Great Lakes-Tour
Chicago & Great Lakes
Lake Michigan - Lake Superior - Lake Erie - Lake Huron
Rundreise durch die Bundesstatten: Illinois - Wisconsin - Minnesota - Michigan - Ohio - Indiana
Samstag, 20.08.2022 Chicago
Über zweieinhalb Jahre sind wir aufgrund der Corona Pandemie nicht geflogen. So ist es fast ungewohnt, wieder in ein Flugzeug zu steigen. Von Frankfurt am Main erreichen wir nach ca. 8,5 Stunden Chicago. Hier nehmen wir den reservierten Mietwagen (Budget) in Empfang und fahren nach Evanston (ein Vorort von Chicago), wo wir die ersten Nächte bei einer Bekannten verbringen.
Am nächsten Morgen wollen wir gleich nach Chicago reinfahren, aber nicht mit unserem Mietwagen. Daher nehmen wir ab Evanston den Zug (Metra) und erreichen nach sechs Stationen das Ogilvie Transportation Center in der Innenstadt von Chicago innerhalb des sogenannten Chicago Loop.
Chicago gilt als die Wiege der modernen Architektur und als Geburtsort der Wolkenkratzer. Auf unserem Weg zum Art Institute of Chicago erhalten wir einen ersten Eindruck von der Stadt. Von dem berühmten Kunstmuseum sind wir sehr begeistert. Das Art Institute of Chicago zählt zu Recht zu den bedeutendsten Museen der Welt und verfügt über eine beachtliche Sammlung an grandiosen Meisterwerken, darunter die größte Sammlung impressionistischer Kunst außerhalb von Paris, zahlreiche Werke von van Gogh, Monet und Seurat, aber auch die großen amerikanischen Künstler sind würdig vertreten. Man sollte sich dafür unbedingt einige Stunden Zeit nehmen, das Museum ist unbedingt sehenswert!
Anschließend schlendern wir durch den Millennium Park. Dieser öffentliche Park wurde 2004 am Ufer des Michigansees eröffnet. Im Hintergrund erheben sich die schönen alten Hochhäuser an der Michigan Avenue - dem auch als „Magnificent Mile“ bekannten historischen Zentrum. Der Aufstieg der Straße begann nach dem Bau der Michigan Avenue Bridge im Jahre 1920. Die einstige Wohnstraße wandelte sich zu einer Geschäftsmeile und wird seither von Wolkenkratzern gesäumt. Hier findet man besonders schöne Jugendstil-Fassaden.
Der wunderschön angelegte Park hat einige Attraktionen zu bieten, wie beispielsweise die Crown Fountain mit einer witzigen Video-Installation, der verspiegelten Cloud Gate Skulptur oder dem von Frank O. Gehry gestalteten Veranstaltungs-Pavillon.
Durch den Park schlendern wir zur Buckingham Fountain. Als Vorbild für diesen großen Brunnen diente der Latone-Brunnen aus den Gärten von Schloss Versailles. Das Hauptbecken des Brunnens symbolisiert den Lake Michigan, die vier um den Brunnen herum angeordneten Skulpturen mit Seepferdchen aus Bronze im Art-déco-Stil symbolisieren die vier an den See angrenzenden Bundesstaaten. Hier befindet sich auch der östliche Endpunkt der legendären Route 66.
Damit beenden wir unseren ersten Rundgang, essen noch eine Kleinigkeit Japanisches und fahren zurück nach Evanston. Eine ausführliche Architektur-Führung planen wir noch zum Abschluss unserer Reise.
Sonntag, 21.08.2022 Evanston - Wilmette
Den heutigen Sonntag verbringen wir in der näheren Umgebung. In Wilmette fällt uns der monumentale Bau des Bahá'í House of Worship auf. Bei einer kostenlosen Besichtigung sehen wir uns das Gebäude näher an.
Das Bahaitum lehrt den monotheistischen Glauben an einen allwissenden und allliebenden Gott. Es ist zwar nur eine kleine Glaubensgemeinschaft, die aber immerhin weltweit verbreitet ist und Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet wurde. Bahāʾullāh ruft dazu auf, die Erde als „nur ein Land und alle Menschen [als] seine Bürger" zu betrachten. So sind auch die Angehörigen unterschiedlicher Religionen, Ethnien und Nationen angesprochen, einander als Mitglieder einer vielfältigen Menschheitsfamilie zu begegnen. Diese Glaubensgrundsätze haben uns eigentlich gut gefallen und wir haben nicht den dringenden Missionierungsdrang anderer Glaubensrichtungen verspürt.
Im Anschluss spazieren wir zum am Lake Michigan gelegenen Gillson Park. Hier gibt es einen ganz netten Sandstrand, der uns ein wenig das Gefühl gibt, am Meer zu sein. Der See ist so groß (größer als die BeNeLux Länder zusammen), dass man das gegenüberliegende Ufer nicht sieht und hat einen ordentlichen Wellengang.
Montag, 22.08.2022 Madison - Green Springs
Heute beginnen wir unsere Great Lakes Tour. Nachdem wir die städtische Infrastruktur verlassen, erreichen wir schon bald Wisconsin und fahren durch die ländliche Prärie. Riesige Felder erstrecken sich in einer flachen Landschaft. Ab und an durchbrechen hohe Silos mit den dazugehörigen Farmen das Landschaftsbild. Die Gegend ist sehr fruchtbar und gilt als Kornkammer der USA.
Einen Stopp legen wir am Lake Geneva ein. Ein charmanter kleiner Urlaubsort mit zahlreichen Wassersport-Möglichkeiten. An der Main Street findet man einige schöne alte Häuserfassaden (Historic District). Schon bald verlassen wir Illinois.
In Madison, der Hauptstadt von Wisconsin, besichtigen wir das State Capitol. Die kostenlose einstündige Führung ist sehr informativ und gibt einen schönen Einblick in die Architektur und die Funktionsweise der bundesstaatlichen Politik und Gesetzgebung. Von der Aussichtsplattform hat man einen schönen Ausblick auf die im Schachbrettmuster angelegte und von zwei Seen eingerahmte Universitätsstadt.
Nach einem Picknick in einem der vielen am See gelegenen kleinen Parks geht es weiter nach Spring Green. Kurz vor dem Ort besichtigen wir das „House on the Rock“. Ehrlicherweise war uns nicht ganz klar, was uns hier erwarten würde. Eingestellt waren wir auf eine besondere Architektur, die es hier auch durchaus gibt. Der Gebäudekomplex bietet architektonisch einzigartige Räume wie den hier fotografierten Infinity Room sowie schön angelegte Gärten.
Der Bau des eigentlichen Hauses begann in den 1940er-Jahren auf dem Deer Shelter Rock. Über die Jahre hinweg wurden dem Gebäude verschiedene Anbauten hinzugefügt und nach und nach vergrößert. Das Skurrile ist die Ausstattung der verschiedenen außergewöhnlichen Räume, die nach Themen geordnet und eingerichtet sind. Eine Besonderheit ist der o.e. Infinity Room (Raum der Unendlichkeit) – ein knapp 70 m langer Gang mit über 3000 Fenstern, der ohne Stützpfeiler aus dem Gebäudekomplex hinausragt
Im Raum „The Music of Yesterday“ befindet sich eine riesige Sammlung von Musikautomaten, die man mit Münzen starten kann. Eine der Hauptattraktionen ist ein Karussell mit 269 Holzfiguren und angeblich 20.000 Glühbirnen. Fast drei Stunden verbringen wir in den verwinkelten Räumen und lassen die zum Teil recht seltsamen Ausstellungsstücke auf uns wirken. Aber das Hus ist definitiv einen Besuch wert!
Am späten Nachmittag fahren wir dann nach Spring Green. Das kleine Städtchen wirkt etwas ausgestorben. Immerhin gibt es das Restaurant Homecoming, wo wir sehr schön im Garten speisen.
Dienstag, 23.08.2022 Devils State Park - Mirror Lake State Park - Wisconsin Dells
Nicht weit von Spring Green entfernt liegt Taliensin, der Wohn- und Arbeitsort des bekannten Architekten Frank Lloyd Wright. Seit 2021 gehört dieser Ort zum UNESCO Weltkulturerbe. Am heutigen Tag wird aber leider erst am frühen Nachmittag eine für uns interessante zusammenfassende Führung angeboten, die sicherlich sehr interessante vierstündige Tour am Morgen passt nicht in unsere Tagesplanung und wäre uns ansonsten auch zu teuer gewesen. So begnügen wir uns mit einem Blick aus der Ferne auf das Anwesen und fahren weiter zum Devils Lake State Park.
Der wunderschön gelegene Devils Lake wird von einer hügeligen, dicht bewachsenen Berglandschaft eingerahmt. Die Wanderung zum „Balanced Rock“ beschert uns tolle Ausblicke über den See und schöne Felsformationen.
Vom südlichen Ufer genießen wir nach der Wanderung bei einem kleinen Picknick den Blick auf die Hügelkette.
Weiter geht es zum kleineren Mirror Lake State Park. Ebenfalls ein sehr idyllisches Plätzchen, das insbesondere zum Kanufahren und Wassersport einlädt. In den umliegenden Wäldern gibt es zahlreiche Wandermöglichkeiten. Ein Paradies für Camper, denn die Stellplätze sind jeweils kleine Oasen mitten im Wald. Wir entscheiden uns für eine kurze Wanderung zum Echo Point, die weitestgehend durch den Wald führt.
Weiter geht es nach Wisconsin Dells. Hier buchen wir ein zweistündige Bootstour auf dem Wisconsin River, während der wir Sandsteinklippen, Höhlen und Schluchten sehr schön erkunden können. Auf zwei Stopps können wir die geschichteten Felsformationen aus nächster Nähe betrachten. Spektakulär ist eine freistehende Felsformation, die schon den Landschaftsfotografen H. H. Bennett zu ungewöhnlichen Aufnahmen inspirierte.
Die Stadt Wisconsin Dells hat für uns ansonsten nicht viel zu bieten. Bei der Durchfahrt erinnern uns diverse großformatige Installationen ein wenig an die Kunstwelt von Las Vegas. Die einzelnen Resorts scheinen sich an Freizeit-Attraktivitäten zu überbieten und die ganze Stadt wirkt wie eine überdimensionierte Kirmes.
Unser Motel (The Delton) liegt an einer der beiden Hauptstraßen, immerhin ist ein sehr gutes Steakrestaurant (The Del-Bar) gleich gegenüber.
Mittwoch, 24.08.2022 La Crosse - Great River Bluffs State Park - Wabasha - Red Wing
Heute erkunden wir den Mississippi. Auf der Fahrt nach La Crosse haben wir bereits schöne Impressionen dieses legendären Flusses. Mal ist er sehr schmal, mal wirkt er wie ein See. Insgesamt ist das Wasser erstaunlich ruhig, was auf die vielen eingebauten Staustufen zurückzuführen ist.
Der Abstecher nach La Crosse entpuppt sich eher als Flop. Das im Reiseführer als „größter Sixpack der Welt“ bezeichnete Highlight, nämlich die riesigen bemalten Tanks der City Brewing Company, sind nicht mehr als solche zu erkennen, die Farbe ist ab. Mit dem „historischen Zentrum“ und dem Riverside Park ist man ebenfalls schnell fertig. Wir trinken noch einen Kaffee, dann fahren wir zum erhöht liegenden Park Grandad Bluff, vom dem aus wir einen wirklich schönen Landschaftsblick erhalten .
Im Great River Bluffs State Park werden wir (trotz des bewölkten Himmels) versöhnt. Hier machen wir ein paar kleine Wanderungen und genießen die schönen Blicke auf den Mississippi.
Für die Besichtigung des kleinen Orts Wabasha benötigen wir ebenfalls nicht lange. An der „historischen“ Main Street sind die meisten Geschäfte geschlossen, so auch der vom Reiseführer unbedingt empfohlene kleine Kimono Store. Ein Blick ins Schaufenster auf die wunderschön gearbeiteten traditionellen Kimonos lohnt sich aber dennoch.
Unser Tagesziel ist Red Wing. Die Stadt gilt als eine der schönsten Städte im Mississippi-Tal. Hier gibt es tatsächlich einige schön anzuschauende Gebäude. Bekannt ist der Ort u. a. durch die gleichnamige Schuhfirma, die mit der Produktion von Arbeitsschuhen berühmt wurde. So besichtigen wir den Red Wing Shoes Outlet Store, in dem sich auch ein Museum und der größte Stiefel der Welt befindet. Der kleine Riverside Park ist ebenfalls einen kurzen Abstecher wert.
Donnerstag, 25.08.2022 Minneapolis/St. Paul
Heute besichtigen wir die „Twin Cities“ Minneapolis/St. Paul. St. Paul ist die ältere der beiden Städte und seit 1858 die Hauptstadt des Bundesstaates Minnesota. Entsprechend gibt es auch wieder ein auf einem Hügel thronendes State Capitol.
Auch die Cathedral of St. Paul überragt die Stadt. An der Kathedrale beginnt die Summit Avenue, die auf etwa acht Kilometern an rund 400 gut erhaltenen viktorianischen Gebäuden entlangführt. Ein eindeutiges Zeichen, dass es in der Stadt durchaus einigen Wohlstand gibt.
Die Downtown wirkt sehr ruhig. Ganz nett ist die Fassade des Landmark Centers, innen kann man diverse Räume und Kunstobjekte besichtigen. Im Erdgeschoss war früher das Post Office, woran noch einige Ausstellungsstücke erinnern. Wir entschließen uns aber, schnell weiter zu fahren.
Minneapolis liegt nur etwa 20 Kilometer entfernt. Hier parken wir an der historischen Stone Art Bridge. Von der Brücke hat man einen schönen Blick auf die Downtown und die Anthony Falls, die Wasserkraft für die hier einst angesiedelten Getreidemühlen lieferten. Am Ufer sind noch zahlreiche alte Getreidespeicher (Mill District), teils in Hotels oder Wohnungen umgewandelt, zu sehen. Ein schönes Beispiel ist das Mill City Museum. Daneben steht das extravagante Gebäude des Guthrie Theaters. Hier sollte man unbedingt in die 4. Etage fahren und den Blick von der „Endless Bridge“ genießen.
Beeindruckt hat uns ebenfalls das imposante Gebäude des U. S. Bank Stadiums. Das Stadion wurde 2016 fertiggestellt und ist die Heimstätte der Minnesota Vikings (National Football League), was auch ein Wikingerschiff verdeutlicht.
Durch den Warehouse District fahren wir mit dem Auto. Die einstigen alten Lagerhäuser aus Backstein wurden in Restaurants, Bars, Cafés und Musikclub umgewandelt und entfalten ihren Charme wohl erst abends so richtig.
Ein Highlight zum Abschluss ist der Art Sculpture Garden des Walker Art Centers. Nicht nur die „Spoonbridge and Cherry“ Skulptur von Claes Oldenburg ist ein Hingucker. Über 50 Künstler haben sich in diesem wunderbaren (leider vom Lärm des Highways I94 beeinträchtigten) Park verewigt. Amazing!!!
Im Feierabendverkehr verlassen wir die Großstadt. Auf dem Weg nach Croix Falls am Interstate State Park kommen wir wieder einmal an zahlreichen kleinen Seen vorbei. Teilweise führt die Interstate direkt am See vorbei, was uns schöne Blicke ermöglicht, dass Naturerlebnis aber sicherlich sehr einschränkt.
Freitag, 26.08.2022 Interstate State Park - Taylors Falls - Grantsburg
Der Interstate Park besteht aus zwei benachbarten State Parks an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Minnesota und Wisconsin. Sie überspannen die Stromschnellen des St. Croix River, eine tiefe Basaltschlucht mit Gletschertöpfen (potholes) und anderen Felsformationen. Wir erkunden den Minnesota Park und wandern zunächst auf dem River Trail. Landschaftlich ist dieser sehr schön angelegt und bietet schöne Ausblicke auf der St. Croix River. Das pure Naturerlebnis wird jedoch durch die direkt daneben verlaufende Straße beeinträchtigt.
Auf der kostenlosen Pothole Tour, die vom Besucherzentrum des State Parks angeboten wird, erfahren wir eine Menge über die Entstehung dieser Gletschertöpfe.
Vor 1,1 Milliarden Jahren spaltete ein langer Riss die Erdkruste. Lava strömte aus dem Riss und sammelte sich über ein großes Gebiet, das sich von Kanada über Michigan, Wisconsin, das östliche Minnesota, Iowa, Nebraska und Kansas erstreckt. Als die Lava abkühlte und sich erhärtete, wurde sie zu Basaltgestein. Zum Ende der Eiszeit zogen sich massive Gletscher aus der Gegend zurück. Der Gletscherfluss St. Croix River stürzte flussabwärts und traf auf den inaktiven Riss im Basaltgrundgestein und formte die Felsformationen.
Über 200 Gletschertöpfe unterschiedlicher Größe sind im Interstate State Park zu finden. Diese Löcher wurden ebenfalls von den mächtigen Wassern des Glacial St. Croix River gebohrt. Wo Wasser und Sand aufwirbelten, bildete sich ein Schlagloch. Das am tiefsten erforschte Schlagloch der Welt befindet sich ebenfalls hier – das 60 Fuß tiefe „bottomless pit“!
Einen wunderbaren Eindruck der grandiosen Landschaft erhalten wir auf einer Bootsfahrt. Sehr schön lässt sich erkennen, wie der Fluss eine 90-Grad-Kurve macht und damit dem Pfad des alten Risses folgt. Vom Wasser aus haben wir einen tollen Blick auf die schroffen Basaltfelsen. Im weiteren Verlauf wird das Ufer flacher und von grünem Wald eingerahmt.
Viele Wassersportler sind auf dem Fluss unterwegs oder rasten auf einer der kleinen Sandbänken. Einige Kletterer seilen sich von den steil aufragenden Basaltfelsen ab. Im Fluss gibt es einige Sandbänke, an denen man den Fluss zu Fuß überqueren kann. Für das Schiff gibt es eine schmale markierte Fahrrinne. Aktuell hat der Fluss wenig Wasser. Sollte der Pegel noch weiter sinken wird der Fluss hier nicht mehr zu befahren sein.
Nach dieser entspannten Bootsfahrt geht es für uns heute nur knapp 50 Kilometer weiter nach Grantsburg. Der kleine Ort bietet für uns lediglich eine günstige Übernachtungsmöglichkeit, hat aber ansonsten nicht viel zu bieten.
Samstag, 27.08.2022 Hibbing - International Falls
Ein Fahrtag nach Norden steht an. Da stört uns die heutige starke Bewölkung weniger. Etwa auf halber Strecke legen wir einen Zwischenstopp in Hibbing ein.
Nachdem der deutsche Auswanderer Frank Hibbing auf dem Gebiet der Mesabi Range Eisenvorkommen entdeckt hatte, gründete er 1893 eine Siedlung. Bald darauf wurde die Gegend von Bergbauunternehmen bevölkert und bis 1910 erhöhte sich die Einwohnerzahl auf etwa 8000. Um Bergleute von Hibbing nach Alice zu transportieren, wurde hier 1914 das Busunternehmen Greyhound Buses gegründet. Hibbing gilt damit als Geburtsstätte der Bus-Industrie in den USA. Der Name des Unternehmens geht auf die Hunderasse Greyhound - eine Windhund-Rasse zurück.
Das 1989 gegründete Greyhound Bus Museum gibt mit zahlreichen Ausstellungsstücken einen sehr schönen Einblick in die mit Hibbing verbundene Geschichte des Unternehmens bis Ende der 1980er Jahre. Die 17 ausgestellten Busse zeigen durchaus Gebrauchsspuren und wurden nur zum Teil restauriert. Heute gehört die ur-amerikanische Ikone Greyhound Buses zum deutschen Unternehmen Flixmobility, kaum zu fassen.
Ganz in der Nähe des Museums befindet sich die Hull-Rust-Mahoning Mine. Hibbing steht auf dem eisenhaltigen Grund der Mesabi Range (einem etwa 170 km langer Eisenerz-Gürtel). Am Stadtrand befindet sich der größte Tagebau zur Förderung von Eisenerz auf der Welt. Einen kleinen Einblick erhalten wir (trotz regnerischem Wetter) von dem Aussichtspunkt „Hull Rust Mahoning Mine View“.
Die inzwischen acht Meilen lange und bis zu drei einhalb Meilen breite Tagebau-Grube ist immer noch in Betrieb. Aus der Ferne können wir den monströsen Abbaumaschinen bei der Arbeit zusehen. Ein „Volunteer“ erkennt in uns wissbegierige Besucher und erläutert uns sehr anschaulich die Entstehung und Geschichte der Mine. Das Eisenerz liegt zum Großteil nah an der Oberfläche und kann so im Tagebau gewonnen werden. Das abgebaute Erz wird vor allem mit der Eisenbahn zu den Häfen von Two Harbors und Duluth am Lake Superior abtransportiert.
Für uns geht es nun weiter nach International Falls. Der Ort liegt ganz im Norden von Minnesota, direkt an der Grenze zu Kanada (Ontario).
Beim abendlichen Spaziergang treffen wir auf die aktuell stattfindende International Falls Bass Championship. In einem Festzelt treten die Teilnehmer gegeneinander an, in dem sie mit ihrem Pick-up samt Boots-Anhänger vor der Bühne vorbei fahren und ihre heute auf den umliegenden Seen gefangenen Barsche präsentieren. The American way!
In International Falls ist das gastronomische Angebot dürftig. In Sammy’s Restaurant speisen wir halbwegs passabel italienisch. Ansonsten präsentiert sich International Falls als öde Grenzstadt.
Sonntag, 28.08.2022 International Falls - Voyageur Nationalpark
Der Voyageur Nationalpark ist eine Seenlandschaft mit über 500 kleinen Inseln und über 1.000 Kilometer Küsten. Dichte Wälder rahmen das Wasser ein. Es gibt drei Besucherzentren. Das für uns nächstgelegene ist das Rainy Lake Visitor Center.
Beliebt ist der Park insbesondere zum Boot oder Kanu/Kajak fahren sowie zum Angeln. Der wolkenverhangene Himmel und die hohe Regenwahrscheinlichkeit inspirieren uns heute aber nicht zu einer weiteren (teuren) Bootstour.
Stattdessen erkunden wir die Landschaft auf einigen kleinen Wanderwegen. Am Rainy Lake Visitor Center beginnt der Oberholtzer Trail, der durch dichten Wald führt und ab und an einen Blick auf den See freigibt.
In Ermangelung von weiteren Wandermöglichkeiten fahren doch noch ca. 60km zurück zum Kabetogama Lake Visitor Center. In der Nähe führt dort der Echo Bay Trail zum Teil über Holzplanken über morastige Feuchtgebiete. (hier werden wir ordentlich zerstochen und damit daran erinnert, dass wir dringend einen Mückenschutz erstehen müssen). Vom Overlook Point hat man einen kleinen Blick auf das Wasser. Da wir gleich zwei Übernachtungen in International Falls gebucht hatten, müssen wir dort zurück. Insgesamt ist der Nationalpark für uns enttäuschend, hier müsste man ein Boot haben.
Da International Falls ansonsten nicht viel zu bieten hat, kaufen wir für unser Abendessen ein und lassen den Tag (angeschlagen von einer starken Erkältung) relaxt ausklingen.
Mittwoch, 29.08.2022 Tettegouche State Park - Split Rock Lighthouse State Park - Duluth
Auch heute ist es rund um den Voyageur Nationalpark wieder stark bewölkt. Wetterbesserung verspricht die Gegend rund um Duluth am Lake Superior - unser nächstes Etappen-Ziel. Michigan’s Upper Peninsula (UP), wie die oberhalb des Lake Michigan gelegene Halbinsel genannt wird.
Der Abstecher zum Vermillion Lake entpuppt sich als Reinfall. Das Ufer ist so dicht bewachsen, dass wir vom See nichts zu sehen bekommen. Alle Zufahrten sind privat und führen zu am See gelegenen Ferienhäusern.
In der Nähe des Lake Superior liegt der Tettegouche State Park. Hier machen wir eine Wanderung auf dem High Fall Trail.
Der 'High Fall' Wasserfall, der uns am Ende erwartet, liegt wunderschön von hohen Felsklippen eingerahmt.
Auf der Weiterfahrt erreichen wir nun endlich die Großen Seen und blicken auf den Lake Superior, den größten (82.414 qkm) der Großen Seen. Der See ist 650 km lang und an seiner breitesten Stelle ist das amerikanische und das kanadische Ufer 275 km voneinander entfernt. Bei der Größe hat man wieder das Gefühl, am Meer zu sein, wozu auch der Wind und der leichte Wellengang beitragen.
Die Großen Seen sind durch die Eiszeit entstanden. Vor etwa 13.000 Jahren drückten kilometerhohe Eispanzer Vertiefungen in den Boden. Beim Rückzug des Eises füllten sich diese mit Schmelzwasser und unzählige Flüsse und Gewässer entstanden. Das äußerst fruchtbare Prärieland wurde als Farmland genutzt. Es entstand die sogenannte Kornkammer der USA.
Durch den Bau von Kanälen und Wasserstraßen bekam die Region auch eine industrielle Bedeutung. Häfen wurden gebaut und Güter transportiert. Der Erie-Kanal wurde 1825 vollendet und verband Chicago mit den Städten des Ostens. Der Illinois-Kanal (1848) wurde die Verbindung zum Mississippi. Mit dem St-Lorenz-Kanal zum Atlantik wurde die Verbindung zur übrigen Welt geschaffen.
Direkt am Lake Superior liegt der Split Rock Lighthouse State Park. Das Highlight ist der auf einer 40 m hohen Klippe thronende 1910 erbaute Leuchtturm.
Dieser ist seit 1969 nicht mehr in Betrieb. Die Geschichte wird im dazugehörigen Museum anschaulich erklärt. Ein 15minütiges Video zeigt, wie bedrohlich die See bei Sturm sein kann, so dass vor dem Bau des Leuchtturms zahlreiche Schiffe an den Klippen zerschellt sind.
Einen letzten Stopp legen wir in Two Harbors ein. An der Waterfront können alte Eisenbahnen besichtigt werden. Im Wasser stehen riesige Dockanlagen (drei von sechs Docks sind noch erhalten), über die das in Hibbing abgebaute Talconit verschifft wird. Unser Tagesziel ist Duluth, wo wir abends sehr gut speisen im OMC Smokehouse,
Donnerstag 30.08.2022 Duluth - Apostle Islands National Lakeshore - Ironwood
Duluth ist die viertgrößte Stadt Minnesotas und bildet zusammen mit der sich südlich anschließenden Stadt Superior (Wisconsin) die Twin Ports genannte Metropolregion, die über einen gemeinsamen Hafen verfügt. Dieser ist über den Sankt-Lorenz-Seeweg mit dem Atlantik verbunden und erreicht eine besondere wirtschaftliche Bedeutung. Hauptumschlagsgüter sind Rohstoffe aus dem Mittleren Westen der Vereinigten Staaten, vor allem Eisenerz, Getreide, Kohle, Öl und Holz.
In den 1850er Jahren ermöglichten neu errichtete Kanäle und Schleusen zwischen den Großen Seen großen Schiffen die Zufahrt nach Duluth. Darüber hinaus wurde auch eine Straße gebaut, die Duluth mit den Twin Cities verband. Ende der 1860er Jahre wurde eine Bahnstrecke von St. Paul bis nach Duluth gebaut. Die neugebaute Bahnstrecke eröffnete dem Eisenerzabbau nordwestlich von Duluth neue Transportwege.
Hauptattraktion ist die „Aerial Lift Bridge“. Die Hebebrücke kann innerhalb von 55 Sekunden auf 40 m angehoben werden. Sie wurde 1905 als Schwebefähre erbaut und später zu einer Hubbrücke umgebaut. Die Brücke ist wahrlich ein Koloss. Für die 56 Meter hohe Stahlkonstruktion wurden rund 635 Tonnen Stahl verwendet. Wir haben Glück und können die Brücke zweimal in Aktion erleben.
Über die Interstate Brücke verlassen wir Minnesota und setzen unsere Tour in Wisconsin fort. Dabei können wir noch einen Blick auf die riesigen Hafenanlagen werfen.
Eine landschaftlich schöne Fahrt führt uns nach Bayfield.
Eine besondere Attraktion ist eine Bucht, in der das Wasser orangerot (mutmaßlich vom aufgewühlten Sand) schimmert.
Bayfield ist ausnahmsweise mal eine malerische kleine Ortschaft am Seeufer und der ideale Ausgangspunkt, um die Apostle Islands National Lakeshore zu erkunden. Auf einer Fläche von über 1.165 km² liegen 21 zum Teil dicht bewaldete unterschiedlich große Inseln im Lake Superior. Trotz des strahlenden Sonnenschein ist es heute enorm windig. Es werden unterschiedliche Bootstouren angeboten. Da die ursprünglich geplante Afternoon Grand Tour bereits ausgebucht ist, entscheiden wir uns etwas notgedrungen für die Raspberry Island Lighthouse Tour. Nach einer 45minütigen Fahrt erreichen wir die Insel.
Die angebotene Leuchtturm-Führung (von Nationalpark Rangern durchgeführt) führt uns sehr informativ durch die langjährige Geschichte und gibt einen schönen Einblick. Diverse Leuchtturm-Wärter und ihre Assistenten haben hier mir ihren Familien größtenteils als Selbstversorger gelebt. Die Inselgruppe ist ebenfalls ein beliebtes Ziel zur Vogelbeobachtung.
Nach einem weiteren kleinen Bummel durch Bayfield fahren wir weiter nach Ironwood. Damit haben wir nun Wisconsin wieder verlassen und sind nun in Michigan.
Freitag 31.08.2022 Keweenaw Peninsula - Quincy Mine - Marquette
Wenige Kilometer hinter Ironwood müssen wir die Uhren umstellen. Die Eastern Time Zone „klaut“ uns eine Stunde. Auf unserer Fahrt zur Keweenaw Peninsula bekommen wir vom Lake Superior nichts zu sehen. Die Fahrt führt durch ein kaum besiedeltes Gebiet mit viel Wald. Auf der Halbinsel besichtigen wir die Quincy Mine.
Die zweistündige Führung führt durch die unterirdische Kupfermine. Nachdem hier 1846 Kupfervorkommen entdeckt wurden, entstanden rund um Hancock mehrere Kupferminen und erst in den 1970er Jahren wurde der Betrieb vollständig eingestellt. Als die Mine 1945 die Kupferproduktion einstellte, war der Schacht Nummer 2 der tiefste der Welt - er führte beeindruckende 2,82 km in die Tiefe. Insgesamt wurden 9 Schächte ausgehoben. Auf der Führung erfahren wir viel über die zu Beginn (ohne elektronischen Strom oder Maschinen) dramatischen Arbeitsbedingungen. Erst 1918 wurde eine monströse Dampfmaschine in Betrieb genommen um Erz und Arbeiter in diesen Schacht zu heben und zu senken, zu der Zeit die größte dampfbetriebene Minenförderanlage der Welt. Mit einem Gewicht von mehr als 880 Tonnen konnte die Dampfmaschine 10 Tonnen Erz mit einer Geschwindigkeit von 36,4 Meilen pro Stunde fördern.
Ganz in der Nähe liegt die ehemalige Minenstadt Calumet. Bei unserem Autowandern durch das historische Viertel können wir dem zum Teil sehr heruntergekommenen Stadtbild wenig abgewinnen.
Damit verlassen wir die Keweenaw Halbinsel. Ein paar schöne Seeblicke erhalten wir beim Umrunden der L‘Anse Bay. Ansonsten fahren wir erneut durch große Waldgebiete mit kaum Infrastruktur. Später erreichen wir Marquette.
Donnerstag, 01.09.2022 Munising - Pictured Rocks National Lakeshore - Mackinaw
Von Munising aus erkunden wir heute den Lake Superior und insbesondere den Pictured Rocks National Lakeshore.
Pictured Rocks leitet seinen Namen von den 24 km langen bunten Sandsteinfelsen nordöstlich von Munising ab. Um diese zu erkunden buchen wir für nachmittags eine Bootstour.
In dem über 60 km lange Schutzgebiet am Ufer des Lake Superior gibt es zudem viele Wasserfälle, die man auf zahlreichen Wanderwegen erkunden kann. Außerdem gibt es natürlich ein großes Angebot an Wassersport-Aktivitäten. Nachdem wir uns im Besucherzentrum registriert haben, fahren wir in den Park. Die Chapel Rock Road führt uns über eine unbefestigte Straße zu einem der vielen Wanderparkplätze.
Die gewählte Wanderung zum Mosquito Falls entpuppt sich allerdings als Fehlentscheidung, da der Wasserfall kaum Wasser führt und daher so gar nicht beeindruckend ist. Immerhin ist der Weg durch den dichten Wald und über zahlreiche Baumwurzeln sehr schön.
Versöhnt werden wir dann aber am Ende der Miners Castle Road. Vom Miners Castle Aussichtspunkt haben wir wunderschöne Ausblicke auf die Küstenlinie.
Von der nachmittäglichen Bootstour sind wir dann vollends begeistert. Auf der zweistündigen Tour erhalten wir grandiose Eindrücke von den Sandsteinklippen.
Die Klippen reichen bis zu 60 m hoch über den Seespiegel. Sie wurden auf natürliche Weise geformt und es gibt eine Vielzahl von flachen Höhlen, Bögen und Formationen, die durch unterschiedliche Mineralien farbenfroh eingefärbt sind. Dieser Nationalpark ist für uns das Highlight unserer Reise.
Mit diesem schönen Erlebnis nehmen wir Abschied vom Lake Superior.
Unser Tagesziel ist Mackinaw City. Die Stadt trennt zum einen Michigan’s Upper Peninsula (UP) von der Lower Peninsula (LP), zum anderen liegt sie zwischen dem Lake Michigan und dem Lake Huron. Auf der Fahrt fahren wir zum Teil direkt am Lake Michigan entlang und haben wunderschöne Impressionen des gewaltigen Sees im abendlichen Licht.
Später betrachten wir einen tollen Sonnenuntergang, wobei die Sonne innerhalb kürzester Zeit in den See zu fallen scheint.
Bald taucht vor uns die gigantische Mackinac Bridge auf. Nachdem wir die 4$ Mautgebühr entrichtet haben, fahren wir auf die acht Kilometer lange Brücke, die die Upper mit der Lower Peninsula verbindet. Rechter Hand liegt der Lake Michigan, linker der Lake Huron. Im Abendlicht genießen wir die Anfahrt auf Mackinaw City. Unser Quartier liegt direkt am Lake Huron.
Freitag, 02.09.2022 Machinaw City - Petoskey - Sleeping Bear Dunes National Lakeshore - Traverse City
In Mackinaw City gibt es einiges an touristischer Infrastruktur. Viele für amerikanische Verhältnisse recht nette Hotels liegen direkt am See. Wir erkunden noch ein wenig das Seeufer des Lake Huron und genießen den Blick auf die gigantische Mackinac Bridge. Die bereits 1957 eröffnete Brücke ist die längste Hängebrücke der Welt und wird von 34 Pylonen getragen. Die beiden Hauptpylone sind mit 168 m Höhe höher als der Kölner Dom (157 m) und 64 m tief im Grund verankert.
Dies wird auf dieser Reise unser einziges Erlebnis am Lake Huron, dem immerhin zweitgrößten (59.596 qkm) der Großen Seen sein.
Für uns geht es weiter zum Nationalpark Sleeping Bear Dunes National Lakeshore. Der Park scheint an diesem Labor Day Wochenende ein beliebtes Ziel bei den Amerikanern zu sein, worauf die mangelnde Verfügbarkeit an Quartieren und deren Preise schließen lassen. Etwas günstiger sind die Quartiere in Traverse City, so dass etwas zusätzliche Fahrerei in Kauf nehmen.
Bis kurz vor Petoskey bekommen wir vom Lake Michigan wenig mit. Der kleine Ort liegt um eine schöne Bucht. Über 400 viktorianische Villen soll es hier geben. Einige schöne Exemplare der detailverliebten Holzhäuser sehen wir auf der Durchreise. Im Gaslight District laufen wir ein wenig durch die Straßen und nehmen einen durchaus charmanten Eindruck mit.
In Traverse City beziehen wir unser Quartier. Der Ort liegt schön an der Grand Traverse Bay. Diese Bucht ist durch eine Halbinsel, die Old Mission Peninsula, geteilt.
An der Nordwestkueste der südlichen Halbinsel Michigans befindet sich der Sleeping Bear Dunes National Lakeshore. Es ist eine hügelige Gegend, die von mächtigen Sanddünen an der Küste umrahmt wird, die bis zu 140m über dem Michigansee aufragen.
Eine kurze Wanderung durch dichten Wald führt uns zu den Empire Bluffs. Hier gibt es einen Blick auf die Dünenlandschaft. Es mag am bewölkten Himmel liegen, dass der Park dem erwarteten Highlight hier nicht gerecht wird.
Der knapp 20 km lange Pierce Stocking Scenic Drive führt auf einer kurvigen Strecke durch den dichten Wald und bietet Aussichten auf den (heute leider eher grauen statt blauen) Glen Lake sowie auf die Küste. Hier kann man immerhin einen schönen Eindruck der zum Teil steil aufragenden Sanddünen genießen. Besonders Aktive sprinten die 140 m Höhe hinab an der Strand, um sich anschließend mühsam (streckenweise auf allen Vieren) wieder hoch zu kämpfen.
Etwas einfacher gestaltet sich dies auf der „Climb Dune", die ebenfalls schöne Küstenblicke bietet.
In dem kleinen ganz charmant wirkenden Ort Glen Arbor gibt es eine touristische Infrastruktur mit netten Unterkünften und Restaurants. Wir finden ein nettes kleines Restaurant für unser Abendessen. Anschließend fahren wir (ganz schön lädiert von der immer noch anhaltenden Erkältung - die Dauerklimatisierung sind wir einfach nicht gewohnt) zurück zum Quartier in Traverse City.
Samstag 03.09.2022 Detroit - Ann Arbor
Für uns geht es weiter nach Detroit. Nach etwa vier Stunden erreichen wir die Stadt, die für die amerikanische Autoindustrie (und ihre Höhen und Tiefen) steht.
Wir fahren direkt zum Henry Ford Museum in Dearborn. Erwartet hatten wir ein reines Automuseum, das die Unternehmensgeschichte und insbesondere die Einführung der Fließbandproduktion veranschaulicht.
Doch das schöne Museum bietet für den hohen Eintritt wesentlich mehr. Natürlich gibt es auch zahlreiche Fahrzeuge (nicht nur Fords), selbstverständlich das Model T, darüber hinaus aber auch eine faszinierende Bandbreite der amerikanischen Kultur mit vielen Geschichten dazu. Selbstverständlich kommt auch das Flugzeug nicht zu kurz. So gibt es einen Nachbau des Flugzeugs der Gebrüder Wright zu sehen und einen Abriss der geschichtlichen Entwicklung der Luftfahrt. So hatte auch Henry Ford an die Zukunft des Fliegens geglaubt, mit seinem Aviation Center in sieben Jahren aber dennoch einige Millionen Dollar verloren. Sehr schön sind die Präsidenten-Limousinen (u. a. die, in der Kennedy ermordet wurde), das hotdog-förmige Wienermobil und der Original-Bus, in dem Rosa Parks sich weigerte, ihren Platz zu verlassen, um gegen die Rassentrennung zu protestieren.
Noch immer angeschlagen von der Erkältung beziehen wir anschließend unser Quartier in Ann Arbor und verzichten auf eine weitere Besichtigung von Detroit.
Sonntag, 04.09.2022 Ann Arbor
Ein regnerischer, wolkenverhangener Tag erwartet uns. Wir machen eine kleine Erkundungstour. International bekannt ist Ann Arbor (etwa 120.000 Einwohner) aufgrund der zentral im Stadtgebiet gelegenen renommierten University of Michigan. Darüber hinaus haben sich hier zahlreiche Forschungsinstitute, wie u.a. auch das Pharmaunternehmens Pfizer, angesiedelt.
Wir laufen etwas durch das Uni-Gelände und das kleine Stadtzentrum, aber allzu viel Sehenswertes gibt es nicht. Daher fahren wir zum am Huron River gelegenen Argo Park. Hier wird fleißig gepaddelt. Das Naturerlebnis wird leider einmal wieder vom Autolärm beeinträchtigt.
Nachmittags besuchen wir einen ehemaligen Arbeitskollegen von Detlef, der etwa 30 Kilometer von Ann Arbor entfernt in Pinckney wohnt. Auf der Hinfahrt haben wir das Gefühl „in the middle of nowhere“ zu sein. Und ganz falsch ist das auch nicht. Pinckney ist nicht mehr als ein Dorf mit gut 2.000 Einwohnern mit sehr viel Wasser. Als Autofahrer nimmt man die vielen Seen kaum war, da sie sich hinter Bäumen „verstecken“. Bei dem Blick aus dem Wohnzimmer auf den See mit eigenem Bootsanleger (ein eigenes Boot ist hier quasi ein Muss) kann man schon etwas neidisch werden. Auch bei grauem Himmel ist die Bootsfahrt über den mit dem Huron River verbunden See sehr schön. Ein schönes Sommerdomizil, wenn man keine direkte Urbanität braucht. Die Winter können hier allerdings kalt und eintönig werden.
Immerhin gibt es im Nachbarort Chelsey ein BBQ-Restaurant in dem wir sehr gut speisen.
Montag, 05.09.2022 Cleveland
Ursprünglich hatten wir geplant, den Lake Erie auf der kanadischen Seite zu umrunden. Aufgrund der aktuellen Corona-Vorgaben in Kanada nehmen wir davon Abstand, hustend wollen wir den Grenzübertritt lieber nicht wagen. So fahren wir ein wenig auf der US-amerikanischen Seite am See entlang. Bei Toledo verlassen wir Michigan und sind nun im Bundesstaat Ohio.
Das schlechte Wetter begleitet uns auch nach Cleveland. Die Spitzen der Wolkenkratzer sind zum Teil in Wolken gehüllt. In der Innenstadt gibt es einen Stau. Dieser hat weniger etwas mit dem heutigen Labor Day als vielmehr mit der aktuell stattfindenden „Cleveland International Air Show“ zu tun. Mit Stühlen und Picknicktaschen ausgestattet ziehen die Menschen an den See. Wir bezweifeln, dass bei dem bewölkten Himmel viel zu sehen sein wird.
Um dem Chaos etwas zu entgehen parken wir etwas entfernt beim pompösen First Energy Stadium, dem American-Football-Stadion der Cleveland Browns. Gleich daneben steht der futuristische Bau des Great Lakes Science Center. Unser Interesse gilt heute jedoch der Rock and Roll Hall of Fame.
Schon von Außen ist das Museum mit einer Glaspyramide (von I.M. Pei) als Eingangsbereich ein echter Hingucker. Im großzügigen Innenraum werden wir beim Eintreten gleich auf Rock and Roll eingestimmt. Die 1995 eröffnete Hall of Fame ist eine Ruhmeshalle für die Rock and Roll Musiker. Die Entstehung (und anfängliche Verteufelung) dieser Musikrichtung sowie deren Begründer wird sehr schön veranschaulicht. Von allen wesentlichen Künstlern sind Hunderte Devotionalien zu sehen, darunter etwa eine Gitarre von Bill Haley, ein Glitzeranzug von Elvis oder ein Outfit von Lady Gaga. Etwas anstrengend ist die Kakophonie verschiedener Musik, die überall aus schlechten Lautsprechern plärrt.
Seit 1986 wird jedes Jahr eine begrenzte Anzahl neuer Mitglieder in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, wobei die Aufnahme frühestens 25 Jahre nach Erscheinen der ersten Schallplatte oder CD des Künstlers erfolgen kann. Die Auswahl der Persönlichkeiten erfolgt durch ein Komitee von Musikhistorikern. In zahlreichen kleinen Kinos kann man aber etwas ungestörter verschiedener Musik lauschen. Die aktuelle Sonderausstellung ist den Beatles gewidmet. Summa summarum ist das Museum aber ein Ereignis und man kann dort locker einige Stunden verbringen.
Im Regen fahren wir zu unserem gebuchten Quartier. Das Zimmer im Motel 6 Richfield ist aber so abstoßend, dass wir kurz vor der Zeitgrenze noch von der kostenlosen Stornierungsoption Gebrauch machen und uns ein anderes, besseres Hotel in der Nähe suchen. Abends speisen wir passabel mexikanisch.
Dienstag, 06.09.2022 Cleveland
Der regnerische Tag lädt zu keinen Outdoor-Aktivitäten ein. In Cleveland besuchen wir daher das Cleveland Museum of Art (CMA).
Der Eintritt ist erstaunlicherweise kostenlos. Von der unerwarteten Fülle der Ausstellungsstücke sind wir schlichtweg begeistert. Kein Wunder, wie wir später lesen ist das Museum mit einem Stiftungsvermögen von 755 Millionen US-Dollar ausgestattet. Neben umfangreichen Bestände an asiatischer und ägyptischer Kunst beherbergt das Museum eine vielfältige Dauerausstellung aus der ganzen Welt, darunter auch moderne europäische Kunst, zeitgenössische Kunst aber auch mittelalterliche, japanische und koreanische Kunst.
Zu den Künstlern, die durch bedeutende Werke vertreten sind, gehören u. a. El Greco, Rubens, Goya, Turner, Dalí, Matisse, Renoir, Gauguin, Monet, van Gogh und Picasso. Aber auch Werke des späteren 20. Jahrhunderts von z. B. Warhol, Pollock oder Kiefer sind vertreten. Eine grandiose Ausstellung!
Gegenüber des Museums erspähen wir ein Gebäude von Frank O’Gehry-Stil, das wir uns natürlich aus der Nähe ansehen. Das Peter B. Lewis Building ist Sitz der School of Management der Case Western Reserve University. Das Dach aus Edelstahlplatten erinnert an einen Wasserfall. Die Backsteinmauern „scheinen“ sich unter dem Gewicht fast zu verbiegen.
Wir befinden uns im sogenannten University Circle, ein Zentrum in der Nähe der Universität mit diversen Museen und anderen kulturellen Einrichtungen. Ein sehr gepflegtes Viertel mit vielen alten Häuserfassaden und einem tollen Ambiente, dass wir so eigentlich eher in Ann Arbor erwartet hätten. Das ebenfalls kostenlose Museum of Contemporary Art hat leider nur donnerstags bis sonntags auf, lohnt aber auch einen Blick von Außen.
Der anschließende Besuch der Innenstadt entpuppt sich als enttäuschend. Zum einen wirkt alles sehr ausgestorben, teilweise sogar heruntergekommen, zum anderen scheinen hier viele Menschen auf der Straße zu leben. Gleichzeitig sind hier gehobene Sternehotels zu finden, wo man sich schon fragt, welche Gäste hier noch absteigen. Es gibt hier praktisch keine Geschäfte mehr!
Schön anzusehen ist die historische Shopping-Mall „the Arcade“ im viktorianischen Stil. Etwas verwundert darüber, dass kaum ein Geschäft geöffnet hat, stellen wir fest, dass die Mall inzwischen zum Hyatt Hotel gehört.
Ein paar schöne Häuserfassaden sind zu finden, doch so richtig einladend ist der Rundgang nicht. Aus der Stadtsilhouette ragt das „Tower City Center“ heraus, das gerade restauriert wird.
Ohio USA
Mittwoch, 07.09.2022 Cuyahoga Valley Nationalpark - Berlin, Amish Country
Endlich Wetterbesserung! Von unserem Quartier in Macedonia sind es nur wenige Kilometer zum Cuyahoga Valley Nationalpark. Im Besucherzentrum Boston Hill erhalten wir Infos und Karten zu den Wandermöglichkeiten. Die erste beim Besucherzentrum startende Wanderung zum „Blue Hen Fall“ ist leider enttäuschend. Zum einen wird das Naturerlebnis stark vom Autolärm beeinträchtigt, zum anderen hat der Wasserfall aktuell kaum Wasser.
Anschließend fahren wir zu den „Brandywine Falls“ , wo wir versöhnt werden. Dank des Regens der letzten Tage rauscht der Wasserfall gewaltig in die Tiefe.
Bei Ledges laufen wir durch einen schönen Wald und stoßen auf riesige grünbemooste Felsbrocken. Einen sehr schönen Spot für ein kleines Picknick haben wir am Kendall Lake. Das Wasser ist teilweise von Seerosen überzogen. Ein Reiher verteidigt sein Revier gegen Enten, die sich hier sehr wohl zu fühlen scheinen.
Sehr gut gefällt uns auch der Beaver Marsch, auch wenn wir leider keinen Biber zu Gesicht bekommen. Ein Holzplanken-Weg führt zu einem kleinen von Seerosen überzogenen See. Ein paar Schildkröten sonnen sich hier.
Für uns geht es rund 50 Kilometer weiter zum Ohio Amish Country. In den ländlichen Counties Holmes und Wayne ist die größte Amish-Gemeinde der USA beheimatet.
Die Amischen stammen überwiegend von Südwestdeutschen oder Deutschschweizern ab. Als Nachkommen von konservativen deutsch-schweizerischen religiösen Splittergruppen, die im 18 Jh. nach Amerika auswanderten, halten sich die Amish immer noch mehr oder weniger an deren Ordnung (Lebensstil). Viele - wenn auch nicht alle - befolgen die Regeln, nach denen es verboten ist, Strom, Telefone und motorisierte Fahrzeuge zu benutzen. Sie tragen traditionelle Kleidung, bewirtschaften ihr Land mit Pflug und Maultieren und fahren mit Pferdekutschen. Untereinander sprechen die meist Pennsylvaniadeutsch - so wundert es nicht, dass sie auch deutsch verstehen.
Die schöne hügelige Landschaft führt uns nach Berlin. Auf der Fahrt überholen wir etliche Kutschen. In Berlin fahren wir zu Heini‘s Cheese Chalet. Die Produktion, der man ansonsten durch eine Scheibe zusehen könnte, ist für heute bereits beendet. Über 50 Käsesorten werden hier hergestellt und natürlich auch verkauft.
Nachdem wir in Berlin unser Quartier bezogen haben fahren wir nach Mt. Hope. Bei „Mrs. Yoder‘s Kitchen“ speisen wir sehr leckere Amisch-Küche. Das Ambiente ist schlicht und schon allein aufgrund der Größe (offensichtlich ist man auf Bustouristen eingerichtet) wenig einladend. Das Essen hingegen ist sehr gut.
Donnerstag, 08.09.2022 Berlin, Amish County - Port Clinton
In Walnut Creek besichtigen wir die Yoder‘s Amish Farm und erfahren auf einer Führung eine Menge über das Leben der Amish. Die Amischen leben nicht in geschlossenen Siedlungen bzw. Dörfern, sondern durchaus unter Nicht-Amisch Nachbarn. Zuerst besichtigen wir den Stall, den sich Pferde, Esel, Schafe, Kaninchen und auch Hundewelpen teilen. Das Farm Haus wird nicht mehr bewohnt und erlaubt uns daher einen Blick in die spartanische Vergangenheit, noch ohne Strom aber immerhin mit fließendem Wasser aus einem Brunnen. In der Bäckerei wird fleißig gebacken - natürlich mit einem Gasherd.
Amische Haushalte sind nicht an das Elektrizitätsnetz angeschlossen, sondern verwenden gasbetriebene Lampen oder erzeugen für einige Geräte eigene Elektrizität, meistens durch Dieselgeneratoren oder neuerdings mit Solar. Auch Batterien sind erlaubt. Die Installation eines Telefons im Hause ist verboten, nicht aber die Benutzung (z. B. des Telefons des Nachbarn). Da für das moderne Wirtschaftsleben das Telefon immer wichtiger wurde, erlaubten schließlich etliche amische Untergruppen die Installation von Telefonen in Scheunen oder anderen Geschäftsräumen. Nicht selten sind solche Scheunentelefone mit Anrufbeantwortern ausgerüstet, die der Besitzer einmal am Tag abhört, um dann zurückzurufen. Im täglichen Leben werden Kutschen benutzt. Unter Amischen ist der Besitz, jedoch nicht die Benutzung von Autos verboten. Die Benutzung von Zügen und öffentlichen Bussen oder auch Flugzeugen ist ebenfalls erlaubt. Fahrräder (auch Pedelecs) sind erlaubt. Kleidung und Haartracht der Amischen bringen den amischen Glauben, vor allem die Demut, zum Ausdruck und sind zumeist einfach. Die Kleidung soll weder durch Schnitt noch Farbe die Aufmerksamkeit auf den Träger ziehen. Die Männer tragen traditionell geschnittene Anzugjacken mit Stehkragen. Die Hosen haben keine Falten oder Hosenaufschläge. Gürtel werden nicht getragen, sondern Hosenträger. Vorn haben die Hosen eine klappenartige Öffnung, die man mit Knöpfen verschließt. Die typische Kopfbedeckung der männlichen Amischen sind Strohhüte bzw. sonntags steife, breitkrempige Filzhüte. Frauen tragen Häubchen. Eine amische Frau verlässt das Haus nicht ohne Kopfbedeckung. Schon im Teenageralter fangen die Mädchen an, die Häubchen zu tragen. Von verheirateten Männern wird das Tragen eines Bartes verlangt. Schnurrbärte hingegen sind fast überall verboten, da diese an das Militär erinnern. Das Haar von Mädchen und Frauen wird niemals abgeschnitten (auch hier gibt es Ausnahmen); sie tragen die Haare aufgesteckt unter einer Kopfbedeckung. Jegliche Art von Schmuck und Make-up ist untersagt. Mit 18 (Volljährigkeit) können die Jugendlichen entscheiden, ob sie sich taufen lassen und das Amisch Leben führen wollen, oder nicht. Angabe gemäß bleiben 85% bei dieser Lebensform.
Durchaus interessant ist auch die kleine Schule. Die Schüler werden hier (ausschließlich auf Englisch) bis zur 8. Klasse unterrichtet. Fächer wie Chemie oder Physik gibt es nicht. Die Amisch vertreten die Auffassung, dass dieses Wissen ausreichend ist.
Anschließend fahren wir nach Kidron. Donnerstags findet hier die Kidron Auction statt. Auf dem Parkplatz parken einige Kutschen, aber auch Viehtransporter. In der Auktionshalle werden die Tiere - in unserem Fall Kühe - präsentiert und die Interessenten geben ihre Gebote ab, der Auktionsleiter versteigert die Tiere in einen langsamen Singsang, wer bietet, das bekommen wir kaum mit. Ein sehr interessantes Erlebnis. Auf dem Parkplatz findet zudem ein Flohmarkt statt. Neben einigen antiken Gegenständen wird jede Menge Krimskrams angeboten sowie zahlreiche Gewehre und andere Waffen.
In der Nähe liegt das Kaufhaus Lehman‘s. In einer riesigen Scheune können sich hier die Amisch mit allen Geräten versorgen, die ohne Strom funktionieren. Neben Kohleöfen, Petroleumlampen, Gasherden gibt es selbst Kühlschränke, die mit Gas betrieben werden.
Für uns geht es zurück nach Norden an den Eriesee. Zufällig kommen werden wir auf der Durchreise in Milan darauf aufmerksam, dass Thomas Edison hier geboren wurde.
Unser Tagesziel ist Port Clinton. Der kleine Ort (6.000 Einwohner) liegt auf der Marblehead Halbinsel an der Mündung des Portage River in den Eriesee.
Auf der vorgelagerten Catawba Halbinsel gibt es einen kleinen State Park. Eigentlich ist dieser nicht mehr als ein freier Zugang zum See mit Picknickbänken. Die einzige Möglichkeit, am See zu sein, ansonsten reiht sie ein großzügiges Privatgrundstück an ein anderes. Und natürlich gibt es auch hier einen wunderschön gelegenen Golfplatz und ein privaten Yachtclub.
Wir genießen den sonnigen späten Nachmittag mit Blick auf den Lake Erie.
Freitag, 09.09.2022 Port Clinton - South Bass Island
Heute erkunden wir eine der Bass Islands. Hierbei handelt es sich um drei Inseln in der westlichen Hälfte des Lake Erie, nördlich von Sandusky.
South Bass Island ist die größte der Inseln. Die Fährüberfahrt mit der Miller Ferry dauert für die knapp fünf Kilometer 20 Minuten. Wir erreichen die Insel im Süden, etwa zwei Kilometer entfernt von dem Dorf Put-in-Bay. Vom Fährhafen gibt es einen Bus ins Zentrum. Sehr beliebt ist es, sich ein Golf-Kart zu mieten um die etwa sechs Kilometer lange und 2,4 Kilometer breite Insel zu erkunden. Die Tagesmiete von über 50 USD ist uns zu hoch. Wir entscheiden uns daher zu laufen und sind die einzigen, die das tun. Das erste Wegstück führt wenig einladend entlang der Verbindungsstraße zum Zentrum. Vom kleinen Abstecher zum South Bass Island State Park haben wir uns einmal wieder mehr versprochen. Eigentlich ist dies nicht viel mehr als ein Campingplatz im Grünen. Die Saison scheint hier bereits vorbei zu sein, zumindest wird kein Kajak-Verleih mehr angeboten.
Ein kleines Highlight ist die Besichtigung von Heineman‘s Winery & Crystal Cave - allerdings nur wegen der Kristallhöhle. Crystal Cave wurde 1897 von Arbeitern entdeckt, als sie einen Brunnen für das Weingut gruben. Sie ist die größte Geode der Welt. Die Wände dieser kleinen Höhle sind mit Strontiumsulfat bedeckt, einem bläulichen Mineral namens Coelestin. Diese Kristalle sind bis zu 45 cm lang. Von der anschließenden Winery Tour - die erfreulicherweise nicht so lange dauert - sind wir weniger begeistert. Die dazugehörige Weinprobe ist mehr als enttäuschend - die angebotenen Weine waren für uns ungenießbar.
An schönen Privatgrundstücken vorbei nähern wir uns langsam dem Zentrum. Hier wird mit vielen Restaurants, Bars, Biergärten und einem Angebot an kleinen Geschäften den Sommertouristen alles geboten. Im Hochsommer offensichtlich ein Partyzentrum für feierwütige Bootstouristen. Am kleinen Hafen speisen wir ganz entspannt mit Blick auf den See.
Nicht weit entfernt liegt das über 100 m hohe Perry Memorial, dass an die Schlacht auf dem Eriesee im Jahre 1812 erinnert. Admiral Perry besiegte die britische Flotte und sorgte damit dafür, dass das ganze Land südlich der großen Seen an die USA statt an Kanada fiel.
Nach einem kurzen Abstecher zum Nordteil der Insel beenden wir unsere Besichtigung. Mit dem Bus geht es zurück zum Fähranleger. Die Insel muss man nicht unbedingt gesehen haben.
Abends kaufen wir eine Flasche 'richtigen' Wein und genießen diesen (natürlich in einer Papiertüte verpackt) direkt am Seeufer bei schönem Sonnenuntergang und sehen den Vögeln am Wasser zu.
Samstag, 10.09.2022 South Bend - Chicago
Heute beenden wir unsere Große Seen-Rundtour. Auf der Fahrt nach Chicago kommen wir nun auch noch in den Bundesstaat Indiana.
In South Bend besichtigen wir das Studebaker National Museum. Das 1852 gegründete Unternehmen war ursprünglich ein Karosseriebauer, der Waggons, Buggys, Kutschen und Geschirre herstellte. Studebaker stieg 1902 mit Elektrofahrzeugen und 1904 mit Benzinfahrzeugen in das Automobilgeschäft ein. Die ersten vollständig von Studebaker hergestellten Benzinautos wurden im August 1912 auf den Markt gebracht. Nach finanziellen Schwierigkeiten durch die Finanzkrise im Jahr 1929 wurde das Unternehmen 1933 insolvent, konnte aber gerettet werden. Gut 30 Jahre später verpasste man dann den Anschluss, so dass der letzte Studebaker 1966 produziert wurde. Die Sammlung umfasst mehr als 80 Fahrzeuge und stellt mit zahlreichen Fotos und Displays die Geschichte des Studebaker-Konzerns sehr gut da. Ausgestellt sind Waggons, Landmaschinen, Kutschen, Autos, Lastwagen und Militärfahrzeuge, die während des Ersten und Zweiten Weltkriegs gebaut wurden.
Ein Highlight ist die von Präsident Abraham Lincoln benutzte Kutsche sowie Kutschen mehrerer anderer US-Präsidenten und Würdenträger. Natürlich ist auch die „Stil-Ikone“ Avanti aus dem Jahre 1963 zu sehen - jede Zeit hat wohl ihren eigenen Geschmack. Der Commander Starliner (1952) oder der Golden Hawk (1956) gefallen uns persönlich besser. Eine sehr schöne Ausstellung, die den Zwischenstopp auf jeden Fall wert war.
Auf der letzten Etappe nach Chicago wird uns wieder eine Stunde „geschenkt“.
Montag, 12.09.2022 Oak Park
Nachdem der vergangene Sonntag im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen ist - starke Regenschauer luden nicht zu irgendwelchen Aktivitäten ein, fahren wir heute nach Oak Park, einem westlichen Vorort von Chicago (etwa 16 km entfernt).
Oak Park ist zum einen der Geburtsort des berühmten Schriftstellers Ernest Hemingway. Zum anderen hat der renommierte amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright die ersten 20 Jahre seiner Karriere von 1889 bis 1909 in Oak Park verbracht und die weltweit größte Konzentration an von ihm gestalteten Bauwerken hinterlassen. Im Frank Lloyd Wright District gibt es Dutzende Privathäuser und mehrere öffentliche Gebäude im charakteristischen, von Wright geprägten Präriestil.
Mit dem Auftrag (1905) zum Bau des Unity Temple (eine Kirche der unitarisch-Religionsgemeinschaft der UUA, der auch seine eigene Familie angehörte) wurde Wright bald berühmt. Der 1908 fertiggestellte Tempel gilt als eines der herausragenden Werke des Architekten und als eines der frühesten Zeugnisse der Moderne. Er hat in der Nachfolge andere Architekten von Mies van der Rohe bis hin zu Frank O'Gehry beeinflusst. Das Gebäude gehört heute zum Weltkulturerbe.
Die tragenden Strukturen des Unity Temples bestehen ausschließlich aus Stahlbeton. Um eindringenden Außenlärm zu mindern, verzichtete Wright auf Fenster im Erdgeschoss. Die Beleuchtung erfolgt ausschließlich durch Buntglasfenster im Obergeschoss und im Dachbereich. Diese wurden in grün, gelb und braun gehalten, was in der Wirkung natürlichem Licht recht nahekommt. Der Gottesdienstraum hat im Erdgeschoss zwei unterschiedlich hohe Ebenen. Hinzu kommen zwei übereinander angeordnete Balkone. Dies ermöglichte es, die für die Gemeinde erforderliche Sitzplatzzahl zu erreichen, ohne dass irgendein Platz weiter als 12 Meter von der Kanzel entfernt ist. Diese hervorragende Nutzung eines beschränkten Raums wird durch dekorative Elemente unterstrichen, die Wright ebenfalls entwarf. Die Akustik des Raumes ist hervorragend. Die Karriere, die in Oak Parks begann, endete mit dem Bau des Solomon R. Guggenheim Museums in New York City.
Im Regen macht es wenig Spaß, an weiteren Häusern vorbeizulaufen. Das kleine Zentrum von Oak Park ist ganz nett. Es gibt jede Menge Gastronomie und kleine Geschäfte.
Dienstag - Donnerstag, 13. - 15.09.2022 Chicago
Die letzten Tage verbringen wir in Chicago. Sehr gut gefallen hat uns eine eineinhalb stündige Architektur-Führung, die vom Chicago Architecture Center durchgeführt wird. An beispielhaften Gebäuden wird die Architektur-Geschichte, beginnend nach der großen Brand (1871) bis zu den modernen Gebäuden sehr anschaulich vermittelt.
Auf einer Fluss- und See-Bootstour (Anbieter: Wendella) erhalten wir vom Chicago River aus einen anderen Blick auf die Hochhäuser und vor allem dann vom Lake Michigan aus einen tollen Blick auf die gesamte Skyline. Der Guide auf dem Boot textet uns allerdings derart zu, dass man die Informationsmenge kaum behalten kann.
Bei unseren Rundgängen durch die Innenstadt von Chicago haben wir uns nicht unwohl gefühlt, obwohl die Kriminalität zuletzt stark angestiegen sein soll. Aus diesem Grund haben wir allerdings auch von abendlichen oder gar nächtlichen Touren Abstand genommen. Die Theater - und Konzertsaison hatte allerdings auch noch nicht wieder begonnen, sonst hätten wir zumindest versucht, das Chicago Symphony Orchestra zu hören.
Ein letztes Highlight war der Besuch des Chicago Botanical Garden. Eine wunderschöne Parkanlage mit wunderschönen Anlagen, unterstützt durch Hunderte Freiwillige. Wir haben selten so gepflegte Gewächshäuser gesehen.
Fazit
Die Großen Seen standen schon lange auf unserer Reise-Bucket-Liste. Chicago ist eine tolle Großstadt, die vor allem herausragende Großstadtarchitektur und Kunst und Kultur bietet. Unsere Reise war überaus abwechslungsreich, da wir es geschafft haben, jeden Tag immer etwas Anderes zu unternehmen. Die anderen Städte waren alle mäßig interessant, hatten aber immer einzelne für uns interessante Sehenswürdigkeiten. Die Natur bot zwar einige interessante Parks und Seeneindrücke, ist aber in der Summe doch ziemlich eintönig. Es gibt wenige Hügel, endlos viel Wald und zwar unendlich viel Wasser, dass aber aber besser per Boot bereist werden sollte. Unser Natur-Highlight war der Pictured Rocks National Lakeshore in Michigan (UP).
Wie immer haben wir bestätigt gefunden, dass man in den USA einfach reisen kann und überall gute Infrastruktur vorhanden ist. Wer schöne individuelle Hotels/Resorts sucht, der findet in dem Gebiet der Großen Seen wenig oder muss tiefer in die Tasche greifen. Abgesehen von mittlerweile sündhaft teuren Steakhäusern ist das gastronomische Angebot eher beschränkt (außer natürlich in Chicago). Da wir diesmal einige Tage bei Bekannten verbracht haben und mehrfach von deren Freunden eingeladen waren, haben wir etwas tiefer in das Leben der Menschen Einblick nehmen können. Erschreckend war, selbst mitzuerleben, wie tief gespalten die Gesellschaft ist und zwar entlang der politischen Parteien. Anhänger der Republikaner, insbesondere von Trump, beschimpfen die Anhänger der Demokraten, die Risse gehen mitten durch die Familien und Freundeskreise. Rassismus ist wieder auf dem Vormarsch. Und wie langfristig das Lebensmodell mit exorbitantem Energieverbrauch und Müllproduktion aufrecht erhalten werden soll, das erschließt sich uns nicht wirklich.
So hatten wir eine sehr abwechslungsreiche Reise mit tollen Eindrücken und Erlebnissen. Nochmals werden wir sicher nicht in diese Region reisen, da wir nicht unbedingt Fans von Angeln, Bootfahren oder Golfen sind.