umgebracht wurden, während die Männer auf den Feldern arbeiteten – bieten nicht unbedingt einen tollen Ausblick.
Der South Rim Drive ist mindestens so spektakulär wie der North Rim. Vom White House Overlook folgen wir dem 2,5 Meilen langen Rundweg zur White House Ruine. Ein kleiner Tunnel sowie ein anschließender Serpentinenweg führt ca. 150 m tief in den Canyon de Chelly hinab. Unten angekommen passieren wir ein Hogan, das wir aus Respekt vor der indianischen Kultur und unter Beachtung des Schildes „no photos“ selbstverständlich auch nicht fotografieren. Der weitere Weg führt an einem ziemlich verschlammten Wasserlauf vorbei und überquert eine Brücke.
Die White House Ruine lässt heute noch ca. 60 der früheren 80 Räume und vier Kivas erkennen, in denen einst 50-60 Menschen gelebt haben. Anfangs wurde auf dem Boden direkt vor dem Felsen gebaut. Man vermutet, dass die Häuser für die Population zu klein wurden, so dass man weiter im darüber liegenden Alkoven gebaut hat, um kein wertvolles Farmland zu verschwenden. Die Wanderung ist übrigens einfach und in eineinhalb Stunden gut zu schaffen.
Am Ende des South Rim Drive erreichen wir den Spider Rock Overlook und haben einen fantastischen Ausblick auf die spitze Felsformation sowie das grüne Chelly-Tal. Ähnlich begeistert sind wir vom Face Rock Overlook. Unseren ersten Eindruck müssen wir inzwischen revidieren, der Canyon de Chelly National Monument ist auf den zweiten Blick bzw. bei näherem Hinsehen absolut sehenswert.
Nachdem wir im Hotel unser Gepäck wieder in Empfang genommen haben, nutzen wir den noch jungen Tag für die Weiterfahrt. Eigentlich hatten wir als nächstes Ziel den Petrified Forrest National Park vorgesehen, stellen aber nach nochmaliger Lektüre unserer Reiseunterlagen fest, dass sich dieser Umweg für uns möglicherweise nicht lohnt, da uns versteinerte Baumstämme nicht so sehr interessieren. Stattdessen fahren wir über Kayenta in Richtung Monument Valley.
Die ersten Felsformation des Monument Valley tauchen vor uns auf. An der Goulding’s Lodge – der einzigen direkt am Eingang des Monument Valleys gelegenen Unterkunft, erkundigen wir uns nach den Zimmerpreisen – 145 $ + Tax sind uns aber viel zu hoch, stattdessen fahren wir 20 Meilen weiter nach Mexican Hat. In der San Juan Inn & Trading Post bekommen wir das letzte noch freie Zimmer – eine Suite mit eingerichteter Küche zu einem akzeptablen Preis von 80$.
Von hier aus sind es nur ein paar Meilen zum Muley Point, einem Geheimtipp unseres Reiseführers. Unterwegs kommen wir am Mexican Hat vorbei, eine Felsformation, die aussieht wie ein Mexikaner mit Sombrero, die der Region ihren Namen gegeben hat.
Auf dem Highway 261 fahren wir die nicht geteerte Passstraße, genannt The Mohi Dugway, hinauf. Während der Auffahrt haben wir bereits sehr schöne Ausblicke auf das Valley of Gods, dass aufgrund der relativ starken Wolkenbildung interessante Schatten bildet. Oben angekommen zweigt bereits nach wenigen Metern auf der nun wieder asphaltierten Straße links eine Dirt road (natürlich ohne Hinweisschild) ab und führt uns über 5 Meilen direkt zum Muley Point.
Ein wahrer Geheimtipp! Es erwartet uns ein atemberaubender Ausblick auf die schroffen Felsen des Goosenecks State Park, durch den sich der San Juan River schlängelt. Ferner sind die Silhouetten des ca. 30 Meilen entfernten Monument Valleys zu erkennen und auf der linken Seite erstrecken sich die roten Felsformationen des Valley of Gods. Die Fernsicht ist – und das bei leicht bewölktem Himmel – gigantisch. Ein absolutes Highlight!
Den Mohi Dugway fahren wir wieder hinab und biegen ins Valley of Gods ab, dass bereits im schönen Abendlicht strahlt. Die 17 Meilen lange unbefestigte Straße schlängelt sich an pittoresken rot leuchtenden Felsformationen vorbei. Eine beinahe mystische Stimmung, wir hoffen, das der morgige Monument Valley-Besuch dies toppen kann.
Zurück in Mexican Hat kaufen wir -mangels eines Supermarktes- an einer Tankstelle das Nötigste für ein einfaches Pastagericht ein. Immerhin liegt Mexican Hat außerhalb des Navajo-Gebietes, das auf der anderen Seite der Brücke beginnt. So genießen wir unsere Pasta mit einem Bier und verfolgen das erste Fernsehduell zwischen Bush und Kerry.
Freitag, 1.10.2004 Goosenecks State Park – Monument Valley Navajo Tribal Park – Navajo National Monument - Page
Im San Juan Inn & Trading Post haben auch einige Harley-Davidson-Fahrer ihr Quartier bezogen und wecken uns morgens, als sie sich mit laufenden Motor versammeln, unsanft auf. Der Easy-Rider imitierende Anführer dreht –natürlich ohne Helm- auf dem Parkplatz seine Runden, bis er alle seine „Schäfchen“ zusammen hat, um dann die Kolonne anzuführen. Etwa 10 weitere Harleys folgen ihm, den Abschluss bildet eine Harley mit deutscher und amerikanischer Flagge, danach folgt ein Kleinbus mit der Aufschrift „Rent a Harley“ – auf dem Anhänger ist eine weitere Ersatz-Harley repräsentabel aufgestellt.
Nach einem umfangreichen Frühstück mit Pancake und French Toast in der San Juan Inn (sehr empfehlenswert, allerdings sollte man nicht zu viel bestellen, die Portionen sind riesig!) geht es los.
Der gestrige traumhafte Ausblick auf die Goosenecks des San Juan River führt uns zunächst zum Goosenecks State Park. Vom Highway 216 geht der Highway 316 ab, den wir 3,8 Meilen bis zum Gooseneck Overview fahren. Der San Juan River, der am Lake Powell mit dem Colorado River zusammen trifft, liegt etwa 300 m unter uns. Vor einigen Mio. Jahren floss der Fluss noch über eine relativ flache Ebene und bildete, als das Colorado Plateau langsam entstand, aus eigener Kraft das mäandernde Muster, das Geologen –so die Hinweistafel- als schönstes Mäander-Beispiel der Welt ansehen.
Vom Aussichtspunkt aus kann man noch etwas an der Felskante entlang gehen, der Blick wird aber nicht wesentlich besser. Natürlich versuchen wir, indem wir vom Viewpoint aus ein wenig tiefer klettern, einen noch besseren Blick zu bekommen, aber auch hier versperrt ein Felsvorsprung die Sicht auf die komplette Flussschleife. Dennoch ist es ein sagenhafter Ausblick auf die schön geformte Flusslandschaft.
Das Wetter spielt heute wieder mit, lediglich ein paar kleine Kontrast-Wölkchen sind am Himmel zu sehen – für das Monument Valley ideal. Schon bei der Anfahrt über den Highway 163 haben wir einen super Blick auf die Felsformationen – dieser ist uns von vielen Fotos bereits bekannt.
Der Monument Valley Navajo Tribal Park steht ebenfalls unter der Leitung der Navajo Indianer. Ursprünglich war das Gebiet mal ein flaches Plateau, dass vor ca. 10 Mio. Jahre abgetragen wurde und nur einige härtere Gesteinsbrocken stehen ließ. Den Park kann man nur teilweise auf eigene Faust (5$ Eintritt per Person – der National Park Pass gilt nicht) erkunden, ansonsten bieten die Navajos Jeep-Touren an, die tiefer hinein fahren.
