Canal du Midi
Hausboot-Tour von Narbonne nach Trèbes
(64 km, 30 Schleusen)
Juli 2019
Samstag, 20.07.2019 Narbonne
Nachmittags erreichen wir Narbonne. Nachdem wir bei „Le boat“ die Formalien erledigt haben erhalten wir eine Sicherheitseinweisung. Anschließend beziehen wir das Boot Vision 3 SL, dass mit 3 Schlafzimmern ausgestattet ist und entsprechend fast 15 m Länge aufweist. Für diese Bootsgröße ist noch kein Bootsführerschein erforderlich.
Die Bootseinführung wünschten wir uns etwas ausführlicher und dass der Einweiser ausschließlich französisch spricht, macht es nicht einfacher. Immerhin umfasst unsere betreute Jungfernfahrt auch einen Schleusendurchgang.
Zurück nach Narbonne schleusen wir schon fast alleine. Dort erledigen wir noch, begleitet von einem Regenschauer, einige Einkäufe. Als der Regen nachlässt gehen wir noch einmal in die Stadt um dort zu Abend zu essen. Das unsere Bedenken unbegründet sind, die Tour im Regen zu absolvieren, wissen wir noch nicht.
Sonntag, 21.07.2019 Narbonne - Sallèles-d’Aude - Le Somail
Nun wird es ernst! „Leinen los“! Auf dem Canal de la Robins beginnt unsere einwöchige Hausboot-Tour.
Von der gestrigen Jungfernfahrt ist uns die erste Schleuse bereits bekannt und stellt kein größeres Problem dar. Anschließend haben wir eine Stunde „freie Fahrt“, um uns mit den Eigenarten des Bootes bekannt zu nach. Unser Kapitän hat die Zeit erfreulicherweise genutzt, um sich mit dem Boot vertraut zu machen.
Kurz vor der Schleuse von Raonel erwartet uns eine richtige Herausforderung, nämlich die Unterquerung einer Brücke. Diese ist mit 2,95 m über dem Wasserspiegel extrem niedrig und zudem schmal. Hier ist Manövriergeschick gefordert. Bei unserer Bootsgröße muss selbst der Kapitän seinen Platz verlassen und kniend das Boot steuern. Im zweiten Anlauf gelingt unser Manöver. Dennoch sind wir mehr als erstaunt, dass man ohne jegliche Bootserfahrung ein Boot dieser Größe ohne Weiteres mieten kann.
Von der Aufregung können wir uns auf den nächsten Kilometern erholen. Erst nach der Brücke von Moussoulens ist wieder unsere erhöhte Aufmerksamkeit gefragt. Hier gilt es ausnahmsweise, sich links zu halten, um nicht auf einer Sandbank aufzusetzen. Nach einer scharfen Kurve biegen wir in den fünf Kilometer langen Canal de Jonction, über den wir später den Canal du Midi erreichen. Doch vorher gilt es, noch acht Schleusen zu meistern.
Sallèles-d’Aude
Wir passieren das schöne Wehr von Gailhousty und erreichen den kleinen Ort Sallèles-d’Aude. Dieser lädt zu einem kleinen Zwischenstopp ein. Am Ufer herrscht reges Treiben. Ein kleiner Markt mit Kunsthandwerk, Produkten aus der Region und gastronomischem Angebot lädt zum Verweilen ein.
Die nächsten Kilometer bis zum Canal du Midi sind wir quasi nur mit Schleusen beschäftigt. Hat man eine geschafft, sieht man schon die nächste. Nach fünf Schleusen erreichen wir endlich den Canal du Midi.
Dieser wurde im 17. Jahrhundert errichtet, um eine Verbindung zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer zu schaffen. Als außergewöhnliches Beispiel moderner Bauwerke wie Aquädukte, Brücken, Tunneln und Schleusen wurde der 241 Kilometer lange Canal du Midi 1996 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
Nun können wir entspannt die Landschaft bei inzwischen etwa 35 Grad Celsius genießen. Schon bald passieren wir die Kanalbrücke von Cesse.
