Toskana
Reiseroute 2006
31.05.2006: Rigoli (S. Guliano Terme)
01.06.2006: Pistoia – Montecatini – Collodi
02.06.2006: Volterra – San Gimignano – Certaldo
03.06.2006: Florenz
04.06.2006: Lucca - Borgo a Mozzano – Bagni di Lucca
05.06.2006: Siena
06.06.2006: Lucca – Pisa
Mittwoch, 31.05.2006 Pisa – Rigoli
Mit easyjet landen wir gegen 21:00 Uhr in Pisa. Übers Internet hatten wir einen günstigen Mietwagen (kleinste Kategorie: 6 Tage/200,- €) gebucht. Die Übernahme klappt problemlos. Statt des gebuchten Kleinwagens werden wir auf einen größeren Lancia Mura aufgewertet. Die Reise kann beginnen.
Dieser Urlaub ist für uns ein wenig wie eine Reise in die Vergangenheit, denn vor exakt zehn Jahren waren wir schon einmal in der Toskana unterwegs - seit dem reisen wir nicht nur gemeinsam. Damals hatten wir in einem Hotel in einer alten Villa zwischen Pisa und Lucca übernachtet. Der morbide Charme der Villa di Corliano hatte uns gut gefallen und wir sind gespannt, wie wir die Villa zehn Jahre später vorfinden werden.
S. Guiliano Terme - Villa di Corliano
Mangels detailliertem Kartenmaterial und einer aussagekräftigen Wegbeschreibung fällt es uns allerdings nicht ganz leicht, den kleinen Ort Rigoli in der Nähe von S. Guiliano Terme und damit das Hotel wieder zu finden. Schlussendlich erreichen wir doch noch die Toreinfahrt. Trotz Dunkelheit ist uns die Anlage noch gut vertraut. Auch die Empfangshalle mit hoher freskierter Decke, ausgestattet mit Antiquitäten, kommt uns noch bekannt vor.
Villa di Corliano - Eingangshalle
Anlässlich unseres 10. Jahrestages haben wir uns diesmal eine Suite gegönnt. Vor zehn Jahren war das Hotel fast ausgebucht und es gab nur noch zwei spartanisch eingerichtete Dachzimmer mit Badezimmer auf dem Gang. Wir organisieren uns eine Flasche Wein und lassen den verbleibenden Abend in Erinnerungen schwelgend ausklingen.
Donnerstag, 01.06.2006 Pistoia – Montecatini – Collodi
Das Frühstück wird nach wie vor im alten Weinkeller serviert und entspricht eher italienischen Maßstäben. Im Hellen nehmen wir nun noch einmal die Villa in Augenschein. Der morbide Charme ist unverändert. Um einem weiteren Verfall entgegenzuwirken sind derzeit zwei Seiten eingerüstet. Den Spaziergang durch die Parkanlage verschieben wir und machen uns auf nach Pistoia.
An die hektische italienische Fahrweise und den Lärmpegel müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Nachdem wir dreimal die mittelalterliche Altstadt umrundet haben, finden wir endlich einen freien Parkplatz. Geleitet von ihrer herausragenden Kuppel erreichen wir die Chiesa di S. Madonna dell’Umilta. Angesichts des derzeit stattfindenden Gottesdienstes können wir im oktogonalen Kuppelbau nur einen kurzen Blick auf das Madonnenfresko am Hauptaltar werfen.
Wir folgen der Via degli Orafi und stehen kurze Zeit später vor der verspielten Jugendstilfassade der Galleria Vittorio Emanuele. Die Haupthalle der Galerie ist mit einem Deckenfresko geschmückt.
Wenig später erreichen wir den Domplatz. Der großzügige Piazza wird vom Dom San Zeno, dem Battisterio San Giovanni sowie dem Palazzo Communale, dem Palazzo dei Vescovi (Touristeninfo) heraus und dem Palazzo Pretorio eingerahmt. Aus dem Ensemble ragt der hohe Campanile (einst Wachturm) und lässt den Torre di Catalina (ehemaliger Wohnturm) auf der gegenüber liegenden Seite ziemlich klein erscheinen.
Der oktogonale Bau des Baptisteriums mit wunderschöner bunter Marmorfassade sticht besonders ins Auge, es wurde nach Plänen von Andrea Pisano errichtet. Bemerkenswert ist das verzierte Portal sowie das pyramidenartig sich verjüngende Dach. Im Innern ist die Taufkirche sehr nüchtern gestaltet.
Beim Verlassen des Baptisteriums fällt der Blick auf die wunderschöne Domfassade mit dreistöckigen Bogengängen. Das Hauptportal wird von einer Madonna mit zwei Engeln aus der Terrakotta-Werkstatt Andrea della Robbias geschmückt, wo ebenfalls das Terrakotta-Kassettengewölbe der Vorhalle geschaffen wurde. Im Innern fällt zunächst die bunt bemalte Holzdecke auf. Das besondere Highlight, der Silberaltar, befindet sich in der Kapelle des hl. Jakobus im rechten Seitenschiff. Der Altar, dessen Verkleidung rundum aus Silberblech-Reliefs besteht, ist leider nur mit einigen Metern Abstand zu betrachten.
Einen Blick in den freskierten Innenhof des Palazzo Pretoria (altes Gerichtsgebäude) sollte man sich nicht entgehen lassen. Gegenüber blickt man auf die massige Fassade des Palazzo Communale mit Erdgeschossloggia und dem Medici-Wappen. Rechts am Palast vorbei gelangen wir zum Palazzo Rospigliosi della Ripa del Sales.
Unser nächstes Ziel ist das Ospedale del Ceppo, ein Hospiz, das schon seit 1287 in Betrieb ist. Bemerkenswert ist die mit fantastischen farbigen Terracotta-Reliefs geschmückte sechsbogige Fassadenloggia. Dargestellt sind sieben Werke der Barmherzigkeit.