Wir machen den 17 Meilen-Scenic-Drive mit dem eigenen Wagen. Der Weg führt an einigen sehr schönen Felsmonumenten vorbei und bietet erstklassige Fotomotive, insbesondere am Artist Point hat man einen schönen Ausblick. Bei blauem Himmel mit einigen kleinen Wölkchen einfach genial. Nach unserer zweistündigen Tour haben wir eine Menge schöner Eindrücke gewonnen und können uns nicht vorstellen, dass uns eine Jeep-Tour einen wesentlichen Mehrwert bietet, zumal sich der Himmel langsam zuzuziehen scheint.
Auf unserem weiteren Weg nach Page legen wir einen kleinen Abstecher zum Navajo National Monument ein.
Vom Visitor Center führt der eine Meile lange Sandal-Trail zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf Betatakin, ein Ancestral Pueblo im Tsegi Canyon, das unter einem riesigen Alkoven liegt.
In der letzten Hälfte des 13. Jh. haben hier in 135 Räumen über 100 Menschen gelebt und die Anlage aufgrund einer Trockenperiode wieder verlassen. Es werden 4-5 stündige Wanderungen zu der Besiedlung angeboten, da wir hierfür schon zu spät dran sind, machen wir die Wanderung virtuell. Ein 20 minütiger Videofilm gibt sehr informativ Einblick in die Besiedlungsgeschichte. Im Tsegi Canyon gibt es noch zwei weitere cliff dwellings, wovon eines seit 30 Jahren nicht mehr öffentlich zugänglich ist.
Auf der Fahrt nach Page verwandelt sich die Landschaft wieder in eine Prärie. Kurz vor Page lesen wir im Reiseführer nach, welche Übernachtungsmöglichkeiten es gibt. Es sind vier aufgeführt. Zufällig stolpern wir darüber, dass am 1. Oktoberwochenende in Page „Air affaires“ stattfinden soll und die Stadt entsprechend belebt sein wird, so dass wir befürchten, keine Übernachtungsmöglichkeit zu finden und in den nächsten 50 Meilen entfernten Ort fahren zu müssen. Bei der Einfahrt scheint sich dies zu bestätigen, denn der Verkehr wird wegen eines Umzuges umgeleitet. Eher zufällig stoßen wir hierdurch auf ein Motel in der witzigen Straße Street of little motels. Das erste Motel ist zwar belegt, uns wird jedoch ein sehr günstiges Zimmer in einem anderen (Red Rock Motel) für drei Nächte vermittelt. Damit sind wir bestens zufrieden.
Nachmittags bummeln wir noch zu dem nahe gelegenen Festplatz und stellen fest, dass dort ein „Oktoberfest“ gefeiert wird. Eine Menge Harley Davidson-Fahrer präsentieren sich mit ihren Maschinen. Von einer großen Festveranstaltung kann allerdings nicht die Rede sein, lediglich ein paar „Fressbuden“ und „Krims-Krams-Stände“ sind aufgebaut. Ansonsten gibt es Zuckerwatte-Stände und eine Paprika-Röst-Trommel, die uns beeindruckt, weil wir etwas derartiges bislang noch nicht gesehen haben. Nach einem kleinen Bummel wird uns wieder einmal klar, dass man in den Städten in Amerika nicht unbedingt zu Fuß unterwegs ein muss. Jedenfalls finden wir in der näheren Umgebung keine adäquate Möglichkeit, zu Abend zu essen. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als das Auto zu holen und mit diesem in die „Stadt“ zu fahren. Hier gibt es endlich auch mal wieder ein Internet-Cafe und wir können ein Lebenszeichen in die Heimat senden.
In Arizona gilt ebenfalls die DST (Daylight Savings Time), so dass es hier eine Stunde früher ist. Unseren Hunger beeinflusst dies allerdings weniger und so suchen wir nach hiesiger Zeit bereits um kurz nach 18:00h das Steakhouse des Best Western auf, mit (ziemlich entfernten) Blick auf den Lake Powell bzw. den Glen Canyon Dam. Mit einem Cocktail im mexikanischen Restaurant „Zapata“ beschließen wir den Tag.
Samstag, 2.10.2004 Lake Powell - Glen Canyon National Recreation Area - Rainbow Bridge National Monument
Unsere vorabendliche Reiseplanung hat uns auf das Rainbow Bridge National Monument aufmerksam gemacht, das entweder über eine 11 Meilen lange (one-way) Wanderung erreichbar ist, oder per Boot. Bei dem heutigen strahlend blauem Himmel finden wir eine Bootstour sehr attraktiv.
Nachdem wir die über 200 m über dem Lake Powell gelegene Glen Canyon Bridge (zweitgrößte Stahlbogen-Brücke der Welt) passiert haben, erreichen wir den Parkeingang der 1972 gegründeten Glen Canyon National Recreation Area. Der National Park Pass gilt auch hier. Vom Scenic Overview haben wir unseren ersten schönen Blick auf den Stausee. Im Lake Powell Resort in Wahweap erkunden wir uns nach möglichen Bootstouren. Leider ist aufgrund des niedrigen Wasserstandes die Rainbow-Bridge-Tour nur als Ganztagestour buchbar. Trotz des hohen Preises (99 $ + Fax / Person) erstehen wir zwei Tickets für die 10:00 h-Tour. Es bleiben noch eineinhalb Stunden Zeit, um zu frühstücken. Im Safeway-Supermarkt in Page kaufen wir das Nötigste ein und frühstücken am Scenic Point mit Blick auf den Lake Powell und die Marina.
Von 1956 bis 1966 wurde der Glen Canyon Dam gebaut. Ab 1963 wurde das Wasser gestaut und es dauerte bis 1980 (17 Jahre), bis der Lake Powell seine Höhe erreicht hatte. Derzeit hat der Stausee, bedingt durch eine angabegemäß bereits mehrere Jahre andauernde Trockenperiode, nur noch 42 % seines normalen Wasserstandes, weiße Linien an den Felswänden lassen die frühere Wasserhöhe des stellenweise bis zu 150 m tiefen Sees erkennen. Die Küstenlinie des 186 Meilen langen Stausees beträgt 1.960 Meilen und ist damit länger als die gesamte Westküste der USA.
Nach der immer wieder gern arrangierten „Touri-Prozedur“ mit Fotoshooting dürfen wir endlich an Bord und die 8stündige Bootstour beginnt. Auf dem See herrscht eine Menge Bootsverkehr, darunter leider auch sehr viele Hausboote, auf die besonders Rücksicht genommen werden muss, denn bei normaler Fahrgeschwindigkeit werden diese von der Bugwelle unseres Schiffes geflutet. Um dies zu verhindern tuckert das Boot enervierend langsam an diesen vorbei.
Der Lake Powell liegt zum Teil in Arizona und zum Teil in Utah. Immer wieder zweigen Seitenarme und Buchten ab – insgesamt sind es an die 100 Canyons. Am Ufer sind schöne Felsformationen zu sehen, die den See einrahmen. Besonders spektakulär ist die Einfahrt zur Rainbow-Bridge, denn der Canyon ist, verstärkt durch den niedrigen Wasserstand, extrem schmal. Für die 50 Meilen bis zur Anlegestelle der Rainbow Bridge haben wir drei Stunden gebraucht. Ein 1,6 Meilen langer Weg führt zum Rainbow Bridge National Monument.
Aus der Ferne betrachtet sieht die naturgeformte Brücke weniger spektakulär aus, man muss sie unterwandern, um das wahre Ausmaß erleben zu können. Der symmetrische Bogen der laut Reiseunterlagen größten natürlichen Brücke der Welt aus rotem Sandstein ist 88 m hoch und hat eine Spannweite von 84 m. Der Umfang am Top beträgt 13 m. Die Rainbow Bridge wurde 1909 erstmals von einem Weißen gesehen, doch für die Indianer war sie schon länger ein religiöses Relikt. Als der Lake Powell sich 1963 zu füllen begann, ging das Wasser an der Brücke zurück und man befürchtete, dass die Stabilität der Brücke gefährdet wäre - zum Glück war das bis heute nicht der Fall. Der Anblick der Brücke ist einfach genial, dafür allein hat sich schon die Tour gelohnt. Auf der Rückfahrt haben wir erneut schöne Ausblicke – diesmal im Abendlicht.
