Elsass - Nordvogesen
Juni 2011
Donnerstag, 03.06.2011 Niederbronn-les-Bains
Eine schlechte Wettervorhersage fürs Allgäu bringt uns am Fronleichnams-Wochenende kurzentschlossen ins Elsass. So landen wir in Niederbronn-les-Bains in den Nordvogesen. Wegen seiner Mineralquellen ist der Ort auch als Kurort bekannt. Im Halbkreis um die Stadt gruppieren sich einige Berge der Vogesen, der Grand Winterberg ist mit 581 m der höchste Berg der Nordvogesen.
Entlang der deutsch-französischen Grenze zieht sich ein langgestrecktes Gebiet vom Pfälzerwald bis zu den Nordvogesen, das 1998 grenzüberschreitend von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt wurde. An einem Wanderparkplatz in der Nähe der Mineralwasser-Abfüllung Celtic brechen wir zu einer Wanderung auf. Über sehr schöne Waldwege erfolgt der Aufstieg. Oben angekommen stehen wir vor einem eingezäunten Aussichtsturm. Von dem 27 m hohen Turm soll man einen schönen Nordvogesen-Rundblick auf die Rheinebene bis hin zum Schwarzwald sowie auf die umliegenden Berge der Vogesen und des Pfälzerwaldes haben. Leider bleibt uns dies verwehrt. Kurz darauf erreichen wir eine kleine Gaststätte. Mit Blick auf den dichten grünen Wald genießen wir die Sonne und ein Gläschen elsässischen Wein. Der Abstieg führt uns durch das Durbachtal. Die dreistündige Wanderung hat uns sehr gut gefallen.
Schon auf dem Hinweg war uns das Restaurant Atelier Sommelier aufgefallen. Nach einem kurzen Blick auf die vielversprechende Speisekarte planen wir hier zu Abend zu essen. Im ***Hotel Müller ergattern wir mit etwas Glück das letzte Zimmer. Das Hotel wurde in den letzten Jahren erweitert und bietet zudem einen einladenden Spa & Wellnessbereich. Im Garten genießen wir noch ein wenig die Sonne bevor wir zum Abendessen im Atelier Sommelier aufbrechen. Zum Aperitif nehmen wir auf der idyllisch gelegenen Terrasse einen Crement ein, erfreuen uns an den letzten Sonnenstrahlen und unsere Gaumen an einem Amuse guel aus Apfelschaum mit Krabben. Das folgende Essen bietet kulinarische Genüsse auf Sterneniveau und die Weinkarte lässt die Handschrift eines Sommeliers erkennen. Wir sind ganz begeistert!
Freitag, 03.06.2011 Burg Fleckenstein - Burg Löwenstein - Saverne – Graufthal / Höhlenwohnungen - La Petite-Pierre
Nach dem üppigen Abendessen reicht uns zum Frühstück ein Kaffee und ein Brötchen. Dieses nehmen wir in einer Bäckerei am zentralen Place des Thermes ein, wo heute Markttag ist. Nachdem wir die Bunkeranlagen der Magnolia Line bei Lembach nicht gefunden haben, dafür aber im Reiseführer lesen, das selbige nur am Wochenende zu besichtigen sind, fahren wir weiter zur Ruine der Burg Fleckenstein.
Burg Fleckenstein
Diese trohnt majestätisch auf einem 140 m langen, 8 m breiten und 43 m hohen Felsplateau. Über eine Wendeltreppe kann man Wachturm besteigen und hat eine schöne Aussicht auf die Nordvogesen. Auch die Ruine der Burg Löwenstein, zu der wir von hier aus wandern, ist zu erkennen. Über eine Felsentreppe erreicht man eine Plattform. Der Rundum-Blick ist fabelhaft, u.a. ist auch die Burgruine Hohenburg gut zu sehen. Auch Kletterern scheint es hier zu gefallen, so können wir sehr gut beobachten, wie geschickt die steilen Felswände erklommen werden. Anschließend fahren wir nach Saverne und müssen feststellen, dass hier Hochbetrieb herrscht. Ein Hotelzimmer ist nicht mehr zu bekommen, so dass wir uns kurzerhand für ein Zimmer in dem 30 km entfernt liegenden Ort La Petite-Pierre entscheiden. Hierher scheint es weniger Touristen zu treiben. Von der Terrasse unseres **Hotels De Vogeses hat man einen sehr schönen Blick.
Nachdem wir das Zimmer bezogen haben, fahren wir zunächst nach Graufthal. Das sehenswerte in diesem kleinen Ort sind die verbliebenen Felsenwohnungen aus dem 17. Jahrhundert.
Felsenwohnungen in Graufthal
Ursprünglich diente der Ort unten den überhängenden Felsen den Mönchen der Benediktinerabtei als Lagerraum. Später bezogen hier drei Familien ihr Domizil. Die Räume wurden in den Felsen hineingeschlagen und mit einer gemauerten Vorderwand versehen. Die als Felsenkäth bekannte Katharina Ottermann lebte noch bis 1958 (82jährig) hier ohne Strom, fließendem Wasser und Zentralheizung. Heute sind die restaurierten Häuser als Museum zu besichtigen und geben einen guten Einblick in das Leben unter derart harten Bedingungen. Seit 1988 stehen die Felsenwohnungen unter Denkmalschutz. Abends drehen wir noch eine kleine Runde durch La Petite-Pierre (deutsch: Lützelstein). Das idyllisch gelegene Städtchen hat mit seinen farbenfrohen und blumengeschmückten Häusern – darunter auch einige Fachwerkhäuser Flair. Durch eine bunte Gasse erreichen wir die gut erhaltene Burg Lützelstein aus dem 12. Jahrhundert. Heute beherbergt das Schloss ein Informationszentrum des Parc Naturel Regional des Vogesen. Sehr schön ist der Blick über die begrünten Hügel. Abends speisen wir ganz zufriedenstellend im Hotel-Restaurant.
Samstag, 04.06.2011 Bouxwiller - Neuwiller-lès-Saverne – Pfaffenhofen – Gundershoffen - Haguenau - Rastatt
Das kleine Fachwerkstädtchen Bouxwiller hinterlässt keinen nachhaltigen Eindruck. Wer sich für die jüdische Geschichte im Elsass interessiert sollte das in Reiseführern sehr positiv bewertete Jüdisch-Elsässische Museum besuchen, das sich in der ehemaligen Synagoge befindet.
Die Ausschilderung der Abtei Saint Pierre et Paul führt uns in den ein wenig verschlafen wirkenden Ort Neuwiller-lès-Saverne. In dem 1.000 Einwohner-Dorf reihen sich verwinkelte Fachwerkhäuser mit schiefen bunt bemalten Fassaden aneinander. Der kleine Ort hat immerhin zwei sehenswerte Kirchen zu bieten.
Abtei Saint Pierre et Paul
Von der im 8. Jh. errichteten Benediktinerabtei ist nur noch die Kirche Saint Pierre et Paul erhalten. Ein Brand hat die Abtei 1177 zerstört - nur die Kirche wurde wieder aufgebaut. Mit dem Bau der Kirche Saint Adelphus wurde 1200 begonnen. Die wuchtige romanische Fassade steht im Kontrast mit der schlichten Architektur des Innenraums. Beeindruckend ist das Kreuzrippengewölbe im Altarraum. Die Freskenausmalungen waren jahrelang unter einer Farbschicht bis sie wiederendeckt und fachmännisch freigelegt wurden.
In Pfaffenhofen interessiert uns die älteste erhaltene Synagoge im Elsass. Es handelt sich dabei um eine sogenannte versteckte Synagoge, die sich baulich nicht von den Nachbarhäusern unterschied. Eine Besichtigung ist leider nur nachmittags möglich und passt damit nicht in unseren Zeitplan.
Anlässlich unseres 15. Jahrestages bzw. 8. Hochzeitstages haben wir einen Tisch im **Restaurant Au Cygne in Gundershoffen reserviert. In dem idyllischen Fachwerkhaus lassen wir unsere Gaumen auf höchstem Niveau von den kulinarischen Künsten von Francois Paul verwöhnen. Ein grandioses Erlebnis.
Zum Abschluss unseres Aufenthalts in den Nordvogesen fahren wir nach Haguenau. Doch ein kurzer Bummel durch die Fußgängerzone reicht uns. Von der ehemaligen Stadtbefestigung sind noch drei Türme erhalten. Mit den aufziehenden Gewitterwolken treten wir unsere Heimfahrt an.
Einen Zwischenstopp legen wir in Rastatt am Schloss Favourite ein, die letzte Führung haben wir leider um eine halbe Stunde verpasst. Doch auch von Außen ist das Schloss mit seiner außergewöhnlichen mit Kieselstein verzierten Fassade sehenswert.
Rastatt - Schloss Favourite
Ein Grund mehr noch einmal Rastatt anzusteuern. Ein gelungenes Wochenende beschließen wir mit der Absicht mal wieder ein Wander-Genusswochenende in den Nordvogesen zu verbringen.