Pistoia - Terracotta-Reliefs an der Loggia des Ospedale del Ceppo
Wir gehen weiter zur Kirche Sant' Andrea. Schon die zweifarbige Marmorfassade und das Portal sind sehenswert. Die Kanzel von Giovanni Pisano im Innern ist unser persönliches Highlight von Pistoia. Das sechseckige Kanzelbecken ruht auf sieben roten Marmorsäulen und ist mit wunderschönen Reliefskulpturen versehen. Herrlich die Löwen, die die Last der Kanzel zu tragen scheinen.
Pistoia - SantAndrea
Etwas weiter erreichen wir den Piazza San Francesco. Am Ende des Platzes rahmen Reste der alten Stadtmauer die Fassade des Pantheons degli Italiani Illustri ein. Die große Kirche San Francesco mit bunter Marmor-Fassade ist leider geschlossen.
Sehr gut gefällt uns der Freskenzyklus, den es in der einstigen Kirche Sant’ Antonio Abate o del Tau zu bewundern gibt.
Krönender Abschluss unseres Stadtrundgangs ist die Kirche San Giovanni Fuorcivitas. Ihre zweifarbige Fassade aus grünem und weißem Marmor ist besonders schön. Über dem Hauptportal ist ein Abendmahlrelief zu sehen.
Pistoia - San Giovanni Fuorcivitas
Im Innern ist das sechseckige Weihwasserbecken, an dem Giovanni Pisano mitgewirkt hat, sowie die rechteckige Kanzel erwähnenswert.
Nach einer kleinen Stärkung in der Osteria la Botte Gaia (Via del Lastrone 17) verlassen wir die schöne mittelalterliche Stadt und fahren zum berühmten Thermalkurort Montecatini Terme.
Dort angekommen müssen wir feststellen, dass wir die in Italien übliche Siesta nicht bedacht haben. Die Thermen öffnen erst wieder um 16:30 Uhr. Erfreulicherweise ist wenigstens die Funiculare (Zahnradbahn) in Betrieb, die uns zum malerisch gelegenen Montecatini Alto hinauf bringt. Hier schlendern wir durch die engen Gassen, werfen einen flüchtigen Blick in eine uns namentlich unbekannte Kirche, genießen die Sonne auf der Terrasse der alten Burgruine und beobachten das bunte Treiben vom wunderschönen Altstadtplatz aus. Der Abstieg, den wir zu Fuß wagen, ist etwas beschwerlich. Es handelt sich um einen Kreuzweg, der aber leider in einem schlechten Zustand ist.
Zurück in Montecatini Terme werfen wir einen Blick in die Therme Tettucio. Eine sehr schöne Anlage mit einer wunderschön gepflegten Parkanlage. Zum Lustwandeln sind wir allerdings (auch aufgrund des hohen Eintritts von 5,- €) nicht in der richtigen Stimmung.
Montecatini Terme - Therme Tettucio
Statt dessen fahren wir weiter nach Collodi. Neben dem für uns weniger interessanten Pinocchiopark gibt es hier die Villa Garzoni mit schönem Park zu besichtigen. Die 8,00 € Eintritt nehmen wir schmerzlich in Kauf. Es ist nicht das erste Mal, dass wir die Eintrittspreise in Italien für überzogen halten. Die Parkanlage mit sehr schön angelegtem Barockgarten, Wasserspielen und einem Nymphäum gefällt uns gut. Der Treppenaufgang des kaskadenförmig angelegten Parks wird von vielen Skulpturen geschmückt. Ein Malkurs scheint hier dankbare Motive zu finden. Aufgrund von Restaurierungsarbeiten ist die Villa Garzoni leider nicht zugänglich.
Collodi - Park der Villa Garzoni
Damit beenden wir unsere heutige Besichtigungstour und fahren zurück nach Rigoli. Unterwegs halten wir noch an einem Supermarkt. Über die reichlich gefüllten Einkaufswagen und die damit verbundenen langen Kassenschlangen sind wir etwas erstaunt. Wochenendeinkäufe werden üblicherweise nicht donnerstags getätigt.
Abends speisen wir im Hotelrestaurant Villa Carlotta. Die Küche ist gut - bedauernswerterweise genießen wir diese fast alleine (an den folgenden Abenden scheinen aber mehr Gäste dort zu speisen).
Freitag, 02.06.2006 Volterra – San Gimignano – Certaldo
Das Supermarkträtsel hat sich gelöst, in Italien ist heute Feiertag. Auf der langen Fahrt nach Volterra wird die Landschaft immer hügeliger und es ist weniger dicht besiedelt ist als rund um Pisa. So stellt man sich eine toskanische Landschaft vor.
Schon aus der Ferne ist die auf 555 m Höhe trohnende Stadt zu erkennen. Mit etwas Glück finden wir am Teatro Romano einen Parkplatz. Viele Einheimische und natürlich Touristen scheinen den freien Tag für einen Ausflug zu nutzen.
Blick auf Volterra Teatro Romano
Das Teatro Romano stammt aus dem 1. Jh. n. Chr. In den Ruinen sind noch einige gut erhaltene Säulen und die halbrunde Form der Tribüne zu erkennen sowie Reste einer Therme.
Das mittelalterliche Volterra wird noch komplett von einer Stadtmauer eingefasst. Die spektakuläre Lage der Stadt ist einzigartig. Leider ist es heute zu bewölkt um den tollen Ausblick auf die toskanische Landschaft genießen zu können. Wir schlendern durch die engen Gassen des gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns in Richtung Fortezza. Die gewaltige Burganlage wird als Gefängnis genutzt. Über die Via Castello gelangen wir in den Parco Archeologico. Ein beliebter Picknickplatz mit Burgkulisse. Auf der anderen Parkseite verlassen wir diesen und erreichen das südlich gelegene Porta dell’Arco, das gut erhaltene Stadttor stammt aus der Zeit der Etrusker (3. Jh. v. Chr.).