Im Safeway kaufen wir noch für unser Picknick-Abendessen ein. Wir starten einen neuen Versuch – fertig gegrillte Truthahn-Brust. Erstmalig finden wir sogar Wein im Supermarkt – da kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen. Zusammen mit etwas Coleslaw (Krautsalatvariante) ein gelungenes Abendessen! Da wir am nächsten Morgen bereits sehr führ aufstehen müssen, um hoffentlich Permits für „The Wave“ zu bekommen, beenden wir den Abend entsprechend früh.
Sonntag, 3.10.2004 Page: Old Paria Movie Set – Valley of the White Ghoost
Planmäßig starten wir heute unseren ersten Anlauf, um doch noch eine Permit für The Wave zu ergattern. Wir haben schon so viele tolle Bilder hiervon gesehen, dass wir ganz heiß darauf sind. Leider werden täglich nur 10 Permits (immer für den darauffolgenden Tag) vergeben. 10 weitere werden sechs Monate vorher über das Internet versteigert, aber leider hat es bei uns nicht geklappt. Geplant war der 22. September, bei Eingabe des Datums gab es jedoch Schwierigkeiten, so dass wir offensichtlich versehentlich den 2. September angegeben hatten. Diese Permits wurden uns auch gegen vorherige Bezahlung per Post zugeschickt, leider waren wir zu diesem Termin aber noch in Berlin. Immerhin konnten wir zwei andere mit diesen Permits glücklich machen, indem wir diese weitergegeben haben. Auch der zweite Internet-Versuch für den Oktober blieb erfolglos, da, als wir endlich alle erforderlichen Daten eingegeben hatten, alle für uns interessanten Termine bereits belegt waren. Shit happens!!!
Also bleibt uns nichts anderes übrig, als früh aufzustehen und zur 30 Meilen von Page entfernten Paria Contact Station zu fahren. Die Zeit haben wir zu gut eingeplant – wir sind schon um 8:00 h (Ortszeit Utah / 9:00 h Arizona) da und richten unseren altbewährten Frühstücksplatz auf der Heckklappe ein – obwohl es dafür so früh morgens fast noch zu kalt ist. Um 8:15 h kommt der Ranger und inzwischen auch weitere Permit-Interessenten. Der Ranger führt erst einmal seine morgendliche Öffnungsprozedur durch, die er mit dem Hissen der Amerika-Flagge abschließt - das Zeichen für uns, dass sie Station nun geöffnet hat. Wir füllen das Permit-Formular aus und warten gebannt die Verlosung um 9:00 h ab. 25 Interessenten gibt es heute, alle, die bereits am Vortag kein Glück hatten, werden doppelt berücksichtigt. Bei der dann folgenden spannenden Verlosung haben wir leider Pech. Schade! Aber einen Versuch haben wir Morgen noch.
Immerhin war die Anfahrt nicht umsonst, denn in der näheren Umgebung gibt es noch eine Menge zu erkunden. Zunächst fahren wir zum nahe gelegenen Old Paria Movie Set & Old Pahreah Town Site.
Seit 1963 wurde dieser als Filmkulisse für viele Hollywood-Western genutzt, zuletzt 1976. Leider wurde die Original-Kulisse 1999 durch eine Flash flood (Sturmflut) zerstört, eine Nachbildung befindet sich heute an dieser Stelle. Etwas weiter liegt der Pahreah Cemetry, ein unspektakulärer kleiner Friedhof, allerdings umgeben von schönen, bunten Felsformationen. Dieser kurze Movie Set-Abstecher lohnt sich, zumal dieser in die traumhafte Landschaft des Painted Desert eingebettet ist. Die Farbenpracht der Felsformationen ist sagenhaft und reicht von vielzähligen Rottönen über Purpur bis hin zu Weiß und unterschiedlichen Blau-/Grautönen.
Valley of the White Ghosts
Unser nächstes Ziel ist das Valley of the White Ghosts, allerdings müssen wir zunächst herausfinden, wie wir dieses genau finden. Im Visitor Center in Big Water erhalten wir auf Nachfrage eine kurze Wegbeschreibung sowie eine Karte samt kurzer Erklärung. So ausgerüstet starten wir unsere Tour. Laut Beschreibung sind es zum 4WD-Parkplatz vier Meilen dirt road, die jedoch (wenn es trocken ist) kein Problem darstellen. Leider unterläuft uns an dieser Stelle ein selten dämlicher Fehler, wir kontrollieren nicht den Meilenstand, so dass wir nicht genau wissen, ob wir den Parkplatz und Ausgangspunkt für die Wanderung bereits erreicht haben. Selbstverständlich gibt es keine Ausschilderung. Wir treffen einen Deutschen, der ebenfalls (durch die Homepage von Karsten Rau aufmerksam geworden) nach den White Ghosts gesucht hat, allerdings ohne Beschreibung und Kartenmaterial nicht fündig geworden ist und die Suche abbricht. Wir fahren noch etwas weiter, denn unserer Ansicht nach deutet nichts darauf hin, dass sich hier der Ausgangspunkt für die Wanderung befindet. Nur einige Hundert Meter weiter sind wir uns ziemlich sicher, die richtige Stelle gefunden zu haben, obwohl wir uns im stillen schon etwas wundern, warum wir zunächst bergauf gehen müssen. Nachdem wir etwa einen km gegangen sind, sind wir uns ebenso sicher, dass wir falsch sein müssen, denn eine entscheidende Markierung fehlt.
Auch der zweite Anlauf ist unfruchtbar, allerdings haben wir dies, obwohl die vorher erwähnte eindeutige Markierung fehlte, erst ganz sicher festgestellt, als es definitiv nicht weiter ging – wir hätten uns doch nicht auf die Fußspuren anderer Irregeleiteter verlassen sollen, dann wäre uns eine 4 km lange Wanderung erspart geblieben. Gut, wir hätten den Nipple Creek Wash sonst nicht kennengelernt, aber hätten wir diesen wirklich vermisst? Landschaftlich war es dennoch sehr reizvoll.
Welchen Fehler wir gemacht haben, stellen wir kurze Zeit später fest. Nachdem wir etwa eineinhalb Meilen die Dirt road – die erstaunlicherweise (abweichend vom Kartenmaterial) durchs Flussbett verläuft ?!? – zurück fahren und nun doch noch (zufällig) die vermisste Markierung entdecken ist uns klar, dass wir einfach zu weit die gefahren sind.
Nun parken wir unser Auto und folgen dem Trail, jetzt wirklich sicher, dass wir richtig sind. Leider müssen wir nun weitere dreieinhalb Meilen laufen und sind ganz schön am Ende, als wir doch noch das Valley of the White Ghosts (im Big Water Visitor Center unter dem Namen „Wahweap Hoodoos“ bekannt) erreichen. Der Anblick dieser fantastischen, unwirtlichen Felsformationen entschädigt uns. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass wir ganz alleine unterwegs sind.
Valley of the White Ghosts
Nachdem wir uns erst einmal eine kleine Stärkung gegönnt haben, erkunden wir die „Weißen Geister“. Es handelt sich hierbei um Hoodoo-Formationen aus weißem Kalkstein mit braunen Hüten, die keineswegs nachträglich aufgesetzt wurden – auch wenn man es bei dem ein oder anderen Hoodoo meinen könnte – sondern allein durch Erosion gebildet wurden.
Das Gesteinsmaterial ist derartig fragil, dass es beinahe an Sandburgen erinnert. Wir bewegen uns vorsichtig zwischen den Geistern, um nichts von diesen erstaunlichen naturgeschaffenen Formationen zu zerstören. Auch unserer Meinung nach sollte hier durchaus ein Permit-System eingeführt werden, um diese landschaftliche Preziose zu erhalten.
Das Licht ist am frühen Nachmittag zwar nicht mehr optimal – ein eindeutiges Sonnenaufgangs-Motiv – doch allein der Anblick ist faszinierend und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck bei uns , den unsere Fotos hoffentlich ein wenig wiedergegeben werden.
