Südtirol und Oberitalien
Südtirol- Herbst 2024
Eine Woche in Dorf Tirol bei Meran (Südtirol)
Städtetour: Trient, Vicenza, Ferrara, Modena, Cremona & Parma
Zum Abschluss: Sestri Levante in Ligurien
Sonntag 22.09.2024 Davos - Meran
Auf dem Weg nach Südtirol legen wir einen Stopp in Davos ein. Die vermeintlich mondäne Kurstadt, die wir -warum auch immer- erwartet hatten, entpuppt sich auf der Durchfahrt als wenig ansprechend. Bemerkenswert ist allerdings das Kirchner Museum Davos. Der Mitbegründer des Expressionismus und der Künstlervereinigung 'Die Brücke' war erstmals 1917 wegen seiner psychischen Erkrankung in Davos. Viele seiner Bilder von Davoser Berglandschaften sind hier entstanden. Die aktuelle Ausstellung «Zum Schein Architektur - Der unbekannte Kirchner » zeigt Skizzen und Zeichnungen aus Kirchners Studium der Architektur, das er auf Druck seines Vaters absolvierte. Die Ausstellung macht deutlich, wie wichtig ihm das Studium war (über 90 Skizzen und Zeichnungen sind erhalten und zu sehen) und welchen Nutzen Kirchner daraus für sein künstlerisches Werk gezogen hat. Eine sehr sehenswerte Ausstellung.
Nach vielen Serpentinen erreichen wir nach etwa sechs Stunden Fahrt Dorf Tirol, wo wir für eine Woche in der Residenz Fischerhof ein Appartement gemietet haben. Mit unserer Quartier-Wahl sind wir sehr zufrieden.
Abends fahren wir nach Meran und speisen passabel mit einer Freundin im Bistro La Piazza, das zum Hotel Therme gehört.
Montag, 23.09.2024 Bozen
Von Klobenstein am Ritten, oberhalb von Bozen, starten wir eine kleine Wanderung auf der Freud-Promenade, die dem Wiener Arzt Sigmund Freud gewidmet ist. Entsprechend gibt es einige Schautafeln zum Begründer der Psychoanalye, der hier seinen Urlaub verbracht hat. Die Landschaftseindrücke sind toll, leider ist der Spazierweg aber stark frequentiert. Nachmittags bummeln wir durch Bozen und genießen die schöne Altstadt mit ihren zahlreichen Arkaden. Bozen ist im Gegensatz zu Meran eine italienische Stadt. Unter Mussolini wurde zahlreiche Italiener aus dem Süden hierher verpflanzt, um einen italienischen Gegenpol zum ansonsten deutschsprachigen Südtirol zu schaffen.
In der Enoteca Banco 11 nehmen wir einen Aperitif, bevor wir anschließend zum Restaurant Löwengrube gehen und dort erfreulicherweise noch einen Tisch bekommen (es empfiehlt sie zu reservieren), da kurzfristig jemand abgesagt hatte. Hier speisten wir vorzüglich, für uns durchaus auf Sterneniveau, obwohl das Restaurant bisher nur eine Empfehlung von Michelin hat.
Dienstag, 24.09.2024 Dorf Tirol
Die vorhergesagten Sonnenstunden nutzen wir zur Erkundung der näheren Umgebung unseres Domizils. Durch die Weinberge mit fantastischen Bergblicken laufen wir hoch nach Dorf Tirol. Hier sind wir leider nicht alleine unterwegs, Dorf Tirol hatten wir weniger touristisch erwartet, aber Detlefs Besuch liegt dann doch schon fast 15 Jahre zurück.
So folgen wir dem stark frequentierten Weg zum Schloss Tirol und genießen die schöne Ausblicke. Weiter geht es Richtung Algund.
Eine schöne Einkehr bietet der Gasthof Unterschattmayr. Im Liegestuhl genießen wir die Sonne und den Blick auf Meran und das gegenüberliegende Bergpanorama.
Von Algund zurück folgen wir einem der zahlreichen Waalwege (sie dienten früher zur Wasserversorgung) mit schönen Weinlauben, die den Weg teilweise überdachen. Angesichts aufziehender Wolken gehen wir zurück zum Quartier. Im nahe gelegenen Café Unterweger gibt es noch ein Stück Kuchen, bei wieder schõnem Ausblick. Am späten Nachmittag fahren wir nach Marling und probieren in der Destillerie Unterthurner einige sehr leckere Obstbrände, bevor wir ganz in der Nähe im Bistro Ladurn vorzügliche Pizza essen.
Mittwoch, 25.09.2024 Meran - Erdpyramiden in der Nähe vom Schloss Tirol
Von einer Freundin, die zeitweise in Freiburg und zweitweise in Meran lebt, lassen wir uns heute durch die Meraner Altstadt führen.
Von einem Kurzbesuch in 2013 haben wir die Stadt noch in guter Erinnerung und tauchen diesmal noch etwas tiefer in die mittelalterlich geprägte Altstadt ein. Einen sehr schönen Blick über eben diese Altstadt haben wir vom Passeggiata Tappeiner Promenaden-Weg, der mit einer angenehmen Steigung nach oben führt.
Meran ist offensichtlich sehr beliebt und entsprechend zu dieser Jahreszeit vor allem von deutschen Touristen der 60+Generation frequentiert. So schiebt man sich ein wenig durch die Altstadtgassen und Laubengänge. Wir kaufen noch etwas fürs Abendessen ein und fahren dann zur Kellerei Meran in Marling. Nach einer schönen Lagrein-Verkostung entscheiden wir uns für einen leckeren Lagrein-Merlot.
Nachmittags fahren wir mit dem Auto nach Dorf Tirol. Die Erdpyramiden, die hinter dem Schloss Tirol liegen, haben wir bei unserer gestrigen Wanderung kaum wahrgenommen. So nehmen wir den Bus zum Hotel Lechner und starten eine kleine Wanderung, die vom etwas steileren Wanderweg runter zum Schloss Tirol auch einen schönen Blick auf die Felsformationen bietet.
Abends genießen wir vom Appartement-Balkon den schönen Bergpanorama-Blick bei Antipasti, Käse und leckerem Wein.
Donnerstag, 26.09.2024 Kaltern - Rastenbachklamm
An der Mendelbahn-Station bei Kaltern beginnen wir unsere Wanderung durch die Rastenbachklamm. Schon bald haben wir einen fantastischen Blick auf den Kalterer See, der türkis leuchtend von einem schönen Bergpanorama eingerahmt wird.
Der Weg hinunter in die Schlucht ist mit vielen Treppen und Geländern gut ausgebaut. Highlights sind der 40 m hohe Wasserfall und die ihn einrahmenden, steilen Felswände.
Bei Nieselregen beenden wir die Tour. Wider unserer Erwartung gibt es in der Mendelstation eine hervorragende Bäckerei/Konditorei. Der Kuchen der Konditorei Eisenstecken schmeckt uns vorzüglich.
Leider hat das Messner Mountain Museum MMM Firmian im Schloss Sigmundskron am heutigen Donnerstag geschlossen. Als Alternativ-Programm fahren wir zur nahegelegenen Kellerei Schreckbichl und lassen uns bei einer Verköstigung von den Weinen überzeugen. Die Chardonnays und Lagreins gefallen uns gut, für den für Südtirol typischen Vernatsch (leichter Rotwein, wie der Trollinger in Württemberg) können wir uns nicht sehr erwärmen.
Anschließend ist Siesta im Appartement angesagt. Das Bergpanorama ist inzwischen komplett in Wolken gehüllt.
Abends haben wir einen Tisch im Gasthof Oberlechner in Vellau reserviert. Erfreulicherweise ist der Gasthof, den wir über viele Serpentinen erreichen, nicht nur für seine Aussicht bekannt. Diese bleibt uns aufgrund des strömenden Regens verwehrt, dafür speisen wir in der guten Stube ganz vorzüglich.
Freitag, 27.09.2024 MMM Firmian - Eppan Eislöcher - St. Paul
Heute besichtigen wir das Messner Mountain Museum, MMM Firmian, das auf Schloss Sigmundskron über Bozen thront.
Das erste der sechs des Extrembergsteigers Reinold Messner eingerichteten MMM widmet sich dem Thema Mensch-Berg. Ein Parcours führt über die großräumige Anlage und verbindet über Wege und Treppen die in den Türmen untergebrachten Ausstellungsräume.
Dazwischen gibt es etwas Kunst und buddhistische Reliquien zu sehen. Insbesondere die religiöse Bedeutung, die Messner den Gipfeln als Orientierungshilfe und Brücke zum Jenseits zuschreibt, wird in Szene gesetzt. Ein weiterer Fokus ist die Geschichte des Bergsteigens und dem alpinen Tourismus unserer Tage. Uns hat insbesondere die architektonische Umsetzung der Museumsanlage begeistert.
Erfreulicherweise ist das Wetter heute besser, als es nach der Vorhersage zu erwarten war.
Wir sind zwar heute nicht so richtig auf wandern eingestellt, aber die Eislöcher am Gandberg zwischen Eppan und Kaltern haben unsere Neugierde geweckt. Auf einer kurzen Wanderung können wir das physikalische Phänomen hautnah erleben. Als wir die Eislöcher erreichen sinkt die Temperatur (laut einem Thermometer auf 8° Celsius) ab, wo wir ansonsten über 20 Grad haben. Der Ort verbreitet eine gewisse Mystik. Zahlreiche von Moos überzogene Felsen stapeln sich im Wald. Aus den Felshöhlen tritt tatsächlich spürbar kalte Luft aus. Ein skurriles Erlebnis.
Nicht weit entfernt liegt das kleine Dorf St. Paul (knapp 100 Einwohner), dessen Wahrzeichen, der 85 m hohe Kirchturm des „Doms“ St. Pauls schon von weitem sichtbar ist. Tatsächlich wirkt der Kirchenbau für den kleinen Ort überdimensioniert und hat abgesehen von einigen Fresken an der Fassade nichts Bemerkenswertes. In der Enoteca Vis a vis decken wir uns mit Käse, Antipasti und Wein ein und fahren zu unserem Quartier nach Dorf Tirol. Hier genießen wir die letzten Sonnenstunden im Hofausschank der Residenz, wo es auch eigenen Wein (Weißburgunder und Sauvignon Blanc) zu verkosten gibt.
Samstag, 28.09.2024 Dorf Tirol
Das nächtliche Gewitter hat uns ein wenig den Schlaf geraubt, aber auch die Zinnen der Berge mit Schnee überzogen. Der morgendliche Nebel setzt heute ebenfalls aus und ein strahlend blauer Himmel lädt zu einer Wanderung ein. Von Dorf Tirol aus folgen wir dem Apfel-Weg. Im Hintergrund erheben sich die schroffen, weiß gepuderten Gipfel der Texelgruppe.
An den Apfelstauden entlang des Weges hängen die prallen Äpfel dicht an dicht und warten auf die in Kürze stattfindende Ernte. Später führt der Untere Waalweg am Spronserbach und kleinen Wasserfällen entlang. Schön ist ebenfalls der Ausblick auf Meran. Die Terrasse des Ungerichthofs lädt zu einer kleinen Rast ein, das dazugehörige Traktor-Museum besichtigen wir mangels knappem Zeitfenster nicht. Auf dem letzten Streckenabschnitt können wir auf eine kleine Erdpyramidengruppe blicken.
Nachmittags sind wir in der Weinbar Hofer‘s Weineggele in Dorf Tirol mit Freunden, die auf der Durchreise sind, verabredet. Eine schöne Lokation, um die regionalen Weine zu verkosten. Damit geht unsere Urlaubswoche in Südtirol zu Ende.
Sonntag, 30.08.2024 Trient - Vicenza
Für die nächsten beiden Nächte haben wir uns in Vicenza ein Hotel gebucht. Auf der Anreise legen wir einen Zwischenstopp in Trient (Trento) ein und werden äußerst positiv überrascht. Der lebhafte Piazza Duomo ist eine Augenweide.
Neben dem Dom rahmen Paläste und historische Gebäude mit wunderschönen Freskenmotiven sowie dem auffälligen Turm des ehemaligen Bischofspalastes den Platz ein. Bei einem Cappuccino genießen wir den typischen italienischen Charme der Stadt. Der barocke Neptunbrunnen aus dem 18. Jahrhundert ziert ebenfalls den belebten Platz.
Der Dom von Trient ist unbedingt einen Besuch wert. Der von massiven Säulen gestützte, großzügige Innenraum ist weit und offen. An den Wänden gibt es einigermaßen gut erhaltene Fresken zu bewundern.
Zudem ist es ein geschichtsträchtiger Ort. Das Konzil von Trient (1545-1563) ist ein wichtiges Ereignisse der katholischen Kirchengeschichte. In der Altstadt gibt es Fassaden des einen oder anderen Palastes zu entdecken. Besonders gut gefällt uns in der Burg das frei zugängliche Refektorium mit angrenzendem Weinkeller des Castello.
Noch einmal genießen wir bei einer kleinen Stärkung die Atmosphäre des Piazza Duomo, bevor wir unsere Weiterreise antreten.
Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichen wir Vicenza. Auf einer Erkundungstour begeistert uns die tolle Architektur. Berühmt ist die Stadt durch den Renaissance-Architekten Andrea Palladio, dessen Bauten das Stadtbild prägen und ihr 1994 den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes eingebracht haben.
Ein Highlight ist die Piazza dei Signori. Der Hauptplatz von Vicenza, auf dem sich die Basilica Palladiana, der Uhrturm und andere bemerkenswerte historische Gebäude befinden ist eine Augenweide, vielleicht einer der schönsten Plätze in Italien.
Abends speisen wir günstig und gut in der kleinen 'Veneto's Osteria' in der Stradella S. Marcello, die sich in der Altstadt befindet.
Montag, 30.09.2024 Monte Berico - Vicenza
Heute besteigen wir den Monte Berico. Zunächst erreichen wir die Villa Valmarana mit einer wunderschönen Gartenanlage. Die stattliche Villa besichtigen wir nicht, auch wenn die Fresken von Tiepolo und seinem Sohn sicherlich sehenswert sind.
Auf dem Hügel liegt die Wallfahrtsstätte Basilika Monte Berico.
Für die zahlreichen Pilger wurde ein langer Arkadengang (italienisch: „Portici“) angelegt, der von der Stadt Vicenza bis hinauf zur Basilika führt. Dieser überdachte Gang besteht aus 150 Arkaden-Bögen.
Die barocke Basilika beeindruckt durch ihre reich verzierte Fassade und den majestätischen Kuppelbau. Im angrenzenden Kloster ist im Refektorium ein tolles Fresko des „letzten Abendmahls“ von Paolo Veronese zu sehen (frisch restauriert).
Von einer Aussichtsterrasse hat man einen fantastischen Blick über die Dächer von Vicenza und die dahinter aufragenden Alpensilhouette. Auf einer kleinen Wanderung umrunden wir den Monte Berico und genießen schöne Landschaftseindrücke.
Zurück in Vicenza wandern wir auf den Spuren von Andreas Palladio, der die Renaissance-Architektur hier eingeführt hat. Zahlreiche Palazzi mit schön verzierten Fassaden schmücken die Stadt.
Besonders gilt dies für die Piazza dei Signori mit der Basilica Palladiana und dem über 80 m hohen Torre Bissara. Dieser schöne Glockenturm überragt die Stadt und ist ihr Wahrzeichen. Seit 1994 gehört die Basilika Palladiana gehört zusammen mit weiteren Villen Palladios zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Palast-Architektur gefällt uns ausgesprochen gut. Den einen oder anderen Palast können wir am morgigen Dienstag hoffentlich von Innen besichtigen, denn wie üblich ist auch hier montags Ruhetag.
An der wunderschönen Piazza dei Signori genießen wir am frühen Abend bei Pinsa und Wein die schöne Atmosphäre.
Dienstag, 01.10.2024 Vicenza - Ferrara
Mit der Museumskarte „Card 4 Musei“ wollen wir uns heute vier Gebäude bzw. Ausstellungen ansehen. Absolut begeistert uns das Teatro Olimpico, eines der Meisterwerke des Architekten Andrea Palladio. Es ist das älteste erhaltene überdachte Theater der Welt und ein herausragendes Beispiel für die Renaissancearchitektur.
Beeindruckend ist die Bühnendekoration mit einer perspektivischen Straßenkulisse der antiken Stadt Theben. Das gesamte Theater ist aus Holz, Stuck und Gips gefertigt und beeindruckt mit Skulpturen und klassizistischen Verzierungen.
Ebenfalls sehenswert ist die Basilica Palladiana mit einer wunderbaren Arkadenfassade aus weißen Marmorloggien, die um das Gebäude verlaufen. Im Inneren der Basilica befindet sich eine große Halle, die ursprünglich als Sitz der Stadtratsversammlungen und Gerichtsprozesse diente.
Die Gallerie d'Italia im barocken Palazzo Leoni Montanari überrascht mit einer tollen Ausstellung des spanischen Künstlers Javier Jaéns. Die Ausstellung „Illustrissimo Javier Jaén“ widmet sich der zeitgenössischen Illustration. Zudem beherbergt der tolle Palast noch eine Sammlung von russischen Ikonen.
Zum Abschluss statten wir noch dem Museo Civico di Palazzo Chiericati einen kurzen Besuch ab. Das Museum beherbergt das historische und künstlerische Erbe von Vicenza, die Werke vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert umfasst, u. a. Gemälde von venezianischen Meistern wie Tintoretto, Veronese und Tiepolo sowie Skulpturen und dekorative Kunst.
Damit verlassen wir die tolle Stadt und später auch Venetien. Die Landschaft wird flach und bald sind wir in der Emilia-Romagna und erreichen Ferrara.
Nach der beeindruckenden Stadt Vicenza springt der Funke beim ersten Rundgang durch die Altstadt von Ferrara nicht so recht über. Ferrara war im Mittelalter und in der Renaissance ein wichtiges kulturelles und politisches Zentrum.
Die Stadt wurde im Jahr 1995 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt, insbesondere für ihre erhaltene Renaissance-Architektur. Im direkten Vergleich mit Vicenza können wir dies nicht so ganz nachvollziehen, zumal der Zustand vieler Gebäude etwas zu wünschen übrig lässt.
Die Altstadt Ferraras ist geprägt von einer Mischung aus engen, mittelalterlichen Gassen und dem später gebauten, weitläufigen Renaissance-Teil. Herzog Este wollte, dass sein Palast mitten in der Stadt liegt und nicht am Rande der Altstadt, so dass kurzerhand ein neuer Stadtteil errichtet wurde.
Pompös ist das Schloss Estense (Castello Estense) aus dem 14. Jahrhundert, das von einem Wassergraben umgeben ist. Ganz in der Nähe liegt die Kathedrale (Cattedrale di San Giorgio), deren Fassade leider zum Teil eingerüstet ist. Hier sind die Spuren des schweren Erdbebens von 2012 noch zu sehen. Auffällig sind die Säulenverzierungen an der Längsseite und die direkt an die Außenmauer angebauten Geschäfte.
Eine der markantesten Straßen in der Altstadt ist die Via delle Volte mit vielen mittelalterlichen Bögen und die Atmosphäre des alten Ferraras bewahrt.
In der Altstadt finden wir später eine nette Osteria, in der wir vorzüglich traditionelle Gerichte speisen und einen vollmundigen Sangiovese trinken.
Mittwoch, 02.10.2024 Ferrara - Modena
Ferraras Altstadt wird von einer 9 Kilometer langen, gut erhaltenen Stadtmauer eingerahmt. Wir laufen ein wenig auf der Stadtmauer entlang, die mit vielen Zinnen und Türmen bombastisch wirkt, aber leider nicht die erhofften schönen Blicke auf die Stadt bietet.
An der Corse Porta Mare geht es zurück in die Altstadt. Ein besonderes Highlight ist die Kirche San Cristoforo alla Certosa, insbesondere der dazugehörige Friedhofskomplex im eindrucksvollen neoklassizistischen Stil. Unter endlos erscheinenden Arkadengängen befindet sich die monumentalen Grabmäler.
Nicht weniger begeistert der Palazzo dei Diamanti mit seiner eindrucksvollen Fassade aus über 8.000 diamantförmigen Steinquadern.
Noch einmal laufen wir am Kastell und am Dom vorbei und lassen die mittelalterliche Stadt bei Sonnenschein auf uns wirken.
Mittags geht es für uns weiter nach Modena. Vor 24 Jahren waren wir schon einmal hier und haben u.a. Balsamico bei der Azienda Agricola Leonardi Giovanni verkostet und auch gekauft.
Damals hat Giovanni Leonardi uns noch persönlich die Balsamico-Produktion und die damit verbundene Veredelung durch lange Fasslagerung erklärt. Inzwischen ist der Betrieb vergrößert worden und die Balsamicos werden von der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ in den höchsten Tönen gelobt. Wieder einmal dürfen wir die edlen Balsamico verkosten und selbst einen 100 Jahre alten dürfen wir probieren. Dieser sprengt selbstredend unser Budget, aber immerhin den 30-jährigen leisten wir uns.
Maranello ist nicht weit entfernt und so fahren wir zum Ferrari-Museum. Allerdings törnt uns hier sowohl der Massentourismus als auch das hohe Eintrittsgeld (27€/Person) ab, wir fahren zurück zum Hotel.
In Modena erkunden wir die schöne Altstadt und stehen schon bald auf der Piazza Grande und bewundern den beeindruckenden Dom. Die Fassade und das Innere der Kathedrale sind reich an Kunstwerken und Skulpturen.
Im Jahr 1997 wurden die Kathedrale, der Torre Civica und die Piazza Grande in Modena gemeinsam als Beispiele mittelalterlicher Architektur und Kunst der Region in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Der Dom von Modena gilt als ein Meisterwerk der romanischen Architektur, erbaut im 12. Jahrhundert.
Der 86 Meter hohe Ghirlandina-Turm gehört zum Dom und ist das Wahrzeichen der Stadt. Der Glockenturm symbolisiert Modenas Macht und Bedeutung im Mittelalter.
Der zentrale Piazza Grande wird von weiteren historischen Gebäuden wie dem Rathaus, eingerahmt.
Viele schöne Arkaden und Fassaden schmücken die Häuser in der Altstadt und es ist wieder einmal ein Vergnügen, das italienische Flair zu genießen, auch wenn die zum Teil sehr unebenen Kieselstein-Pflaster anstrengend zu belaufen sind.
In der kleinen Trattoria Pomposa speisen wir vorzüglich, fast schon pompös und das trotz der Michelin-Empfehlung günstig. Eine Entdeckung für uns ist ein leicht gekühlter Lambrusco frizzante Secco, der hervorragend zur typischen regionalen Küche passt.
Donnerstag, 03.19.2024 Modena - Cremona
Erfreulicherweise haben wir die schöne Altstadt von Modena bereits gestern ausgiebig erkundet. Der heutige strömende Regen lädt eher zu einem Museumsbesuch ein.
Einige Kilometer außerhalb der Stadt liegt das Casa Museo Luciano Pavarotti. Das Haus des berühmten Tenors Luciano Pavarotti (1935 in Modena geboren und ebendort 2007 verstorben) hat dieser in den 1990er Jahren gebaut. In dem heute als Museum zugänglichen Haus scheint sein Geist noch anwesend zu sein. Die Möblierung wurde erhalten, viele persönliche Gegenstände, Bühnenkostüme, Fotos, Briefe und andere Erinnerungsstücke sind ausgestellt, die Einblicke in das Leben und die Karriere des berühmten Tenors bieten.
Pavarotti zog sich 2004 von der Bühne zurück, trat aber noch bei ausgewählten Veranstaltungen auf. 2006 wurde bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Er starb am 6. September 2007 in seinem Haus in Modena.
Unser nächstes Ziel ist Cremona, eine kleine Stadt in der Lombardei, berühmt für ihre lange Tradition des Geigenbaus.
Bei strömendem Regen ist ein Besuch des berühmten Museo del Violino (Geigenmuseum) sehr passend. Cremona ist berühmt für seine Tradition des Geigenbaus und war die Heimat legendärer Geigenbauer wie Antonio Stradivari, Guarneri del Gesù und Andrea Amati. Das Museum beherbergt eine beeindruckende Sammlung von Instrumenten, darunter mehrere originale Stradivari-Geigen und Werke anderer berühmter Cremoneser Geigenbauer. Die Geigen sind hervorragend erhalten und zeigen die hohe Kunstfertigkeit, für die Cremona weltberühmt ist.
Bei der Besichtigung wird der traditionellen Geigenbau sehr anschaulich erklärt und man kann gut nachvollziehen, mit welcher außergewöhnlicher Präzision und Leidenschaft die Geigenbau-Meister wie Stradivari ihre Instrumente herstellten. Ein hervorragendes Museum.
Bei immer noch strömendem Regen gehen wir zur nahe gelegenen Piazza del Comune. Dieser zentrale Platz ist das Herzstück von Cremona und wird vom Palazzo Comunale) und dem Dom eingerahmt.
Der beeindruckenden weiß-rote Fassade und dem 112 Meter hohen Torrazzo von Cremona widmen wir nur einen flüchtigen Blick. Der Dom von Cremona (Cattedrale di Santa Maria Assunta) aus dem 12. Jahrhundert ist ein herausragendes Beispiel romanischer Architektur mit gotischen und Renaissance-Elementen. Besonders sehenswert sind die Innenfresken mit biblische Szenen. Die Fresken in der Apsis und im Kirchenschiff gehören zu den bedeutendsten Beispielen der Renaissancekunst in Norditalien.
Neben der Kathedrale steht das achteckige Baptisterium.
Zu weiteren Besichtigungen lädt das Wetter nicht ein. Wir fahren zum etwas abseits der Altstadt gelegenen Hotel und machen Siesta. Abends speisen wir unter Einheimischen gut in einer in Fußnähe des Hotels gelegenen Pizzeria.
Freitag, 04.10.2024 Parma - Sestri
Vor knapp einem Vierteljahrhundert waren wir in der Region Emilia-Romagna unterwegs und haben schon einmal einen Zwischenstopp in der Universitätsstadt (etwa 200.000 Einwohner) Parma eingelegt. An Details können wir uns tatsächlich kaum erinnern.
Der romanische Dom von Parma hat eine schlichte Fassade, dafür ist der Innenraum mit zahlreichen Fresken überwältigend. Berühmt ist insbesondere das Fresko von Correggio in der Kuppel: Es stellt die “Himmelfahrt Mariens” dar und ist für seine dramatische Perspektive und die Bewegung im Himmel bekannt.
Eine sehr schöne rosa-weiße Marmorfassade hat das nebenstehende Baptisterium.
Eine Neuentdeckung ist für uns die in der Nähe des Doms gelegene Klosterkirche San Giovanni Evangelista. Die Kuppel der Kirche San Giovanni Evangelista ist ebenfalls von Correggio mit einem Fresko versehen, das den Heiligen Johannes in Ekstase darstellt, während er seine Vision der Apokalypse empfängt. Dieses Fresko ist eines der Meisterwerke der Hochrenaissance und berühmt für seine dramatische Darstellung von Bewegung und Perspektive. Correggio verwendete eine illusionistische Technik, die die Figuren so erscheinen lässt, als würden sie nach oben in den Himmel aufsteigen.
Zum Abschluss unseres kurzen Besuchs gehen wir noch einmal zur Trattoria Corriero, wo wir schon damals zu Mittag gegessen hatten. Die Qualität hat nicht nachgelassen und entsprechend beliebt ist das Restaurant. Gut gestärkt geht es nun weiter zu unserer letzten Destination.
In Sestri Levante haben wir zwei Übernachtungen gebucht und treffen dort Freunde.
Von der Dachterrasse des Hotel Vis a Vis genießen wir zunächst bei einem (teuren) Cocktail die wunderschöne Aussicht auf den Ort, anschließend besuche wir ein kleines Fisch-Restaurant in der quirligen kleinen Altstadt.
Samstag, 05.10.2024 Sestri
Bei strahlend blauem Himmel machen wir heute eine kleine Wanderung nach Punta Manara.
Aus 300 Metern Höhe über dem Meer haben wir eine wirklich fantastische Aussicht auf die ganze ligurische Küstenlinie, die Luft ist heute so klar, dass wir sogar bis hinüber nach Korsika schauen können. Nachmittags besuchen wir erstmals eines der in Italien so typischen Strandbäder, treffen zum Aperitivo noch eine alte Freundin, die seit 15 Jahren ganz in der Nähe von Sestri lebt, bevor wir zum Abschied diesmal erstmals nicht so besonders gut im tradionsreichen Restaurant 'Don Luigi' unsere Reise ausklingen lassen.
Sonntag, 06.10.2024
Eine überaus abwechslungsreiche Zeit mit viel Natur, Kultur und Treffen mit Freunden geht zu Ende. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Heimweg. Nach einem Zwischenstopp am Comer See geht es in ziemlich zähfließendem Verkehr weiter Richtung Südbaden. Wir entscheiden uns gegen die Fahrt durch den Gotthardt Tunnel und fahren statt dessen über die Passstraße. Zumindest können wir so noch ein paar schöne Landschaftseindrücke genießen. Auch in Flüelen in der Schweiz stoppen noch kurz am Südende des Viewaldstätter Sees, um darauf zu warten, dass sich einen langer Stau im nächsten Tunnel abbaut, was dann auch recht schnell passiert. Rückfahrten m Ende von langen Wochenenden in Deutschland wollen wir künftig nach Möglichkeit vermeiden.