Der kleine sehr charmante Ort Le Somail ist unser heutiges Tagesziel. Wunderschön ist die alte gewölbte Steinbrücke, die wir zunächst unterqueren müssen. Das einzige Lebensmittelgeschäft befindet sich auf einem alten bunt bemalten umgebauten Lastkahn. Sehenswert ist ebenfalls das gegenüber liegende Antiquariat mit über 50.000 Büchern.
Erfreulicherweise ist das Boot mit einer Klimaanlage ausgestattet, so dass wir die Temperatur abends auf halbwegs erträgliche 25 Grad Celsius herunter gekühlt bekommen. In der Touristeninfo wird ein interessanter Film zum Kanalbau gezeigt.
Montag, 22.06.2019 Le Somail - Ventenac-en-Minervois
Heute lassen wir es ganz entspannt angehen. Die Sonne knallt schon am frühen Morgen erbarmungslos. Bis wir unser Tagesziel Ventenac-en-Minervois müssen wir erneut einige niedrige Brücken passieren und dafür jedesmal das Sonnensegel einklappen.
Kurz hinter dem Ort suchen wir uns ein schattiges Plätzchen unter Platanen. Mit etwas Wind lässt es sich hier hervorragend aushalten.
Nachmittags gehen wir zu Fuß in den Ort. Hier besichtigen wir zunächst das Weinmuseum im Château de Venetac und machen anschließend eine kleine Weinprobe. Wieder mit Liquidität ausgestattet gehen wir zurück zum Schiff und lassen den Tag ganz entspannt ausklingen.
Dienstag, 23.07.2018 Paraza - Haut-Minervois - Minerve - Argens-Minervois
Morgens verlassen wir unser schattiges Plätzchen unter den Platanen. Die frühmorgendliche Stimmung auf dem noch unberührten Wasser ist bezaubernd. Die Bäume spiegeln sich in der glatten Wasseroberfläche. Der Kanal schlängelt sich mit einigen Windungen durch die Landschaft.
Nach wenigen Kilometern haben wir bereits unser Tagesziel Paraza erreicht. Über LesroutesduSud.com haben wir zwei Citroën 2 CV reserviert, die wir hier in Empfang nehmen.
Nach kurzer Einweisung starten wir die Erkundungstour durch die Weinregion Haut-Minervois.
Erstes Ziel ist der kleine Ort Minerve. Dieser liegt am Zusammenfluss von Cesse und Briant hoch oben auf einem Felsvorsprung. Bereits die Anfahrt ist wunderschön. Die Straße durch die karge Landschaft folgt den tief eingeschnittenen Schluchten der Cesse.
Minerve
Nur eine schmale Passage verbindet Minerve mit dem Kalkplateau. Der pittoreske Ort ist nur über eine steinerne Bogenbrücke zu erreichen. Von der ehemaligen Festung ist nur noch ein kleiner Turm erhalten.
Bei Courniou liegt die Grottes la Fileuse de Verre - die zehntgrößte in Frankreich. Auf eine einstündige Tour bei nur 12 Grad Celsius sind wir kleidungsmäßig leider nicht eingestellt.
Auf der Weiterfahrt nach St-Pons-de-Thomieres genießen wir weitere schöne Landschaftseindrücke. Der Ort liegt besonders malerisch im Hochtal des Jaur.
Nach einer Siesta setzen wir unsere kurvenreiche Strecke fort. Wunderschöne Alleen bieten uns dankbar etwas Schatten.
Chapelle de Centeilles
Die Chapelle de Centeilles aus dem 13. Jahrhundert liegt wunderschön von Weinreben eingerahmt auf einem Hügel. Die Besichtigung der Fresken und Mosaiken bleibt uns verwehrt. Die Kapelle ist nur sonntags von 15 - 17 h geöffnet.
In Siran liegt das Weingut Domaine Aires Hautes, dessen Weine uns von unserem Internet Weinhändler bekannt sind. Telefonisch melden wir uns zur Verkostung an. Mit Anlaufschwierigkeiten finden wir das Weingut. Die Verkostung findet direkt im Lagerraum statt. Die Weine haben ein sehr überzeugendes Preis-Genuss-Verhältnis. So werden einige Weinkartons in den doch sehr geräumigen Kofferraum der 2CV verladen.
Wieder zurück in Paraza heißt es erneut „Leinen los“. Bis zum heutigen Zielhafen in Argens-Minervois sind es nur wenige Kilometer.
Argens-Minervois
Eine Burg überragt den kleinen Ort. Von unserem ruhigen Anlegeplatz genießen wir den Blick in die Landschaft und lassen den Abend passend mit gegrillter Entenbrust ausklingen.
Mittwoch, 24.07.2019 Argens-Minervois - Homps - St-Martin
In Homps hat unser Bootvermieter seine Basis-Station. Hier füllen wir erst mal wieder den Wassertank und laden Strom nach. Im Restaurant En bonne Compagnie speisen wir passabel. Wir drehen noch eine kleine Runde durch den Ort, bevor wir unsere Fahrt fortsetzen. Den restlichen Tag machen wir Strecke. Einige Schleusen sind zu meistern.
Leider kommen wir langsamer voran als gedacht, so dass wir bis zum Schleusenende um 19 h nur noch die Doppelschleuse bei St-Martin schaffen. Hier suchen wir uns ein vermeintlich ruhiges Plätzchen und lassen den Abend ausklingen. Unsere Nachtruhe wird allerdings vom konstanten Brummen eines Generators getrübt.
Donnerstag, 25.07.2019 St-Martin - Trebes
Noch vor dem Frühstück fahren wir an die Dreifachschleuse Fonfile heran und sind die ersten beim Schleusenstart um 9 h. Anschließend fahren wir bis Marseillette, wo uns die nächste Schleuse erwartet. In dem kleinen Ort legen wir an, um Baguette zu kaufen und erst einmal zu frühstücken. So gestärkt treten wir unsere letzte Etappe an.
Noch einmal lassen wir die Landschaft an uns vorbeiziehen. Schon morgens ist es knallheiß und das Sonnensegel ist unser bester Freund.
Diesmal sind es die Brücken, die uns auf Trapp halten, denn jedes Mal wieder muss das Sonnensegel wieder eingeklappt werden.
Nach einem letzten Dreifachschleusendurchgang erreichen wir Trèbes und damit unsere Endstation. Der Hafen mit Le-Boat-Basis liegt direkt im Ortszentrum. Nachdem wir das Boot für die nächsten beiden Nächte etwas abseits des Zentrums festgemacht haben, schlendern wir zum Kai. In einer netten Tapas-Bar stärken wir uns und werden vom stürmischen Wind beinahe weggeweht.
Den alten Ortskern überragt eine Kirche aus dem 13. Jahrhundert. In einer kleinen Olivenmühle kaufen wir Olivenöl. Außerdem gibt es einen Anbieter mit regionalen Produkten, bei dem wir Marmeladen und Confits erstehen.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir bei einer stürmischen Brise auf dem Bootsdeck. Während in Deutschland bei 41 Grad Celsius ein Hitzerekord gebrochen wird, ist es unter dem Sonnensegel gut
auszuhalten.
Freitag, 26.07.2019 Gouffre Geant de Cabrespine - Carcassonne
Unser Auto wurde uns von Narbonne nach Trebes überführt und steht nun für unseren geplanten Tagesausflug zur Verfügung. Leider hat uns das schöne Wetter verlassen. Der Himmel hängt voller Wolken, dafür ist es erfreulicherweise weniger heiß.
Zahlreiche Tropfsteinhöhlen befinden sich nördlich von Carcassonne. Die vermutlich beeindruckendste ist die Gouffre Géant de Cabrespine, etwa 25 Kilometer von Trebes entfernt.
Mit ihren gigantischen Ausmaßen von 70m Durchmesser und rund 220m Höhe ist die Tropfsteinhöhle eine der Größten der Welt – sogar der Eiffelturm samt Triumpfbogen würden darin Platz finden! Das Alter der Gouffre Géant wird auf rund 400 Millionen Jahre geschätzt. Entstanden ist die Höhle durch einen unterirdischen Fluss, über den sie auch erstmals betreten wurde. Besucher betreten die Höhle in 200 m Höhe über dem Boden. Wagemutige können über eine gläserne Aussichtsplattform direkt in den Abgrund schauen. Die Beleuchtung verändert sich immer wieder, was den Blick auf verschiedene Details und Steinformationen lenkt, die man sonst vielleicht gar nicht entdecken würde und der Tropfsteinhöhle auch mystisches Flair verleiht. Ein absolutes Highlight!
Anschließend fahren wir weiter nach Carcassonne. Bei der Parkplatzsuche wird bereits klar, welcher Besucheransturm uns erwartet. Kein Wunder! Die mittelalterliche Cite von Carcassonne ist Europas größte und besterhaltene mittelalterliche Festungsanlage. Das gewaltige Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert wird von zwei je drei Kilometer langen, zinnenbekrönten Mauerringen mit insgesamt 52 Türmen eingefasst. Die im 19. Jahrhundert bereits verfallende Cité von Carcassonne wurde unter der Leitung von Eugene Viollet-le-Duc restauriert und 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.
Auf einem Hügel über dem Aude-Tal gelegen, war Carcassonne ideal gelegen, um die Handelswege zwischen Mittelmeer und Atlantik zu kontrollieren. Kein Wunder, dass man die Festung im Mittelalter so überaus wehrhaft ausbaute. Carcassonne war heiß umkämpft, musste vielen Belagerungen trotzen und spielte in der Geschichte Frankreichs immer wieder eine bedeutende Rolle, so beispielsweise im 13. Jahrhundert als die zentrale Verwaltung der Inquisition in Südfrankreich.
Im Mittelalter lebten bis zu 4.000 Menschen in der gigantischen Festungsanlage – heute leben in dem autofreien Freilichtmuseum noch etwa 200 Menschen und es flanieren Tausende Touristen durch die engen Gassen. Innerhalb des doppelten Mauerrings gibt es Kunsthandwerk, Souvenirläden, Restaurants und Cafés und nicht zuletzt die im 12. Jahrhundert errichtete Burg der Grafen von Trencavel und die architektonisch beeindruckende Basilika Saint-Nazaire. Bei der empfehlenswerten Besichtigung der Burg erfährt man in einem Film untere anderem einiges über die Architektur der Anlage und die Restaurationsarbeiten durch Viollet-le-Duc. Von den Burgmauern hat man einen sehr schönen Ausblick über die Festungsanlage.
Zurück in Trebes packen wir unsere Koffer. Als wir uns zum Abendessen im Restaurant Le Moulin de Trèbes aufmachen, regnet es in Strömen.
Die Bootsrückgabe am nächsten Morgen erfolgt ebenfalls im Regen. So fällt der Abschied nicht schwer. Auch zu weiteren Aktivitäten lädt das Wetter nicht ein. Beim gestrigen Abendessen hat uns ein Wein des Chateau Canet aus der Region so gut geschmeckt, dass wir kurzerhand hier noch einen kurzen Stopp einlegen und einige Weine erstehen. Angesicht des schlechten Wetters machen wir uns ohne weitere Stopps auf den Rückweg und absolvieren die über 1.000 Kilometer mehr oder weniger staufrei.
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Die Bootstour mit ihren grandiosen Landschaftseindrücken hat uns insgesamt sehr gut gefallen. Entschleunigung pur: Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 – 10 km/h zieht die Landschaft fast meditativ an einem vorbei.
Allerdings war die Bootsgröße eine kleine Herausforderung für uns, was sich insbesondere beim Schleusen bemerkbar gemacht hat.
Mit der Aufteilung der 64 Kanal-Kilometer ist uns eine abwechslungsreiche Tour gelungen. So waren wir nicht jeden Tag mit Schleusen und Sonnensegel ein- und ausklappen beschäftigt.