Bedauernswerterweise haben wir noch den Rückweg vor uns, obwohl wir zugegebenermaßen schon ganz schön k.o. sind von unseren diversen „Irrläufen“. Der Rückweg fällt uns entsprechend schwer, mühsam quälen wir uns die dreieinhalb Meilen in praller Sonne zurück und sind überglücklich, endlich unser Auto zu erspähen. Auf der Rückfahrt prüfen wir nun doch noch die Entfernung, die natürlich absolut korrekt angegeben ist. So ein blöder Fehler passiert uns hoffentlich nicht noch einmal.
Wir fahren zurück nach Page, legen zwischendurch noch einen kurzen Abstecher zum Lone Rock ein, ein im Lake Powell liegender, freistehender Felsen, der von weitem sichtbar ist und wunderschön von der Abendsonne angestrahlt wird – ein stimmungsvolles Fotomotiv.
Geschafft und ausgehungert steuern wir in Page wieder das mexikanische Restaurant „Zapata“ an und stärken uns mit Fajitas. Es ist noch wunderbar warm, so dass wir den weiteren Abend vor unserem Motel sitzend mit einem Gläschen Wein ausklingen lassen. Morgen heißt es erneut früh aufstehen!
Montag, 4.10.2004 Rimrocks – White Rocks – Alstrom Point – Antelope Canyon Navajo Tribal Park
We got it! We''ll see "The Wave". Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Obwohl wir kaum noch damit gerechnet haben, denn mehr als 30 Interessenten standen heute für die Permit an, so dass uns unsere doppelte Chance, die man beim zweiten Versuch hat, nicht unbedingt hätte helfen müssen. Aber wir hatten Glück und sind super begeistert. Vom Ranger erhalten wir eine kurze Wegbeschreibung (in deutscher Sprache!) und eine grobe Karte, die wir schon von der Internetersteigerung kannten. Auch einige Fotos der markanten Punkte werden uns gezeigt, so dass Morgen hoffentlich nichts mehr schief gehen kann. (Zur Sicherheit fotografieren wir einige Fotos mit der Digitalkamera ab). Mit Tine & Matthes, einem deutschen Biker-Paar, das ebenfalls die Permits bekommen hat (und uns auch ausgelost hat), vereinbaren wir noch einen Treffpunkt in Page, denn wir haben uns bereiterklärt sie Morgen zum Trailhead mitzunehmen. Die beiden sind zwar gut trainiert und schon die ganze Strecke vom Yellowstone National Park hierher geradelt, aber die Dirt road ist nicht wirklich fahrradtauglich.
Anschließend steuern wir die Rimrocks an, ein nahe des Highway 89 gelegenes Hoodoo-Gebiet. Glücklicherweise müssen wir nur eine halbe Meile laufen, denn der gestrige Tag steckt uns noch in den Knochen. Die Rimrocks sind so einfach zu erreichen, dass wir dieses Gebiet natürlich nicht für uns alleine haben. Der Toadstool Hoodoo (Fliegenpilz) mit seiner fragilen Wespentaille ist besonders bemerkenswert. Insgesamt ist es eine schöne, wenn auch nicht übermäßig spektakuläre Hoodoo-Ansammlung, die aber natürlich mit unserem gestrigen Valley of the White Ghosts–Erlebnis bei weitem nicht mithalten kann.
Rimrocks
Ebenfalls ganz in der Nähe und zu unserer großen Freude per Auto erreichbar befinden sich die White Rocks. Kurz hinter Churchwells (von Page kommend) zweigt eine dirt road rechts zu den nur wenige Meilen entfernten White Rocks ab - die man übrigens bereits vom Highway aus sehen kann.
Besonders gefällt uns ein als Chocolate Rock bekannter Schokobraun/Weiß gestreifter Hoodoo mit dunkelbraunem „Hut“. Aber auch die übrigen Felsformationen, die teilweise an eine gotische Kathedrale erinnern, sind sehr schön. Der Kalkstein ist auch hier wieder äußerst fragil - jegliche Kletterversuche sollte man also tunlichst vermeiden, um die tollen Formationen nicht zu beschädigen.
Da es noch keine 11:00 h ist, fahren wir noch zum Alstrom Point, von dem man einen fotogenen Blick auf den Lake Powell haben soll. In Big Water geht eine 25 Meilen lange, überwiegend dirt road-Strecke ab. Die Ausläufer der Nipple Bench Badlands-Bergkette bilden eine unwirtliche Mondlandschaft.
Am nahe gelegenen, vom Highway 89 abgehenden, ausgeschilderten Lake Powell Scenic View genießen wir den ebenfalls schönen, aber natürlich nicht so spektakulären Ausblick auf die Marina von Wahweap und können einen Teil des Glen Canyon Dam erkennen. Auch von hier aus ist gut zu erkennen, wie wenig Wasser im Lake Powell ist.
Antelope Canyon Navajo Tribal Park
Um 15:00 h startet unsere Tour. Wir haben Glück und sind ganz alleine, ein weiteres Paar hatte - möglicherweise aufgrund der hohen Eintrittsgelder - wieder kehrt gemacht. Ein Jeep mit „Touri-Aufsatz“ fährt zum Eingang des Upper Antelope Canyon.
Unterwegs kommen uns eine Menge Fahrzeuge entgegeben, was noch einmal unseren Eindruck verstärkt, zur falschen Zeit hier zu sein. Am Eingang angekommen wartet bereits eine 4er-Gruppe auf den Rücktransport.
Der Guide führt uns noch einige Meter in den Canyon und wir sind – insbesondere vom Eingangsbereich, der von der Sonne angestrahlt wird und rot leuchtet, hellauf begeistert. Nach drei Minuten fragt uns der Guide – dem wir ohnehin alle Infos mehr oder weniger aus der Nase ziehen müssen – ob es uns stören würde, wenn er uns alleine ließe, um die andere Gruppe zurück zu fahren. Natürlich nicht. Bingo - wir haben den Slot Canyon für uns ganz alleine!
Der Upper Antelope Canyon ist zwar nur ca. 35 m lang und 10 m hoch, aber die Felsformationen sind sehr beeindruckend. Schnell haben wir das Ende erreicht. Die durch Wasser und Wind geformten Felsformationen vermitteln ein wenig den Eindruck, im Innern einer riesigen Schnecke zu wandeln. Der Canyon wird nicht elektrisch beleuchtet und ist naturbelassen. Die Leuchtkraft der Felsen, die wir im Eingangsbereich aufgrund des höheren Lichteinfalls gesehen haben, erlebt man im Sommer zur Mittagszeit im ganzen Canyon - im Oktober steht die Sonne dafür leider nicht mehr hoch genug. Nachdem wir den Canyon eine Viertelstunde in aller Stille für uns alleine genießen durften, kommt eine weitere kleine Gruppe.
Die Navajo-Frau, die diese Gruppe hierher gebracht hat und beim Ticketverkauf, wie bei Navajos häufig erfahren, recht mürrisch war, begegnet uns nun sehr freundlich. Sie zeigt uns noch ein paar symbolhafte Felsformationen und erzählt von ihrer Familie. Ihre Mutter hat diesen Canyon als Kind entdeckt und hierin gespielt. Tiere haben früher in der Höhle Unterschlupf gesucht. Der Slot Canyon war allerdings seinerzeit nicht so hoch, die Frau zeigt uns anhand eines kleinen Felsvorsprungs, wo früher der Boden des Canyons gewesen sein soll; dieser liegt etwa 3 m über uns. Nun können wir uns vorstellen, wie Wasser und Wind diesen Slot Canyon verändern. Der Upper Antelope Canyon ist im Besitz ihrer Familie, der Lower wird von ihrem Onkel geführt. Die gute Dame ist sehr neugierig und fragt uns über unseren Familienstand aus und ob wir Kinder hätten. Im Gegenzug erzählt sie von ihren Kindern – sie hat „nur“ drei – die älteste Tochter ist 29. Als wir ihr erzählen, dass drei Kinder in Deutschland schon überdurchschnittlich viel sind ist sie ganz verwundert. „Wer kümmert sich denn um die Alten?“ - ein beliebtes in Deutschland auch sehr aktuelles Thema, aber auf den schlechten Zustand des deutschen Rentensystems möchten wir hier nicht näher eingehen.