Von hier ist es nicht mehr weit zum hinter dem Dom gelegenen herrliche Piazza dei Priori, der von dem zinnengekrönten Palazzo del Priori (ältestes Rathaus der Toskana), dem Palazzo Pretorio sowie dem Palazzo Arcivescovile eingerahmt wird.
Volterra - Piazza dei Priori
Der Palazzo Priori ist mit Wappen geschmückt und erinnert ein wenig an den Palazzo Vecchio in Florenz. Der Dom Santa Maria Assunta hat eine schlichte Fassade, sein Inneres bleibt uns verschlossen. Ebenso schlicht ist das Baptisterium, erwähnenswert ist das reliefgeschmückte Taufbecken im Innern.
Es macht Spaß durch die verwinkelten Gassen zu schlendern. In vielen Geschäften wird Kunsthandwerk aus Alabaster angeboten, der rund um Volterra in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut wird.
Bevor wir weiter nach San Gimignano fahren werfen wir etwas außerhalb der Stadt einen Blick in ein sogenanntes Balze (Felsabbruch).
Auf einem 324 Meter hohen Hügel gelegen ist das „Manhattan des Mittelalters“, wie San Gimignano auch genannt wir, an den aus der Stadtsilhouette herausragenden Türmen schon von Weitem zu erkennen. Acht Millionen Besucher muss das kleine Städtchen jährlich bewältigen; auch am heutigen Nachmittag reisst der Ansturm nicht ab. Parkplätze sind zu unserem Leidwesen dementsprechend rar. Etwas außerhalb haben wir mehr Glück.
San Gimignano
Wohntürme waren im Mittelalter weit verbreitet. Mit zunehmendem Wohlstand wurden diese jedoch später durch komfortablere Paläste ersetzt. San Gimignano war hierfür zu arm. Heute sind es gerade diese Geschlechtertürme, die der Stadt den Wohlstand bringen. Von den ursprünglichen 72 Türmen sind heute noch 15 gut erhalten. Zunächst erreichen wir die Kirche Sant’Agostino, die von Außen eher unscheinbar wirkt. Im Innern gefällt uns insbesondere der Freskenzyklus im Chor, der das Leben des Heiligen Augustins darstellt.
Dem Touristenstrom folgend erreichen wir den Domplatz. Dieser wird vom 51 m hohen Torre Rognosa (die Lästige) des gegenüber des Doms gelegenen Palazzo del Podesta überragt. Noch höher ist allerdings der Torre Grossa (54 m) des Palazzo Communale. Im schönen Innenhof befindet sich eine Zisterne und der Eingang zum Dom.
Zunächst betritt man eine Loggia, die früher zu einem Kreuzgang gehörte und heute als Taufkapelle dient. Bemerkenswert ist hier das Fresko der Verkündung. Unerwartet werden wir beim Betreten des dreischiffigen Doms von seiner Schönheit überwältigt; die schlichte Fassade ließ nicht darauf schließen, welche Pracht sich im Innern verbirgt. Die Wände sind mit farbenfrohen, gut erhaltenen Fresken (14. Jh.) geschmückt. Besonders gutgefällt uns das „Göttliche Gericht“ im Mittelschiff. In den Seitenschiffen sind Szenen aus dem Alten und Neuen Testament dargestellt. Sehr schön ist ebenfalls die Kapelle der Heiligen Fina. Der Dom ist unser persönliches Highlight in San Gimignano.
San Gimignano - Domplatz mit Torre Rognosa
Schön ist auch der Piazza della Cisterna, der vom Torre del Diavolo überragt wird. Der Platz ist von Palästen mit sehr unregelmäßiger Architektur umgeben. In der Platzmitte befindet sich die Zisterne. An den Beckenrändern lassen sich die Kerben erkennen, die die Seile beim Heraufziehen der Wassereimer hinterlassen haben.
San Gimignano - Piazza della Cisterna
Etwas abseits der Touristenströme schlendern wir durch die engen Gassen. Hier erreichen wir das Haus der heiligen Fina, das jedoch geschlossen ist. Zu sehen gibt es das bescheidene Zimmer in dem sie lebte und starb – ein kalter, feuchter Keller. Als nächstes erreichen wir La Rocca, die Ruinen der alten Burg. Von einem Wachturm genießt man einen schönen Blick auf die Geschlechtertürme. Auch San Gimignano ist von einer Stadtmauer eingefasst. Durch das gut erhaltene Porta San Matteo verlassen wir die Stadt.
Damit wollen wir das „Mittelalter“ für heute eigentlich beschließen. Der Hunger treibt uns jedoch zu einem weiteren Stopp im kleinen Ort Certaldo. Unseren Besuch beschränken wir jedoch auf einen kleinen Rundgang durch die hoch gelegene Altstadt. Erwähnenswert ist der Palazzo Pretorio. Von einem Essen in der im Reiseführer empfohlenen Osteria del Vicario nehmen wir angesichts der hohen Preise Abstand. Mangels einladender Alternativen fahren wir hungrig weiter.
In S. Guiliano Terme finden wir ein bei Einheimischen angesagtes Restaurant und essen typisch italienische Pizza. So gestärkt bewältigen wir noch die letzten verbleibenden Kilometer bis zum Hotel.
Samstag, 03.06.2006 Florenz
img src="/images/stories/images/unesco.gif" border="0" alt="Unesco Weltkulturerbe" title="UNESCO Weltkulturerbe" width="80" height="65" align="right" />Vor zehn Jahren hatten wir eine Woche in Florenz verbracht und uns intensiv mit der Stadt und ihren zahlreichen Kunstschätzen beschäftigt. Daher hatten wir Florenz bei unserer Reiseplanung eigentlich nicht vorgesehen. Als wir auf dem Weg nach Fiesole durch Florenz fahren müssen, werfen wir unsere Pläne kurzerhand über den Haufen und folgen dem Verkehrschaos in Richtung Innenstadt. Nahe der Kirche Santa Maria Novella finden wir ein Parkhaus.
Erinnerungen kommen hoch, als wir entlang des Arnos in Richtung Ponte Vecchio schlendern. Auf der Lungarno Carsini kommen wir an Harry’s Bar vorbei und werden einen Blick hinein. Vor zehn Jahren hatten wir im Restaurant einen schönen Abend verbracht, das Preisniveau war damals allerdings ein anderes.
Florenz - Ponte Vecchio
Wir überqueren die Ponte Vecchio und gehen durch die engen Gassen in Richtung Palazzo di Pitti. Die Weinbar, in der wir einige Male eine nachmittägliche Siesta verbracht haben, finden wir leider nicht mehr wieder, doch der ein oder andere Platz kommt uns bekannt vor. Begeistert waren wir seinerzeit von den Boboli-Gärten, allerdings hatten wir vergessen, dass sie direkt hinter dem Palazzo di Pitti liegen.
Am Arno entlang schlendern wir zur Ponte alle Grazie. Von hier bietet sich uns ein schöner Blick auf die Ponte Vecchio nebst angrenzenden Uffizien, vor denen die gewohnte Menschenschlange steht. Aus der Silhouette ragen Campanile, Domkuppel und der Turm des Palazzos Vecchios heraus. Auf der gegenüberliegenden Arnoseite erhebt sich der Monte alle Croci. Die Treppe unterhalb des Piazzas Michelangelo, wo wir seinerzeit bei einem Picknick den wundervollen Ausblick auf die Stadt genossen haben, können wir von hier gut erkennen.
Unser nächstes Ziel ist die Kirche Santa Croce. Erneut überwältigt uns ihre schöne Marmorfassade.
Florenz - Santa Croce
Nicht weit von hier befindet sich die uns unvergessliche Gelateria Vivoli (Via Isola d. Stinche 7). Florenz beste Eisdiele scheint inzwischen in keinem Reiseführer unerwähnt zu bleiben. Dennoch ergattern wir einen Tisch und lassen uns das himmlische Eisvergnügen schmecken.
So gestärkt nähern wir uns den Highlights der Stadt. Trotz Menschenmassen beeindruckt uns auch diesmal der Piazza della Signoria, der vom burgartigen Palazzo Vecchio dominiert wird. Natürlich muss David’s Michelangelo wieder für ein Foto posieren.
Nun zieht es uns zum Domplatz. Obwohl wir das Ensemble von Baptisterium, Dom und Campanile noch gut in Erinnerung haben, sind wir erneut ganz beeindruckt. An der reliefgeschmückten Domfassade aus buntem Marmor können wir uns kaum satt sehen. Im Innern wirkt der dreischiffige Duomo Santa Maria del Fiore trotz seines immensen Ausmaßes (153 m lang, 38 m breit – viertgrößte Kirche) eher schlicht. Die Fresken der 107 m hohen achteckigen Kuppel – ein architektonisches Meisterwerk von Brunelleschi) wurde gerade restauriert, die Laterne ist noch eingerüstet. Den Aufstieg auf die Domkuppel, bei dem man einen tollen Blick auf die Fresken hat, haben wir noch sehr positiv in Erinnerung.
Florenz - Dom
Das älteste Gebäude am Domplatz ist das achteckige Battisterio San Giovanni. Die grün/weiße Fassade wirkt eher schlicht, bemerkenswert sind jedoch die drei Bronzetüren von Pisano (Südportal) sowie von Ghiberti. Von seinem Ostportal war schon Michelangelo begeistert und empfand sie als würdig, das Paradies zu schmücken, wodurch der Name Paradies-Tür geschaffen wurde. Die zehn vergoldeten Bronze-Relieftafeln stellen in einer einzigartigen perspektivischen Darstellung Szenen des Alten Testaments dar. Die Originale haben wir bei unserem letzten Besuch im Dommuseum besichtigt – sehr zu empfehlen! Beeindruckend ist auch das Innere des Baptisteriums. Die Marmorinkrustierung der Fassade wird hier fortgesetzt. Besonders schön ist das Kuppelmosaik.
Den Aufstieg auf den 84,7 m hohen Campanile (414 Stufen) ersparen wir uns angesichts des wolkenverhangenen Himmels.
Als Anke feststellen muss, das sie um ihr Portemonnaie erleichtert wurde, vergeht uns leider schlagartig die Lust auf weitere Besichtigungen. Um Schlimmeres zu vermeiden lassen wir eiligst EC- und Kreditkarten sperren. Dass dies äußerst sinnvoll war, erfahren wir später, denn unmittelbar nach dem Diebstahl wurde die Kreditkarte eingesetzt – hier liegt ein professionelles Vorgehen offensichtlich nahe. Glücklicherweise waren keine Ausweispapiere in der Geldbörse. Bislang können wir uns nicht erklären, wann und wie dies passiert ist, da wir eigentlich immer sehr wachsam sind – zukünftig werden wir noch aufmerksamer sein.
Wir erstehen noch ein wenig Parmaschinken und Pecorino-Käse uns machen uns auf den Rückweg. Mit einem leckeren Brunello di Montalcino (Castella Banfi 2000) spülen wir den Schock herunter und genießen unser Zimmerpicknick mit Blick in die toskanische Landschaft. Bedauerlicherweise ist es abends zu kalt um das Picknick in einer lauschigen Nische der alten Parkanlage einzunehmen – das war vor zehn Jahren ebenfalls anders.
1996 waren wir eine ganze Woche in Florenz und haben die Stadt ausführlich erkundet. Mehr im Reisebericht Toskana 1996.
Sonntag, 04.06.2006 Lucca - Borgo a Mozzano – Bagni di Lucca
Nachdem wir in den letzten Tagen häufig einen wolkenverhangenen Himmel ertragen mussten, scheint es die Sonne an unserem heutigen Ehrentag (10. Jahrestag / 3. Hochzeitstag) gut mit uns zu meinen. Bei strahlend blauem Himmel fahren wir – wie vor zehn Jahren – nach Lucca. Noch sehr gut in Erinnerung haben wir die 4,2 km lange und 20 m hohe Stadtmauer, die den mittelalterlichen Stadtkern umschließt. Diese Befestigungsanlage entstand um 1500. Es lohnt sich, die Mauer abzulaufen und schon einmal einen Blick auf den Altstadtkern zu erhaschen.
Erneut begeistert uns die bunte Marmorfassade des Doms San Martino. Insbesondere stechen die drei Loggiengeschosse mit unterschiedlich ornamentierten Säulen ins Auge. Die Vorhalle ist mit Reliefs von Nicola Pisano verziert.
Lucca - Dom San Martino
Im Innern ist das Legenden umwobene Volto Santo, ein Holzkreuz, in einem achteckigen reich verzierten Tempel zu besichtigen. Ein weiteres Highlight ist das Grabmal der Ilaria del Cretto von Jacopo della Quercin aus feinstem weißem Carrara-Marmor. Der Hund zu Füßen des realistisch dargestellten Porträts ist laut Vasari ein Zeichen ehelicher Treue. Der 69 m hohe Glockenturm dominiert den Piazza San Martino. Seine sechs Geschosse werden von Arkaden, die sich nach oben hin erweitern, geschmückt.
Am Teatro del Giglio vorbei erreichen wir den Piazza Napolione mit dem Palazzo della Provincia. Als wir vor der wunderschön dekorierten Marmorfassade von San Michelle stehen, sind wir auch diesmal wieder beeindruckt. Sie übertrifft mit einer vierten Loggia und reichlichen Verzierungen die Domfassade. Der Kirchenplatz wird von restaurierten Kaufmannshäusern aus dem 12./13. Jh. eingerahmt.
Lucca - San Michele
Bei einem neugierigen Blick in die Kirche St. Zite werden wir von einer eifrigen Nonne in Empfang genommen. Auf italienisch versucht sie uns näher zu bringen, was es mit der selig gesprochenen Elena Guerra, deren Reliquien im gläsernen Altar zu sehen sind, auf sich hat. Glücklicherweise findet sie noch ein kleines Faltblatt auf deutsch. Beeindruckt von der Begeisterung der Nonne werfen wir eine kleine Spende in die dafür vorgesehene Box. Ganz aufgeregt läuft uns die putzige Nonne hinterher, um uns noch ein Heiligenbildchen zuzustecken, welch bemerkenswerter Glaubenseifer.
Gezielt steuern wir die Kirche San Frediano an. Die ansonsten schlichte Fassade wird von einem Mosaik im byzantischen Stil geschmückt.
Lucca - San Frediano
Von hier sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Piazza del Mercato. Die ovale Form des schönen Platzes zeichnet die Grundrisse des einstigen römischen Amphitheaters nach, das einst hier stand. In einem kleinen Cafe genießen wir die Sonne und schauen dem bunten Treiben zu. Beim Verlassen des einladenden Platzes müssen wir leider feststellen, dass inzwischen einige dunkle Wolken aufgezogen sind. Wir schlendern noch etwas durch die engen Gassen. Im Vergleich zu Florenz strahlt Lucca eine erholsame Ruhe aus.
Lucca - Piazza del Mercato
Der Komponist Giacomo Puccini (1858 - 1924) wurde in Lucca geboren. Das Casa Natale, in dem er aufgewachsen ist und mit seiner Familie gelebt hat, wird gerade restauriert. Die Besichtigung hat uns vor 10 Jahren sehr gut gefallen, heute beschränken wir uns auf ein Foto des Puccini-Skulptur.
Beim Stadtbummel kommen wir auch an einigen schönen Türmen, wie beispielsweise dem Torre delle Ore mit seinen schönen Uhren oder dem Torre Guinigi, auf dem alte Steineichen wachsen, vorbei. Am heutigen Sonntag ist es extrem ruhig, was eventuell auch mit dem Pfingstfeiertag zusammenhängen kann. Unseren Appetit auf Ricciarelli, dem typischen Marzipangebäck können wir mangels eines geöffneten Cafes leider nicht stillen. Die inzwischen dichte Wolkendecke nehmen wir zum Anlass, Lucca wieder zu verlassen.
Den noch jungen Tag nutzen wir für einen Ausflug in das als mondän beschriebene Thermenstädtchen Bagni di Lucca, das etwa 25 km entfernt liegt. Wir fahren an dem kleinen Ort Borgo al Mozzano vorbei.
Kurz hinter dem Ortskern überspannt die 37 m lange Ponte della Maddalena den Fluss Serchio. Die ungewöhnliche Form der fünfbogigen Brücke, deren mittlerer Bogen wesentlich höher ist, brachte ihr den Spitznamen Ponte Diavolo (Teufelsbrücke) ein.
Borgo al Mazzano - Ponte Diavolo
Im Regen erreichen wir wenig später Bagni di Lucca. Nachdem der Schauer vorüber ist, schauen wir uns das Städtchen an. Von dem einst mondänen Kurort ist nur noch morbider Charme verblieben. Idyllisch reihen sich die Häuser an den Hängen beidseitig des Flusses. Der Ort ist ganz nett, aber nicht unbedingt einen Extraausflug wert. Immerhin kommt kurz darauf die Sonne wieder zum Vorschein und wir finden ein einladend gelegenen Cafe.
Bagni di Lucca
Auf dem Rückweg nach Lucca scheint die Regenfront wie weggeblasen. Kurzerhand entschließen wir uns noch einen kleinen Fotostopp einzulegen, da die Fassaden des Doms sowie von San Michele am späten Nachmittag optimal von der Sonne angestrahlt werden. Zunächst steigen wir die 230 Stufen auf den Torre Guinigi hinauf. Von diesem mit Eichen bepflanzter Turm hat man einen schönen Ausblick auf die Stadt. Aus dem roten Dächermeer ragen die Türme heraus. Die ovale Form des Piazzas Mercato lässt sich toll erkennen.
Lucca - Blick vom Torre Guinigi
Gegen Abend geht es in Lucca etwas lebhafter zu. Straßenmusiker haben sich rund um San Michele eingefunden und bieten teilweise eine gute Show, die von den Umstehenden gebührend bewundert wird. Wir hingegen nutzen das optimale Licht aus und machen noch ein paar schöne Fassadenfotos. Über die Stadtmauer schlendern wir zurück zum Auto, denn langsam wird es Zeit für das Abendprogramm.
Für unseren Ehrentag haben wir einen Tisch in dem vom Reiseführer empfohlenen Restaurant Villa Bongi reserviert. Mit kleinen Schwierigkeiten finden wir die einsam gelegene Villa (www.villabongi.it, Via di Cocombola 640, Montualo/Lucca, Tel.: 0583 / 510 479). Von der Terrasse, für die es leider heute zu kalt ist, hat man einen wunderschönen Ausblick in die toskanische Landschaft. Nicht zum ersten Mal sitzen wir an unserem Ehrentag fast alleine im Restaurant. Erstaunlich, denn die Küche ist hervorragend zu einem sehr angemessenen Preisniveau. Dazu gönnen wir uns einen 99er Chianti (Poggio Al Sole – Casasilia). Der Restaurant-Aufschlag bei Wein liegt in Italien bei oft nur 20 – 30 % und nicht wie in Deutschland bei üblicherweise rund 300 %, da fällt das Genießen deutlich leichter. Wie wir erfahren ist das Restaurant mittags gut besucht. Kein Wunder, bei der schönen Gartenanlage mit toller Aussichtsterrasse. Mit dem Verlauf des Abends sind wir sehr zufrieden und können das Restaurant nur empfehlen.
Montag, 05.06.2006 Siena
Die Fahrt nach Siena ist kein Katzensprung. Fast 2 ½ Stunden benötigen wir, wobei es insbesondere auf dem uns schon bekannten Stück zwischen San Miniato und Poggibonsi nur langsam voran geht. Nachdem wir den letzten freien Parkplatz im Parkhaus am Porta S. Marco ergattert haben, beginnen wir unseren Stadtrundgang.
Siena ist sicherlich eine der schönsten Städte der Toskana. Am beeindruckendsten ist der gotischeDuomo Santa Maria Assunta mit dem Campanile. Im typischen Toskanastil steht er auf der höchsten Stelle der Stadt. Der Dom ist leider derzeit größtenteils eingerüstet, so dass die schöne inkrustierte Marmorfassade von Giovanni Pisano, an die wir uns noch gut erinnern können, versteckt bleibt. Nur der gestreifte Campanile mit den uns von Lucca schon bekannten nach oben hin sich erweiternden Arkadenöffnungen erstrahlt in vollem Glanz.
Für Kirchen wird in Italien normalerweise kein Eintritt erhoben, der Dom von Siena bildet eine Ausnahme. Wir lösen gleich das Kombi-Ticket, das insgesamt fünf Sehenswürdigkeiten abdeckt. Das Innere des Doms ist überwältigend und den Eintritt mehr als wert. Schöne grün/weiß gestreifte Marmorpfeiler mit rundbogigen Arkaden trennen das Hauptschiff und die beiden Seitenschiffe. Darüber reihen sich Terrakottabüsten, die alle 171 Päpste des 15./16.Jh. darstellen. Das Deckengewölbe wir von schönen Fresken geziert. Ebenso überwältigend ist der aufwändige Fußboden, der in 200 Jahre Bauzeit mit Einlegearbeiten nach Vorlagen u.a. von Nicola Pisano gefertigt wurde und aus 56 Bildfeldern besteht.
Das Highlight ist natürlich die achteckige Kanzel von Nicola Pisano im linken Querschiff. Vier der neuen Säulen werden von Löwen getragen. Die Kanzelwände sind mit Relieffeldern geschmückt. Bei den Rundfenster im Chor handelt es sich um eine Kopie des ältesten Glasgemäldes Italiens. Besonders beachtenswert ist die Libreria Piccolomini, die rundum freskiert ist. In der von Gian Lorenzo Bernini entworfenen Cappella Chigi gefallen uns insbesondere die beiden Skulpturen von Hieronymus und Maria Magdalena.
Siena - Duomo Santa Maria Assunta
Innenraum und Kanzel von Nicola Pisano
Ein aufkommendes Hungergefühl treibt uns zum schönsten Platz Italiens. Blickfang des muschelförmigen Piazzas del Campo ist der 102 m hohe Torre del Mangia neben dem Palazzo Pubblico. Auffällig sind die einheitlichen Fensterformen der Patrizierpaläste, die den Platz einrahmen – eine Baugesetz Auflage aus dem 13. Jh. Cafes reihen sich rund um den Platz und laden zum Verweilen ein. Auch der Marmorbrunnen ist beachtenswert.
Siena - Piazza del Campo mit Torre del Mangia und Palazzo Pubblico
Wer sich nicht – wie wir – über einen unfreundlichen Service im Cafe/Restaurant Al Mangia sowie überzogene Preise ärgern möchte, sollte sich lieber auf den ziegelsteingepflasterten Piazza del Campo setzen und von dort den Platz auf sich wirken lassen. Lässt man seinen Blick über den Platz schweifen, ist es kaum vorstellbar, dass hier alljährlich das weltberühmte Palio (Pferderennen) stattfindet.
Eine kleine Menschenansammlung lässt uns aufschauen und wir können gerade noch einen Blick auf Pele erhaschen, der sich offensichtlich in das Goldene Buch der Stadt eingetragen hat.
Als nächstes widmen wir uns dem Museo dell’Opera Metropolitana. Einige der bereits errichteten Mauern der geplanten aber nicht vollendeten Domerweiterung dienen dem Museum als Grundmauern. Im Obergeschoss gelangt man auf eine Aussichtsplattform, die einen schönen Panorama-Blick auf Siena bietet. Im Museum ist insbesondere die Maestà von Duccio sehenswert, die früher den Hauptaltar des Domes schmückte. Viele weitere Originale des Doms sind hier ausgestellt. So sieht man beispielsweise ein Marmortondo von Donatello. Seine Madonna mit Kind hat früher den Glockenturm geschmückt. Auch viele Originalskulpturen von Giovanni Pisano, die die Domfassade geschmückt haben, sind zu sehen. Auch die Wölfin, die Romulus und Remus säugte und vor dem Dom stand, wird hier aufbewahrt. Der Legende nach soll Senio, der Sohn von Remus, Siena gegründet haben. Ferner ist das Original-Glasfenster aus dem Dom-Chor hier in aller Ruhe zu bewundern.
Schutz vor einem Regenschauer suchen wir wenig später in der Krypta des Doms. Kein Wunder, dass wir diese vor zehn Jahren nicht besichtigt haben, der unter dem Hochaltar des Doms gelegene unterirdische 180 qm große Raum wurde erst später entdeckt und 1999 freigelegt. Zu sehen sind grandiose alte Freskenfragmente (13. Jh.) aus einem Vorgängerbau des Doms. Dargestellt werden Szenen aus dem Leben Christi. Durch ihre Verschüttung wurden die Fresken einerseits konserviert, andererseits beschädigt, so dass die Restaurierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen sind.
Die Treppe hinter dem Dom hinab gehend gelangen wir zum Eingang des Baptisteriums. Die Fassade ist ebenfalls eingerüstet. Innen erwartet uns eine farbenfroh freskierte Decke. Besonders sehenswert ist das hexagonale Taufbecken mit schönen Relieftafeln u.a. von Quercia, Ghiberti und Donatello.
Dem Domeingang gegenüber befindet sich das einstige Krankenhaus Ospedale di Santa Maria della Scala. Highlight ist der freskierte Pilgersaal (UNESCO Weltkulturerbe).
Siena - Ospedale di Santa Maria della Scala
Freskoausschnitt aus dem Pilgersaal
Bei unserer Betrachtung werden wir unterbrochen, als Pele samt Gefolge das Museum betritt. In einem der Säle findet eine Pressekonferenz statt. Einige uns nicht bekannte italienische Fußballberühmtheiten werden geehrt. Eine Zeitlang verfolgen wir das Schauspiel, haben aber nicht die Muße, Peles Auftritt abzuwarten.
Fast haben wir vergessen, dass Siena auf drei Hügeln errichtet wurde. Im stetigen Auf und Ab laufen wir durch die engen Gassen.
Natürlich wollen wir Siena nicht verlassen, ohne im weltbekannten Cafe Nannini (www.caffenannini.com) in der Via Banchi di Sopra 24 noch einen Kaffee getrunken zu haben. Gianna Nanninis Bruder Alessandro (Ex-Rennfahrer) hat den Familienbetrieb inzwischen vom Vater übernommen. Wir sind gespannt, ob es ihm gelingen wird, das Unternehmen auszubauen und wie geplant in Deutschland Nannini Coffee Shops aufzumachen. Das Cafe wird offensichtlich inzwischen in jedem deutschen Reiseführer erwähnt.
Gestärkt machen wir uns auf zur Backsteinbasilika San Francesco. Die von Außen sehr schlichte Kirche ist Innen gestreift und wirkt aufgrund ihrer Einschiffigkeit mächtig. Die ansonsten sehenswerten Fresken sind derzeit leider eingehüllt. Für die Besichtigung des rechts angrenzenden Oratorio di S. Bernardino bleiben uns noch zehn Minuten Zeit. Das Oratorium, das rundherum mit Fresken ausgestattet ist, hat eine schöne Kassettendecke. Hier wirkt eher der Gesamteindruck als die künstlerische Ausführung der Fresken.
Damit beenden wir unsere Siena-Besichtigung. Auf dem Rückweg laufen wir offensichtlich durch das Stadtviertel „Imperiale della Giraffe“, was wir nur dadurch bemerken, dass die Gassen gerade mit Fahnen geschmückt werden. Jedes der 17 Stadtviertel hat sein eigenes Wappen. Das jährlich am 2. Juli stattfindende Palio della Contrade (Pferderennen der Stadtviertel) beginnt mit einem historischen Umzug der Contrade. Das Palio wurde bereits 1656 gegründet und findet traditionell auf dem Piazza del Campo statt.
Ein von einem Delphin geschmückter Brunnen weißt uns darauf hin, dass wir inzwischen das Contrada Capitana dell’Onda erreicht haben. Wenig später entdecken wir in der Via Salicotta eine kleine Elefantenskulptur, das Wappensymbol der Contrada della Torre.
Für die Rückfahrt brauchen wir ebenfalls über zwei Stunden. In einer typischen italienischen Trattoria in Rigoli, La Tavolaccia, erholen wir uns von der Fahrt und lassen den Abend ausklingen.
Dienstag, 06.06.2006 Lucca - Pisa
Ein letztes Mal führt es uns nach Lucca. Beim Abendessen in der Villa Bongi hatten wir die Bezugsquelle des leckeren Chiantis erfragt.
Die Enoteca Vanni (www.enotecavanni.com) am Piazza dell Salvatore in der Altstadt, wirkt von Außen fast unscheinbar. Unterhalb des kleinen Verkaufsraums verbirgt sich ein großer Gewölbekeller – für Weinfreunde ein wahrer Genuss. Zu dem reichhaltigen Angebot zählen auch zahlreiche Raritäten, Es findet ein reger Austausch mit dem Inhaber statt, der gerade dabei ist, das vielseitige Angebot um deutsche Rieslinge zu erweitern. Mit den Weingütern hat er u.E. eine gute Auswahl getroffen. Von dem hervorragenden 99er Chianti Poggio Al Sole können wir noch vier Flaschen ergattern.
Letzte Station unseres Kurzurlaubs ist Pisa. Schon von Weitem ist der schiefe Turm nebst Baptisterium und Dom zu erkennen. Als wir uns dem Ensemble nähern, sind wir erneut beeindruckt. Allerdings haben uns die vielen Straßenhändler und Souvenirstände schon vor zehn Jahren genervt – sie scheinen eher zugenommen zu haben. Dies ignorierend betrachten wir die schönen Fassaden von Dom und Battisterio. Im Hintergrund ragt der Glockenturm hervor.
Die Schiefe des nur 56 m hohen Turms ist bemerkenswert. Um über fünf Meter ist er aus dem Lot geraten. Begradigungsmaßnahmen haben seine Neigung um 44 cm reduzieren können – damit hat er seine Position wie vor ca. 400 Jahren zurückerhalten und ist heute wieder zugänglich. Trotz limitierter Besucherzahl gibt es für den späten Nachmittag noch Tickets für die Turmbesteigung; angesichts des Preises (15,- €/Person) nehmen wir allerdings Abstand und erstehen ein Kombiticket zur Besichtigung von Dom, Baptisterium und Campo Santo.
Pisa - Battisterio und Schiefer Turm
Bevor wir uns dem Kulturprogramm widmen, benötigen wir zunächst eine kleine Stärkung. Wir laufen über den Piazza die Cavalieri. Sehr schön ist die Sgraffito-Fassadendekoration von Vasari am Palazzo di Cavalieri – heute Eliteuniversität.
Pisa - Palazzo dei Cavalieri
In der Osteria di Cavalieri (Via San Frediano 16) gibt es typische italienische Küche, die bei Einheimischen ebenfalls sehr beliebt zu sein scheint.
Zurück auf dem Piazza del Duomo – auch Piazza di Miracoli (Platz der Wunder) genannt – beginnen wir mit der Dombesichtigung. Die schöne Marmorfassade ist mit Blendarkaden versehen. Die Rundbögen oberhalb der schönen reliefverzierten Bronzeportale werden von Mosaiken geschmückt. Den Abschluss bilden vier Loggiageschosse.
Die gestreifte Marmorverzierung setzt sich im Innern fort. In der fünfschiffigen Basilika sticht zunächst die vergoldete Kassettendecke ins Auge. Das Highlight ist natürlich die Kanzel von Giovanni Pisano mit ausnahmsweise rundem reliefgeschmückten Kanzelbecken. Auffällig ist ebenfalls das große Mosaik in der Apsis. Der Bronzeleuchter in der Mitte des Hauptschiffes wird auch Lampe des Galilei genannt, hier hat selbiger einst die Pendelgesetze erforscht.
Die Fassade des Battisterios wurde im gleichen Blendarkaden-Stil gestaltet. Beim Betreten des zweigeschossigen Innern fällt zunächst der große achteckige Taufbrunnen mit vier kleineren Innenbecken auf. Direkt daneben die sechseckige Kanzel von Nicola Pisano, ein weiteres Meisterwerk.
Pisa - Battistrerio mit Kanzel von Nicola Pisano und Taufbecken
Von der Gallerie hat man einen sehr schönen Blick auf das Ensemble. Bemerkenswert ist ferner die Akustik, die regelmäßig durch Gesangseinlagen demonstriert wird. Ein mehrfaches Echo hallt in der Kuppel nach.
Sehenswert ist ebenfalls der Campo Santo. Auf diesem Monumentalfriedhof wurde seinerzeit der Adel in verzierten Sarkophagen bestattet. Durch einen Brand wurde das Gebäude im Zweiten Weltkrieg stark zerstört.
Pisa - Campo Santo
Die Freskenzyklen, die die Wände schmückten, wurden stark beschädigt. Inzwischen wurden sie aufwändig abgenommen und restauriert. Die dabei zum Vorschein gekommenen Sinopien (Vorzeichnungen in Rötelkreide) befinden sich im Museo delle Sinopie. Das langgestreckte Gebäude des Campo Santo erinnert an einen Kreuzgang. Rundbogenarkaden geben den Blick in den begrünten Innenhof frei. Der Campo Santo war eines der ersten zugänglichen Museen Europas. Das grandiose Fresko „Trionfo della Morte“ (Triumpf des Todes) ist in einem angrenzenden Saal auf dem Campo Santo ausgestellt.
Nun schlendern wir zum Arno. Auf der gegenüberliegenden Uferseite liegt die kleine Kirche Santa Maria della Spina, die durch ihre schöne Fassade ins Auge sticht. Unvorstellbar, dass die Kirche, ums sie vor dem Hochwasser zu schützen, Stein für Stein abgebaut und in erhöhter Lage wieder aufgebaut wurde.
Im ältesten Cafe der Stadt, dem Antico Caffè dell’Ussero (Lungarno Pacinotti 27) trinken wir noch einen Abschiedskaffee – leider liegt es an der vielbefahrenen Uferstraße.
Der Urlaub nähert sich dem Ende. Die Mietwagenrückgabe klappt problemlos, Sungo können wir nur empfehlen. Viel zu schnell gingen die besichtigungsreichen sechs Tage vorbei. Aber wir haben große Hoffnung, noch einmal – vielleicht in zehn Jahren – wieder in die Toskana zu kommen.
Letzte Aktualisierung: Juni 2006 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker