Vierwaldstättersee
Weggis, Luzern, Schwyz, Zug, Winterthur
Februar 2007
Samstag, 24. Februar 2007
Für ein verlängertes Wochenende im Februar fahren wir zum Vierwaldstätter See in die Zentralschweiz. Von Stuttgart aus benötigen wir nur knapp drei Stunden Fahrzeit. Es ist noch keine zehn Uhr, als wir unser Ziel erreichen.
Der fjordartig verzweigte Vierwaldstätter See wird von den voralpinen Aussichtsbergen Rigi, Pilatus und Bürgerstock eingerahmt. Am Ufer liegen sehr idyllisch einige kleine Orte, dahinter ragen mit einer kleinen Schneehaube bedeckte 2000er auf. Angesichts des einigermaßen schönen Wetters zieht es uns für eine Wanderung auf den Berg. Vorbereitend hatten wir uns aus dem Internet (www.rigi.ch) ein paar mögliche Wanderungen ausgesucht. Wir entscheiden uns für eine 12 km lange Wanderung auf dem Rigi, die in dem kleinen Ort Goldau startet.
Unser Timing könnte nicht besser sein. Wir parken das Auto am Bahnhof in Goldau, ziehen uns warme Sachen und Wanderschuhe an und nur wenige Minuten später sitzen wir bereits in der zu dieser Jahreszeit stündlich verkehrenden Zahnradbahn nach Rigi Kulm.
Die Auffahrt dauert knapp vierzig Minuten. Auf 1.800 m Höhe angekommen erleben wir hautnah, wie schnell sich das Wetter in den Bergen ändern kann. Wir schaffen es gerade noch, ein Panorama-Foto zu machen, bevor die Berge in Wolken hängen. Ein kurzer Aufstieg führt uns auf den Gipfel. Bei schönen Wetter hat man einen tollen Ausblick auf den Zugersee und die Voralpen - wir werden stattdessen beinahe weggeweht.
Rigi Panorama-Wanderung
Die mit drei einhalb Stunden angegebene Panorama-Wanderung führt von Rigi Kulm über Staffel, Staffelhöhe, Känzeli, Rigi Kaltbad, First, Unterstetten nach Rigi Scheidegg. Anfangs müssen wir ein Schneegestöber über uns ergehen lassen, doch später klart es wieder etwas auf und wir haben den ein oder anderen schönen Ausblick auf den Vierwaldstättersee.
Trotz des unbeständigen Wetters gefällt uns die Wanderung sehr gut. Schon jetzt planen wir, diese traumhafte Tour an einem klaren Sommertag zu wiederholen und vielleicht in einem der idyllisch gelegenen Bergdörfer in einer Unterkunft mit Panorama-Blick zu übernachten.
In Rigi Scheidegg angekommen fahren wir mit einer ziemlich steilen Luftseilbahn nach Kräbel und können noch einmal die schöne Aussicht geniessen. In Kräbel angekommen haben wir keine Lust, eine halbe Stunde auf die nächste Zahnradbad zu warten und laufen statt dessen zurück nach Goldau, wo wir sogar noch vor der Bahn ankommen.
Nun freuen wir uns auf den Wellness-Bereich im Hotel. In Weggis haben wir uns über www.hotel.de in ein bezahlbares Wellness-Hotel eingemietet. Das von Außen weniger schöne ****Hotel Graziella liegt direkt am Vierwaldstättersee in einer ruhigen Sackgasse. Erfreulicherweise bekommen wir ein Zimmer mit Seeblick. Abgesehen von einem für unseren Geschmack etwas zu kleinen Bett sind wir mit unserer Wahl sehr zufrieden. Die Saunalandschaft ist in der obersten Etage untergebracht. Aus der Sauna hat man einen grandiosen Ausblick auf den Vierwaldstättersee und die voralpine Landschaft.
Abends speisen wir im Hotelrestaurant.
Sonntag, 25. Februar 2007 Luzern
Auf die Wettervorhersage von www.wetteronline.de war leider kein Verlass, uns erwartet ein für eine Wanderung wenig einladender Regentag. Als Alternativprogramm sehen wir uns die Stadt Luzern an. Laut Reiseführer gehört sie zu den zehn meistbesuchten Städten der Welt, was wir ehrlicherweise nicht ganz glauben können.
Die 60.000 Einwohnerstadt liegt idyllisch am Ausfluss des Vierwaldstättersees. Wir parken auf der Bahnhofstraße und erkunden die historische Altstadt.
Nachdem wir einen kurzen Blick auf das Renaissance-Gebäude der Hauptpost geworfen haben, überqueren wir die Seebrücke. Von hier haben wir einen sehr schönen Blick auf die alte Kapellbrücke mit ihrem massiv wirkenden Wasserturm, im Hintergrund erhebt sich die Jesuitenkirche. Am Ufer der Reuss gehen wir den Rathausquai entlang.
Rathaus Luzern
Kurz bevor die gußeisern verzierte Rathaussteg-Brücke die Reuss überquert, kündigen acht Marktarkaden den Bau des Renaissance-Rathauses an. Eine Treppe führt hinauf auf den Kornmarkt. Auf der anderen Seite steht das mit zweischiffiger Arkadenhalle und Fassadenmalerei verzierte Zunfthaus zu Pfistern.
Zunfthaus zu Pfistern in Luzern
Der Kornmarkt wird von dem mittelalterlich erhaltenen und mit Renaissance-Haube ergänzten Rathausturm dominiert. Erwähnenswert ist ebenfalls das barockisierte Balthasarhaus (Nr. 12).
Dahinter liegt der Hirschplatz. Auffällig ist das wunderschön bemalte Göldin-Haus (Nr. 12) mit gotischer Fassade und Erker.
Göldin-Haus auf dem Hirschplatz in Luzern
Ein Fassadenbild am „Goldenen Adler“ deutet darauf hin, dass hier einst Goethe abgestiegen ist.
Hotel Goldener Adler in Luzern
Als nächstes erreichen wir den Weinmarkt. Neben dem schönen Weinmarktbrunnen sind auch hier wieder einige historische Häuser zu sehen.
Weinmarktbrunnen in Luzern
Schön sind beispielsweise die Fassadenmalereien am Pfyfferhaus (Nr. 5) oder am Metzgerzunfthaus (Nr. 3).
Weinmarkt / Metzgerzunfthaus in Luzern
Weiter zum Mühlenplatz kommen wir an der Rückseite des Hotel de Balances vorbei. Die Fassade ist ebenfalls mit Malereien schön verziert. Auf dem Mühlenplatz sticht insbesondere der schön bemalte Barockbau der Münz (Nr. 9) mit einem Walmdach ins Auge. Ältestes Bauwerk der Luzerner Befestigung ist das Mühlentor.
Museggmauer
Als nächstes sehen wir den Nölliturm am Reussufer. Hier beginnt die Museggmauer, mit 870 m die längste und besterhaltenste Wehrmauer der Schweiz. Es ist sehr lohnenswert, ein Stück die Stadtmauer entlang zu laufen. Etwas erhöht hat man einen sehr schönen Panoramablick. Drei der insgesamt acht Türme (Schirmer-, Zyt- und Männliturm) können bestiegen werden, am heutigen Sonntag sind sie leider nicht zugänglich.
Spreuerbrücke mit Malereien in Luzern
Zurück an der Reuss überqueren wir die Spreuerbrücke. Die hölzerne Brücke aus dem Jahre 1310 gehörte ebenfalls zur Stadtbefestigung. Sehenswert sind insbesondere die Bildtafeln aus dem 17. Jahrhundert, die den Dachstuhl zieren. Ihren Namen trägt sie, da es nur von ihr gestattet war, Spreu und Laub in die Reuss zu schütten.
Nadelwehr in Luzern
Der Brücke vorgelagert liegt das Nadelwehr, eine technische Sehenswürdigkeit. Es dient der flexiblen Regulierung des Seespiegels durch sogenannte Nadeln, die von Hand ins Wasser gelassen oder herausgenommen werden.
Entlang des Reussufers passieren wir die Jesuitenkirche und das Luzerner Theater, das 1939 mit „Wilhelm Tell“ von Schiller eröffnet wurde.
Nun sehen wir uns die Kapellbrücke näher an. Zusammen mit ihrem Wasserturm ist sie das Wahrzeichen Luzerns. Die 650 Jahre alte Holzbrücke - die älteste Europas - ist 200 m lang. Bei einem Brand im Jahre 1993 konnten nur noch die beiden Brückenköpfe und der Wasserturm gerettet werden.
Kapellbrücke in Luzern
Internationale Spenden haben einen schnellen Wiederaufbau möglich gemacht. Leider wurde der 400 Jahre alte Bilderzyklus im offenen Dachstuhl teilweise vernichtet.
Unser nächstes Ziel ist die Hof- und Stiftskirche im Renaissance-Stil mit zwei gotischen Türmen. Da gerade ein Gottesdienst stattfindet können wir uns nicht die hierin befindlichen Schnitz- und Kunstschmiedearbeiten ansehen.
Löwendenkmal
Wir suchen ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, das imposante Löwendenkmal. Dieses wurde 1821 zur Erinnerung an 750 im Jahre 1792 beim Sturm der Revolutionskräfte gefallenen Soldaten in einen Felsen gemeißelt. "Der sterbende Löwe von Luzern" ist angeblich eines der berühmtesten Denkmäler der Welt, wir haben heute zum ersten Mal davon gehört.
Dahinter befindet sich der sogenannte Gletschergarten, der aber nicht unser Interesse findet. Auch das 10 x 100 m große Rundgemälde (Bourbaki-Panorama) ist uns das Eintrittsgeld nicht wert.
Über die Seebrücke queren wir erneut die Reuss und haben einen schönen Blick auf das 2000 fertig gestellte Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) auf dem Europaplatz, das weit in den See hineinragt. Die Dachkonstruktion ist so groß wie zwei Fußballfelder.
Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL)
Daneben befindet sich der Hauptbahnhof. Nach einem Brand im Jahre 1971 ist von dem alten Bahnhofsgebäude nur noch ein kleines Stück Fassade stehen geblieben. Das neue Gebäude ist architektonisch weniger anschaulich.
Vor dem nächsten Schauer suchen wir Zuflucht in der Jesuitenkirche St. Franz Xaver. Die Emporenbasilika wurde 1669 fertig gestellt und gilt als erster großer barocker Kirchenbau der Schweiz. Der helle Innenraum mit den schönen Deckenmalereien sowie Hochaltar und Kanzel aus rotem Stuckmarmor gefallen uns sehr gut.
Jesuitenkirche
Der Rustikafassade des Ritterschen Palastes im Renaissance-Stil widmen wir angesichts des Regens nur einen flüchtigen Blick.
Weiter geht es zum Franziskanerplatz. Sehr schön ist die Fassade des Libenau-Hauses (Nr. 14). Im Renaissancestil wurden die unregelmäßigen Fenster mit Grisaillerahmen ummalt. Der Franziskanerkirche St. Maria in der Au, eine dreischiffige Pfeilerbasilika die nachträglich barockisiert wurde, gefällt uns nicht so gut.
In der Münzgasse, die uns wieder zurück an die Reuss führt, gibt es noch ein paar kleinere Häuser zu begutachten, so beispielsweise das barocke Singerhaus.
Damit beenden wir unseren Stadtrundgang. In der kleinen Vinothek Opus (Bahnhofstraße 16) legen wir eine kleine Siesta ein. Im sehr gut sortierter Weinladen gibt es einige Raritäten zu entdecken. Leider werden diese unseres Erachtens falsch (zu warm) gelagert. Doch die Atmosphäre, das Essen und die offenen Weine, die wir probieren, sind sehr gut.
Auf dem Rückweg spielen wir kurz mit dem Gedanken, das Luzerner Verkehrshaus zu besichtigen. Hier gibt es Flug- und Fahrgeräte von der Spurlok bis zum Satelliten zu sehen. Leider müssen wir feststellen, dass wir an diesem regnerischen Tag nicht die einzigen sind, die diese Idee hatten, so dass wir davon Abstand nehmen.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir im schönen Wellness-Bereich des Hotels und speisen abends erneut im Hotelrestaurant.
Montag, 26. Februar 2007 Schwyz – Zug
Eine Wetterbesserung ist nicht in Sicht, so dass auch heute nicht an eine Wanderung zu denken ist.
Wir fahren nach Schwyz, dem Gründungsort der Schweiz. Den Bundesbrief der Eidgenossen von 1292 kann man im Brundesbriefmuseum besichtigen.
Der Ort liegt reizvoll am Fuße des 1899 hohen Mythen zwischen dem Vierwaldstätter- und Lauerzersee.
Als wir den Dorfplatz erreichen legt der Regen erfreulicherweise eine Pause ein. Unübersehbar ist die grandiose Fassade des Rathauses. Malereien von 1891 stellen die Geschichte des Standes und der Eidgenossen dar.
Schwyz - Rathaus
Gegenüber steht die Kirche St. Martin aus dem Jahre 1774. Die Arkadenhallen unter der Kirchenterrasse wurden früher für Bekanntmachungen genutzt. Der Innenraum ist barock mit Stuckaturen und Deckengemälden geschmückt.
Kirche St. Martin - Schwyz
Ganz in der Nähe steht das Haus Bethlehem, das älteste Holzwohnhaus (1287) der Schweiz.
Haus Betlehem
Auf dem Gelände befindet sich ebenfalls das Ital-Reding-Haus, eine Mischung aus Bauernhaus und barockem Palast, das heute als Wohnmuseum genutzt wird.
Ital Reding Haus
Dahinter sieht man die Türme des Kapuzinerklosters. Dieses wird heute als Schule genutzt und ist nicht zu besichtigen.
Unser nächstes Ziel ist die Stadt Zug im reichsten Kanton der Schweiz. Die Stadt ist nicht nur als Steueroase bekannt. Zwar gibt es in der 23.000 Einwohner zählenden Stadt mindestens 20.000 Briefkästen internationaler Firmen (Zug gilt als viertgrößter Erdölumschlagsplatz der Welt), doch die Altstadt hat ihren Charme bewahrt.
Halbkreisförmig liegt sie um das Nordende des Zuger Sees. Bei guter Sicht soll man eine hervorragende Aussicht auf Riga und Pilatus im Vordergrund und Eiger, Mönch und Jungfrau im Hintergrund haben.
Die Altstadt wird von Mauern und mittelalterlichen Türmen eingerahmt. Heraus ragt der 52 m hohe Zytturm mit seiner astronomischer Uhr – Wahrzeichen der Stadt. Das spätgotische Altstadtensemble ist sehr gut erhalten. Es gibt sehr viele schöne Treppengiebel und bemalte Fassaden zu sehen. Auch Goethe hat die Stadt 1544 bereist und ist im Gasthof Ochsen abgestiegen.
Zytturm mit astronomischer Uhr in Zug
Die gut erhaltende Zuger Burg war im 13. Jh. Residenz der habsburger Vögte und beherbergt heute ein Museum.
Im Café Speck am Bahnhof legen wir eine Siesta ein und bestellen Kirschtorte, eine Zuger Spezialität, die wir uns aber irgendwie leckerer vorgestellt haben.
Zug - historische Altstadt
Zum Abschluss besuchen wir noch die Destillerie Etter (Chollerstraße 4) und verkosten drei Kirschbrände. Wir erfahren, dass es in der Region 60 verschiedene Kirschsorten gibt. Ein wenig können wir bei der kleinen Probe die Unterschiede schmecken und kaufen einen Jahrgangsbrand aus unserem Kennenlernjahrgang.
Die in der Nähe gelegene Höllgrotte, die bis zu sieben Meter lange Stalagtiten und Stalagmiten zu bieten hat, ist leider nur von April bis Oktober zugänglich.
Auf der Rückfahrt legen wir noch einen weiteren Stopp in Winterthur (94.000 Ew) ein. Endlich klärt sich auf, warum heute fast alle Geschäfts geschlossen haben – es wird Fasnacht gefeiert. Als wir die Altstadt passieren erleben wir noch die Reste eines Umzuges. Die Hauptachse der Altstadt bilden die Straßen Untertor, Marktgasse und Obertor. Doch es gibt abgesehen von dem einen oder anderen erkergeschmückten Haus wenig Erwähnenswertes zu berichten. Winterthur ist eher als Industriestadt von Bedeutung und hat zudem zahlreiche bekannte Museen zu bieten, die heute alle geschlossen sind.
Damit beenden wir unseren Kurztripp in die Schweiz und fahren zurück nach Stuttgart. Trotz des schlechten Wetters hat es uns sehr gut gefallen.