Bei Regen wird der lose Sand des Bodens herausgespült, so das der Canyon immer tiefer wird. Der Upper Antelope Canyon hat kein Problem mit Flash floods, entgegen dem Lower Antelope Canyon, in dem bei einem Unglück 1997 elf Touristen ums Leben kamen – Sicherheitsvorkehrungen hat man inzwischen eingeführt. Aufgrund von Regen soll der Lower Slot Canyon derzeit sehr matschig sein. Dieser ist nicht so hoch und hat dadurch mehr Lichteinfall - wofür wir jetzt wahrscheinlich trotzdem zu spät dran wären. Außerdem haben wir natürlich keine Lust, durch den Matsch zu laufen und ein zweites Mal die doch horrenden Eintrittspreise zu bezahlen.
Wir werden mit dem Jeep zum Parkplatz zurückgefahren. Da wir Morgen die Page-Region wieder verlassen werden, fahren wir wenigstens noch zum Visitor Center des Glen Canyon Dam. Am Eingang gibt es einen Security Check, den wir, zumal es sich nur um das Visitor Center handelt, etwas übertrieben finden.
Dummerweise beschäftigen wir uns kaum mit den Erläuterungen zum Damm-Bau, sondern steuern zügig die Außenterrasse an, um noch ein Foto bei etwas mehr Sonneneinstrahlung machen zu können. Erst als wir draußen sind bemerken wir, dass dies bereits der Ausgang war. Zu dumm! Immerhin beruhigend, dass wir den Fehler nicht alleine gemacht haben. Als wir fünf Minuten später erneut am Eingang sind, kommen wir um einen erneuten Security Check nicht herum. Es wäre ja nicht so nervig, wenn man hierfür nicht immer alles ablegen müsste, aber die Amerikaner sind hierbei sehr genau und verstehen es nicht, hier etwas angemessener zu handeln. Eine kleine Debatte endet schließlich mit der Verweigerung des Einlasses. Na ja, in Besichtigungsstimmung waren wir inzwischen sowieso nicht mehr.Leider ist aufgrund von Bauarbeiten die Brücke derzeit für Fußgänger nicht zugänglich. Allerdings kann man trotzdem gut erkennen, wie die 1959 fertig gestellte zweitgrößte Stahlbogenbrücke der USA in den Felsen eingelassen wurde. Die Staumauer ist mit 216 m Höhe die zweitgrößte der USA, 5m niedriger als die des Hoover Dam.
Wir gönnen uns noch eine kleine Siesta im Motel, bevor wir Essen gehen und unseren „100. Monatstag“ - dem wahrscheinlich niemand sonst gedenkt - zu feiern. Vorher bemerken wir noch, dass sich der Himmel schwarz färbt. Als wir das Restaurant verlassen erwartet uns eine regelrechte Lightning-Show, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Wir fahren zu einem Scenic View Point am Lake Powell und sind fasziniert von dieser Naturgewalt. Um uns herum blitzt und donnert es, teilweise wird der Himmel für Sekunden taghell erleuchtet. Erstmalig sehen wir horizontal verlaufende Blitze, ein wahres Naturschauspiel. Als das Gewitter direkt über uns ist und ein gewaltiger Sturm aufkommt, der selbst unseren schweren Chevrolet Blazer leicht schaukelt, wird es uns doch zu unheimlich und wir ziehen uns ins Motel zurück, um von dort das Schauspiel weiter zu verfolgen. Das Gewitter hält noch einige Stunden an und reißt uns immer wieder aus dem Schlaf.
Dienstag, 5.10.2004 Horseshoe Bend – Paria Canyon / Vermillion Cliffs Wilderness „The Wave” - Cameron
Für 8:00 h haben wir uns mit Tine & Matthes vor dem Safeway verabredet. Zunächst steht noch ein kurzer Abstecher zum Horseshoe Bend auf unserem Programm. Vom Aussichtspunkt hat man einen wunderbaren Blick auf eine enge Schleife des Colorado-Rivers, die allerdings fotografisch kaum einzufangen ist, da der untere Teil noch im Schatten lag und wir nicht über das notwendige Weitwinkelobjektiv verfügen. Der Blick ist jedoch gigantisch.
Nun steuern wir unser langersehntes Highlight des Tages an. Der Wegbeschreibung folgend finden wir den Wirepass Trailhead.
Die Permits legen wir hinter die Windschutzscheibe und tragen uns in der Registration Box ein, bevor wir mit dem 3-Meilen-Trail durch den Paria Canyon beginnen.
Mit der Wegbeschreibung und den abfotografierten Fotos des Rangers gelingt es uns ganz gut, den Weg zu finden, auch wenn wir an einigen Punkten etwas verunsichert sind. Langsam erschließt sich uns eine unglaublich farbenfrohe Felslandschaft. Von den bunten Gesteinsformationen sind wir schwer begeistert.Als wir endlich den Eingang von The Wave erreichen und einen ersten Blick hineinwerfen können, übertrifft der Anblick unsere kühnsten Erwartungen.
Für die Erkundung der Wave nehmen wir uns viel Zeit. Aufgrund des gestrigen Unwetters hat sich Wasser angesammelt, das schöne Spiegeleffekte bietet – einfach faszinierend. Natürlich haben wir die wundervolle Location nicht ganz für uns alleine. Ein paar „Semi-Professionelle“ versuchen den ultimativen The Wave-Blick einzufangen und haben ihre Stative aufgestellt. Aufgrund des Permit-Systems (20 Besucher pro Tag) ist The Wave glücklicherweise nicht überlaufen.
The Wave
Ein spanisches Paar, dass bei der gestrigen Verlosung definitiv „leer“ ausging, kommt uns allerdings trotzdem mehr als „spanisch“ vor. Angesprochen, wo sie denn die Permit her hätten, reden sie sich heraus, dass sie am heutigen Morgen eine bekommen hätten. Wer es glaubt wird selig. Leider war an diesem Tag kein Ranger zur Kontrolle anwesend.
Gegen 14:00 h ziehen am fernen Horizont erneut dunkle Gewitterwolken auf, so dass wir uns langsam auf den Rückweg machen. Leider stellen wir uns hierbei dummer an als auf dem Hinweg. Wir überqueren den Bergrücken an einer wesentlich höheren Stelle als auf dem Hinweg und haben arge Probleme, wieder herunterzukommen, da es extrem steil und stellenweise sehr rutschig ist. Zum Glück haben wir uns einen markanten Felsen gemerkt, der uns auf dem Rückweg eine Orientierungshilfe ist. Auch hieraus lernen wir wieder, dass wir derartige Abenteuer wesentlich umsichtiger angehen müssen. Insbesondere mit dem drohenden Gewitter war es ein ziemlich stressiges Unterfangen, dass uns bei etwas mehr Umsicht erspart geblieben wäre.
Nur 200m vom Parkplatz entfernt finden wir einen der völlig entkräfteten Hobby-Fotografen vor, der uns um Hilfe bittet. Zurückgelassen mit der Ausrüstung – anscheinend auch einen Teil der Ausrüstung seiner beiden Fotofreunde – ist er zu kraftlos, um mit dem Gepäck die letzten Meter zum Parkplatz zu kommen. Er bittet uns, seinem Freund, der bereits am Parkplatz ist, Bescheid zu geben, dass er Hilfe benötigt. Stattdessen schnappen wir uns sein Gepäck und tragen es die letzten wenigen Meter zum Parkplatz, wo sein „Freund“ bereits im Auto wartet. Unsere Verwunderung über die „freundschaftliche“ Beziehung bringen wir natürlich auch zum Ausdruck. Die Entschuldigung, dass sein Freund gefallen ist, kommt uns merkwürdig vor – wahrscheinlich ist dieser tatsächlich samt der Ausrüstung gestürzt und der „Freund“ ist sauer, weil vielleicht seine Fotoausrüstung etwas abbekommen hat. Wir wissen es nicht, stellen jedoch fest, dass allein das Stativ schon einiges wiegt, was wir nicht gerne drei Meilen weit geschleppt hätten.
Vom Gewitter noch verschont geblieben machen wir uns auf den Rückweg nach Page. Tine & Matthes, die witzigerweise auch in Berlin leben (ein Treffen zwecks Fotoaustausch haben wir schon vereinbart) setzen wir in Page ab und fahren dann weiter nach Cameron. Dort angekommen finden wir in der Cameron Trading Post ein Quartier. Bereits 1911 wurde diese Trading Post, die heute zum Motel gehört, gegründet. Im ehemaligen Gebäude ist heute ein riesiger Souvenirshop untergebracht. Das Restaurant, dass eine schöne metallverzierte Decke hat, erinnert ein wenig an eine Markthalle.
Mittwoch, 6.10.2004 Grand Canyon National Park / South Rim
Von Cameron sind es nur etwas 60 Meilen bis zum Grand Canyon. Am Little Colorado River Outlook legen wir einen kleinen Zwischenstopp ein. Der Anblick auf den hier sehr schmalen Colorado ist aber nicht besonders umwerfend. Und die allgegenwärtigen Indianer-Souvenirbuden, die hier so aufgestellt sind, dass man mitten hindurch muss, um überhaupt zum Aussichtspunkt zu gelangen, nerven etwas.
Nachdem wir den Grand Canyon National Park-Eingang am South Rim passiert haben beginnt direkt der 23 Meilen lange Desert View Drive, der schöne Aussichtspunkte auf den Canyon bereithält. Als wir den ersten Viewpoint erreichen, hat uns damit leider auch der Massentourismus eingeholt, von dem wir uns in den letzten zweieinhalb Wochen so schön fernhalten konnten.
Der Parkplatz ist riesig angelegt und eine Menge Busse sind schon da. Wir waren zwar mehr oder weniger hierauf eingestellt, denn immerhin hat der Grand Canyon 4 Mio. Besucher jährlich, doch nach den vielen einsamen Naturerlebnissen ist dies ganz schön gewöhnungsbedürftig. 1979 wurde der National Park von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Etwas bedauern wir, dass wir uns nicht für den North Rim entschieden haben, denn dieser ist, da er aufwändiger und nur mit viel Fahrerei verbunden zu erreichen ist, wesentlich weniger frequentiert – vom South Rim liegt dieser allerdings 215 Meilen entfernt – zu weit um, uns umzuentscheiden.
Unseren ersten schönen Blick in den Grand Canyon haben wir vom über 20 m hohen Desert View Watchtower, einer Nachbildung von Ancestral Puebloan-Türmen, die es in der Four-Corner-Region gab. Der originalgetreue Turm wurde 1932 erreichtet und ist im Innern mit indianischen Malereien verziert.
An dem ein oder anderen Aussichtspunkt halten wir an und genießen den tollen Ausblick.
Im Grand Canyon Village angekommen, begeben wir uns erst einmal auf Quartiersuche, was erwartungsgemäß nicht ganz einfach ist. Nachdem wir in der dritten Lodge eine Absage bekommen haben, entschließen wir uns, außerhalb des Parks zu suchen und fahren nach Tuscayan, eine Meile vom südlichen Park-Eingang entfernt. Auch hier bedarf es dreier Anläufe, um ein bezahlbares Quartier zu finden. Leider können wir erst um 16:00 h das Zimmer beziehen. Also fahren wir zurück in den Park, auch wenn wir stimmungsmäßig nicht auf den Massentourismus eingestellt sind.
Im Grand Canyon Village laufen wir durch den Historical District. Bereits 1901 hielt der erste Zug am Grand Canyon, die Santa Fe Railway Station wurde 1909 in Betrieb genommen. Eine restaurierte Eisenbahn wartet dampfend auf die Abfahrt, denn noch heute wird die Strecke für den Zugverkehr zwischen Grand Canyon und Wiliams genutzt.
Bereits 1905 wurde das El Tovar-Hotel eröffnet, einige Wochen, nachdem das Hopi-House fertiggestellt wurde. Ähnlich wie beim Watchtower wurden typische indianische Elemente nachempfunden, die Konstruktion wurde hauptsächlich von Hopi Indianern ausgeführt. Damals wie heute ist das Hopi House ein Souvenirladen, in dem indianisches Handwerk angeboten wird.Im Visitor Center am Mather Point erkundigen wir uns nach möglichen Wanderungen in den Grand Canyon hinein. Es gibt nur ein Tagestouren, die in den Canyon führen. An einem Tag bis zum Colorado hinunter zu wandern und wieder hoch ist nicht gestattet und aus unserer Sicht auch kaum zu schaffen, denn der Höhenunterschied beträgt ca. 1.200 bis 1.500 m (je nachdem von wo man startet).
Der Bright Angel Trail, der zu Indian Garden führt, ist zwar mit 9,2 Meilen noch gut zu schaffen, allerdings wird dieser zum einen ebenfalls als Muli-Strecke genutzt - entsprechend geruchsbelästigend - zum anderen beträgt der Höhenunterschied bereits 933 m, was uns zu viel ist. Ähnliches gilt für den 6 Meilen langen Grandview Trail, der bis zur reizvollen Horseshoe Mesa führt, aber 793 Höhenmeter hinab geht und als sehr steil angegeben ist. Da uns ehrlicherweise auch die 622 m Höhenunterschied des 6 Meilen langen South Kaibab Trails zu viel sind, kommt für uns nur der Hermit Trail in Frage.
Vom Mather Point schauen wir uns noch den Sonnenuntergang an. Das Abendlicht bringt die Felsen zum Leuchten.
Mit einer Pizza und einer Flasche Wein ausgestattet lassen wir den Abend auf dem Hotelzimmer ausklingen.
Donnerstag, 7.10.2004 Grand Canyon National Park – Flagstaff
Um dem Massenansturm im Grand Canyon National Park ein wenig zu entgehen, machen wir uns bereits relativ früh auf den Weg in den Park. Wir parken an der Bright Angel Lodge und fahren mit dem kostenlosen Shuttle Bus die 16 Meilen lange Hermits Rest Route. Die Fahrt in dem dringend zu erneuernden, klapprigen Bus dauert bis Hermits Rest etwas 45 Minuten. Hier startet der sieben Meilen lange Hermit Trail zu den Dripping Springs. Dieser Trail, der bereits 1912 angelegt wurde und seit 1931 nicht mehr gepflegt wird, startet anfangs recht unspektakulär in einem Seitencanyon und ist zudem ziemlich steinig und schwer begehbar – Wanderschuhe sind hier hilfreich. Dementsprechend haben wir schon recht schnell die Pfade des Massentourismus hinter uns gelassen und können die schöne Landschaft für uns genießen.
Schon nach ein paar hundert Metern erwarten uns die ersten schönen Ausblicke in die tiefe Schlucht des Hermit Creek. In der Ferne zeichnen sich weitere Silhouetten einiger schöner Felsformationen des Grand Canyons ab.
Nach eineinhalb Meilen erreichen wir Waldron Basin und haben 378 Höhenmeter überwunden. Bis Dripping Springs sind es noch etwa zwei Meilen, die an hohen Felswänden entlang führen. Der Weg ist teilweise sehr schmal und führt direkt an der Abbruchkante entlang, was einerseits tolle Blicke hinab in den Creek ermöglicht, andererseits jedoch nichts für Leute mit Höhenangst ist. Nach knapp 2 Stunden Wanderung erreichen wir Dripping Springs. Unterwegs kommen wir an einigen Stellen vorbei, wo zu einer feuchteren Jahreszeit Wasserläufe den Weg kreuzen. Grundsätzlich scheint es hier feuchter zu sein, denn es gibt eine Menge Vegetation. Immerhin macht Dripping Springs seinem Namen alle Ehre. Von der steilen Felswand tröpfelt es kontinuierlich in ein kleines Wasserbecken. Sicherlich gibt es spektakulärere Plätze, aber das Picknick unter dem Alkoven ist nicht zu verachten. Für den Rückweg brauchen wir kaum länger als zwei Stunden, dennoch ist der Anstieg, insbesondere aufgrund der unterschiedlichen und teilweise sehr hohen Stufen, sehr mühsam, zumal der Sonne kaum zu entkommen ist. Die Wanderung hat uns viel Spaß gemacht und wir haben uns mit dem Grand Canyon wieder etwas versöhnt.
Zurück am Hermits Rest fahren wir mit dem Shuttle Bus bis nach Mohave Point und folgen noch etwas dem Rim Trail. Dieser verläuft parallel zur Hermits Road und kann von jedem Viewpoint aus begonnen werden. Vom Mohave Point hat man einen sehr schönen Blick auf den weiten Grand Canyon, 10 Meilen liegen South und North Rim auseinander - hier übrigens auch nicht besonders frequentiert. Der 0,8 Meilen lange Weg zum Hopi Point führt nahe der (ungesicherten) Abbruchkante entlang und bietet atemberaubende Ausblicke. Vom Hopi Point können wir den Colorado sehen, der durch die tiefe Schlucht mäandert.Weitere 0,3 Meilen sind es zum Powell Point, von wo man einen Stahlturm erspähen kann, der zur Zeit des Bergbaus errichtet wurde. Wir folgen dem Rim Trail noch weitere 0,5 Meilen bis zum Maricopa Point, allerdings führt dieser durch den Wald und bietet keine schönen Ausblicke in den Grand Canyon. Glücklicherweise schauen wir noch einmal auf eine Karte und müssen feststellen, dass die vom National Park ausgegebene Karte etwas ungenau ist. Die von uns als 0,1 Meilen gelesene Strecke ist hiernach 0,7 Meilen lang – insgesamt wären es also noch 1,4 Meilen zum Parkplatz, das ist uns für heute definitiv zu viel. Der Shuttle Bus hält auf der Rücktour von Hermits Rest nur am Mohave Point und am Hopi Point, wir müssen also zunächst mit dem Shuttle Bus zurück zum Hopi Point fahren und dort auf den Bus in Richtung Village warten. Alles in allem hätte es wahrscheinlich genauso lange gedauert zurück zu laufen, aber das ist uns egal.
Flagstaff - Route 66
Als wir wieder am Auto sind ist es schon 16:00 h, so dass wir uns direkt auf den Weg nach Flagstaff machen. Einige Meilen vor Flagstaff sind schon von weitem die San Francisco Peaks zu erkennen. Wir kommen ebenfalls an Arizona Snowboal vorbei, das winterliche Ski-Gebiet dieser Region.
In Flagstaff steuern wir das nostalgische, 1927 erbaute Hotel Monte Vista an, das direkt im historischen Zentrum liegt. Hier haben u.a. schon Clark Gable, Teddy Roosevelt, Spencer Tracy, Gary Cooper, John Wayne, Humphrey Bogart übernachtet, um nur einige zu nennen. Das Hotel ist durch eine Spendenaktion der Bevölkerung entstanden. Man wollte die Stadt für den Tourismus attraktiver machen und hat innerhalb kürzester Zeit 200.000 $ für den Hotelbau zusammen gehabt. Die Zimmer sind auch heute noch originalgetreu und mit viel Charme eingerichtet.
Mit 46.000 Einwohnern ist Flagstaff die größte Stadt zwischen Phoenix und Salt Lake City – ihren Wildwest-Charme, der nach wie vor viele Touristen anzieht, hat sich die Stadt erhalten. Abends schlendern wir durch das historische Viertel und finden in dem ältesten Hotel der Stadt „Weatherford“, ein nettes Restaurant, das – mit einer Vielzahl an ausgestellten Antiquitäten - ebenfalls nostalgischen Charme hat.
Freitag, 8.10.2004 Flagstaff – San Francisco Volcanic Fields – Sunset Crater National Monument – Walnut Canyon National Monument – Hoover Dam – Boulder
Nach einer mehr oder weniger schlafloser Nacht sind wir ziemlich kaputt. Das Hotel hat zwar Charme, aber leider keine Thermopanescheiben. Gestört wurde die Nachtruhe durch den ständigen Zugverkehr, wobei weniger das Fahrgeräusch das Problem darstellte als vielmehr das ständig abgegebene Warnsignal, dass uns ca. alle 20 bis 30 Minuten aus dem Schlaf riss.
In Mary’s European Coffee House & Bakery versuchen wir unsere Lebensgeister zu wecken, bevor wir uns auf den Weg zum San Francisco Volcanic Field machen. Die San Francisco Peaks sind teilweise schon herbstlich verfärbt und leuchten an den Spitzen gelb.
Zwölf Meilen nördlich von Flagstaff liegt das 2.200 Quadratmeilen große Vulkanfeld, in dem es 400 Vulkankegel gibt. Im Sunset Crater Volcano National Monument kann man den gleichnamigen Vulkan, der aufgrund seines farbenfrohen Kegels so getauft wurde, aus der Ferne begutachten. Der Vulkan ist zwar nicht aktiv – der letzte Vulkanausbruch fand 1065 statt – aber der Kegel ist einsturzgefährdet und deshalb nicht begehbar. Der eine Meile lange Lava-Flow Trail verläuft am Fuß des Vulkans durch schwarzes Lavagestein.
Vom Cinder Hill Overlook haben wir einen schönen Blick auf den Sunset Crater und seinen 350 m hohen, von rot über orange bis hin zu gelb gefärbten Kegel. Einen weiteren, jedoch kaum einzufangenden Ausblick auf etliche Vulkankegel hat man vom Painted Desert Vista. 800 Ruinen von indianischen Häusern und Dörfern wurden in dieser Region entdeckt, zu besichtigen im Wutpaki National Monument – weitere gibt es im Walnut Canyon National Monument, unserem nächsten Ziel.
Wir fahren zurück in Richtung Flagstaff und biegen kurz vorher auf die Interstate 40 ab. Offensichtlich verpassen wir die Auffahrt, denn wir fahren den Country Drive, der uns an einem Golfplatz und schönen Villen gutsituierter Bewohner entlang führt. Doch auch in diesem noblen Wohnviertel ist die Interstate ausgeschildert - ganz falsch können wir also nicht gewesen sein.
Im Walnut Canyon National Monument gab es zwischen 1125 und 1250 Hunderte von cliff dwellings, von denen heute noch Überreste zu besichtigen sind. Durch den Creek war das Tal sehr fruchtbar und zur Bewirtschaftung gut geeignet. Auf dem eine Meile langen Island Loop Trail, der dem Gooseneck des Creeks folgt, können wir einige Ruinen erkennen, die jedoch lange nicht so gut erhalten sind, wie die in Mesa Verde. Größtenteils wurden die cliff dwellings um 1880 zerstört, als durch die Eisenbahn viele Souvenir-Jäger hierher kamen. Auch waren die dwellings beliebte Picknickplätze, die auch gerne mal – und sei es mit Dynamit – passend gemacht wurden.
Witzigerweise werden wir über die historische Route 66 zurück nach Flagstaff geführt. Nach einem kurzen Einkaufsbummel machen wir uns auf den Weg nach Boulder, wo wir unsere letzte Nacht verbringen werden.
Bei Seligman verlassen wir die Interstate 40 um uns einige originelle Relikte der Route 66 anzusehen. Mit Eröffnung der Interstate ist die einst von Chicago nach Los Angeles führende transkontinentale Landstraße ins Hintertreffen geraten. In Seligmann versucht man, den Charme der 50er-Jahre aufrecht zu erhalten. Witzig aufgemachte Souvenir-Shops reihen sich aneinander. Einige alte Cadillacs sowie Marilyn Monroe- und Elvis Presley-Figuren symbolisieren die längst vergangene Popularität.
Von Seligman nach Kingman folgen wir den alten Spuren der Route 66 (nur etwa 20 Meilen Umweg gegenüber der Interstate). Doch außer einigen abgenutzten Schildern und vom einhergehenden Verfall gekennzeichneten Gebäuden oder Tankstellen, deutet nichts auf die vor 50 Jahren hochfrequentierte Landstraße hin.
Dennoch ist es eine interessante Fahrt, denn die Landstraße führt streckenweise meilenweit stur geradeaus, vorbei an vegetationsarmer Einöde. Die Eisenbahn verläuft teilweise parallel zur Straße und wir werden von kilometerlangen Güterzügen überholt, die zum Teil vier bis fünf Loks vorneweg und zwei hintenan haben. Dazwischen reihen sich Güterwagen an Güterwagen, bestückt mit Containern oder häufig auch kompletten Truckaufsätzen samt Hinterachse – offensichtlich ist es teilweise gelungen, den Güterverkehr auf die Schiene zu verlegen.
In Kingman folgen wir dem Highway 93 nach Boulder City. Langsam tauchen die Silhouetten der Black Mountains vor uns auf.
Boulder City - Hoover Dam
Kurz vor Boulder City erreichen wir den Hoover Dam, den mit 224 m hoher Staumauer größten Staudamm Amerikas. Der Beton der Staumauer würde reichen, um eine zweispurige Straße von New York nach San Francisco zu bauen. Der 1936 fertig gestellte Staudamm gilt als technische Meisterleistung.
Leider geraten wir mitten in den Wochenendreiseverkehr. Derzeit wird eine neue Brücke gebaut, um ab 2007 den Verkehr, der über den Hoover Dam führt, umzuleiten. Teile der neuen Highway-Führung sind schon zu erkennen. Aufgrund der Bauarbeiten ist es leider nicht möglich, anzuhalten und einen Blick auf den Hoover Dam zu werden, selbst der Parkplatz des Visitor Centers ist gesperrt.
Boulder City ist die einzige Stadt in Nevada mit Glücksspielverbot. Ein Grund mehr für uns, hier unsere letzte Nacht, abseits des Las Vegas-Rummels, zu verbringen. Nachdem wir in der Lake Mead Marina-Lodge kein Glück haben, finden wir im Best Western in Boulder City schnell ein Quartier, diesmal sogar mit Whirlpool auf dem Zimmer und (eingeschränktem) Blick auf den 185 km langen Lake Mead-Stausee. Das Hotel ist noch so neu, dass das Restaurant noch gar nicht fertig gestellt ist. Um unseren letzten Abend gebührend ausklingen zu lassen, fahren wir nach Boulder City hinein.
Die Stadt wirkt auf den ersten Blick wie ausgestorben und leblos bzw. künstlich. Zufällig entdecken wir ein kleines Weinbistro – für den letzten Abend genau das Richtige. In Nevada ist es nun wieder so warm, dass wir sogar abends (bei knapp unter 30°C) draußen sitzen können. Die Speisekarte ist genau nach unserem Geschmack, es gibt auf Weinsorten abgestimmte Käseplatten (wie haben wir die aromatischen französischen Käsesorten ja so vermisst) und ein umfangreiches Weinangebot, dass gegen nur 5 $ Korkgeld/Flasche aus dem dazugehörigen Weinladen zu Ladenpreisen konsumiert werden kann. Wir entscheiden uns dem Abschied angemessen für einen Chateau Beaucastel 2000. Ein gelungener Urlaubsausklang und ein bisschen Vorfreude auf herbstliche Rotweinabende zu Hause.
Auch heute Abend fallen wir wieder todmüde ins Bett, natürlich nicht ohne vorher ein angenehmes Whirlpool-Bad (leider viel zu heiß) genossen zu haben.
Samstag, 9.10.2004 Rückflug: Las Vegas – Philadelphia – Frankfurt – Berlin
Nachdem wir unsere Taschen gepackt und in Boulder City den Mietwagen voll getankt haben (in Nevada ist der Sprit wesentlich teurer – 2,50 $/gallon für Normalbenzin statt ansonsten um die 2,0 $/gallon), machen wir uns auf den Weg nach Las Vegas. Boulder City liegt etwa 20 Meilen von Las Vegas entfernt. Blöderweise orientieren wir uns nach der leider viel zu ungenauen Karte von Avis und werden ein wenig in die Irre geführt. Wir fahren über den Horizon Ridge, der uns durch die neu angelegten bzw. noch im Bau befindlichen outskirts von Las Vegas führt. Auf dem Highway wären wir mit Sicherheit wesentlich schneller am Flughafen gewesen und hätten uns eine Menge roter Ampeln erspart. Doch dann hätten wir nicht die nobleren Stadtteile gesehen und verfolgen können, wie die Wüste immer urbaner gemacht wird und die künstliche Stadt unglaublich schnell zu wachsen scheint.
Die Mietwagenrückgabestation haben wir schnell gefunden und ernten ein paar ungläubige Blicke, denn selbstverständlich sind die gut 3.000 Meilen nicht spurlos an dem Fahrzeug vorüber gegangen und es war uns schon immer ein großes Vergnügen, die Wasserläufe, die einige dirt roads bereit hielten, möglichst schnell und hoch spritzend zu durchqueren (schließlich will ein 4WD auch gefordert werden). Natürlich haben wir vorher noch einmal kurz die Mietwagenbedingungen gecheckt um wirklich sicher zu gehen, dass das Auto nicht gewaschen zurück gegeben werden muss. Jedenfalls haben wir ganze Arbeit geleistet, denn für die Entfernung der dicken Schlammkrusten, die das Auto kennzeichnen, reicht eine Waschstraße definitiv nicht aus. Mit einem 2WD hätten wir uns das natürlich verkneifen müssen, denn die meisten Mietwagenanbieter untersagen hiermit das Befahren von dirt roads. Die Rückgabe ist ziemlich einfach, wir erhalten eine Quittung und schon ist die Sache erledigt. Allerdings können wir uns des Eindrucks nicht verwähren, dass das Auto ziemlich schnell weg gefahren wird. Ob man hiermit Nachahmungen verhindern möchte oder lediglich ein schlechtes Bild vermeiden möchte, bleibt ein Geheimnis.
Mit dem Avis-Shuttle-Bus fahren wir zum Terminal. Glücklicherweise haben wir viel Zeitpuffer eingeplant, so dass uns die lange Schlange am US-Airways-Schalter nicht aus der Ruhe bringt. Unser Gepäck können wir bis Berlin durchchecken und auch der Security Check verläuft zügig. Die verbleibende Zeit verbringen wir mit dem Durchstöbern diverser Läden, allerdings finden wir nichts um unsere restlichen Dollar sinnvoll einzusetzen. Wir trinken noch einen leckeren Cafe Latte, den wir fast drei Wochen entbehren mussten und verspielen unsere letzte verbliebene Dollarnote in einem der auch auf dem Flughafen zahlreich aufgestellten einarmigen Banditen- glücklicherweise ohne nervigen Casino-Lärm wie in Las Vegas.
Der Flug hat leider Verspätung, da die Crew, die von einem anderen Flieger erwartet wird, noch nicht angekommen ist. Da wir in Philadelphia nur eineinhalb Stunden Aufenthalt haben, bangen wir schon ein wenig um unseren Anschlussflug als wir mit knapp einer Stunde Verspätung starten. In Philadelphia bleiben uns 40 Minuten, um den Anschlussflug zu erreichen, da hilft nur noch rennen, denn selbstverständlich müssen wir zu einem anderen Terminal. Zu unserem Glück gibt es keinen Security Check wie auf dem Hinflug - dafür hätten wir mit Sicherheit keine Nerven gehabt. Als wir am Terminal ankommen können wir direkt einsteigen. Doch auch die weitere Reise verläuft nicht reibungslos. Wir stehen noch etwa eineinhalb Stunden am Gate, da es Probleme mit dem Gepäck bzw. mit Übergewicht gibt. Nach weiterem 10stündigen Flug kommen wir endlich in Frankfurt an und erreichen trotz der Verspätung noch rechtzeitig den Transfer-Flieger nach Berlin. Endlich haben wir es geschafft.
Ein toller Urlaub liegt hinter uns. Trotz der immerhin 3.080 zurückgelegten Meilen (knapp 5.000 km), war es ein absolut stressfreier Urlaub. Die herbstlichen Temperaturen nach fast dreiwöchigem Sonnenschein sind ganz schön gewöhnungsbedürftig!
Letzte Aktualisierung: Oktober 2004 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker